Gebrüder Thiel GmbH Ruhla: Unterschied zwischen den Versionen

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Von [[Thiel, Siegmund|Siegmund Thiel]] und [[Thiel, Georg|Georg Thiel]] am [[25. September]] [[1862]] ursprünglich als metallverarbeitende Fabrik in [[Ruhla]]/Thüringen gegründet wurden Beschläge für Pfeifenprodukte, kleinere Metallwaren wie Schutzgehäuse für Taschenuhren, Gewichtshülsen aus Messing, Schaufensterhaken sowie Absatzschoner und Stoßkappen für Schuhe als so genannte Massenartikel produziert.  
 
Von [[Thiel, Siegmund|Siegmund Thiel]] und [[Thiel, Georg|Georg Thiel]] am [[25. September]] [[1862]] ursprünglich als metallverarbeitende Fabrik in [[Ruhla]]/Thüringen gegründet wurden Beschläge für Pfeifenprodukte, kleinere Metallwaren wie Schutzgehäuse für Taschenuhren, Gewichtshülsen aus Messing, Schaufensterhaken sowie Absatzschoner und Stoßkappen für Schuhe als so genannte Massenartikel produziert.  
  
[[Thiel, Georg|Georg Thiel]] schied zwar bald aus dem Unternehmen aus, dafür traten die jüngeren Brüder [[Thiel, Ernst|Ernst]] und [[Thiel, Reinhold|Reinhold Thiel]] ein. [[1873]] erwarb die Firma ein größeres Gelände in der Nähe des Ruhlaer Bahnhofes. Dort konnte Wasserkraft zum Betreiben der Maschinen genutzt werden. Zwei Jahre später gingen die Unternehmer daran, ein Messingwalzwerk zu errichten. Die Thiel-Brüder produzierten anfangs auch Scherzartikel. Bekannt war die so genannte „Bieruhr“. Aus dieser entwickelte die Firma eine Kinderspieluhr. Das war der Einstieg in die Uhren-Branche, denn diese neckische Spielerei wurde plötzlich zu einem echten Renner. Dieser Massenartikel verkaufte sich vor allem in Nordamerika und England prächtig. Der Umsatz stieg von 150.000 Mark (1876) auf 500.000 Mark im Jahr [[1879]]. Ende der 80er Jahre arbeitete die Firma Gebr. Thiel auf Wunsch amerikanischer Kunden an einer Kinderspieluhr, die mindestens eine Stunde lang richtig gehen sollte. Das Resultat war eine Uhr mit zwölfstündiger Gangzeit. [[1890]] begann die Firma mit der Produktion einfacher und preiswerter [[Taschenuhr]]en in hohen Stückzahlen ([[1897]] 4.000 Stück am Tag) für den amerikanischen Markt unter dem Namen [[Thiel Fearless|Fearless]]. Später wurde diese Uhr verbessert und auch in Deutschland verkauft. [[1901]] erfolgte die Umwandlung in eine GmbH. Neben der Herstellung von Uhren wurden die dazu benötigten Maschinen und Werkzeuge entwickelt und hegestellt. Ab [[1906]] wurden auch [[Armbanduhr]]en produziert. Ab [[1910]] wurden die zunächst für die eigene Uhrenproduktion entwickelten Maschinen auch für den Markt produziert. [[1922]] wurde die Tochtergesellschaft Gebrüder Thiel Seebach GmbH gegründet. Später entstanden weitere Betriebsteile in Apolda, Meiningen, Mühlhausen, Waltershausen und Kassel. Während der beiden Weltkriege wurden Rüstungsgüter hergestellt.<br>Im Juli [[1945]] beschlagnahmte deas Land Thühringen den Thiel-Konzern. Ab [[19. Juli]] [[1946]] gehörte  die Firma zur sowjetischen Aktiengesellschaft für Präzisionsmaschinen [[Awtowelo SAG]] und wurde am [[1. Mai]] [[1952]] zum [[VEB Uhren und Maschinenfabrik Ruhla|VEB Uhrenwerk Ruhla]].
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[[Thiel, Georg|Georg Thiel]] schied zwar bald aus dem Unternehmen aus, dafür traten die jüngeren Brüder [[Thiel, Ernst|Ernst]] und [[Thiel, Reinhold|Reinhold Thiel]] ein. [[1873]] erwarb die Firma ein größeres Gelände in der Nähe des Ruhlaer Bahnhofes. Dort konnte Wasserkraft zum Betreiben der Maschinen genutzt werden. Zwei Jahre später gingen die Unternehmer daran, ein Messingwalzwerk zu errichten. Die Thiel-Brüder produzierten anfangs auch Scherzartikel. Bekannt war die so genannte „Bieruhr“. Aus dieser entwickelte die Firma eine Kinderspieluhr. Das war der Einstieg in die Uhren-Branche, denn diese neckische Spielerei wurde plötzlich zu einem echten Renner. Dieser Massenartikel verkaufte sich vor allem in Nordamerika und England prächtig. Der Umsatz stieg von 150.000 Mark (1876) auf 500.000 Mark im Jahr [[1879]]. Ende der 80er Jahre arbeitete die Firma Gebr. Thiel auf Wunsch amerikanischer Kunden an einer Kinderspieluhr, die mindestens eine Stunde lang richtig gehen sollte. Das Resultat war eine Uhr mit zwölfstündiger Gangzeit. [[1890]] begann die Firma mit der Produktion einfacher und preiswerter [[Taschenuhr]]en in hohen Stückzahlen ([[1897]] 4.000 Stück am Tag) für den amerikanischen Markt unter dem Namen [[Thiel Fearless|Fearless]]. Später wurde diese Uhr verbessert und auch in Deutschland verkauft. [[1901]] erfolgte die Umwandlung in eine GmbH. Neben der Herstellung von Uhren wurden die dazu benötigten Maschinen und Werkzeuge entwickelt und hegestellt. Ab [[1906]] wurden auch [[Armbanduhr]]en produziert. Ab [[1910]] wurden die zunächst für die eigene Uhrenproduktion entwickelten Maschinen auch für den Markt produziert. [[1922]] wurde die Tochtergesellschaft Gebrüder Thiel Seebach GmbH gegründet. Später entstanden weitere Betriebsteile in Apolda, Meiningen, Mühlhausen, Waltershausen und Kassel. Während der beiden Weltkriege wurden Rüstungsgüter hergestellt.<br>Im Juli [[1945]] beschlagnahmte das Land Thühringen den Thiel-Konzern. Ab [[19. Juli]] [[1946]] gehörte  die Firma zur sowjetischen Aktiengesellschaft für Präzisionsmaschinen [[Awtowelo SAG]] und wurde am [[1. Mai]] [[1952]] zum [[VEB Uhren und Maschinenfabrik Ruhla|VEB Uhrenwerk Ruhla]].
  
