Beschreibung der zweiten Straßburger Münster-Uhr: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Zweite Straßburger Münster-Uhr
 
Die Zweite Straßburger Münster-Uhr
  
Die zweite Uhr wurde im Jahre [[1547]] angefangen; den Plan dazu entwarfen [[Heercus, Michael|Michael Heercus]] und [[Bruckner, Niclas|Niclas Brucknerus]] in Verbindung mit [[Herlin, Christian|Christian Herlinus]], Professor an der Straßburger Hochschule und einer der aus-gezeichnetsten Mathematiker seines Zeitalters. Mit der Ausführung dieses Werkes wurden mehrere Künstler und geschickte Arbeiter beauftragt. Unglücklicherweise musste, wegen des Todes der beiden Kollegen Herlins, und besonders wegen der damaligen höchst wichtigen Zeitereignisse, das Unternehmen ausgesetzt werden. Es geschah dies, als eben die Mathematiker den Plan des Astrolabiums verfertigt und die Steinhauer das Gehäuse, das noch für die neuere Uhr benutzt worden, bis zum Helme aufgeführt hatten. Das Ganze wurde nun bis zum Jahre [[1570]] unterbrochen, wo, auf Einladung des Magistrats und der Pfleger des Frauenhauses, [[Konrad Dasypodius (1531-1601)]|Conrad Dasypodius]], Herlins Zögling und sein Nachfolger auf der Hochschule, beauftragt wurde, diese Arbeiten fortzusetzen. Obschon derselbe die bereits angefertigten Teile zu benutzen suchte, hielt er sich dennoch nicht an den Plan seiner Vorgänger, er erweiterte denselben und schritt erst dann zur Ausführung seiner Entwürfe, als er sich für dieselben die Zustimmung mehrerer Gelehrten und namentlich des berühmten Mathematikers Schreckenbenfuchs aus Freiburg dazu eingeholt hatte.  
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Die zweite Uhr wurde im Jahre [[1547]] angefangen; den Plan dazu entwarfen [[Heercus, Michael|Michael Heercus]] und [[Bruckner, Niclas|Niclas Brucknerus]] in Verbindung mit [[Herlin, Christian|Christian Herlinus]], Professor an der Straßburger Hochschule und einer der aus-gezeichnetsten Mathematiker seines Zeitalters. Mit der Ausführung dieses Werkes wurden mehrere Künstler und geschickte Arbeiter beauftragt. Unglücklicherweise musste, wegen des Todes der beiden Kollegen Herlins, und besonders wegen der damaligen höchst wichtigen Zeitereignisse, das Unternehmen ausgesetzt werden. Es geschah dies, als eben die Mathematiker den Plan des Astrolabiums verfertigt und die Steinhauer das Gehäuse, das noch für die neuere Uhr benutzt worden, bis zum Helme aufgeführt hatten. Das Ganze wurde nun bis zum Jahre [[1570]] unterbrochen, wo, auf Einladung des Magistrats und der Pfleger des Frauenhauses, [[Konrad Dasypodius (1531-1601)|Conrad Dasypodius]], Herlins Zögling und sein Nachfolger auf der Hochschule, beauftragt wurde, diese Arbeiten fortzusetzen. Obschon derselbe die bereits angefertigten Teile zu benutzen suchte, hielt er sich dennoch nicht an den Plan seiner Vorgänger, er erweiterte denselben und schritt erst dann zur Ausführung seiner Entwürfe, als er sich für dieselben die Zustimmung mehrerer Gelehrten und namentlich des berühmten Mathematikers Schreckenbenfuchs aus Freiburg dazu eingeholt hatte.  
  
