Gratté, Henri

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Französischer - Belgischer Uhrmacher

Dompaire, Eglise Saint-Jean-Baptiste de Laviéville (Johannes dem Täufer) aus dem 12. Jahrhundert


Dompaire und La Chaux-de-Fonds

Henri Gratté (Gratte) ist von französischer Herkunft und wurde am 21. Mai 1756 in Dompaire geboren. Dompaire ist eine französische Gemeinde im Département Vosges der Region Grand Est (bis 2015 Lothringen). Sie gehört zum Arrondissement Épinal und zum 2017 gegründeten Gemeindeverband Mirecourt Dompaire. Henri war der Sohn des Notars Thomas Gratté (1726-1769) und Claire Henry (1722-1770). Henri Gratté war der Bruder von Claude Joseph Gratté. Der aus einer angesehenen Familie stammende Henri Gratté, der Waise geworden war, begann seine Karriere als Uhrmacher im Alter von 14 Jahren bei Jean-Frédéric Ducommun, Uhrmacher in Le Locle und La Chaux-de-Fonds. Am 11. Juni 1770 wurde zwischen dem Uhrmacher und „Messieurs Parisot“ (die Großmutter von Henri Gratté heißt Marie-Anne Parisot und mehrere Parisots gehören einer Notarenfamilie aus Dompaire) ein Lehrvertrag unterzeichnet. Der Vertrag sah eine fünfjährige Ausbildung bei einem Pendeluhrmacher vor. Er wurde nicht zufällig ausgewählt: Er war einer der wichtigsten Uhrmacher von La Chaux-de-Fonds, damals mit der Nachbarstadt Le Locle, dem großen Uhrmacherzentrum der Neuenburger Berge. Henri Gratté wurde Kost und Logis angeboten. Der Vertrag war von Klauseln begleitet. Seine Ausbildung zum Pendel dauerte fünf Jahre und endete im August 1775: Henri Gratté erhielt seinen lobenden „Pendellehrbrief“ vom 9. August 1775 vom Uhrmacher Jean-Frédéric Ducommun in La-Chaux-de-Fonds.

Brüssel

Henri Gratté war Ende 1781 in Brüssel anwesend: Er ließ sich von N.J. (Nicolas Joseph) Straetmans, Apotheker, Medikamente liefern. Sein Werdegang zwischen 1776 und 1781 bleibt unbekannt, ebenso wie seine Entscheidung, sich in Brüssel niederzulassen. Nach seiner Lehre in La Chaux-de-Fonds durchlief er nacheinander Frankreich und England, wahrscheinlich Paris und London. In Paris knüpfte er Kontakte zu Kaufleuten, Fournitürenhändjer, Goldschmieden, Uhrmachern, deren Namen regelmäßig in seiner Handelskorrespondenz auftauchen. Er wurde im Laufe des Jahres 1782 in den Brüsseler Zunft eingeschrieben und von seiner Lehrzeit befreit, (er musste sein Zeugnis vorlegen, aber es wurde nicht im Archiv des Brüsseler Berufsstandes gefunden), durch Zahlung von Aufnahmegebühren von 200 fl. Nach den Rechnungsbüchern war er mindestens bis 1787 in Brüssel präsent, mit dem Vorbehalt, dass die Namen der Meister und die Jahresbeiträge nach dem Jahr 1787 nicht mehr im Register erscheinen). Nur ein Uhrmacherlehrling, Egide De Launois, wurde 1783-1784 bei Henri Gratté registriert. Er wurde am 29. Oktober 1782 in das Brüsseler Bürgertum aufgenommen.