 
== Weiterführende Informationen ==
 
== Weiterführende Informationen ==

Version vom 28. Juli 2008, 02:51 Uhr

Gebrüder Thiel GmbH Ruhla

Taschenuhrwerk der Gebr. Thiel
Gebrüder Thiel GmbH Ruhla um 1935

Deutsche Taschenuhrfabrik

Von Siegmund Thiel und Georg Thiel am 25. September 1862 ursprünglich als metallverarbeitende Fabrik in Ruhla/Thüringen gegründet wurden Beschläge für Pfeifenprodukte, kleinere Metallwaren wie Schutzgehäuse für Taschenuhren, Gewichtshülsen aus Messing, Schaufensterhaken sowie Absatzschoner und Stoßkappen für Schuhe als so genannte Massenartikel produziert.

Georg Thiel schied zwar bald aus dem Unternehmen aus, dafür traten die jüngeren Brüder Ernst und Reinhold Thiel ein. 1873 erwarb die Firma ein größeres Gelände in der Nähe des Ruhlaer Bahnhofes. Dort konnte Wasserkraft zum Betreiben der Maschinen genutzt werden. Zwei Jahre später gingen die Unternehmer daran, ein Messingwalzwerk zu errichten. Die Thiel-Brüder produzierten anfangs auch Scherzartikel. Bekannt war die so genannte „Bieruhr“. Aus dieser entwickelte die Firma eine Kinderspieluhr. Das war der Einstieg in die Uhren-Branche, denn diese neckische Spielerei wurde plötzlich zu einem echten Renner. Dieser Massenartikel verkaufte sich vor allem in Nordamerika und England prächtig. Der Umsatz stieg von 150.000 Mark (1876) auf 500.000 Mark im Jahr 1879. Ende der 80er Jahre arbeitete die Firma Gebr. Thiel auf Wunsch amerikanischer Kunden an einer Kinderspieluhr, die mindestens eine Stunde lang richtig gehen sollte. Das Resultat war eine Uhr mit zwölfstündiger Gangzeit. 1890 begann die Firma mit der Produktion einfacher und preiswerter Taschenuhren in hohen Stückzahlen (1897 4.000 Stück am Tag) für den amerikanischen Markt unter dem Namen Fearless. Später wurde diese Uhr verbessert und auch in Deutschland verkauft. 1901 erfolgte die Umwandlung in eine GmbH. Neben der Herstellung von Uhren wurden die dazu benötigten Maschinen und Werkzeuge entwickelt und hegestellt. Ab 1906 wurden auch Armbanduhren produziert. Ab 1910 wurden die zunächst für die eigene Uhrenproduktion entwickelten Maschinen auch für den Markt produziert. 1922 wurde die Tochtergesellschaft Gebrüder Thiel Seebach GmbH gegründet. Später entstanden weitere Betriebsteile in Apolda, Meiningen, Mühlhausen, Waltershausen und Kassel. Während der beiden Weltkriege wurden Rüstungsgüter hergestellt.
Im Juli 1945 beschlagnahmte das Land Thühringen den Thiel-Konzern. Ab 19. Juli 1946 gehörte die Firma zur sowjetischen Aktiengesellschaft für Präzisionsmaschinen Awtowelo SAG und wurde am 1. Mai 1952 zum VEB Uhrenwerk Ruhla.

Weiterführende Informationen

Literatur