Hoser, Victor (2)

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(siehe auch Hoser)

Ungarischer Uhrmacher und Mechaniker

Bodenstanduhr von Viktor Hoser, hergestellt in 1899. Budapester Museum für Angewandte Kunst
Apród Straße 1-3 um 1930, Geschäft von Victor Hoser mit direkt daneben die große Eingangstür zum Geburtshaus von Dr. Ignác Semmelweis (1818-1865) in Buda
Anzeige Victor Moser um 1932
Klemmungsfreie Gabelfürung Victor Hoser
PPU der Firma Bahnzeit / Trapp mit Klemmungsfreie Gabelfürung nach Victor Hoser

Victor Hoser (Hóser) junior wurde 1872 geboren als Sohn des Uhrmachers Victor Hoser senior und Enkel von András (Andreas) Hoser. Die Uhrmacherfamilie stammte ursprünglich aus Wien. Johann Michael Hoser (1786-1824) war Uhrmacher in Wien, er war der Vater von Andreas Hoser, und Györgys (Georg) Hoser. Er war Ausserdem der Urgroßvater von Ferdinand Hoser. András und Györgys Hoser kamen um 1815 nach Budapest und Gründeten 1820 ihren Geschäft. Der Sohn von Georg, János war Goldschmied. Die Familie war wohnhaft in Pest, einem Teil des heutigen Budapest. Victors Firma befand sich ursprünglich am Ferenciek tere (Franziskanerplatz). Er siedelte um in den Bezirk Tabán, im Apród Straße in Buda. Zu Ehren des 150. Jahrestages der Hoser-Uhrmacher-Dynastie wurde 1935 eine neue Laden mit Werkstatt eröffnet auf dem Atilla Boulevard 48. Da Hoser nicht wusste, wie das von László Fazekas entworfene moderne Portal aufgrund des geplanten Wiederaufbaus von Tabán in das Gebiet passen würde, erhielt er von den Baubehörden nur eine vorübergehende Genehmigung für den Umbau. Hoser konnte hier jedoch nur 10 Jahre arbeiten. Währenddessen wurden die umliegenden dörflichen alten Häuser von Tabán nacheinander abgerissen. Trotzdem konnte das Unternehmen weiterhin gut funktionieren. Während des zweiten Weltkrieges wurde die Häuserreihe am Attila Boulevard schwer getroffen und und die Firma musste wieder umziehen. Hoser nahm seine Aktivitäten wieder auf, sein erster Assistent, Károly Tilly, setzte seine Arbeit in der Einkaufsstraße in der Nähe des Rathauses fort.

Victor wurde ein bekannte Uhrmacher von ausgezeichnetem Ruf. Er war Vorstandsmitglied des ungarischen Uhrmacherverbandes, genau wie sein Vater. Für die Budaer war er am bekanntesten für die Uhr, die er außerhalb der technischen Universität aufstellte. Diese Uhr steht seit 1912 an der Wand des Universitätsgebäudes in der Múzeum-Straße 6-8. Auf dem Zifferblatt steht der Name des Herstellers. Viktor Hoser verband die äußerst genaue Uhr der Abteilung für Astronomie mit dieser und nutzte dabei die Genauigkeit der elektronischen Steuerung. Als das Gebäude rekonstruiert wurde, wurde das Uhrwerk auch von Vályi Huba (1941-2020) restauriert. Heute ist es genauer als je zuvor.

Vor einigen Jahrzehnten gab es in Budapest kaum Menschen, die nicht eine halbe Minute vor dem Boulevard des Technischen Universitätsmuseums stehen geblieben wären und ihre Uhr auf die stets genaue Zeit ausgerichtet hätten, die unter den Arkaden tickt. Diese einfache Uhr, geschützt durch Eisenstangen, wurde von allen geliebt und mit einigem Respekt betrachtet, da sie als die einzige authentische und absolut zuverlässige Uhr in der Hauptstadt angesehen wurde. Als am 10. Januar 1924 das Messinggewicht der berühmten Uhr gestohlen wurde, beklagten sich die Pestianer zu Recht: "Die einzig genaue Uhr in der Hauptstadt hat aufgehört!" Es ist heutzutage schwer vorstellbar, aber der damals scheinbar unbedeutende Fall schockierte das Publikum. Die Uhr, die jetzt über hundert Jahre alt ist und vor einem Jahrzehnt restauriert wurde, funktioniert immer noch zuverlässig, obwohl immer weniger Menschen sie bemerken und vor dem dichten Eisengitter stehen bleiben, um zu sehen, ob ihre Uhr wirklich genau ist.