Kathedrale St. Michael und St. Gudula

Henri Gratté heiratete "Madame la veuve Mathy" Isabella Françoise Josèphe Maskens am 28. Juni 1782 in der Stiftskirche Sainte-Gudule. Aus dieser Ehe gehen zwischen 1784 und 1786 mindestens zwei Kinder hervor: Claude Joseph Henri Gratté, getauft am 17. August 1784 in der Pfarrei Saint-Géry und Henri Jacques Joseph Gratté getauft am 31. August 1786 in der Pfarrei Saint-Nicolas. Die Gründe für seine Ankunft in Brüssel bleiben unbekannt. Die Hypothese, dass er reformierter Konfession war, ist insofern nicht gerechtfertigt, als seine Kinder getauft sind, eines in der Pfarrei Saint-Nicolas, das andere in der Pfarrei Saint-Géry. Aus der Geschäftskorrespondenz geht hervor, dass sich seine Häuser nacheinander in der Rue de la Putterie (1781 bis 1783), in der Rue de l'Etuve (von 1783 bis 1785) und schließlich in der Rue de la Violette (1786) befanden. Henri Gratté wird von seinen Korrespondenten qualifiziert, manchmal als Uhrmachermeister, manchmal als Uhrmachermechaniker, insbesondere in der Korrespondenz aus Paris von Regnier Lejeune, Kaufmann und Uhrmacher mit Sitz in Paris. Möglich Charles Regnier oder Pierre Antoine Regnier(d). In Brüssel stellt er die Zusammenarbeit verschiedener Subunternehmer sicher. Guillaume Joseph Proost, Glaser- und Spiegelmachermeister, lieferte ihm die Glasscheiben für seine Uhren. 1781 beschaffte er sich bei Uhrengehäusen von einem Tischlermeister in Brüssel (C.A. Louyet). Charles Devillers liefer ihm ein Gehäuse für fl 10 s “. Jacques Joseph De Assevedo, Meister Tischler, fertigte für ihn 1786 ein Uhrgehäuse und restaurierte ein anderes. Guillielmus Van Schepdael, Meister Tischler, stellte ihm auch Uhrgehäuse zur Verfügung, laut einer von seiner Witwe erstellten Spesenabrechnung vom 7. Dezember 1784. Henri Gratté ließ auch verschiedene Guss- und Vergoldungsarbeiten von P. Disclijn, „Gründer und Vergolder“, ausführen: „für Vergoldungsarbeiten einer Kupfer Uhr“, Für verschiedene Metalluhrenzubehör wandte sich Henri Gratté an Charles Simon, einen zukünftigen Uhrmacher, während der Jahre 1784, 1785 und 1786. J.B. Colinez arbeitete im Dienste von Henri Gratté und versorgte ihn laut einer zusammenfassenden Notiz von 2. Oktober 1786 mit Wellen, Unruhen, Schlüsseln, Buchsen.

Er steht auch in Kontakt mit Pariser Uhrmachern und Kaufleuten: ein gewisser Humbert-Droz, Uhrmachermeister, rue Greneta, in Etoile d´Or (1785); Regnier Lejeune, Uhrmachermeister von Januar 1784 bis August 1785), selbst in Beziehung mit demselben Humbert-Droz. Bei Regnier Lejeune geht es möglich um der Sohn von Charles Regnier Uhrmacher im Grande Rue du Faubourg Saint-Antoine. Mehrere Uhrmacher Humbert-Droz arbeiteten in Paris, Alexandre Humbert-Droz, Isaie Humbert-Droz, Josué Humbert-Droz, Daniel Humbert-Droz (4) oder Jean Pierre Humbert-Droz. Gratté kaufte bei Regnier Lejeune diverses Uhrmacherzubehör, Zifferblätter, goldene Zeiger, groß und klein, Uhrenschlüssel, Kartellzifferblätter, mit und ohne Datum, Kartellgläser. Im Dezember 1785 ein Mann namens Franchet, Vergolderhändler in Paris war derselbe Franchet, der seine Anwesenheit auf der Messe ankündigt ..., und verpflichtet sich, Henri Gratté drei Uhrwerke zwei Wochen laufend mit Schlagwerk, drei Uhrwerke ohne Schlagwerk sowie Federn, Zifferblätter, Zeiger, Stempel und Spiegel zu liefern. 1786 waren seine Lieferanten in Paris die Partner Delorme (Delorme, Joseph Vincent|Joseph Vincent Delorme]] ? ) der Ältere und Defarge. Diese lieferten ihm am 12. Juli 1786 für insgesamt 516 livres 10 sous verschiedene Waren. Henri Gratté zählte zu seinen Kunden einen namens M. Vleminckx. Im Januar 1783 lieferte er eine goldene Uhr im Wert von siebeneinhalb Louis an einen gewissen Horion Depesqueries. Auch eine gerwisse Mr. Chapel gehörte zu seinen Kunden Nur wenige Uhren aus der Brüsseler Zeit sind erhalten. Das Museum C.P.A.S. von Bruxelles behält eine auf dem Zifferblatt signierte Uhr aus Kiefernholz von Henry Gratté aus dem Krankenhaus Saint-Jean. Eine weitere, nicht laufende Uhr, von Henry Gratté, wurde den Generalgouverneuren Marie-Christine von Habsburg und Albert-Casimir von Sachsen-Teschen überreicht und war Gegenstand eines Berichts der kaiserlichen und königlichen Akademie der Wissenschaften und Belletristik von Brüssel. Seine Frau Isabella Françoise Josèphe Maskens starb am 10. Juli 1788 in Brüssel.

