Gebrüder Thiel GmbH Ruhla

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Gebrüder Thiel GmbH Ruhla

Georg und Christian Thiel
Taschenuhrwerk der Gebr. Thiel
Gebrüder Thiel GmbH Ruhla um 1935
Letzte Bildmarke der Gebr. Thiel

Deutsche Taschenuhrfabrik

Die Brüder Christian Thiel und Georg Thiel gründeten am 25. September 1862 eine metallverarbeitende Fabrik in Ruhla/Thüringen. Schon Bald wurde die Herstellung von Pfeifenbeschlägen um kleinere Metallwaren wie Schutzgehäuse für Taschenuhren (Begmannskapseln), Gewichtshülsen aus Messing, Schaufensterhaken sowie ab 1869 Absatzschoner und Stoßkappen für Schuhe erweitert.

Georg Thiel schied zwar bald aus dem Unternehmen aus, dafür traten die jüngeren Brüder Ernst und Reinhold Thiel ein. 1873 erwarb die Firma für 18.250 Thaler das größere Gelände der Reiß'schen Filzfabrik in der Nähe des Ruhlaer Bahnhofes. Dort konnte Wasserkraft zum Betreiben der Maschinen genutzt werden. Zwei Jahre später gingen die Unternehmer daran, ein Messingwalzwerk zu errichten.

Der Anfang der Uhrenproduktion

Die Thiel-Brüder produzierten anfangs auch Scherzartikel. Bekannt war die so genannte „Bieruhr“. Aus dieser entwickelte die Firma eine Kinderspieluhr. Das war der Einstieg in die Uhren-Branche, denn diese neckische Spielerei wurde plötzlich zu einem echten Renner. Dieser Massenartikel verkaufte sich vor allem in Nordamerika und England prächtig. Ende der 70er Jahre wurden Reinhold und Ernst Thiel zu Teilhabern. Christian Thiel behielt die Gesamtleitung, Reinhold Thiel wurde Betriebsleiter und Ernst Thiel leitete den Vertrieb. Der Umsatz stieg von 150.000 Mark (1876) auf 500.000 Mark im Jahr 1879. 1879 verstarb der Firmengründer Christian Thiel. Ende der 80er Jahre arbeitete die Firma Gebr. Thiel auf Wunsch amerikanischer Kunden an einer Kinderspieluhr, die mindestens eine Stunde lang richtig gehen sollte. Das Resultat war eine Uhr mit zwölfstündiger Gangzeit. 1892 begann die Firma mit der Produktion einfacher und preiswerter Taschenuhren in hohen Stückzahlen (1897 4.000 Stück am Tag) für den amerikanischen Markt unter dem Namen Fearless. Später wurde diese Uhr verbessert und auch in Deutschland verkauft. Großen Anteil an der Entwicklung der ersten Uhren von Thiel hatte der von 1881 - 1934 für das Unternehmen tätige Emil Dürer (ab 1916 Betriebsdirektor). 1901 traten Reinhold und Ernst Thiel aus gesundheitlichen Gründen von der Leitung des Unternehmens zurück. Die Firma wurde in eine GmbH mit 3 Mio Reichsmark Stammkapital umgewandelt. Die Unternehmensleitung übernahm die 2. Generation - Reinhold (Sohn von Ernst), Ernst (Sohn von Reinhold) und Heinrich Thiel (Sohn von Christian). Neben der Herstellung von Uhren wurden die dazu benötigten Maschinen und Werkzeuge entwickelt und hegestellt.

Die ersten Armbanduhren

Die Gebrüder Thiel GmbH Ruhla muß zu den Pionieren der Armbanduhrenproduktion gezählt werden: Schon ab 1906 fertigte Thiel neben der damals üblchen Produktpalette der Uhrenfabrikanten auch Armbanduhren. Die dabei verfolgte Strategie der Firmenleitung ist einfach und gleichzeitig genial: Preiswerte Qualität läßt sich nur durch große Stückzahlen und rationale Fertigung erzielen. Die weitere Geschichte des Unternehmen zeigt, dass dieses Konzept von Erfolg gekrönt war. Thiel entwickelte zu diesem Zweck eigene Maschinen für die Uhrenproduktion. Ab 1910 entwickelte sich die Herstellung von Fertigungsmaschinen neben der eigenen Uhrenfertigung zu einem neuen Geschäftsfeld.

Von der Uhrenfabrikation zum Maschinenhersteller

Mit dem Ende des ersten Weltkrieges 1918 hatte die Mark bereits offiziell mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Eigentliche Ursache der ab 1919 schon beginnenden Hyperinflation war der Umgang mit der Geldpresse in den Anfangsjahren der Weimarer Republik: Die Staatsschulden sollten dadurch beseitigt werden.

Zur Verminderung der Krisenanfälligkeit begann die Firma Thiel mit der Produktion von Werkzeugen für die Uhrenindustrie und Werkzeugmaschinen für die Werkzeugfertigung.

1922 wurde die Tochtergesellschaft Gebrüder Thiel Seebach GmbH gegründet. Später entstanden weitere Betriebsteile in Apolda, Meiningen, Mühlhausen, Waltershausen und Kassel. Während der beiden Weltkriege wurden Rüstungsgüter hergestellt.

Der Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg

Im Juli 1945 beschlagnahmte das Land Thüringen den Thiel-Konzern. Die Nachkriegsproduktion begann mit einer Weckerentwicklung aus Materialbeständen von Zeitzündern aus der damaligen Rüstungsproduktion.

Ab 19. Juli 1946 gehörte die Firma zur sowjetischen Aktiengesellschaft für Präzisionsmaschinen Awtowelo SAG und wurde am 1. Mai 1952 zum VEB Uhrenwerk Ruhla. 1963 wird das robuste mechanische Stiftankeruhrwerk Kaliber 24 entwickelt.


Aus dem Großkonzern VEB Uhrenwerk Ruhla entstanden nach der Wende private, hochspezialisierte Klein- und Mittelbetriebe. Zu denen zählt auch der Firma Gardé Uhren und Feinmechanik Ruhla GmbH.

Weiterführende Informationen

Literatur

Weblinks

Gardé Uhren und Feinmechanik Ruhla GmbH geschichte