Lange VEB Glashütte i/SA
Lange VEB, Glashütte i/SA
Glashütter Uhrenfabrikation
Die in der damaligen sowjetischen Besatzungszone gelegene Glashütter Uhrenfabrik A. Lange & Söhne war Ende April 1948 enteignet, in sogenanntes Volkseigentum überführt und in „Lange VEB“ umbenannt worden.
Bereits kurz nach Kriegsende und nach erheblichen Zerstörungen durch einen Bombenangriff der "Roten Armee" am 8. Mai 1945 wurden auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht Maßnahmen zur Wiederaufnahme der Produktion getroffen und in verhältnismäßig kurzer Zeit mit zum Teil aus noch vorhandenen Halbfabrikaten wieder aufgenommen. So wurden u.a. die bekannten Einheitschronometer und die Beobachtungsuhren Kaliber 48 gefertigt. Über deren Verwendung entschied anfangs die Siegermacht. Parallel dazu wurde an der Entwicklung eines Armbanduhrkalibers und einer Stoppuhr gearbeitet.
Da die bereits erwähnten Beobachtungsuhren sehr präzise gearbeitet und sehr ganggenau waren, erschien es technologisch sinnvoll und möglich, mittels einer maßstabsgerechten Verkleinerung, ein qualitativ hochwertiges Armbanduhrwerk daraus zu konstruieren. Dem damaligen, durch Krieg, Raub und Reparation bedingten sehr hohen Bedarf entsprechend, war die Zielstellung, das erste von A. Lange & Söhne gefertigte großserienfähige Armbanduhrkaliber in hoher Güte zu entwickeln. Im Ergebnis entstand daraus schon 1948 das 12 ½ linige (28 mm) Kaliber 28 und 28.1. Während das Kaliber 28 noch die kleine Sekunde bei sechs hatte, war die 28.1 bereits mit der damals moderneren Sekunde aus der Mitte ausgestattet. Die ersten Uhren sollen bereits im 4. Quartal 1948 auf den Markt gekommen sein. Zeitnah war auch die Entwicklung der Stoppuhr vom Kaliber 65, die ebenfalls auf der Basis des Kalibers 48 aufbaute, abgeschlossen worden.
Somit verfügte der verstaatlichte Betrieb „Lange VEB“ mit den Einheitschronometern, Bobachtungsuhren Kaliber 48, der Stoppuhr Kaliber 65 und den beiden Varianten des Armbanduhrkalibers 28 über ein für die damalige frühe Nachkriegszeit beachtliches Sortiment hochqualitativer Produkte.
Ob das später in der DDR bekannte höchste Gütezeichen Q, mit der darin befindlichen Ziffer 1, bereits von Anfang an, also vor der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949, neben dem Schriftzug „Lange VEB Glashütte i/SA" auf den Zifferblättern und Räderwerkbrücken verwendet wurde, ist gegenwärtig noch Gegenstand von Recherchen.
Neben anderen wesentlichen Glashütter Betrieben der Uhrenindustrie, ging auch „Lange VEB“ am 01. Juli 1951 bei der Gründung der VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) mit seinem gesamten hochwertigen Produktsortiment darin auf.
Literatur
- CD Faszination Glashütte
- Die ersten 25 Jahre Glashütter Uhrenindustrie 1845 -- 1870; Autor: Jürgen Peter; Selbstverlag des Autors; 2020
- Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850 - 1980 : Firmenadressen, Fertigungsprogramm, Firmenzeichen, Markennamen, Firmengeschichten.; Autor: Schmid, Hans Heinrich
- 1. Auflage (2005): Herausgeber: Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e.V.; ISBN 3927987913 ISBN 978-3927987913
- 2. Auflage (2012): Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Chronometrie (DGC); ISBN 978-3-941539-99-0
- Kurt Herkner „Glashütter Armbanduhren Band 2“
- Mechanische Armbanduhren aus Glashütte 1950 - 1980; Autor: Werner Heinrich; Herausgeber: Callwey; Auflage: 1 (September 2007); ISBN 3766717197