Möllinger, Johann-Jacob

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(siehe auch: Möllinger)

Deutscher mennonitischer Uhrmacher.

Johan-Jacob Möllinger Jacob genannt, wurde am 4. Dezember 1695 in Dühren (Sinsheim) geboren als Alteste Sohn von Vincenz Möllinger (1668-1748) und Veronika Nagelin od. Maylin (1674-1753).

In Frankenthal erlernte er das Uhrmacherhandwerk. Nach 1721 zog er auf den Branchweilerhof. 1727 erwarb er in Neustadt das Anwesen Hintergasse 26, das heute noch steht. Die Ausübung eines Handwerks war den Mennoniten in der Regel nicht erlaubt. Im Jahre 1717 stellten sie diesbezüglich beim Kurfürsten einen Antrag mit der Bitte, sie von den Hemmnissen zu befreien, die der Ausübung eines Handwerks entgegenstanden. Der Antrag wurde abgelehnt. Es ist erstaunlich, das sich trotzdem ein zur Mennonitengemeinde Branchweilerhof gehöriger Uhrmacher in Neustadt niederlassen konnte. Er muss eine Sondergenehmigung vom Kurfürsten besessen haben.

Möllinger war zwei mal verheiratet, aus diese Ehen sind acht Söhne und eine Tochter bekannt, die wie der Vater das Uhrmacherhandwerk betrieben.

Johan-Jacob Möllinger verstarb am 17. Januar 1763, seine zweite Ehefrau Elisabeth Sintzenisch führte als Witwe das Geschäft ihres Mannes weiter und übergab es 1787 an den Sohn Elias Möllinger. Zwischen 1763 und 1787 signierte Elisabeth die Uhren mit „Jacob Möllinger Wittib“. Zwei weitere Söhne waren als Uhrmacher ebenfalls erfolgreich: Christian Möllinger, der Zwillingsbruder von Elias war Oberhofuhrmacher in Berlin und baute für die Akademie der Künste in Berlin die erste Normaluhr. Daniel Möllinger wurde in Mannheim Uhrmacher.


Leistungen

Möllinger beschäftigte in seiner Werkstatt bis zu zehn Gesellen. Seine Uhren sind weit verbreitet und gingen bis nach Nordamerika. Auch auf dem Branchweilerhof ist noch eine Standuhr aus dem Jahre 1754 erhalten. Auch Friedrich-Carl Möllinger war einer der Gesellen, er wurde später Stadtuhrmacher von Frankfurt.

Aus seiner Werkstatt wurden unter anderen auch mehrere Turmuhren ausgeliefert; zu ihnen zählen:

  • Die Uhr des Altpörtels in Speyer.
  • Die Turmuhr der Dreifaltigkeitskirche in Worms mit 4/4-Schlagwerk von 1742. Das Werk ist heute im Wormser Museum eingelagert.
  • Die Turmuhr in der St. Georgskirche in Wachenheim an der Weinstraße von 1755. Die Hemmung wurde umgebaut von Scherenhemmung auf Hakenhemmung.
  • Die Kirchturmuhr der katholischen Kirche in Offenbach an der Queich von 1769. Die Uhr war bis zum Jahr 1933 in Betrieb und wurde dann durch ein elektronisches Uhrwerk ersetzt.

Als Hemmung verwendete Möllinger vorzugsweise die im mittleren 18. Jahrhundert oft zum Einsatz gebrachte Scherenhemmung, eine sehr robuste, leicht zu fertigende und für Turmuhren gut geeignete Hemmung. Da diese Hemmung zu den ruhenden Hemmungen sie zählt, gewährleistet bei guter Imprägnierung der Pendelstange gegen feuchtigkeitsbedingte Längenänderung eine recht hohe Ganggenauigkeit (die Längenänderung durch Temperaturschwankungen spielt bei Holzstabpendeln nur eine sehr geringe Rolle).