Riefler, Sigmund (1847-1912): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 29. August 2010, 23:39 Uhr
Riefler, Sigmund
Deutscher Physiker und Präzisionsuhrmacher
Leben
Sigmund Riefler wurde am 9. August 1847 in Mariarein bei Nesselwang/Allgäu als Sohn eines Zirkel- und Uhrmachers geboren. Riefler studierte nach seiner Ausbildung zum Mechaniker an der Technischen Hochschule und der Universität in München.
Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1876 übernahm Riefler gemeinsam mit seinen Brüdern die väterliche Reißzeug-Firma in Nesselwang. Mit der Erfindung und der Produktion des Riefler-Rundsystem-Zirkels begann von Nesselwang aus der Siegeszug der deutschen Reißzeugindustrie.
Ab 1888 beschäftigte er sich mit der Präzisionsuhrmacherei und fertigte 1889 seine erste Präzisionspendeluhr. Im gleichen Jahr ließ er sich die freie Hemmung für Pendeluhren patentieren. Im Jahre 1897 waren bereits über 100 derartige Pendel auf Sternwarten und wissenschaftlichen Anstalten im Gebrauch. Riefler erfand außerdem ein künstliches Alterungsverfahren für Pendelstangen aus Invar. Dieses Verfahren, dessen Prozess mehrere Wochen in Anspruch nahm, machte die Invar-Legierung zu einem spannungsfreien Material. Zur Luftdruckkompensation stellte er den Luftdruckausgleicher am Sekundenpendel der Präzisionsuhr her. 1891 erhält Riefler ein Patent für ein Quecksilber-Kompensationspendel. Die mit diesem Pendel ausgestatteten Uhren erreichten unter optimalen Bedingungen eine tägliche Gangabweichung von weniger als 1/100 Sekunde. Riefler wurde dafür mit vielen Preisen geehrt und erhielt 1897 sogar den Ehrendoktor-Titel der Universität München.
Ab 1897 verwendete Riefler für seine Pendel den von Charles Edouard Guillaume entwickelten Invar-Nickelstahl und konnte so den Gangfehler nochmals halbieren. 1903 entwickelte er einen elektrischen Aufzug, der die Störung des Ganges beim Aufziehen aufhob. 1894 konstruierte er eine zusätzliche Pendelkompensation, welche die Fehler der Temperaturschichtung im Uhrengehäuse ausglich. Um eine höchste Ganggenauigkeit zu erreichen, wurden die Uhren in druckdichten Zylindern installiert und bei konstantem Luftdruck betrieben. Riefler-Uhren kamen bei Zeitdiensten vieler Staaten zum Einsatz.
1899 trat er der von Förster gegründeten Vereinigung für Chronometrie bei.
Sigmund Riefler verstarb am 21. Oktober 1912 in München.
Die Firma Riefler stellte auch nach dessen Tod weiterhin Präzisionspendeluhren her. Neben kompletten Uhren wurden auch einzelne Pendel verkauft. Zu den Abnehmern dieser Präzisionspendel zählte auch die Firma Strasser & Rohde. Von 1891 bis 1965 wurden über 600 Pendeluhren und ca. 4000 Pendel gebaut.
Noch erhaltene Uhren
- Im Besitz des Royal-Observatory in Greenwich London befindet sich die Riefler-Tankuhr Nr. 152 von 1905.
- Die Riefler-Uhr Nr. 38 mit Invar-Pendel wurde im Juli 1899 an die Universitäts-Sternwarte München ausgeliefert und befindet sich heute im Besitz des Deutschen Museums in München.
- Astronomische Präzisionspendeluhr Riefler D 256, mit Nickelstahlpendel mit Schichtungskompensation (Nr. 1063), mit elektrischem Aufzug und Minutenkontakt, mit Barometer von Bodien, drei Schichtungsthermometern von Haak, einem Haarhygrometer nach Fuess und Funkenlöscher in einem luftdichtem Gehäuse mit Kupferzylinder wurde 1911 von der Hamburger Sternwarte erworben und später dem Landesmuseum Kassel übereignet.
Patente
Echappement mit absolut freier Unruhe für Chronometer aller Art, inklusive Taschenuhren
Patentschrift Nr. 850, erteilt am 7. Mai 1889 vom Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum.
Doppelradhemmung für Pendeluhren mit freiem Pendel
DRP Nr. 50739; erteilt: 1889
Weiterführende Informationen
Literatur
- Riefler-Präzisionspendeluhren 1890-1965; Autor: Dieter Riefler; Verlag: Callwey Verlag; ISBN 3-7667-0585-7
- Watchmakers & Clockmakers of the World; Autor: Baillie, G. H.; ISBN 140679113X
- Lexikon der Uhrmacherkunst, Carl Schulte: Emil Hübners Verlag Bautzen 1902