Bericht von der Eröffnungsfeier des Deutschen Uhrenmuseums Glashütte - Nicolas G. Hayek: Unterschied zwischen den Versionen

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Die ''"Reise durch die Zeit"'' beginnt für den aufmerksamen Betrachter bereits symbolträchtig auf dem Vorplatz des Museums: Wo sich einst die Blumenuhr und der Brunnen befanden, sind heute zwölf schwarze Striche in den gepflasterten Boden eingelassen. Zwölf Monate hat auch das Jahr. Ebenfalls nicht zufällig gewählt ist die Anzahl der Stufen zwischen den zwei Etagen des Museums: Vierundzwanzig Stunden hat ein Tag, vierundzwanzig Stufen steigt auch jeder Besucher über die Wendeltreppe des neuen Deutschen Uhrenmuseums zu den oberen Ausstellungsräumen.
 
Die ''"Reise durch die Zeit"'' beginnt für den aufmerksamen Betrachter bereits symbolträchtig auf dem Vorplatz des Museums: Wo sich einst die Blumenuhr und der Brunnen befanden, sind heute zwölf schwarze Striche in den gepflasterten Boden eingelassen. Zwölf Monate hat auch das Jahr. Ebenfalls nicht zufällig gewählt ist die Anzahl der Stufen zwischen den zwei Etagen des Museums: Vierundzwanzig Stunden hat ein Tag, vierundzwanzig Stufen steigt auch jeder Besucher über die Wendeltreppe des neuen Deutschen Uhrenmuseums zu den oberen Ausstellungsräumen.
 
[[Bild:Reichel_Reinhard.jpg|thumb|left|Reinhard Reichel<br>Museumsdirektor]]  
 
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Die Symbiose aus der Fachkompetenz des Museumleiters [[Reichel, Reinhard|Reinhard Reichel]] und des [http://www.atelier-brueckner.de/ Stuttgarter Ateliers Brückner] läßt schon hier die Erwartungshaltung für den sachkundige Betrachter bei dieser Ausstellung in die Höhe schnellen. Bereits in der Eingangshalle erwartet die Besucher eine ganz besondere Uhr: Die [[Glashütter Kunstuhr|Kunstuhr]] von [[Hermann Goertz]]. Die Tierkreiszeichen an den Deckenbalken bilden eine gelungene Einheit zu dieser [[Astronomische Uhr|astronomischen Uhr]].
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Die Symbiose aus der Fachkompetenz des Museumleiters [[Reichel, Reinhard|Reinhard Reichel]] und des [http://www.atelier-brueckner.de/ Stuttgarter Ateliers Brückner] läßt schon hier die Erwartungshaltung des sachkundigen Betrachters dieser Ausstellung in die Höhe schnellen. Bereits in der Eingangshalle erwartet die Besucher eine ganz besondere Uhr: Die [[Glashütter Kunstuhr|Kunstuhr]] von [[Hermann Goertz]]. Die Tierkreiszeichen an den Deckenbalken bilden eine gelungene Einheit zu dieser [[Astronomische Uhr|astronomischen Uhr]].
 
[[Bild:Friebel-Fritsch Goertz-Kunstuhr 02.jpg|thumb|Die Zifferblätter der Kunstuhr von Hermann Goertz]]
 
[[Bild:Friebel-Fritsch Goertz-Kunstuhr 02.jpg|thumb|Die Zifferblätter der Kunstuhr von Hermann Goertz]]
 
Das einstige Museum bot eine Ausstellungsfläche von 52 Quadratmetern. Heute stehen 1000 Quadratmeter - verteilt auf zwei Etagen - für rund 400 Exponate zur Verfügung. Bei den ausgestellten Uhren beschränkt sich das Museum ausschließlich auf Stücke Glashütter Herkunft. Den Grundstock bildet dabei die historische Sammlung des Technischen Kabinetts, einst von [[Adolf Görgel]], [[Günter Freise]] und [[Ernst Frankenstein]] zusammengetragen, die heute durch Exponate der [[Manufaktur]] [[Glashütte Original]] und weitere 40 Leihgaben ergänzt wird.
 
Das einstige Museum bot eine Ausstellungsfläche von 52 Quadratmetern. Heute stehen 1000 Quadratmeter - verteilt auf zwei Etagen - für rund 400 Exponate zur Verfügung. Bei den ausgestellten Uhren beschränkt sich das Museum ausschließlich auf Stücke Glashütter Herkunft. Den Grundstock bildet dabei die historische Sammlung des Technischen Kabinetts, einst von [[Adolf Görgel]], [[Günter Freise]] und [[Ernst Frankenstein]] zusammengetragen, die heute durch Exponate der [[Manufaktur]] [[Glashütte Original]] und weitere 40 Leihgaben ergänzt wird.

