Danziger astronomische Kunstuhr: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | [[Bild:Astronomische_Uhr im_Marienkirche_Danzig.jpg|250px|thumb|Astronomische Uhr der Marienkirche zu Danzig]] | ||
+ | [[Datei:Astronomische Uhr in Danzig, detail.jpg|thumb|250px|Astronomische Uhr detail]] | ||
+ | Die '''[[Astronomische Uhr|astronomische Kunstuhr]]''' zu Danzig befindet sich in der dortigen Marienkirche, die Herstellung dieses alten deutschen Kunstwerkes wurde vom Rat der Stadt Danzig im Jahre 1464 dem Uhrmacher '''[[Dürringer, Hans|Hans Düringer]]''' (Dürringer) übertragen. Düringer, vermutlich aus Nürnberg stammend, ging sofort an die Ausführung dieses Werkes und brachte die Uhr nach sechsjähriger Tätigkeit im Jahre 1470 zur Vollendung. Über die Verdingung dieser Arbeiten sagt eine alte Danziger Chronik folgendes: "Anno 1464 am Abend Philippi Jacobi (1. Mai) verdingen der Ratsherr Herr Heinrich Hattecken und die Kirchväter von St. Marien mit Meister Hans Düringer, Seegermacher, einen künstlichen Seeger in der Kirche zu Unserer Lieben Frauen zu machen, dergestalt, dass Meister Düringer Alles über sich nehmen soll, was unter dem Hammer gehöret, die Bretter zu 2 Sphären, die Sonne, Mond, 12 himmlische Zeichen und die Sphära, darinnen der Kalender stehet, die Botschaft der Jungfrau Mariä und das Opfer der heiligen drei Könige. Dafür soll er haben 300 Mark (eine geringe Mark hatte zu damaliger Zeit den Wert von 20 Groschen oder 2/3 eines Danziger Gulden) geringen Geldes. Das hat ein Rath auf sich genommen. Molen (malen), Schreiben, Blumen und Lofwerk (Laubwerk) machen zu lassen und Bilder, so köstlich sie es haben wollen. Weil er sich (Düringer) aber nachgehends beklaget, dass er dabei zu kurz käme, ist ihm noch zugelegt worden 93 Mark geringen Geldes Verbesserung, macht 393 Mark, wie auch noch absonderlich 6 ungarische Gulden, dass er anhero gekommen". Düringer erhielt außerdem noch für sich und seine Kinder ein Grundstück in der Heiligen Geistgasse zu erblichem Besitz überwiesen und vom Rate ein Jahresgehalt von 24 Mark. | ||
− | + | Das von ihm geschaffene Werk bildete, so lange es in Stand gehalten wurde, eine Hauptzierde der Kirche; doch schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts befand sich die Uhr in Unordnung. Auch der astronomische Teil der Uhr war nicht mehr maßgebend, weil die astronomischen Erscheinungen nach dem julianischen Kalender berechnet und konstruiert waren, Danzig aber am [[5. Oktober]] [[1582/de|1582]] den gregorianischen Kalender eingeführt hatte. Zu derselben Zeit etwa traten auch die Streitigkeiten der protestantischen Prediger ein und man hielt die Reparatur der Uhr in dieser bewegten Zeit für überflüssig. Die Bewohner der Dämme, welche nun von dieser Kirche aus keine Zeitverkündigung mehr erhielten, ließen auf ihre Kosten 1634 ein neues schlagendes und weisendes Uhrwerk von Meister [[Konambke, Hans|Hans Konambke]] anfertigen und 1637 über der Dammtüre aufstellen und statteten es mit einem auf Zins angelegten Unterhaltungskapital aus. Dieses betrug im Jahre 1693 7.120 Danziger Gulden. Doch geriet auch dieses neue Werk bald in's Stocken, bis eine vollständige Umarbeitung desselben durch Jacob Lemke 1688 und die Übergabe der Verwaltung an die Kirchenvorsteher 1694 allen Übeln abhalf. | |
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− | Das von ihm geschaffene Werk bildete, so lange es in Stand gehalten wurde, eine Hauptzierde der Kirche; doch schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts befand sich die Uhr in Unordnung. Auch der astronomische Teil der Uhr war nicht mehr maßgebend, weil die astronomischen Erscheinungen nach dem julianischen Kalender berechnet und konstruiert waren, Danzig aber am [[5. Oktober]] [[1582]] den gregorianischen Kalender eingeführt hatte. Zu derselben Zeit etwa traten auch die Streitigkeiten der protestantischen Prediger ein und man hielt die Reparatur der Uhr in dieser bewegten Zeit für überflüssig. Die Bewohner der Dämme, welche nun von dieser Kirche aus keine Zeitverkündigung mehr erhielten, ließen auf ihre Kosten 1634 ein neues schlagendes und weisendes Uhrwerk von Meister [[Konambke, Hans|Hans Konambke]] anfertigen und 1637 über der Dammtüre aufstellen und statteten es mit einem auf Zins angelegten Unterhaltungskapital aus. Dieses betrug im Jahre 1693 7.120 Danziger Gulden. Doch geriet auch dieses neue Werk bald in's Stocken, bis eine vollständige Umarbeitung desselben durch Jacob Lemke 1688 und die Übergabe der Verwaltung an die Kirchenvorsteher 1694 allen Übeln abhalf. | ||
