Montre (Médaillon) à Tact: Unterschied zwischen den Versionen

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*[https://en.wikipedia.org/wiki/Chaumet Chaumet Wikipedia (en)]
 
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Version vom 27. Oktober 2017, 13:49 Uhr

"Montre (Médaillon) à Tact" (diskrete Uhr)

Abraham Louis Breguet war der erste Uhrmacher, der eine solche Uhr herstellte. Ein "Montre à Tact" ist für Männer bestimmt, ein "Montre Médaillon à Tact" für Damen.

Breguet verkaufte die Montre Médaillon à Tact zu Anfang des Jahres 1799 an Madame Betancourt, die Frau seines besten Freundes. Er stellte weitere Uhren in verschiedenen Ausführungen her, einige hatten recht große Tastanzeigen, andere nur kleine. Der Preis für die Uhren, die Breguet für die wohlhabensten seiner Kunden herstellte, lag zwischen 1.500 und 3.000 Francs. Im frühen 19. Jahrhundert war dies eine geradezu gewaltige Summe Geldes - trotzdem waren die Uhren heiß begehrt. Einer der Gründe für ihre Popularität war die Tatsache, dass es zur dieser Zeit als unschicklich galt, in der Öffentlichkeit auf die Uhr zu sehen; diese kostspieligen Uhren machten es möglich, die Zeit abzulesen, ohne die Uhr aus der Tasche nehmen zu müssen.

Montre Médaillon de Souscription à Tact à Diamant A. L. Breguet

Mit großen Diamanten und Perlen besetzte Goldemail "Montre Médaillon de Souscription à Tact à Diamant", Abraham Louis Breguet, Paris, Werk Nr. 694, Geh. Nr. 1564, circa 1801
Kleines "Souscription" Kaliber, Schlüsselaufzug, Rubin-Zylinderhemmung in hängender Anordnung, dreiarmige Goldringunruh, Stoßsicherung-"Parachute"

Diese mit großen Diamanten und Perlen besetzte Goldemail "Montre Médaillon de Souscription à Tact à Diamant" wurde Laut Originalunterlagen der Firma Breguet am 13 Prairial, an 9 (2. Juni 1801) an Monsieur Niteau (Marie-Étienne Nitot, kaiserlicher Juwelier Napoleons und Gründer des Hauses Chaumet) für 2760 Francs verkauft. Diese Uhr ist Teil einer kleinen Serie luxuriöser Souscriptions-Uhren, ausgestattet mit großen Diamanten, von denen nur wenig Exemplare hergestellt wurden. Alle wurden an die Familie Bonaparte selbst oder an deren nahes Umfeld geliefert:

  • Uhr Nummer 611 wurde an die Ehefrau Napoleons Madame Bonaparte, Joséphine de Beauharnais (1763-1814) geliefert, welche die Uhr ihrer Tochter Hortense de Beauharnais (1783-1837), Königin von Holland und Mutter des Kaisers Napoleon III. übergab. Die Uhr befindet sich heute im Breguet Museum.
  • Uhr Nummer 615 wurde am 14. Dezember 1809 an Jerome Bonaparte, König von Westfalen (1807-1813), verkauft.
  • Uhr Nummer 693 und Nummer 695 wurden an Lucien Bonaparte (1775-1840) den Bruder Napoleons verkauft
  • Uhr Nummer 696 wurde an den Marschall des Kaiserreichs Napoleons, Colonel général des Suisses Louis-Alexandre Berthier (1753-1815) geliefert.

Die abgebildete Uhr mit der Nummer 694 erhielt der berühmte kaiserliche Juwelier Napoleons Marie-Étienne Nitot (1750-1809). Obwohl im vorliegenden Zertifikat Monsieur Niteau als Käufer angegeben wird, handelt es sich um Marie-Étienne Nitot, der in zweierlei Schreibweisen verzeichnet ist. Nitots Familie stammte aus Château-Thierry. Nitot begann seine Arbeit 1780 als Lehrling bei Aubert, Hofjuwelier Marie-Antoinettes und überlebte die französische Revolution. Er wurde 1802 zum kaiserlichen Hofjuwelier Napoleons ernannt. Mit Hilfe seines Sohnes Francois Regnault (1779-1853) schuf Nitot Schmuck, der den Pomp und die Macht symbolisierte, die Napoleon vermitteln wollte. Dazu gehören die Hochzeitsjuwelen von Josephine de Beauharnais und Marie Louise aus Österreich. Nitot entwarf auch Napoleons Krönungskrone, sein Zeremonienschwert und viele andere Schmuckstücke für den kaiserlichen Hof.

Hersteller diese speziellen Uhrengehäuse war Pierre Benjamin Tavernier. Im Gehäuse diese Uhren findet mann sein Meisterzeichen PBT Tavernier "forme collier" Gehäuse, dessen Vorder- und Rückseite mit aufwändig guillochierter Strahlendekoration und transluzid kobaltblauem Email dekoriert ist. Drehbarer Frontdeckel mit aufgesetztem, diamantbesetzten Pfeil "sous émail" zum Anzeigen der Stunden. Aufgesetzte kleine Blüte mit Diamantbesatz auf der Rückseite. Mittelteil mit Tastknöpfen zum Erfühlen der Zeit aus strahlenden Diamanten in zwei verschiedenen Größen und dazwischen sitzenden Perlen.

