Bericht von der Eröffnungsfeier des Deutschen Uhrenmuseums Glashütte - Nicolas G. Hayek

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Bericht von der Eröffnungsfeier des Deutschen Uhrenmuseums Glashütte - Nicolas G. Hayek

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte
Die Zifferblätter der Kunstuhr von Hermann Goertz

Die "Reise durch die Zeit" beginnt für den aufmerksamen Betrachter bereits symbolträchtig auf dem Vorplatz des Museums: Wo sich einst die Blumenuhr und der Brunnen befanden, sind heute zwölf schwarze Striche in den gepflasterten Boden eingelassen. Zwölf Monate hat auch das Jahr. Ebenfalls nicht zufällig gewählt ist die Anzahl der Stufen zwischen den zwei Etagen des Museums: Vierundzwanzig Stunden hat ein Tag, vierundzwanzig Stufen steigt auch jeder Besucher über die Wendeltreppe des neuen Deutschen Uhrenmuseums zu den oberen Ausstellungsräumen.

Die Symbiose aus der Fachkompetenz des Museumleiters Reinhard Reichel und des
Stuttgarter Ateliers Brückner läßt schon hier die Erwartungshaltung für den sachkundige Betrachter bei dieser Ausstellung in die Höhe schnellen. Bereits in der Eingangshalle erwartet die Besucher eine ganz besondere Uhr: Die Kunstuhr von Hermann Goertz. Die Tierkreiszeichen an den Deckenbalken bilden eine gelungene Einheit zu dieser astronomischen Uhr.

Das einstige Museum bot eine Ausstellungsfläche von 52 Quadratmetern. Heute stehen 1000 Quadratmeter - verteilt auf zwei Etagen - für rund 400 Exponate zur Verfügung. Bei den ausgestellten Uhren beschränkt sich das Museum ausschließlich auf Stücke Glashütter Herkunft. Den Grundstock bildet dabei die historische Sammlung des Technischen Kabinetts, einst von Adolf Görgel, Günter Freise und Ernst Frankenstein zusammengetragen, die heute durch Exponate der Manufaktur Glashütte Original und weitere 40 Leihgaben ergänzt wird.

Ferdinand Adolph Lange (1815-1875)

In chronologischer Abfolge wird die Geschichte der Stadt Glashütte und die Entwicklung der Uhrenindustrie eindrucksvoll dargestellt. Im Dezember 1845 gründete Ferdinand Adolph Lange mit Hilfe eines Darlehens der Königlich Sächsischen Regierung in Glashütte die Firma A. Lange und legte damit den Grundstein für die gesamte Glashütter Uhrenindustrie.

Eine Taschenuhr aus den Anfangsjahren

Wer heut die modernen Produktionsstätten dieser weltweit bekannten Glashütter Uhrenhersteller sieht, mag kaum glauben, daß sich die erste bescheidene Produktionsstätte von Ferdinand Adolph Lange in der Mansarde eines Glashütter Wohnhauses befand. Die ersten Uhren aus dieser Zeit waren noch mit "A. Lange Dresden" signiert.

Binnen kurzer Zeit entstanden weitere 16 Firmen im Ort. 1852 gründete Assmann die Deutsche Anker-Uhren-Fabrik, 1854 macht sich Moritz Großmann mit der Taschenuhrenfabrikation M. Großmann/Glashütte selbständig, ...

Reinhard Reichel sagte in einem Interview: "Wir können heute noch belegen, wo welche Firma ihren Sitz hatte."

Aber auch die dunklen Kapitel der Zeitgeschichte spart die Ausstellung nicht aus. Die Zeitmessung war seit jeher auch ein militärstrategischer Faktor. So wurden in Glashütte nicht nur Fliegerchronographen von der UROFA für die Wehrmacht hergestellt, sondern auch

Urofa Fliegerchronograph von 1941

Zeitzünder und Marinechronometer. Die Glashütter Chronometerbauer nahmen regelmäßig an den Chronometer-Wettbewerben der Deutschen Seewarte Hamburg teil. Der Glashütter Chronometermacher Richard Grießbach gehörte der Prüfungskommission an. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges trafen die Stadt Glashütte dann auch dementsprechend schwer. Einen Tag vor Kriegsende wurde Glashütte bombardiert. Wie alle Siegermächte war auch die Sowjetische Militäradministration (SMAD) auf der Suche nach kriegswichtigen Gütern.

Russische Offiziere überwachen in Glashütte den Abtransport demontierter Maschinen

Bei diesen Themen wechselt die Farbe der Vitrinen in ein wehmütiges Grau. Eine Kiste gefüllt mit Holzwolle soll an den Abtransport erinnern.

Die Dokumentation der Nachkriegszeit erhielt einen eigenen großen Raum: "Ohne die vierzigjährige Uhrenproduktion in der DDR würde heute hier nichts mehr ticken," meint Reinhard Reichel. 300 Armbanduhren sind hier ausgestellt.

Am Ende des Rundganges schlagen Metronome den Takt.