Mudge, Thomas (1715-1794)
Mudge, Thomas
Englischer Uhrmacher
Thomas Mudge wurde im September 1715 in Exceter als Sohn des Pfarrers Zachariah Mudge geboren, sein Vater hatte eine Schule in Bedford. Schon in frühen Jahren interessierte sich Mudge für Uhren.
Uhrmacherausbildung
Thomas Mudge Vater erkannte das Talent der junge Mudge welcher viel Freude an der Mechanik an den Tag legte, und gab ihn im Alter von 14 Jahren in die Lehre bei George Graham dem berühmtesten Uhrmacher seinerzeit. Diese war "at the sign of the Dial and one Crown, opposite the Bolt and Tun in Fleet Street" ansässig. Er machte bald große Fortschritte und bildete sich in der Ausführung und Reparatur der kompliziertesten Arbeiten aus, worauf er sich nach Austritt aus seiner Lehre sofort in London etablierte. Ab 1730 war Mudge Mitglied der Clockmakers Company. Der Ruf seines Talents und seiner Geschicklichkeit drang bis zu Ferdinand VI., König von Spanien, ein großer Liebhaber mechanischer Kunstwerke, welcher Mudge mit, der Anfertigung einer kunstvollen Uhr betraute, ihm ganz freie Wahl des Werkes lassend. Mudge baute eine Minuten-Repetieruhr, welche wahre und mittlere Zeit angab und erhielt von Ferdinand VI., welcher durch diese Arbeit in jeder Hinsicht zufriedengestellt war, 480 Guineen (10080 Mark). Nach Grahams Tod (1751) übernahm Thomas Mudge dessen Geschäft in der Fleet Street 148 in London. 1755 wurde William Dutton, ebenfalls ein Schüler Graham's, der Partner von Mudge.
Erfindung der Ankerhemmung
1759 erfand er den freien Ankergang. Einer Weiterentwicklung der ruhereibenden Graham-Hemmung für tragbare Kleinuhren. Eine Zwischenentwicklung ist die von Jean de Hautefeuille und Peter Litherland, vorgeschlagene Unruhhemmung, bei der der Anker das Segment eines Zahnrades trägt und die Unruhwelle mit einem eingreifenden Trieb versehen ist. Mudge entwickelte diese Grundidee weiter, indem er aus zwei Zähnen und der Zahnlücke des Segments die Ankergabel mit zwei Gabelspitzen konstruierte und zwei Zähne des Unruhtriebes als Lappen in verschiedenen Horizontalebenen stehen ließ. Dadurch kann die Unruh im Ergänzungsbogen frei ohne Kupplung mit dem Anker schwingen. Das Ausschwingen wird durch Sicherungsrolle und Sicherungszunge verhindert. Bei der Reise Ferd. Berthoud's nach London 1766 zeigte ihm Mudge seine Ankerhemmung; doch legte jener kein besonderes Gewicht auf diese Erfindung, welche jedoch von George Margetts und Josiah Emery in ihrer ganzen Wichtigkeit erkannt und in ihren Chronometern Anwendung fand. Mudge fertigte nur 2 Uhren dieses Systems bauend; eine für die Königin Charlotte und die zweite für den Grafen Brühl. (1902)
Chronometerbau
1765 wurde er Mitglied des Board of Longitude und veröffentlichte er seine "Studien über die Mittel zur Vervollkommnung von Uhren und Chronometer". Um sich der Fabrikation des See-Chronometerganges widmen zu können, verließ er London und übergab die Teilhaberschaft voll an Dutton. Er errichtete 1771 sein Atelier am Meereshafen in Plymouth, wo er mehrere Jahre zubrachte, um sein erstes Chronometer zu konstruieren. Sein erstes Chronometer mit Konstant-Kraft-Hemmung und zwei hintereinandergeschalteten Zugfedern stellte er 1774 vor. Gleich nach Vollendung desselben sandte er es an das Observatorium in Greenwich, von wo aus es nach kurzer Zeit von Admiral Campbell für eine längere Reise mitgenommen wurde. Sein regelmäßiger Gang setzte es in die erste Reihe der bis dahin der Marine gelieferten Chronometer. Das Längenberechnungs-Bureau ließ Mudge in Anerkennung seiner geleisteten Dienste 500 Pfund St. zukommen, ihn zur Konstruktion anderer Chronometer aufmunternd. Er erzeugte noch 2 Chronometer, welche der Beobachtung des Astronoms Nevil Maskelyne übergeben wurden, der 1 Jahr später einen sehr günstigen Bericht über dieselben erstattete, sich aber später einer weiteren Prüfung derselben weigerte, was eine wiederholte Veröffentlichung von Schriften und Erklärungen von Seiten des Sohnes Mudge's (dieser zu alt, um sich an dem Streit zu beteiligen) und Maskelyne's zur Folge hatte, und mit einem negativen Erfolge Mudge's endete.
Er bemühte sich stets um die Verbesserung der Ganggenauigkeit seiner Uhren und war überzeugt davon, dass das Geheimnis der Ganggenauigkeit vor allem im Gleichmass der Antriebsenergie zu suchen sei, und somit auch jede Mühe und jeder noch so komplizierte Mechanismus gerechtfertigt sei, um dieses Ziel zu erreichen. Mudge platzierte dazu gemäss Hubers Anordnungen zwischen Zugfeder und Hemmung eine Zusatzfeder, die in kurzen Zeitabständen die Uhr nachspannte und somit ein stetiges Drehmoment übertragen sollte. Derartige Hemmungen bezeichnet man auch als Hemmung mit konstanter Kraft, obwohl sie keine Hemmung, sondern nur deren Vorspannwerk ist. Auf englisch heißt dieser Mechanismus "constant force escapement" oder auch "remontoire". Auf französisch bezeichnet man den Mechanismus "remontoir d'égalité". Im deutschen Sprachgebrauch redet man von einem "Nachspannwerk".
1777 war Mudge zum Uhrmacher König Georgs III von England ernannt worden. 1793 wurden ihm, auf Grund einer Petition, 2500 Pfund St. von den Mitgliedern der Gemeindekammern zugewiesen. Thomas Mudge verstarb am 14. November 1794, zwei Söhne hinterlassend. Sein Sohn, ein wohlhabende Londoner Rechtsanwalt, Thomas Mudge Junior wurde Geschäftspartner von William Howells und Robert Pennington.
Werke von Thomas Mudge
- "Thoughts on the Means of Improving Watches and more Patriculaty Those for Use at Sea"; erschienen 1765 in London
Mitarbeiter von Thomas Mudge
Schüler von Thomas Mudge
- Hull, William, London, Ausbildung 1753 [1].
Weiterführende Informationen
- Bildgalerie Uhrenmodelle Mudge, Thomas
- Bildgalerie Uhrwerke Mudge, Thomas
- Bildgalerie Archiv Mudge, Thomas
Quellen
- ↑ Watchmakers & Clockmakers of the World; Autor: Baillie, G. H.; Seite 162, ISBN 140679113X
Literatur
- Lexikon der Uhrmacherkunst, Carl Schulte: Emil Hübners Verlag Bautzen 1902
- 16 Bildnisse hervorragender Uhrmacher nebst deren Lebensbeschreibungen; Autor: Curt Dietzschold; Verlag: C. Dietzscholds Verlag, Krems an der Donau, Nieder-Österreich, 1908
- Watchmakers & Clockmakers of the World; Autor: Baillie, G. H.; ISBN 140679113X