Emery, Josiah
(siehe auch: Emery)
Englischer Uhrmacher Schweizer Herkunft
Josiah Emery, Charing Cross, wurde 1725 im Schweizer Kanton Vaud geboren und ließ sich als Uhrmacher in London nieder. Bekanntheit erlangte er zunächst durch die Herstellung exakt gehender Uhren mit Zylinderhemmung. Später wandte er sich ganz den Präzisionsuhren mit Anker- und Chronometerhemmung und Kompensationsunruh zu. Er gilt als einer der Pioniere der Ankerhemmung. Die wenigen erhaltenen Stücke sind hervorragend verarbeitet und sehr robust.
Josiah Emerys modifizierte Ankerhemmung.
Am 22. Juli 1776 schreibt Graf Brühl, sächsischer Gesandter am englischen Hof, an Thomas Mudge und fragt an, ob er von ihm ein Modell der Hemmung für Josiah Emery erhalten könne, wie sie in der "Queen Charlotte-Uhr", der allerersten Anker- Taschenuhr, die Mudge 1771 fertigstellte, verwendet wurde. Nach anfänglicher Ablehnung liefert Mudge das Modell wenige Zeit später. 1782 wird Emerys erste Anker-Taschenuhr für den Grafen Brühl fertig; sie ist nach Mudges Modell gebaut und hat, im Gegensatz zur Mudges "Queen-Charlotte-Uhr", einen "straightline-Aufbau", d.h. Unruh-, Anker- und Ankerrad-Wellen liegen auf einer Linie; Emery hielt sich an dieses Vorbild. In der frühen Form seiner Hemmung verwendet Emery Mudges Arrangement mit zwei Saphir-Nocken auf der Unruhwelle, die sich in zwei Ebenen befinden und mit den beiden ebenfalls in zwei Ebenen befindlichen Gabelhörnern des Ankers korrespondieren. Etliche Jahre später ändert Emery die Konstruktion, verlegt alles in eine Ebene und verwendet statt der Saphir-Nocken auf der Unruhwelle eine bewegliche Rolle.
Man kann behaupten, dass letztendlich der Entwurf Emerys für den Erfolg von Mudges Ankerhemmung verantwortlich war. Emery verwendete wohl mehr Lagersteine, der entscheidende Unterschied jedoch ist Emerys Verwendung einer Doppel-S-Kompensationsunruh, welche auf eine Idee Arnolds zurückgeht. Wie wichtig Emerys Ideen, seine Arbeit, seine Uhren waren, geht einmal mehr daraus hervor, dass französische Uhrmacher, u.a. Breguet, seine Hemmung überarbeiteten. Wie es scheint, gehen auch die Ankeruhren von Pouzait auf Emery zurück, der ihm bei mindestens einem Besuch in seinem Heimatland Informationen gegeben haben könnte.
Um die Mitte des Jahres 1782 erhält Jean Baptiste Gaspard Bochart de Saron (1730-1794), der Präsident des Pariser Parlaments, als einer der ersten in der Klientel Emerys eine Taschenuhr mit Ankerhemmung für 90 Guineas. Nach Jonathan Betts in "Josiah Emery, Part 4, The Surviving Lever Watches" ist sehr wohl möglich, dass die vorliegende Uhr No. 908 diese Uhr gewesen ist (Jonathan Betts in "Josiah Emery, Part 4,The Surviving Lever Watches, Antiquarian Horology, Winter 1996, Seite 136).
Viele zur damaliger Zeit bedeutende Persönlichkeiten besaßen Anker-Taschenuhren von Josiah Emery, wie zum Beispiel der englische Prinzregent, der Duke of Sussex (sogar drei Stück) und der berühmte Admiral Horatio Nelson, der seine Uhr in der Tasche trug, als er in der Seeschlacht von Trafalgar fiel (heute im National Maritime Museum in Greenwich).
Josiah Emery hat nach eigenen Aussagen zwischen 1782 und 1793 ca. 38 Ankertaschenuhren verkauft, nur 22 Stück sind noch erhalten.
Am 2. April 1781 wurde er zum "Honorary Freeman" (Ehrenmitglied) der Clockmakers Company ernannt.
Josiah Emery verstarb 1797.
Weiterführende Informationen
Literatur
- Lexikon der Uhrmacherkunst, Carl Schulte: Emil Hübners Verlag Bautzen 1902
- Watchmakers & Clockmakers of the World; Autor: Baillie, G. H.; ISBN 140679113X, Seite 100
- Jonathan Betts in "Josiah Emery, Part 4,The Surviving Lever Watches, Antiquarian Horology, Winter 1996, Seite 136.
Quelle
- Auktionen Dr. H. Crottl; Auktion 15/16 Mai 2015