Huaud, Pierre (1)
(siehe auch: Huaud oder Huaut)
Schweizer Goldschmied und Emailleur
Pierre Huaud wurde um 1612 in Châtellerault, Vienne, Poitou, Frankreich geboren. Er war de Sohn des Goldschmiedes Jean Huaud und Martha Bureau. Jean Huaud flüchtere in 1630 mit seiner Familie als Hugenotten nach Genf. Er wurde Lehrling bei der Goldschmied Laurent Legare und in 1634 Geschäftspartner. Um 1637 wurde er Meister, doch erst 1671 wurde er Genfer Bürger.
Pierre Huaud heiratete Françoise Mussard welche am 18. Juni 1643 in der "Temple de Cologny", zu Cologny bei Genf. Françoise Mussard war vorher verheiratet met den Goldschmied und Uhrmacher André Caillate (1) welche in 1641 verstorben war. Aus dieser Ehe von Pierre und Françoise wurden 11 Kinder geboren. Tochter Elisabeth Huaud heiratete den Goldschmied Jean Archimbaud, Pierre Huaud II wurde wie sein Vater Emailleur. Auch Jean-Pierre Huaud und Ami Huaud wurden Emailleure und gründeten das Unternehmen Les Frères Huaut. Tochter Gabrielle Huaud heiratete den Uhrmacher Jacob Fabri II. Die Tochter Marguerite Fabri heiratete den Uhrmacher Paul Hubert II, ein Mitglied de bekannte Uhrmacherfamilie Hubert aus Rouen. 1671 wurde er Genfer Bürger.
Beim abgebildete Gold und Email Spindeltaschenuhr von den Uhrmacher Pierre Didier Lagisse stellt das Bildnis mit Sicherheit Anna von Österreich dar, die Gemahlin Königs Ludwig XIII., nach einem Portrait von Pierre Mignard I. Es gibt noch weitere Portraits von Königin Anna in ähnlicher Kleidung und Haltung von Mignard und aus seinem Kreis, welche später als Stiche reproduziert wurden. Es ist unwahrscheinlich, dass der Emailleur Zugang zu einem der Originalgemälde hatte - er arbeitete sicher nach einem dieser Stiche. Es gibt zwar mehrere Künstler, die diese Werke anfertigten, es ist jedoch anzunehmen dass hier nach einem Stich von Robert Nanteuil (datiert auf 1660) oder Antoine Masson (datiert auf 1665) gearbeitet wurde; beide Künstler waren in Paris tätig. Das hervorstechende Merkmal beider Stiche sind die großen Perlenornamente, die das Kleid an den Schultern und der Brust verzieren. Der Stich von Nanteuil ist offensichtlich ein Spiegelbild - nicht ungewöhnlich, da die Platte als genaue Kopie des Originals graviert wurde; Massons Vorlage dagegen wurde spiegelbildlich graviert, um die gleiche Ansicht wie das Originalgemälde zu bieten. Der Stich von Masson weist noch weitere Perlenverzierungen vorne am Kleid auf, die jedoch nicht bei dem Portrait auf der Uhr übernommen wurden. Es ist auch gut möglich, dass verschiedene Versionen oder Varianten der Druckplatte angefertigt wurden. Auf jeden Fall blieb es natürlich dem Emailleur selbst überlassen, welche Stilelemente er für seine Arbeit verwenden wollte. Im Inneren der Uhr ist das klassische Portrait des Herrn etwas extravaganter ausgeführt, als es normalerweise der Stil der Huaud'schen Uhren ist. Dies mag der besonderen Kunstfertigkeit von Pierre Huaud I. zuzuschreiben zu sein, denkbar ist jedoch auch, dass der Künstler hier Bezug nimmt auf Annas Ehemann Ludwig XIII. oder ihren Sohn Ludwig XIV., die beide dem Tanz und dem Theater leidenschaftlich verbunden waren. Die prächtige federgeschmückte Kopfbedeckung ist nicht unähnlich derer in bekannten Stichen, die die Könige in Theaterkostümen darstellen..
Es gibt heute augenscheinlich nur ein einziges Uhrengehäuse, das die Signatur von Pierre Huaud I. trägt; es handelt sich hierbei um eine Uhr in Form eines Kreuzes, die sich als Teil der Sammlung Dr. E. Gschwind im Museum Haus zum Kirschgarten in Basel befindet (dargestellt und beschrieben in "Montres de Geneve", 1978: Katalog einer Ausstellung in Genf, Nr. 7). Die Signatur lautet "P Huaud pinxit a Geneve". Es gibt jedoch eine ganze Reihe von charakteristischen Merkmalen, die Huauds Arbeit kennzeichnen; zusammen mit den Datierungen und den Namen von Uhrmachern der Zeit lassen sich die meisten Werke relativ eindeutig zuordnen.
Einige der von Pierre I. eingesetzten Techniken sind:
a) kleine Blüten als Haupt- oder Nebenornamente
b) ein türkisfarbener Emailgrund
c) transluzide grüne oder blaue Emaillierung auf einem Hintergrund in Flinqué-Technik
d) bisweilen die Verwendung von Landschaftsmalerei oder im Hochrelief emaillierter Grund
e) Opake oder transluzide Champlevé-Emaillierung innerhalb eines gravierten Feldes
Außerdem verwendete Pierre I. anscheinend regelmäßig einen lebhaften orangefarbenen Farbton und liebte es, einen Teil seiner Motive in einer schwarz-weißen Umrahmung darzustellen.
Es existieren mehrere Gehäuse seines ältesten Sohnes Pierre II., die einige der aufgeführten Merkmale aufweisen - die Qualität der Arbeit und die Datierung bestätigen jedoch, dass es sich hier um eine Arbeit des Vaters handelt.
Pierre Huaud verstarb am 4. Januar 1680 (1679/0) Julianisch (14. Januar 1680) in Genf 68 Jahre alt.
Weiterführende Informationen
Quelle
- Auktionshaus Dr. H. Crott; Stefan Muser, Mannheim, 92. Auktion, 14. November 2015, Frankfurt.