Die öfters von tüchtigen, Uhrmachern (namentlich 1722 von [[Helfer-Oliva, Daniel|Daniel Helfer-Oliva]]) angebotene Ausführung der Reparatur der alten astronomischen Uhr ist dagegen jedesmal als zu kostspielig und unnötig zurückgewiesen worden. Die Uhr befindet sich nun heute (1902) in einem Zustande, der kaum noch eine Verwendung der nur noch zum Teil vorhandenen Mechanismen zulässt, trotzdem aber bildet die Uhr auch jetzt noch eine interessante Sehenswürdigkeit aus alter Zeit. Wie die Abbildung ergibt, zeigte die Uhr auf der oberen Scheibe (Zifferblatt) die Stunden und zwar zweimal zwölf, indem oben und unten die Ziffer 12 und an der Stelle der 9 und 3 (unserer heutigen Uhren) die Ziffer 6 befindlich ist. Ferner zeigt sie den Lauf der Sonne und des Mondes durch den Tierkreis, in der Mitte die Mondphasen. Auf der darunter befindlichen Scheibe (Kalendarium) aber zeigte sie die Kalenderzeichen, wie Mondzirkel oder goldene Zahl, die Epakten oder Ausfülltage, den Sonnenzirkel oder Sonntagsbuchstaben und die Indiktion oder Römerzinszahl. Über der oberen Scheibe (Zifferblatt) befindet sich ein Halbkreis, auf welchem die zwölf Apostel (von denen jedoch nur noch einer vorhanden ist) herumgingen, resp. durch das Schlagwerk herumgedreht wurden. Die Zahl der Stunden wurde von zwei hölzernen Figuren, Adam und Eva vorstellend, durch Schlagen an der Glocke markiert. Das eigentliche Uhrwerk, hinter dem Zifferblatt befindlich, ist von Eisen und der bekannten Konstruktion der alten Turmuhren nachgebildet, die einzelnen Teile sind verhältnismäßig recht sauber gearbeitet, doch liegen sie leider zur Zeit zerlegt, dem weiteren Verderben preisgegeben, in der Uhrkammer umher. (1902) | Die öfters von tüchtigen, Uhrmachern (namentlich 1722 von [[Helfer-Oliva, Daniel|Daniel Helfer-Oliva]]) angebotene Ausführung der Reparatur der alten astronomischen Uhr ist dagegen jedesmal als zu kostspielig und unnötig zurückgewiesen worden. Die Uhr befindet sich nun heute (1902) in einem Zustande, der kaum noch eine Verwendung der nur noch zum Teil vorhandenen Mechanismen zulässt, trotzdem aber bildet die Uhr auch jetzt noch eine interessante Sehenswürdigkeit aus alter Zeit. Wie die Abbildung ergibt, zeigte die Uhr auf der oberen Scheibe (Zifferblatt) die Stunden und zwar zweimal zwölf, indem oben und unten die Ziffer 12 und an der Stelle der 9 und 3 (unserer heutigen Uhren) die Ziffer 6 befindlich ist. Ferner zeigt sie den Lauf der Sonne und des Mondes durch den Tierkreis, in der Mitte die Mondphasen. Auf der darunter befindlichen Scheibe (Kalendarium) aber zeigte sie die Kalenderzeichen, wie Mondzirkel oder goldene Zahl, die Epakten oder Ausfülltage, den Sonnenzirkel oder Sonntagsbuchstaben und die Indiktion oder Römerzinszahl. Über der oberen Scheibe (Zifferblatt) befindet sich ein Halbkreis, auf welchem die zwölf Apostel (von denen jedoch nur noch einer vorhanden ist) herumgingen, resp. durch das Schlagwerk herumgedreht wurden. Die Zahl der Stunden wurde von zwei hölzernen Figuren, Adam und Eva vorstellend, durch Schlagen an der Glocke markiert. Das eigentliche Uhrwerk, hinter dem Zifferblatt befindlich, ist von Eisen und der bekannten Konstruktion der alten Turmuhren nachgebildet, die einzelnen Teile sind verhältnismäßig recht sauber gearbeitet, doch liegen sie leider zur Zeit zerlegt, dem weiteren Verderben preisgegeben, in der Uhrkammer umher. (1902) |
Aktuelle Version vom 19. November 2011, 00:00 Uhr
Danziger astronomische Kunstuhr
