Straumann, Reinhard: Unterschied zwischen den Versionen

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== Werdegang ==
 
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Ab [[1916/de|1916]] arbeitete er als Konstrukteur und später als technischer Direktor bei der [[Revue Thommen|Thommens Uhrenfabrik AG]] in Waldenburg. In seiner Freizeit studierte er die Mechanik des Skiflugs und suchte nach der optimalen Körperhaltung des Skispringers. Dazu optimierte er seine Ergebnisse durch Versuche mit einer Menschenähnlichen Puppe im Windkanal der Georg-August-Universität in Göttingen. Straumann schuf [[1926/de|1926]] die Grundlagen für den Bau moderner Sprungschanzen. So wirkte er auch maßgeblich an der, im italienischen Wintersportort ''Cortina d`Ampezzo''<ref>Provinz Belluno/Venetien</ref>, für die Olympischen Winterspiele [[1955/de|1955]] errichteten Sprungschanze "Italia" mit.
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Ab [[1916/de|1916]] bis [[1938/de|1938]] arbeitete Straumann als Konstrukteur und später als technischer Direktor bei der [[Revue Thommen|Thommens Uhrenfabrik AG]] in Waldenburg. In seiner Freizeit studierte er die Mechanik des Skiflugs und suchte nach der optimalen Körperhaltung des Skispringers. Dazu optimierte er seine Ergebnisse durch Versuche mit einer Menschenähnlichen Puppe im Windkanal der ''Georg-August-Universität'' in Göttingen. Straumann schuf [[1926/de|1926]] die Grundlagen für den Bau moderner Sprungschanzen. So wirkte er auch maßgeblich an der, im italienischen Wintersportort ''Cortina d`Ampezzo''<ref>Provinz Belluno/Venetien</ref>, für die Olympischen Winterspiele [[1955/de|1955]] errichteten Sprungschanze "Italia" mit.
  
Gemeinsam mit ''Siemens & Halske'' entwickelte Straumann eine auf einem Tonfilmverfahren beruhende automatische Zeitansage. Diese kam erstmals 1935 bei der Berliner Post zum Einsatz. Straumann baute auch zusammen mit ''Siemens'' die erste [[Zeitwaage]], den sogenannten [[Chronokomparator]]. In Zusammenarbeit mit der ''Heraeus Vacuumschmelze'' in Hanau (Hessen) entwickelte er eine [[Nickel]]-Eisen-Legierung mit einem Zusatz von [[Beryllium]]. Der als [[Nivarox]] benannte Werkstoff ist nahezu temperaturneutral. Auf Grund dieser und weiterer speziellen Materialeigenschaften konnte eine selbstkompensierende [[Spiralfeder]] entwickelt werden. Die teurer herzustellende Kompensationsunruh wurde abgelöst. Die neuen mechanischen Uhrwerke zeichneten sich durch ein stabileres Gangverhalten aus. Unruhspiralen aus ''Nivarox'' werden heute in verschiedenen Qualitätsstufen in nahezu allen mechanischen Uhrwerken weltweit verbaut.
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Gemeinsam mit ''Siemens & Halske'' entwickelte Straumann eine auf einem Tonfilmverfahren beruhende automatische Zeitansage. Diese kam erstmals 1935 bei der Berliner Post zum Einsatz. Straumann baute auch zusammen mit ''Siemens'' die erste [[Zeitwaage]], den sogenannten [[Chronokomparator]]. In Zusammenarbeit mit der ''Heraeus Vacuumschmelze'' in Hanau (Hessen) entwickelte er eine [[Nickel]]-Eisen-Legierung mit einem Zusatz von [[Beryllium]]. Der als [[Nivarox]] benannte Werkstoff ist nahezu temperaturneutral. Auf Grund dieser und weiterer speziellen Materialeigenschaften konnte eine selbstkompensierende [[Spiralfeder]] entwickelt werden. Die teurer herzustellende Kompensationsunruh wurde abgelöst. Die neuen mechanischen Uhrwerke zeichneten sich durch ein stabileres Gangverhalten aus.  
  