Von Breguet sind auch einfachere versionen diese Montre à Tact bekannt.

  • Uhr Nummer1362 wurde am 25 Fructidor Jahr 12 (11. September 1804) am M. Hainguerlot für 1600 Francs verkauft. Hainguerlot war Pariser Bankier und General Berater der französischen Region Indre-et-Loire.
  • Uhr Nummer 1253 war einmal bei Antiquorum.
  • Uhr Nummer 1623 befand sich im Sir David Salomons Collection.
  • Uhr Nummer 3877 und 4319 wurden viel später hergestellt von Breguet & Fils um 1824, mit Gehäuse von M. A. Buffelard. Heute befinden sich diese in The British Museum

Andere Hersteller

Außer Breguet stellten nur noch wenige andere diese Art Uhr her; Bazile-Charles Leroy Horloger de S.A.I et R. Madame à Paris war einer davon. Le Roy schuf einige dieser Uhren, die aufwändigste davon für den Prinzen von Hessen - sie besaß diamantene Tastanzeigen von 17ct und befindet sich heute in der Sammlung des Patek Philippe Museums in Genf. Sie wurde um 1810 hergestellt, ist guillochiert und emailliert und trägt die Nummer 3191. Diese Uhr wurde für den Prinzen Emil Maximilian Leopold August von Hessen und bei Rhein (1790-1856) angefertigt, der sie verschenken wollte. Jahren später wurde diese Art von Uhren auch noch von anderen gemacht, z. B. Nicole, Nielsen & Co. für die Firma Dent, Patek Philippe und noch nicht so lange her von Svend Andersen.

Montre Médaillon à Tact Bazile-Charles Leroy

Montre Médaillon à TactBazile-Charles Le Roy, Geh. Nr. 2960, Werk Nr. 3082, circa 1800
"Lepine" Kaliber, Schlüsselaufzug, fliegendes Federhaus, Zylinderhemmung, dreiarmige Messingunruh

Diese mit großen Edelsteinen, Diamanten und Perlen besetzte Goldemail "Montre Médaillon à Tact" Präsentuhr des Königs von Westphalen mit versteckter Gravur "Donné par le Roi". Es handelt sich hierbei um eine äußerst seltene Uhr mit akrostischer Juwelenarbeit Man findet auf der Cuvette eine besondere Widmung in gravierter und anschließend emaillierter Form: " Donné par Emile " ("Überreicht von Emile"). Auf die abgebildete Uhr findet sich die versteckte Gravur "Donné par le Roi" ("Überreicht vom König"). Damit ist wohl Jerome Bonaparte , Bruder von Napoleon gemeint, der unter anderem den Titel des Königs von Westphalen trug.

Taverniers "forme collier" Gehäuse, dessen Vorder- und Rückseite mit aufwändig guillochierter Strahlendekoration und transluzid taubenblauem Email dekoriert ist. Der drehbarer Frontdeckel besitzt einen diamantbesetzten Pfeil "sous émail" zum Anzeigen der Stunden. Als Tastknöpfe zum Erfühlen der Zeit ist das guillochierte Mittelteil mit goldgefassten, bunten Edelsteinen, Diamanten und dazwischen sitzenden Perlen besetzt. Die verwendeten Edelsteine sind Hessonite, Emeraude, Uvite, Rhodolite, Emeraude, Saphire, Diamant, Améthyste, Morganite, Opale, Uvite, Rhodolite und ergeben mit den Anfangsbuchstaben ihrer französischen Bezeichnungen den poetischen Ausdruck "HEURES D'AMOUR". Unter der französischen Kaiserin Marie-Louise kreierte der berühmte Pariser Juwelier Chaumet ein Buch mit Edelsteinen, deren Anfangsbuchstaben das Alphabet ergeben, um auf geheimnisvolle Art einen Namen, einen poetischen Ausdruck oder eine Liebesbotschaft zu schreiben.

Blindman's Watch

Galt es damals als unschicklich in der Öffentlichkeit auf die Uhr zu sehen, diese Uhren hatten ein bemerkenswertes nutzlichkeit. Für Blinden war es eine möglichkeit zu erfahren wie spät es ist. Im Britisch Museum nennt mann diese Uhren auch "blindman's watch". Also standen Montres à Tact an der Wiege der blinden Uhr, und war Breguet damit auch der Erfinder der blinden Uhr. Die Frage ist nur, ob er das selbst tatsächlich realisierte. Erst in 1825 erfand Louis Braille des nach ihm benannten Punktschriftsystems für Blinde, der Brailleschrift oder kurz Braille. Um 1850 wurde die Brailleschrift offiziell zum Gegenstand des Unterrichts an französischen Blindenschulen. Den internationalen Durchbruch seiner Erfindung erlebte Braille nicht mehr. Nachher wurden Taschenuhren und Armbanduhren für Blinden hergestellt und könnte genauer "gelesen" werden.

Quelle