Den Brüdern [[Habrecht, Isaac|Isaak]] und [[Josias Habrecht |Josias Habrecht]] aus Schaffhausen wurde die Herstellung der mechanischen Werke anvertraut; einer ihrer Mitbürger, Thomas Stimmer, wurde beauftragt, die Maler- und Bildhauerarbeit, die zur Zierde des Ganzen dienen sollte, zu vollführen. Kaum war diese Übereinkunft getroffen, da unterlag Dasypodius der Last seiner vielen und schweren Arbeiten; er fühlte sich gedrungen, seinen Freund, David Volkenstein, einen Breslauer Astronomen, welcher damals lehrte, zur Mithilfe aufzufordern. In solcher Weise und vermittels des kräftigen Zusammenwirkens dieser. verschiedenen Männer konnte das Uhrwerk schon am [[24. Juni]] [[1574]], nämlich am Tage des heiligen Johannes des Täufers, vollendet und in Gang gebracht werden. Der Mechanismus der Uhr war noch nicht vollständig beendigt, als Josius, der jüngste der beiden Brüder Habrecht, durch den Kurfürsten von Köln nach dem Schlosse Kaiserwörth berufen wurde, um daselbst eine astronomische Uhr zu errichten; diese Reise und das Augenübel einer seiner Schwestern, die zu derselben Zeit das Augenlicht verlor, mag wohl der Grund sein, auf welchem die berüchtigte Volkssage ruht, welcher gemäß der Straßburger Magistrat dem Erbauer der astronomischen Uhr die Augen hätte ausstechen lassen, damit er kein derartiges Werk anderswo vollführen könne. Diese Uhr wurde im Jahre [[1669]] von [[Habrecht, Michael|Michael Habrecht]] und im Jahre [[1732]] durch [[Straubhaar, Jakob|Jakob Straubhaar]]] ausgebessert, welche beide Nachkömmlinge der Brüder Habrecht waren; unerachtet dieser und noch mehrerer anderer Ausbesserungen stand das Werk seit dem Jahre [[1789]] still. Der Mechanismus und die übrigen Teile der alten Uhr sind wieder zusammengefügt und in dem Frauenhause aufgestellt worden, wo Jedermann sie sehen kann. (1902)
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Den Brüdern [[Habrecht, Isaac|Isaak]] und [[Josias Habrecht |Josias Habrecht]] aus Schaffhausen wurde die Herstellung der mechanischen Werke anvertraut; einer ihrer Mitbürger, Thomas Stimmer, wurde beauftragt, die Maler- und Bildhauerarbeit, die zur Zierde des Ganzen dienen sollte, zu vollführen. Kaum war diese Übereinkunft getroffen, da unterlag Dasypodius der Last seiner vielen und schweren Arbeiten; er fühlte sich gedrungen, seinen Freund, [[David Wolkenstein (1534-1592)David Volkenstein]], einen Breslauer Astronomen, welcher damals lehrte, zur Mithilfe aufzufordern. In solcher Weise und vermittels des kräftigen Zusammenwirkens dieser. verschiedenen Männer konnte das Uhrwerk schon am [[24. Juni]] [[1574]], nämlich am Tage des heiligen Johannes des Täufers, vollendet und in Gang gebracht werden. Der Mechanismus der Uhr war noch nicht vollständig beendigt, als Josius, der jüngste der beiden Brüder Habrecht, durch den Kurfürsten von Köln nach dem Schlosse Kaiserwörth berufen wurde, um daselbst eine astronomische Uhr zu errichten; diese Reise und das Augenübel einer seiner Schwestern, die zu derselben Zeit das Augenlicht verlor, mag wohl der Grund sein, auf welchem die berüchtigte Volkssage ruht, welcher gemäß der Straßburger Magistrat dem Erbauer der astronomischen Uhr die Augen hätte ausstechen lassen, damit er kein derartiges Werk anderswo vollführen könne. Diese Uhr wurde im Jahre [[1669]] von [[Habrecht, Michael|Michael Habrecht]] und im Jahre [[1732]] durch [[Straubhaar, Jakob|Jakob Straubhaar]]] ausgebessert, welche beide Nachkömmlinge der Brüder Habrecht waren; unerachtet dieser und noch mehrerer anderer Ausbesserungen stand das Werk seit dem Jahre [[1789]] still. Der Mechanismus und die übrigen Teile der alten Uhr sind wieder zusammengefügt und in dem Frauenhause aufgestellt worden, wo Jedermann sie sehen kann. (1902)
  
  

Version vom 29. April 2010, 16:37 Uhr

Die Zweite Straßburger Münster-Uhr

"Lexikon der Uhrmacherkunst" - Carl Schulte.