Durch weitere Forschungen mit Nivarox entwickelte Strauman einen neuen Werkstoff. Er bezeichnete diesen als [[Nivaflex]]. Dieser wies sich zusätzlich durch eine außergewöhnliche Elastizität aus und eignete sich optimal zur Fertigung von Antriebs- und Aufzugsfedern.
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[[1934/de|1934]] gründete Straumann in [[Saint-Imier]] die [[Nivarox SA]] und [[1951/de|1951]] ebenfalls in [[Saint-Imier]] die [[Nivaflex SA]]. Die Firmen sollten der industriellen Auswertung seiner Legierungen dienen.
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Durch seine Ehefrau Fanny Heid war Straumann Schwiegersohn von Firmenmitinhaber Fritz Heid des Uhrenteileherstellers [[Tschudin und Heid AG Waldenburg]]. Nach dem Tod von Fritz Heid [[1935/de|1935]] wurde er in den Verwaltungsrat gewählt. [[1938/de|1938]] wurde Straumann Direktor und Verwaltungsratspräsident. Im Hause richtete er ein ''Forschungslaboratorium'' ein um die Entwicklungen neuer Materialien und Messmethoden zu verstärken.
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Durch weitere Forschungen entwickelte Straumann einen neuen Werkstoff, den er als [[Nivaflex]] bezeichnete. Dieser wies sich zusätzlich durch eine außergewöhnliche Elastizität aus. Der Werkstoff eignete sich dadurch optimal zur Fertigung von Antriebs- und Aufzugsfedern.
  
[[1934/de|1934]] gründete Straumann in [[Saint-Imier]] die [[Nivarox SA]] und [[1951/de|1951]] ebenfalls in [[Saint-Imier]] die [[Nivaflex SA]]. Die Firmen sollten der industriellen Auswertung seiner Legierungen dienen.
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Uhrwerksbestandteile aus den bei Straumann entwickelten Legierungen ''Nivarox'' und ''Nivaflex'' werden heute in verschiedenen Qualitätsstufen in nahezu allen mechanischen Uhrwerken weltweit verbaut.
  
Durch seine Ehefrau Fanny Heid war Straumann Schwiegersohn von Firmenmitinhaber Fritz Heid des Uhrenteileherstellers [[Tschudin und Heid AG Waldenburg]]. Nach dem Tod von Fritz Heid [[1935/de|1935]] wurde er in den Verwaltungsrat gewählt. [[1938/de|1938]] wurde Straumann Direktor und Verwaltungsratspräsident. Er richtete ein Forschungslaboratorium ein um die Entwicklungen neuer Materialien und Messmethoden zu verstärken. Aus dem Labor ging [[1954/de|1954]] das ''Institut Dr. Ing. Reinhard Straumann'' und aus diesem [[1990/de|1990]] die ''Straumann AG''<ref>die heutige ''Straumann Holding AG'' in Basel</ref> hervor.
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Aus dem ''Forschungslaboratorium'' ging [[1954/de|1954]] das ''Institut Dr. Ing. Reinhard Straumann'' und aus diesem [[1990/de|1990]] die ''Straumann AG''<ref>die heutige ''Straumann Holding AG'' in Basel</ref> hervor.
  
 
Reinhard Straumann verstarb am [[2. Oktober]] [[1967/de|1967]] in Waldenburg.
 
Reinhard Straumann verstarb am [[2. Oktober]] [[1967/de|1967]] in Waldenburg.

Version vom 21. Dezember 2016, 16:37 Uhr

Straumann, Reinhard

Reinhard Straumann

Schweizer Ingenieur

Reinhard Straumann galt in den 1950er Jahren als einer der bedeutendsten Uhrenfachleute weltweit.

Familie

Er wurde am 3. November 1892 in Bennwil als Sohn des Lehrers Reinhard Straumann und der Anna Heinimann geboren. Von 1908 bis 1912 absolvierte er ein Studium der Uhrentechnik und Feinmechanik an der l'École d'Horlogeie in Le Locle. Danach folgte eine Ingenieurausbildung an der l'École supérieure d`aéronautique et de construction mécanique in Lausanne. 1919 heiratete er Fanny Heid aus Arisdorf.