London

Henricus Gratte, Invenit & Fecit, London, Sphere Clock

Henry Gratté verschwindet nach 1787 aus den Brüsseler Archiven. Um 1809 taucht Henry Gratté wieder auf, nicht in Brüssel, aber in London. Mehrere Quellen deuten darauf hin, dass Henry Gratté sich vor 1790 in London im Stadtteil Kennington-Lane niederließ. Tatsächlich zitiert G. H. Baillie in Watchmakers & Clockmakers of the World zwei Uhrmacher namens Gratte, die beide in London ansässig sind. Henricus, Ende 17. Jahrhundert, und vor allem ein Henry Gratte, Anfang 19. Jahrhundert, hersteller einer "sphere clock" (Astrolabium Uhr), erfunden und gebaut im Jahr 1789. In der Ausgabe der Times vom 12. Dezember 1794 kündigt Henry Gratte den Verkauf einer Uhr seines Designs an.

« TO be SOLD, a curious and elegant TIMEPIECE, or REGULATOR, which requires to be wound up only once in twelve months, of a construction entirely new, and so simple as to require no more than twenty pounds to keep it going the whole time, although the pendulum, which is compound, exceeds that weight. It is in a fine mahogany case, with glass front; a Barometer and Thermometer adapted to it; the whole making, not only a curious, but an elegant piece of furniture. … It may be seen at Henry Gratte, Clock and Watch-maker, Kennington-lane, near Newington butts, on the Road going from London-bridge to Vauxhall, Surry. »

Mehrere typisch englische Uhren aus seiner Londoner Zeit sind von Henri Gratté signiert. Eine erste "bracket clock" signiert "Henry Gratté, London" tauchte bereits 1925 in einem New Yorker Antiquitätenhandel auf. Eine zweite "Bracket-Uhr" in einem Mahagoni-Gehäuse, und einem konvexen weißen runden Zifferblatt, signiert "Henry Gratte, Kennington Lane, Surrey", mit Acht-Tage-Werk und Viertelschlag wurde Verkauft bei Millington Adams Antique in Cheshire. Von Uhrenhistorikern wird allgemein angenommen, dass Henry Gratté diese Art "sphere clocks" für verschiedene berühmte Londoner Uhrmacher wie George Jamison und Paul Philip Barraud hergestellt hat. Unter den Uhrensammlungen des Museums Worshipful Company of Clockmakers (untergebracht in "The Science Museum", zu London gibt es eine Uhr signiert "Henricus Gratté invenit & fecit Londini". Es handelt sich um eine kugelförmige, skelettartige Uhr (dh mit sichtbarem Mechanismus) mit Stundenschlag auf einem Gong. Höhe 270 mm. Die Zeit wird in Stunden (römische Ziffern) und Minuten (arabische Ziffern) angezeigt, die von zwei horizontalen ringförmigen Zifferblättern getragen werden . Eine ähnliche Uhr, kugelförmig und skelettartig, zirkulierte auf dem amerikanischen Antiquitätenmarkt, wahrscheinlich aus der Galerie von Arthur Stannard Vernay (ca. 1877-1960), einem großen Antiquitätenhändler britischer Herkunft am New York Square. Diese 1906 in New York gegründete Galerie hat sich auf den Verkauf von Antiquitäten und englischen Uhren spezialisiert.