Version vom 23. Mai 2008, 17:21 Uhr

Eröffnung des neuen Deutschen Uhrenmuseums

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte

Glashütte, 22. Mai 2008


Gemäß dem Ausstellungsmotto «Faszination Zeit – Zeit erleben» beleuchtet das Uhrenmuseum von internationalem Ruf nicht nur die hohe Uhrmacherkunst an sich, sondern ermöglicht darüber hinaus einen emotionalen und philosophischen Zugang zum Phänomen Zeit. Im Einklang mit den Zielen der Stiftung Deutsches Uhrenmuseum Glashütte – Nicolas G. Hayek hat Glashütte Original einen Ausstellungsparcours entwickelt, der die reiche Geschichte Glashüttes ebenso vermittelt wie Aspekte des Zeitgefühls und der Zeitmessung.

Dieses Projekt wurde möglich durch die Unterstützung der Swatch Group AG und der Stadt Glashütte.


Die Pressekonferenz

von links
Marcus Dreßler
Dr. Hanspeter Rentsch
Dr. Frank Müller

Vor dem eigentlichen Festakt erhielten die zahlreich angereisten Journalisten aus 24 Ländern Gelegenheit, ihre Fragen an Herrn Marcus Dreßler (Amtsverweser der Stadt Glashütte), Dr. Hanspeter Rentsch (Mitglied der Konzernleitung der Swatch Group) und Dr. Frank Müller (Geschäftsführer von Glashütte Original) zu stellen.

Dr. Müller betonte dabei, das sich Glashütte Original als Rechtsnachfolger der VEB Glashütter Uhrenbetriebe besonders verpflichtet fühlt. Die Stadt Glashütte schrieb im Hebst 2005 einen Wettbewerb über die innovative Nutzung des historischen Gebäudes der ehemaligen Uhrmacherschule aus. Schon frühzeitig unterbreitete die Manufaktur der Stadt Vorschläge zur Nutzung.

Im Ergebnis der Ausschreibung errichtete die Stadt Glashütte mit der Manufaktur Glashütte Original am 16. März 2006 eine gemeinsame Stiftung, die im Sinne des Allgemeinwohls dem Aufbau und Betrieb des Uhrenmuseums, eines Archivs, einer Bibliothek sowie von Schauwerkstätten dienen soll.

Die Deutsche Uhrmacherschule "Alfred Helwig" der Glashütte Original knüpft mit ihrem Einzug an den historischen Zweck des Gebäudes an.

Der Festakt zur Eröffnung

Bundesminister Dr. Thomas de Maizière

Im Rahmen eines Festaktes wurde heute, am 22. Mai 2008 das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte offiziell eröffnet. Dr. Frank Müller begrüßte um 14.00 die Gäste im Atrium der Manufaktur Glashütte Original. Erschienen waren Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Kunst und Kultur, Repräsentanten aller Glashütter Uhrenfirmen sowie namhafte Ehrengäste. Zahlreiche Journalisten nahmen ebenfalls am Festakt teil.

Amtsverweser Marcus Dreßler

Umrahmt von einem anspruchsvollen kulturellem Programm hielten Dr. Hanspeter Rentsch, der Bundesminister Dr. Thomas de Maizière (Chef des Bundeskanzleramtes) und Minister Dr. Roland Wöller ihre Ansprachen zu diesem historischen Ereignis.

Anschließend sprachen die kommunalen Vertreter, Altbürgermeister Frank Reichel und Amtsverweser Marcus Dreßler.

Der Film "Entstehung eines Museums der Zeit" stimmte die Gäste eindrucksvoll auf die feierliche Einweihung des Museums ein. Um 15.10 Uhr endete der Festakt im Atrium mit einem musikalischen Ausklang. Die Gäste begaben sich zu der für 15.30 Uhr geplanten feierlichen Einweihung des Uhrenmuseums.

Die Einweihung des Museums

Die Einweihung des neuen Deutschen Uhrenmuseums Glashütte

Um 15.30 Uhr wird das rote Band gemeinsam von Marcus Dreßler, Dr. Roland Wöller, Dr. Hanspeter Rentsch, Dr. Frank Müller und Frank Reichel mit dem symbolischen Scheerenschnitt durchtrennt. Ein modernes Museum der Zeit öffnet seine Pforten.

