Straumann, Reinhard: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Gemeinsam mit Siemens | + | Gemeinsam mit ''Siemens & Halske'' entwickelte Straumann eine auf einem Tonfilmverfahren beruhende automatische Zeitansage. Diese kam erstmals 1935 bei der Berliner Post zum Einsatz. Straumann baute auch zusammen mit ''Siemens'' die erste [[Zeitwaage]], den sog. [[Chronokomparator]]. In Zusammenarbeit mit der ''Heraeus Vacuumschmelze'' in Hanau (Hessen) entwickelte er eine [[Nickel]]-Eisen-Legierung mit einem Zusatz vom [[Beryllium]]. Der als [[Nivarox]] benannte Werkstoff ist nahezu temperaturneutral. Auf Grund dieser und weiterer speziellen Materialeigenschaften konnte eine selbstkompensierende [[Spiralfeder]] entwickelt werden. Die teurer herzustellende Kompensationsunruh wurde abgelöst. Die neuen mechanischen Uhrwerke zeichneten sich durch ein stabiles Gangverhalten aus. Unruhspiralen aus ''Nivarox'' werden heute in verschiedenen Qualitätsstufen in nahezu allen mechanischen Uhrwerken weltweit verbaut. |
− | Straumann baute auch zusammen mit Siemens die erste [[Zeitwaage]], den sog. [[Chronokomparator]] | ||
− | + | Durch weitere Forschungen mit Nivarox entwickelte Strauman einen neuen Werkstoff. Er bezeichnete diesen als [[Nivaflex]]. Dieser wies sich zusätzlich durch eine außergewöhnliche Elastizität aus und eignete sich optimal zur Fertigung von Antriebs- und Aufzugsfedern. | |
− | [[1959/de|1959]] erhielt er die Wilhelm Exner Medaille, eine | + | [[1934/de|1934]] gründete Straumann in [[Saint-Imier]] die [[Nivarox SA]] und [[1951/de|1951]] ebenfalls in [[Saint-Imier]] die [[Nivaflex SA]]. Die Firmen sollten der industriellen Auswertung seiner Legierungen dienen. [[1938/de|1938]] wurde er Direktor und Verwaltungsratspräsident des Uhrenteileherstellers [[Tschudin und Heid AG Waldenburg]]. In diesem Unternehmen baute Straumann ein Forschungslaboratorium zur Entwicklung neuer Materialien und Messmethoden auf. Daraus ging [[1954/de|1954]] das ''Institut Dr. Ing. Reinhard Straumann'' und aus diesem [[1990/de|1990]] die ''Straumann AG'' (die heutige ''Straumann Holding AG'' in Basel) hervor. |
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+ | [[1959/de|1959]] erhielt er die Wilhelm Exner Medaille, eine Auszeichnung der Wilhelm-Exner-Stiftung des Österreichischen Gewerbeverein. | ||
+ | Ab 1961 unterrichtete er als Honorar-Professor an der Technischen Hochschule Stuttgart. | ||
Reinhard Straumann verstarb am [[2. Oktober]] [[1967/de|1967]] in Waldenburg. | Reinhard Straumann verstarb am [[2. Oktober]] [[1967/de|1967]] in Waldenburg. |
Version vom 20. Dezember 2016, 08:00 Uhr
Straumann, Reinhard
Schweizer Ingenieur
Reinhard Straumann galt in den 1950er Jahren als einer der bedeutendsten Uhrenfachleute weltweit. Er wurde am 3. November 1892 in Bennwil als Sohn eines Lehrers geboren. Von 1908 bis 1912 absolvierte er ein Studium der Uhrentechnik und Feinmechanik an der l'École g'Horlogeie in Le Locle. Danach folgte eine Ingenieurausbildung an der l'École supérieure d`aéronautique et de construction mécanique in Lausanne. Während seines Militärdienstes wurde er zum Offizier der Fliegertruppen ausgebildet und erreichte den Dienstgrad eines Oberstleutnants. Ab 1916 arbeitete er als Konstrukteur und später als technischer Direktor bei der Thommens Uhrenfabrik AG in Waldenburg. In seiner Freizeit studierte er die Mechanik des Skiflugs und schuf 1926 die Grundlagen für den Bau moderner Sprungschanzen. So wirkte er auch unter anderem maßgeblich an der in Cortina d`Ampezzo für die Olympischen Winterspiele 1955 errichteten Sprungschanze "Italia" mit.
Gemeinsam mit Siemens & Halske entwickelte Straumann eine auf einem Tonfilmverfahren beruhende automatische Zeitansage. Diese kam erstmals 1935 bei der Berliner Post zum Einsatz. Straumann baute auch zusammen mit Siemens die erste Zeitwaage, den sog. Chronokomparator. In Zusammenarbeit mit der Heraeus Vacuumschmelze in Hanau (Hessen) entwickelte er eine Nickel-Eisen-Legierung mit einem Zusatz vom Beryllium. Der als Nivarox benannte Werkstoff ist nahezu temperaturneutral. Auf Grund dieser und weiterer speziellen Materialeigenschaften konnte eine selbstkompensierende Spiralfeder entwickelt werden. Die teurer herzustellende Kompensationsunruh wurde abgelöst. Die neuen mechanischen Uhrwerke zeichneten sich durch ein stabiles Gangverhalten aus. Unruhspiralen aus Nivarox werden heute in verschiedenen Qualitätsstufen in nahezu allen mechanischen Uhrwerken weltweit verbaut.
Durch weitere Forschungen mit Nivarox entwickelte Strauman einen neuen Werkstoff. Er bezeichnete diesen als Nivaflex. Dieser wies sich zusätzlich durch eine außergewöhnliche Elastizität aus und eignete sich optimal zur Fertigung von Antriebs- und Aufzugsfedern.
1934 gründete Straumann in Saint-Imier die Nivarox SA und 1951 ebenfalls in Saint-Imier die Nivaflex SA. Die Firmen sollten der industriellen Auswertung seiner Legierungen dienen. 1938 wurde er Direktor und Verwaltungsratspräsident des Uhrenteileherstellers Tschudin und Heid AG Waldenburg. In diesem Unternehmen baute Straumann ein Forschungslaboratorium zur Entwicklung neuer Materialien und Messmethoden auf. Daraus ging 1954 das Institut Dr. Ing. Reinhard Straumann und aus diesem 1990 die Straumann AG (die heutige Straumann Holding AG in Basel) hervor.
1959 erhielt er die Wilhelm Exner Medaille, eine Auszeichnung der Wilhelm-Exner-Stiftung des Österreichischen Gewerbeverein. Ab 1961 unterrichtete er als Honorar-Professor an der Technischen Hochschule Stuttgart.
Reinhard Straumann verstarb am 2. Oktober 1967 in Waldenburg.