Glaeser, Richard

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(siehe auch: Glaeser)

Richard Glaeser
Richard Glaeser
Zifferblattsignatur
Richard Glaeser, Werk Nr. 8798, Geh. Nr. 8798, circa 1910
Richard Glaeser Werkseite Taschenuhr No. 8781, circa 1895

Deutscher Uhrmacher

Richard Glaeser wurde am 24. März 1856 als Sohn von August Glaeser in Glashütte geboren. Er war ein bedeutender Glashütter Uhrmacher, der Taschenuhren in der typischen Glashütter Bauweise und Qualität herstellte, wie sie beispielsweise von A. Lange & Söhne, Assmann oder der Glashütter Uhrenfabrik Union bekannt ist. Sie stehen diesen bekannten Fabrikaten in nichts nach.

Bereits als Schuljunge im Alter von 10 Jahren begann er in der väterlichen Uhrzeigerwerkstatt mitzuarbeiten, die später sein Bruder Paul Glaeser weiterführte. Mit 14 Jahren begann er eine dreijährige Uhrmacherlehre bei Ferdinand Adolph Lange, er war einer der letzten Schüler des großen Stammvaters der Glashütter Uhrmacherei.

Als Uhrmacher-Geselle arbeitete er 2 Jahre in Hamburg, danach in Glashütte bei Großmann und Strasser & Rohde.

1885 machte sich Richard Glaeser selbständig und gründete die Deutsche Ankeruhrenfabrik Richard Glaeser. In seiner Firma stellte er bis 1920 in handwerklicher Tätigkeit etwa 1500 echte Glashütter Taschenuhren mit den typischen Glashütter Baumerkmalen her, als da z.B. sind Dreiviertel-Platine mit Ankerrad-Klöbchen, Glashütter Goldankergang, Schwanenhalsfeinregulierung.

Glaeser bezog Gehäuse (überwiegend Goldgehäuse), feinste Emaille-Zifferblätter und Unruhspiralen aus Genf. Gangteile, Trieb, Schrauben, Lagersteine und natürlich die feinen Gläser’schen Goldzeiger seines Bruders lieferte ihm die Glashütter Hausindustrie. Zur Fertigstellung einer Uhr benötigte er durchschnittlich etwa 1 Woche. Von 1895 bis 1906 war Glaeser neben der Tätigkeit in seiner Firma gleichzeitig als Turnlehrer an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte tätig [1].

Im Jahre 1920 mußte Glaeser seine Uhrenfabrikation beenden – die industriell arbeitende Glashütter Präzisionsuhrenfabrik bot Glashütter Taschenuhren etwa 20-25% billiger an. Er war dieser Konkurrenz nicht gewachsen, obwohl die Präzisionsuhrenfabrik später an ihrem Missmanagement in Konkurs ging. Tochter Elsa Gläser heiratete den aus Kapstadt geburtige Johann Erxleben welche als Gast vom 16. August 1904 bis 4. März 1905 die Deutsche Uhrmacherschule in Glashütte/Sa. besuchte. Johann Erxleben verlässt auf eigenen Wunsch Ende 1925 Glashütte und sieht mit seiner Familie zurück nach Kapstadt.

Bis zu seinem Tode verdiente sich Glaeser dann mühsam mit Reparaturen seinen Lebensunterhalt.

Richard Glaeser verstarb am 7. März 1928 im Diakonissenkranken­haus Dresden und wurde am 11. März in Glashütte beigesetzt.

1928 wurde in Nummer 12 der Uhrmacher-Woche die nachfolgende Todesanzeige von Richard Glaeser, Glashütte, veröffentlicht.

Sonntag, den 11. März, wurden die sterblichen Reste des in weitesten Kreisen der Uhrmacherschaft bekannten Herrn Uhrmachermeisters Richard Glaeser in Glashütte, der am 7. März nach kurzem Krankenlager im Diakonissenkranken­haus zu Dresden an einem Altersleiden ge­storben ist, auf dem Friedhofe zu Glashütte zur letzten Ruhe ge­bettet. Ein ungewöhn­lich großes Trauerge­leite und mannigfal­tige Ehrungen am Grabe waren Beweis für die Beliebtheit dieses als „Glashütter Original" bekannten Mannes. Wir haben zu seinem 71. Geburts­tage im vorigen Jahre (Nr. 12 der Uhrmacher-Woche) die „Erinne­rungen eines alten Glashütters", des Herrn Richard Glaeser, gebracht und verwei­sen auf diesen Artikel, der auch eine Art Lebens-Chronik enthält.

Hier sei außerdem festgestellt, daß der Verstorbene einer der lezten ist, der noch unter dem Gründer der Glashütter Uhren­industrie, F. A. Lange, gelernt und gearbeitet hat. (Nun lebt in Glashütte nur noch der betagte Uhrmachermeister Herr Franz Sommer, der ein Schüler des Altmeisters Lange ist). In früheren Jahren gehörte Herr Glaeser dem Gemeinde-Kollegium an. Er hat sich auch um die deutsche Turnerei Verdienste erworben (viele ehemalige Uhrmacherschüler der ältesten Jahrgänge werden sich seiner als urwüchsigen „Turnlehrer" erinnern), und ist bald ein Menschenalter lang Vorsitzender der Priv. Schützengesellschaft gewesen, deren Volksfeste er auf eine beachtliche Höhe gebracht hat. Sein originell bieder-derbes Wesen wird jedem, der ihn gekannt hat, unvergeßlich bleiben.

Die wenigen erhaltenen Taschenuhren von Richard Glaeser sind wegen ihrer ausgezeicheneten Glashütter Qualität und Seltenheit gesuchte Sammlerstücke und werden entsprechend hoch bewertet.

Weiterführende Informationen

Quellen

  1. Die Deutsche Uhrmacher-Woche, 1928, Nr.12 S. 190-191

Literatur