Die astronomische Kunstuhr zu Danzig befindet sich in der dortigen Marienkirche, die Herstellung dieses alten deutschen Kunstwerkes wurde vom Rat der Stadt Danzig im Jahre 1464 dem Uhrmacher Hans Düringer (Dürringer) übertragen. Düringer, vermutlich aus Nürnberg stammend, ging sofort an die Ausführung dieses Werkes und brachte die Uhr nach sechsjähriger Tätigkeit im Jahre 1470 zur Vollendung. Über die Verdingung dieser Arbeiten sagt eine alte Danziger Chronik folgendes: "Anno 1464 am Abend Philippi Jacobi (1. Mai) verdingen der Ratsherr Herr Heinrich Hattecken und die Kirchväter von St. Marien mit Meister Hans Düringer, Seegermacher, einen künstlichen Seeger in der Kirche zu Unserer Lieben Frauen zu machen, dergestalt, dass Meister Düringer Alles über sich nehmen soll, was unter dem Hammer gehöret, die Bretter zu 2 Sphären, die Sonne, Mond, 12 himmlische Zeichen und die Sphära, darinnen der Kalender stehet, die Botschaft der Jungfrau Mariä und das Opfer der heiligen drei Könige. Dafür soll er haben 300 Mark (eine geringe Mark hatte zu damaliger Zeit den Wert von 20 Groschen oder 2/3 eines Danziger Gulden) geringen Geldes. Das hat ein Rath auf sich genommen. Molen (malen), Schreiben, Blumen und Lofwerk (Laubwerk) machen zu lassen und Bilder, so köstlich sie es haben wollen. Weil er sich (Düringer) aber nachgehends beklaget, dass er dabei zu kurz käme, ist ihm noch zugelegt worden 93 Mark geringen Geldes Verbesserung, macht 393 Mark, wie auch noch absonderlich 6 ungarische Gulden, dass er anhero gekommen". Düringer erhielt außerdem noch für sich und seine Kinder ein Grundstück in der Heiligen Geistgasse zu erblichem Besitz überwiesen und vom Rate ein Jahresgehalt von 24 Mark.
Das von ihm geschaffene Werk bildete, so lange es in Stand gehalten wurde, eine Hauptzierde der Kirche; doch schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts befand sich die Uhr in Unordnung. Auch der astronomische Teil der Uhr war nicht mehr maßgebend, weil die astronomischen Erscheinungen nach dem julianischen Kalender berechnet und konstruiert waren, Danzig aber am 5. Oktober 1582 den gregorianischen Kalender eingeführt hatte. Zu derselben Zeit etwa traten auch die Streitigkeiten der protestantischen Prediger ein und man hielt die Reparatur der Uhr in dieser bewegten Zeit für überflüssig. Die Bewohner der Dämme, welche nun von dieser Kirche aus keine Zeitverkündigung mehr erhielten, ließen auf ihre Kosten 1634 ein neues schlagendes und weisendes Uhrwerk von Meister Hans Konambke anfertigen und 1637 über der Dammtüre aufstellen und statteten es mit einem auf Zins angelegten Unterhaltungskapital aus. Dieses betrug im Jahre 1693 7.120 Danziger Gulden. Doch geriet auch dieses neue Werk bald in's Stocken, bis eine vollständige Umarbeitung desselben durch Jacob Lemke 1688 und die Übergabe der Verwaltung an die Kirchenvorsteher 1694 allen Übeln abhalf.
Die öfters von tüchtigen, Uhrmachern (namentlich 1722 von Daniel Helfer-Oliva) angebotene Ausführung der Reparatur der alten astronomischen Uhr ist dagegen jedesmal als zu kostspielig und unnötig zurückgewiesen worden. Die Uhr befindet sich nun heute (1902) in einem Zustande, der kaum noch eine Verwendung der nur noch zum Teil vorhandenen Mechanismen zulässt, trotzdem aber bildet die Uhr auch jetzt noch eine interessante Sehenswürdigkeit aus alter Zeit. Wie die Abbildung ergibt, zeigte die Uhr auf der oberen Scheibe (Zifferblatt) die Stunden und zwar zweimal zwölf, indem oben und unten die Ziffer 12 und an der Stelle der 9 und 3 (unserer heutigen Uhren) die Ziffer 6 befindlich ist. Ferner zeigt sie den Lauf der Sonne und des Mondes durch den Tierkreis, in der Mitte die Mondphasen. Auf der darunter befindlichen Scheibe (Kalendarium) aber zeigte sie die Kalenderzeichen, wie Mondzirkel oder goldene Zahl, die Epakten oder Ausfülltage, den Sonnenzirkel oder Sonntagsbuchstaben und die Indiktion oder Römerzinszahl. Über der oberen Scheibe (Zifferblatt) befindet sich ein Halbkreis, auf welchem die zwölf Apostel (von denen jedoch nur noch einer vorhanden ist) herumgingen, resp. durch das Schlagwerk herumgedreht wurden. Die Zahl der Stunden wurde von zwei hölzernen Figuren, Adam und Eva vorstellend, durch Schlagen an der Glocke markiert. Das eigentliche Uhrwerk, hinter dem Zifferblatt befindlich, ist von Eisen und der bekannten Konstruktion der alten Turmuhren nachgebildet, die einzelnen Teile sind verhältnismäßig recht sauber gearbeitet, doch liegen sie leider zur Zeit zerlegt, dem weiteren Verderben preisgegeben, in der Uhrkammer umher. (1902)
Literatur
- Lexikon der Uhrmacherkunst, Carl Schulte: Emil Hübners Verlag Bautzen 1902