Militär

Während seines Militärdienstes wurde er zum Offizier der Fliegertruppen ausgebildet und erreichte den Dienstgrad eines Oberstleutnants.

Werdegang

Ab 1916 bis 1938 arbeitete Straumann als Konstrukteur und später als technischer Direktor bei der Thommens Uhrenfabrik AG in Waldenburg. In seiner Freizeit studierte er die Mechanik des Skiflugs und suchte nach der optimalen Körperhaltung des Skispringers. Dazu optimierte er seine Ergebnisse durch Versuche mit einer Menschenähnlichen Puppe im Windkanal der Georg-August-Universität in Göttingen. Straumann schuf 1926 die Grundlagen für den Bau moderner Sprungschanzen. So wirkte er auch maßgeblich an der, im italienischen Wintersportort Cortina d`Ampezzo[1], für die Olympischen Winterspiele 1955 errichteten Sprungschanze "Italia" mit.

Gemeinsam mit Siemens & Halske entwickelte Straumann eine auf einem Tonfilmverfahren beruhende automatische Zeitansage. Diese kam erstmals 1935 bei der Berliner Post zum Einsatz. Straumann baute auch zusammen mit Siemens die erste Zeitwaage, den sogenannten Chronokomparator. In Zusammenarbeit mit der Heraeus Vacuumschmelze in Hanau (Hessen) entwickelte er eine Nickel-Eisen-Legierung mit einem Zusatz von Beryllium. Der als Nivarox benannte Werkstoff ist nahezu temperaturneutral. Auf Grund dieser und weiterer speziellen Materialeigenschaften konnte eine selbstkompensierende Spiralfeder entwickelt werden. Die teurer herzustellende Kompensationsunruh wurde abgelöst. Die neuen mechanischen Uhrwerke zeichneten sich durch ein stabileres Gangverhalten aus.

1934 gründete Straumann in Saint-Imier die Nivarox SA und 1951 ebenfalls in Saint-Imier die Nivaflex SA. Die Firmen sollten der industriellen Auswertung seiner Legierungen dienen.

Durch seine Ehefrau Fanny Heid war Straumann Schwiegersohn von Firmenmitinhaber Fritz Heid des Uhrenteileherstellers Tschudin und Heid AG Waldenburg. Nach dem Tod von Fritz Heid 1935 wurde er in den Verwaltungsrat gewählt. 1938 wurde Straumann Direktor und Verwaltungsratspräsident. Im Hause richtete er ein Forschungslaboratorium ein um die Entwicklungen neuer Materialien und Messmethoden zu verstärken.

Durch weitere Forschungen entwickelte Straumann einen neuen Werkstoff, den er als Nivaflex bezeichnete. Dieser wies sich zusätzlich durch eine außergewöhnliche Elastizität aus. Der Werkstoff eignete sich dadurch optimal zur Fertigung von Antriebs- und Aufzugsfedern.

Uhrwerksbestandteile aus den bei Straumann entwickelten Legierungen Nivarox und Nivaflex werden heute in verschiedenen Qualitätsstufen in nahezu allen mechanischen Uhrwerken weltweit verbaut.

Aus dem Forschungslaboratorium ging 1954 das Institut Dr. Ing. Reinhard Straumann und aus diesem 1990 die Straumann AG[2] hervor.

Reinhard Straumann verstarb am 2. Oktober 1967 in Waldenburg.

Ehrungen

  • Die technische Hochschule in Stuttgart verlieh ihm 1948 den Titel eines Ehrendoktors.
  • 1959 erhielt er die Wilhelm Exner Medaille, eine Auszeichnung der Wilhelm-Exner-Stiftung des Österreichischen Gewerbevereins.
  • Ab 1961 unterrichtete er als Honorar-Professor an der Technischen Hochschule Stuttgart.
  • Am 15. September 1967 erteilte ihm die Gemeinde Bretzwil das Ehrenbürgerrecht.

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Provinz Belluno/Venetien
  2. die heutige Straumann Holding AG in Basel