Müglitztal-Nachrichten

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Mit Errichtung der Uhrenindustrie in Glashütte begann neben der Entfaltung des wirtschaftlichen Lebens auch eine fruchtbare kulturelle Entwicklung in der Stadt. Moritz Großmann begann in den 1860er Jahren anfänglich in Selbstverlag mehrere wissenschaftliche Schriften zu publizieren, welche preisgekrönt weit über die Grenzen von Sachsen fachliche Beachtung fanden. Noch viele literarische Arbeiten folgten bis in sein letztes Lebensjahr. Neben seiner bedeutenden beruflichen Tätigkeit engagierte sich Großmann auch aufopferungsvoll für die gesellschaftlichen und sozialen Belange der Stadt. Zwölf Ehrenämter in der Stadt begleitete er aktiv.

In umliegenden Städten existierten bereits Mitte des 19. Jh. Buchdruckereien und es entstanden erste regelmäßig erscheinende Heimatzeitung. In Dippoldiswalde wurde beispielsweise die "Weißeritz-Zeitung" gedruckt und in Altenberg wurde das Wochenblatt "Der Bote am Geising" (ab 1866 "Der Bote vom Geising") herausgegeben. Moritz Großmann hatte den Buchdruckereibesitzer Alfred Helmert in Frauenstein kennengelernt und diesen zu bewegen gesucht, nach Glashütte überzusiedeln. Helmert folgte der Anregung, trotzdem Großmann im Januar 1885 gestorben war, auf dessen tatkräftige Unterstützung er allerdings gehofft hatte. Zunächst richtete Helmert eine Druckereiniederlassung im April 1885 im Gasthof "Zum Goldenen Glas" im linken Erdgeschoss ein. Am 1. Juli 1885 gründete er die wöchentlich dreimal (Dienstag, Donnerstag und Sonnabend) erscheinende "Müglitztal-Zeitung" noch in Frauenstein. Von dort sandte er die gedruckten Zeitungsexemplare nach Glashütte an Uhrmacher Bernhard Richter, der die Übermittelung an die Abonnenten besorgte. Vielfache Unterstützung erfuhr die neue Zeitung durch den damaligen Stadtrat C. Kohl, durch den Handwerkerverein, sowie durch die Kaufleute und Industriellen der Stadt, die das neue Unternehmen begeistert begrüßten und das Blatt mit Insectionsaufträgen bedachten. Zur Anschaffung von Hilfsmaschinen stand Helmert nur ein sehr bescheidenes Betriebskapital zur Verfügung. Noch im Jahre 1885 verlegte er seine Druckerei nach der Müglitztalstraße in das Haus des Uhrmacher William Weicholdt [Ortsl.-Nr. 187 d, heute etwa am Standort Altenberger Str. 1] und von dort 1886 in das Haus von Uhrmacher Gustav Jungnickel gegenüber der Uhrmacherschule [Ortsl.-Nr.113, heute Hauptstr. 24]. Auf Grund eines schweren körperlichen Leiden, der die Ausübung des Berufes unmöglich machte, musste Alfred Helmert sein junges Unternehmen verkaufen.Im Sommer 1888 kam dieser Kauf zu stande und Helmert zog nach Dresden, wo er weiterhin als Zeitungsredakteur tätig war.

Der neue Besitzer Buchdrucker Oltersdorff aus Berlin übernahm am 31. August 1888 die Druckerei und Zeitung, welche fortan den Namen "Müglitztal-Bote" führte. Auch Oltersdorffs Kräfte waren der aufreibenden Tätigkeit der Redaktion und Drucklegung einer Zeitung nicht gewachsen. Auch waren die Erträgnisse des Geschäfts zu gering, um bessere Hilfskräfte heranzuziehen. Daher ging das Unternehmen im Jahre 189 in die Hände des Buchdruckers Theodor Güldner aus Dippoldiswalde über. Auch dieser arbeitete einige Jahre energisch an der Ausgestaltung des Blattes. Das Zeitungsformat wurde vergrößert. Güldner nutzte den Bezug von einer auf beiden Innenseiten bereits fertiggedruckten sogenannten "Normalzeitung" und stellte selbst nur die erste und vierte Seite in Glashütte her. In den Jahren 1896/97 wurde sogar nur die letzte Seite als Lokalblatt erstellt. Wirtschaftliche Schwierigkeiten veranlassten erneut einen Inhaberwechsel.

Anfang Mai 1897 übernahm der Buchdrucker Hermann Noack aus Ebersbach/Sa. die hiesige Buchdruckerei nebst der Zeitung, die noch von Güldner den Namen "Müglitztal-Nachrichten" erhalten hatte. Den Erscheinungsintervall von 3 x wöchentlich beschränkte Noack alsbald auf eine Mittwochs- und eine Samstagsausgabe, welche er aber nun selbst redigiert und vollständig in seiner Druckerei herstellte. Im Laufe der Jahre war es ihm gelungen, sich die Sympathien fast aller Kreise der stetig zunehmenden Bevölkerung zu erringen. In kurzer Zeit entwickelte sich das Druckereigeschäft und auch die Zeitung äußerst erfolgreich. Sehr förderlich war dem Zeitungsunternehmen der in der Amtszeit des Bürgermeister Dr. Wagner gefaßte Beschluß des Stadtgemeinderats, alle Bekanntmachungen der Stadtbehörde in den "Müglitztal-Nachrichten" zu veröffentlichen. Historisch gesehen war somit diese Zeitung der Vorläufer des heutigen Amts- und Mitteilungsblattes der Stadt Glashütte. Anfang des 20. Jh. erwarb Hermann Noack das Haus auf der Hauptstr. 12 [in diesem Haus befand sich die erste Werkstatt von F. A. Lange nach Ansiedlung in Glashütte] und richtete dort im Hinterhaus seine Buchdruckerei und Zeitungs-Redaktion ein.

Spürbare Veränderungen für die Zeitung gab es in der Kriegszeit der 1940er Jahre. Die "erforderliche Konzentration aller Kräfte im Interesse der Kriegswirtschaft" veranlasste die Redaktionen der "Müglitztal-Nachrichten" in Glashütte und den "Boten vom Geising" in Altenberg miteinander zu verschmelzen. Ab 3. Juni 1941 gab es die erste Ausgabe unter dem neuen Namen "Müglitztal- und Geising-Bote". Druck und Verlag lagen nunmehr in Altenberg bei F. A. Kuntzsch. Für Glashütte wurde diese Maßnahme als Fortschritt gewertet, da anstatt zweimal wöchentlich, nun dienstags, donnerstatgs und sonnabends 14 Uhr eine Zeitung ins Haus kam. 1945 wurde das Erscheinen der Zeitung endgültig eingestellt.

Im Hause der Buchdruckerei Noack in Glashütte vollzog sich im Juni 1941 ein Generationswechsel. Der Sohn Herbert Noack übernahm die Druckerei, samt Buch-, Papier- und Schreibwarenhandlung und führte es auch nach Kriegsende auf der Hauptstraße 12 fort. Mehrere Drucksachen sind für die Glashütter Bevölkerung weiterhin in diesem handwerklichen Betrieb erledigt wurden.