Die Zweite Straßburger Münster-Uhr

Die zweite Uhr wurde im Jahre 1547 angefangen; den Plan dazu entwarfen Michael Heercus und Niclas Brucknerus in Verbindung mit Christian Herlinus, Professor an der Straßburger Hochschule und einer der aus-gezeichnetsten Mathematiker seines Zeitalters. Mit der Ausführung dieses Werkes wurden mehrere Künstler und geschickte Arbeiter beauftragt. Unglücklicherweise musste, wegen des Todes der beiden Kollegen Herlins, und besonders wegen der damaligen höchst wichtigen Zeitereignisse, das Unternehmen ausgesetzt werden. Es geschah dies, als eben die Mathematiker den Plan des Astrolabiums verfertigt und die Steinhauer das Gehäuse, das noch für die neuere Uhr benutzt worden, bis zum Helme aufgeführt hatten. Das Ganze wurde nun bis zum Jahre 1570 unterbrochen, wo, auf Einladung des Magistrats und der Pfleger des Frauenhauses, Conrad Dasypodius, Herlins Zögling und sein Nachfolger auf der Hochschule, beauftragt wurde, diese Arbeiten fortzusetzen. Obschon derselbe die bereits angefertigten Teile zu benutzen suchte, hielt er sich dennoch nicht an den Plan seiner Vorgänger, er erweiterte denselben und schritt erst dann zur Ausführung seiner Entwürfe, als er sich für dieselben die Zustimmung mehrerer Gelehrten und namentlich des berühmten Mathematikers Schreckenbenfuchs aus Freiburg dazu eingeholt hatte.

Den Brüdern Isaak und Josias Habrecht aus Schaffhausen wurde die Herstellung der mechanischen Werke anvertraut; einer ihrer Mitbürger, Thomas Stimmer, wurde beauftragt, die Maler- und Bildhauerarbeit, die zur Zierde des Ganzen dienen sollte, zu vollführen. Kaum war diese Übereinkunft getroffen, da unterlag Dasypodius der Last seiner vielen und schweren Arbeiten; er fühlte sich gedrungen, seinen Freund, David Wolkenstein (1534-1592)David Volkenstein, einen Breslauer Astronomen, welcher damals lehrte, zur Mithilfe aufzufordern. In solcher Weise und vermittels des kräftigen Zusammenwirkens dieser. verschiedenen Männer konnte das Uhrwerk schon am 24. Juni 1574, nämlich am Tage des heiligen Johannes des Täufers, vollendet und in Gang gebracht werden. Der Mechanismus der Uhr war noch nicht vollständig beendigt, als Josius, der jüngste der beiden Brüder Habrecht, durch den Kurfürsten von Köln nach dem Schlosse Kaiserwörth berufen wurde, um daselbst eine astronomische Uhr zu errichten; diese Reise und das Augenübel einer seiner Schwestern, die zu derselben Zeit das Augenlicht verlor, mag wohl der Grund sein, auf welchem die berüchtigte Volkssage ruht, welcher gemäß der Straßburger Magistrat dem Erbauer der astronomischen Uhr die Augen hätte ausstechen lassen, damit er kein derartiges Werk anderswo vollführen könne. Diese Uhr wurde im Jahre 1669 von Michael Habrecht und im Jahre 1732 durch Jakob Straubhaar] ausgebessert, welche beide Nachkömmlinge der Brüder Habrecht waren; unerachtet dieser und noch mehrerer anderer Ausbesserungen stand das Werk seit dem Jahre 1789 still. Der Mechanismus und die übrigen Teile der alten Uhr sind wieder zusammengefügt und in dem Frauenhause aufgestellt worden, wo Jedermann sie sehen kann. (1902)


Weiterführende Informationen

Literatur