Der Rundgang durch das Uhrenmuseum

Die "Reise durch die Zeit" beginnt für den aufmerksamen Betrachter bereits symbolträchtig auf dem Vorplatz des Museums: Wo sich einst die Blumenuhr und der Brunnen befanden, sind heute zwölf schwarze Striche in den gepflasterten Boden eingelassen. Zwölf Monate hat auch das Jahr. Ebenfalls nicht zufällig gewählt ist die Anzahl der Stufen zwischen den zwei Etagen des Museums: Vierundzwanzig Stunden hat ein Tag, vierundzwanzig Stufen steigt auch jeder Besucher über die Wendeltreppe des neuen Deutschen Uhrenmuseums zu den oberen Ausstellungsräumen.

Reinhard Reichel
Museumsdirektor

Die Symbiose aus der Fachkompetenz des Museumleiters Reinhard Reichel und des Stuttgarter Ateliers Brückner läßt schon hier die Erwartungshaltung des sachkundigen Betrachters dieser Ausstellung in die Höhe schnellen. Bereits in der Eingangshalle erwartet die Besucher eine ganz besondere Uhr: Die Kunstuhr von Hermann Goertz. Die Tierkreiszeichen an den Deckenbalken bilden eine gelungene Einheit zu dieser astronomischen Uhr.

Die Zifferblätter der Kunstuhr von Hermann Goertz

Das einstige Museum bot eine Ausstellungsfläche von 52 Quadratmetern. Heute stehen 1000 Quadratmeter - verteilt auf zwei Etagen - für rund 400 Exponate zur Verfügung. Bei den ausgestellten Uhren beschränkt sich das Museum ausschließlich auf Stücke Glashütter Herkunft. Den Grundstock bildet dabei die historische Sammlung des Technischen Kabinetts, einst von Adolf Görgel, Günter Freise und Ernst Frankenstein zusammengetragen, die heute durch Exponate der Manufaktur Glashütte Original und weitere 40 Leihgaben ergänzt wird.

Ferdinand Adolph Lange (1815-1875)

In chronologischer Abfolge wird die Geschichte der Stadt Glashütte und die Entwicklung der Uhrenindustrie eindrucksvoll dargestellt. Im Dezember 1845 gründete Ferdinand Adolph Lange mit Hilfe eines Darlehens der Königlich Sächsischen Regierung in Glashütte die Firma A. Lange und legte damit den Grundstein für die gesamte Glashütter Uhrenindustrie.

Eine Taschenuhr aus den Anfangsjahren

Wer heut die modernen Produktionsstätten dieser weltweit bekannten Glashütter Uhrenhersteller sieht, mag kaum glauben, daß sich die erste bescheidene Produktionsstätte von Ferdinand Adolph Lange in der Mansarde eines Glashütter Wohnhauses befand. Die ersten Uhren aus dieser Zeit waren noch mit "A. Lange Dresden" signiert.

Binnen kurzer Zeit entstanden weitere 16 Firmen im Ort. 1852 gründete Assmann die Deutsche Anker-Uhren-Fabrik, 1854 macht sich Moritz Großmann mit der Taschenuhrenfabrikation M. Großmann/Glashütte selbständig, ...

Reinhard Reichel sagte in einem Interview: "Wir können heute noch belegen, wo welche Firma ihren Sitz hatte."

Aber auch die dunklen Kapitel der Zeitgeschichte spart die Ausstellung nicht aus. Die Zeitmessung war seit jeher auch ein militärstrategischer Faktor. So wurden in Glashütte nicht nur Fliegerchronographen von der UROFA für die Wehrmacht hergestellt, sondern auch

Urofa Fliegerchronograph von 1941

Zeitzünder und Marinechronometer. Die Glashütter Chronometerbauer nahmen regelmäßig an den Chronometer-Wettbewerben der Deutschen Seewarte Hamburg teil. Der Glashütter Chronometermacher Richard Grießbach gehörte der Prüfungskommission an. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges trafen die Stadt Glashütte dann auch dementsprechend schwer. Einen Tag vor Kriegsende wurde Glashütte bombardiert. Wie alle Siegermächte war auch die Sowjetische Militäradministration (SMAD) auf der Suche nach kriegswichtigen Gütern.

Russische Offiziere überwachen in Glashütte den Abtransport demontierter Maschinen

Bei diesen Themen wechselt die Farbe der Vitrinen in ein wehmütiges Grau. Eine Kiste gefüllt mit Holzwolle soll an den Abtransport erinnern.

Die Dokumentation der Nachkriegszeit erhielt einen eigenen großen Raum: "Ohne die vierzigjährige Uhrenproduktion in der DDR würde heute hier nichts mehr ticken," meint Reinhard Reichel. 300 Armbanduhren sind hier ausgestellt.

Am Ende des Rundganges schlagen Metronome den Takt.