Awtowelo SAG

Aus Watch-Wiki
Version vom 22. Januar 2019, 18:31 Uhr von Fuchsgiro (Diskussion | Beiträge) (→‎Uhren- und Maschinenfabrik Thiel, Ruhla)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Seite eines Thiel-Uhrenkatalog von 1951

Awtowelo SAG / Автовело SAG

Sowjetische Aktiengesellschaft

Der sowjetischen Aktiengesellschaft (SAG) Awtowelo gehörten folgende Betriebe an:

"Eisenacher Motoren Werk" (EMW) - ehemals zu BMW gehörig,
"Jagdwaffenschmiede Suhl"
"Suhler Fahrzeugwerk Simson"
"Uhren- und Maschinenfabrik Thiel, Ruhla" - ehemals Gebrüder Thiel GmbH Ruhla


Thiel Uhren- und Maschinenfabrik, Ruhla

Genaraldirektor Iwan Iwanowitsch Botscharow, Foto von 1975
Messestand 1950

Im Befehl 311 des Chefs der Sowjetischen Militäradministration des Lands Thüringen, Generalmajor Kolesnitschenko, vom 19. Juli 1946 hieß u.a.: "... befehle ich für die ehemaligen Thiel-Betriebe: Den Herrn Wolz und Bittner die Uhren- und Werkzeugmaschinenfabriken Gebr. Thiel und alle ihre Vermögenswerte für Rechnung der Reparationsleistungen Deutschlands an die UdSSR dem Genossen Botscharow, Iwan Iwanowitsch, welcher als Generaldirektor des genannten Werkes eingesetzt und als sowjetische Aktiengesellschaft für Präzisionsmaschinen zur Übernahme und zur Verwaltung des Betriebs bevollmächtigt ist, zu übergeben."
Tatsächlich wurden die Firma erst am 28. Juli 1946 an die Sowjetische Aktiengesellschaft für Präzisionsmaschinen Awtowelo übergeben.

Die ehemalige Gebrüder Thiel GmbH Ruhla firmierte nun unter Thiel Uhren- und Maschinenfabrik, Ruhla, SAG für Präzisionsmaschinenbau, Berlin-Weißensee.

In Ruhla und Apolda waren die technisch-technologischen Voraussetzungen gegeben, Uhren aus dem Vorkriegsprogramm der Gebrüder Thiel GmbH Ruhla herzustellen (Armbanduhren Thiel Start und Thiel Hektor sowie Taschenuhren Thiel Regular, Thiel Norma und Thiel Saturn).

Bereits im Juli 1945 wurden durch 320 Mitarbeiter wöchentlich 1075 Taschenuhren, 893 Arnbanduhren und eine 1 Maschine Duplex 58 produziert. (Quelle: "Moskau-Ruhla-Minsk in unverbrüderlicher Freundschaft verbunden" DDR 1985)

Vom bereits 1945 entwickelten Wecker Modell 6 werden 1946 64.192 Stück hergestellt.
Im Juli 1946 produzierten 1042 Mitarbeiter ca. 54.000 Taschen- und Armbanduhren und 25 Werkzeugmaschinen.
Im September des gleichen Jahres waren bereits wieder 1.506 Mitarbeiter beschäftigt. Der Durchschnittslohn für Arbeiter lag bei 160 RM, für Angestellte bei 311 RM und für Lehrling bei 35 RM im Monat. Ein großes Problem um den Umfang der Vorkriegs-Produktion wieder zu erreichen, war der Mangel an ausgebildeten Fachleuten. So setzte sich die Belegschaft zu dieser Zeit aus 198 Angestellten, 646 Ungelernten, 266 Angelernten und 396 Facharbeitern, davon nur 3 Uhrmacher, zusammen. Deshalb wurde ein großes Ausbildungsprogramm aufgelegt.
Von den insgesamt 655.000 Uhren und 380 Maschinen die 1946 produziert wurden, ging der Großteil in die Sowjetunion (als Reparationsleistung). 170.000 Uhren und 4 Maschinen wurden in die sowjet. Besatzungszone verkauft. Erstmals gab es wieder einen Export von 435 Uhren ins kapitalistische Ausland.

Im Sommer 1947 bildete man bereits 93 Lehrlinge (Ausbildung 2-3½ Jahre), 97 Anlernlinge (Kurse von 6-12 Monate) und 10 kaufmännische Lehrlinge aus.
Auch durch die aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Arbeiter, verfügte die SAG zum 1. Oktober 1947 schon wieder über 786 Facharbeiter. Die Belegschaft wuchs auf 2.398 Arbeiter, die in diesem Jahr 930.000 Uhren und 684 Maschinen herstellten.
1947 stellen die Thüringer wieder auf der Leipziger Frühjahrsmesse aus.


1948 verließen 1,273 Mill. Uhren und 875 Maschinen im Wert von 16,352 Mill. DM die Produktionshallen in Ruhla.
Im gleichen Jahr wird mit der Produktion der 15-steinigen Herrenarmbanduhr Thiel Präzisa begonnen. Dieses 10½-linige Werk war mit massivem Gestell, Schweizer Ankerhemmung und Kupplungsaufzug ausgerüstet.
Der Export stieg auf 49.000 Uhren und 67 Maschinen und im Folgejahr auf 67.000 Uhren und 77 Maschinen. Ab 1. Februar 1948 gab es eine hauptamtlichen Betriebsarzt und ein Jahr säter kam eine Zahnarztpraxis dazu.


1949 war die Produktion wieder auf Vorkriegsniveau.


1950 produzierte man in Ruhla 2,290 Mill. Uhren und 870 Maschinen im Wert von 30,164 Mill. DM.


1951 werden die ersten 150 Schachuhren für die Weltfestspiele in Berlin ausgeliefert. Für die Schachuhr werden 2 Werke des Wecker Modell 6 ohne Weckwerk verwendet. Aus dem Uhrwerk Thiel Start entsteht das mit indirekter Zentralsekunde erweiterte Thiel Chronos.


Am 1. Mai 1952 wurde die Uhren- und Maschinenfabrik Thiel, Ruhla an die DDR / in Volkseigentum übergeben. Es entstand der VEB Uhren und Maschinenfabrik Ruhla. Erster Werkdirektor wird Fritz Wenzel.

>>> weiter >>>

Weiterführende Informationen

Archiv


Literatur

Autoren: Artur Kamp, Klaus Mleinek, Rainer Paust
Herausgeber: Förderverein Uhrentradition Ruhla e.V.
ISBN 978-3-00-037522-4
Bestellformular|
1. Auflage (2005): Herausgeber: Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e.V.; ISBN 3927987913 ISBN 978-3927987913
2. Auflage (2012): Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Chronometrie (DGC); ISBN 978-3-941539-99-0
  • Moskau-Ruhla-Minsk in unverbrüderlicher Freundschaft verbunden;
    Autor: Harald Korhardt;
    Herausgeber: SED-Parteileitung VEB Uhrenwerke Ruhla; DDR; 1985