Die Bedeutung des Unternehmens geht aus einer Farbbroschüre aus dem Jahr 1932 hervor. Dies zeigt deutlich, welche großen Uhrenmarken von Hoser im Unternehmen verkauft wurden. Er vertrat die Uhrenmarken Patek Philippe & Cie., Vacheron & Constantin, A. Lange & Söhne, International Watch Co., Omega, Ulysse Nardin, Record Watch Co. und Longines. Später vertat er auch noch die marke Zenith. Er verkaufte Astronomische-Uhren mit Riefler Pendel, Pendeluhren, Große Standuhren, Tischuhren, Stiluhren, Küchenuhren, Wecker etc. Darüber hinaus verkaufte er auch Uhren unter seinem eigenen Namen, die er von verschiedenen Herstellern kaufte, wie Ernest Borel & Cie.Die Firma gewann Preisen und Medaillen beim Ausstellungen in Genf 1894 und 1899, Budapest 1896 und beim Weltausstellung von Paris in 1900.

Klemmmungsfreie Gabelführung

Victor Hoser sagte, er sei der Erfinder des Klemmmungsfreie Gabelführung und beschrieb diese im Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr. 24, 1912, seite 403. Nach einer ausführlichen Einführung beschrieb Hoser die Wirkungsweise wie folgt:

Diese neue Gabelführung ist trotz ihrer vorzüglichen Eigenschaften in der Ausführung sehr einfach. Fig. 1 zeigt die Gabelführung in Seitenansicht (beides in etwa 4/5 der natürlichen Größe). Die Zunächst nach oben gehende, dann in einem spitzen Winkel seitlich abbiegende Gabel G (vergl. Fig. 1) trägt an demm allgemein üblichen Gabelstift das mittels einer Schraube verstellbare Stahlklötchen K, welches gehärtet und an der unteren Pendelfederfassung F festsitzende Stahlstift D ist (in Fig. 1) nach rechts verlängert und trägt den mittels einer Schraube verstellbaren Messing-körper A, der möglichst leicht ausgeführt ist und am äußeren Ende die Abfallschraube C recht zügig Gehend festhalt. Die Abfallschraube C ist bei S mit einer Saphirspitze versehen auf welcher das auf dem Gabelstifte festsitzende Stahlklötzchen K mit seiner polierten unteren Fläche durch die eigene Schwere Aufliegt. Die Wirkungsweise dieser Gabelführung ist folgende: Die Schwere de Gabel und dez Klötzchens K drückt das pendel in der Ruhe um ein Geringe saus der Ruhelage nach links. Schwingt nun das Pendel von links nach rechts und kommt hierbei das Gangrad auf die Hebefläche des Ankers, so entlastet diese Kraft die auf das Pendel drückende Last der Gabel und des Klötzchens um die Summe des Impulses für die Schwingung nach rechts, und das Pendel erhält den Impuls des Ankers trotzdem das Klötzchen auf dem Saphirstift der Abfallschraube C nur lose aufliegt. Bei der Schwingung des Pendels von rechts nach links übt die Gabel den Impuls des Ankers unmittelbar auf die Abfall-schraube aus. Die augenscheinlichsten Vorzüge dieser Gabelführung gegen die bisher üblichen sind Folgende:

1. Die Konstruktion ist sehr einfach.
2. Die Gabelführung arbeitet fast ohne Reibung.
3. Eine Klemmung zwischen Pendel und Gabel ist ganz ausgeschlossen.
4. Die kraft des Uhrwerks wird ohne Verlust (durch Schlottern bei der Gabelübertragung oder dergl.) auf das Pendel übertragen.
5. Das Uhrwerk, bei dem diese Gabelführung angewendet wird, benötigt weniger Zuggewicht, arbeitet als auch mit weniger Reibung.
6. Das Pendel kann ohne weiteres, d.h. ohne daß man den Gabelstift in einen Pendelschlitz einzuführen braucht, eingehängt werden.

Obwohl Victor Hoser diese Konstruktion als seine Erfindung bezeichnete, ist dies nicht ganz richtig. Abraham Louis Breguet hatte bereits eine solche Konstruktion entworfen. Hoser vereinfachte die Konstruktion etwas, Der Wiener Uhrmacher Karl Morawetz hatte zuvor die Idee, Breguets Erfindung auf seine Präzisions Pendeluhr anzuwenden. Diese Uhr mit Regulator-Zifferblat aus dem Jahr 1876 wurde in Klaus Ebrichs Buch Präzisionspendeluhren beschrieben und dargestellt. Sein Artikel in der Deutschen Uhrmacher-Zeitung hatte zur Folge, dass die Firma Ludwig Trapp in Glashütte diese Konstruktion anwendete. Die Präzisionspendeluhren der Firma Bahnzeit, die wahrscheinlich von Trapp geliefert wurden, waren auf jeden Fall mit einer solchen Konstruktion ausgestattet.

Bekannt wurde Hoser als Mechaniker für die Herstellung eines Gewitter-Registriergerät erfunden von P. Schreiner S. J. in Kalosán. Die befindet sich im Museum der Sternwarte Kremsmünster.

Victor Hoser verstarb in 1957 84 Jahre alt.

Weiterführende Informationen

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