Henri Gratté, Grammatiker und Lehrer in London

Die älteste Spur dieser grammatikalischen Tätigkeit stammt aus dem Beginn seines Aufenthalts in London. Damals verband er noch seinen Beruf als Uhrmacher und den eines Lehrers. 1790 veröffentlichte er in London "La Nouvelle Grammaire Françoise", ein kleines Buch für die englische Jugend. Niemals in diesem Buch erwähnt der Autor seinen ersten Beruf als Uhrmacher. 1809, diesmal jedoch in Brüssel, veröffentlichte Henri Gratté einen "Englischkurs für die französische Jugend". Dieses Buch zeugt von seinen perfekten Kenntnissen der englischen Aussprache, die er sich nur durch einen mehrjährigen Aufenthalt angeeignet haben kann. Zu seiner Uhrmacher-Vergangenheit in der Schweiz, in Frankreich, Brüssel und London schweigt er kurioserweise völlig. Angesichts der oben erwähnten Beobachtungen darf sich der Leser fragen: Sind Henry Gratté, Uhrmacher-Mechaniker in Brüssel und London, und Henry Gratté, grammatikalischen Lehrer ein und dieselbe Person? Die Antwort ist ja. Das Deckblatt der Bücher "Companion to the spherical and horizontal clock (1801) und "La Nouvelle Grammaire Françoise" sind illustriert mit derselben sphärischen Uhr, ebenso wie die in beiden Bücherdie identische Adresse in Kennington-Lane. Eine definitive und eindeutige Antwort geben die Dokumente, die im Stadtarchiv der Stadt Ath aufbewahrt werden.

Henri Gratté, Lehrer an der Privatschule von Jean-Baptiste Provost in Vilvoorde Belgien

Diese private Sekundarschule wurde durch ein Dekret der Konsuln vom 5. Frimaire Jahr XI (26. November 1802) errichtet. Jean-Baptiste Provost, erster Beamter der Gemeinde unter dem französischen Regime, war der Gründer der Schule, er blieb ihr Direktor bis April 1815. Nach acht Monaten des Bestehens hatte das Internat 32 Schüler. Sie lehrten "feines Schreiben, gewöhnliche und dezimale Arithmetik, Geometrie, Zeichnen, eine art von Buchhalten, Tanz und Musik". Im Jahr 1806 wurde die Schule von J.B. Provost von 98 Schülern besucht. Im April 1815 verließ J. B. Provost Vilvoorde nachdem er seine Möbel verkauft und das Internat an Corneille Portaels überreicht hat. Henry Gratté wurde Lehrer und stellvertretender Schulleiter. An einem unbekannten Datum (um 1809) schrieb er seine Überlegungen zur Erziehung auf Papier. Er erwähnt nie auf seine Vergangenheit als Uhrmacher-Mechaniker. Dieses Manuskript wird als basis für die kleine Broschüre dienen, die einige Jahre (1817) später gedruckt und veröffentlicht wurde.

Wir verlieren Henri Gratté nach Mai 1817 aus den Augen, In den Registern wurden keine Hinweise auf einen Todesfall gefunden. Henri Grattés Name ist weder in den Brüsseler Volkszählungsregistern (1795, 1799, 1812) noch in den verschiedenen Almanachen aufgeführt.

Weiterführende Informationen


Quelle