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Version vom 22. November 2011, 02:22 Uhr
Genf
Als Heimat bekannter Luxusuhrenhersteller wie Rolex, Patek Philippe, Vacheron Constantin oder Baume & Mercier ist Genf eine der wichtigsten Uhrenstädte der Welt. Bekannt sind die vom heimischen Handwerk eingeführten Qualitätsmerkmale wie Genfer Siegel (Poinçon de Genève) und Genfer Streifen (Côtes de Genève, Filets).
Geschichte
Bis zum Ende des 15. Jahrhundert war Genf für seine Messen in ganz Europa bekannt. Auch die geographisch günstige Lage spielte eine entscheidende Rolle in der Entwicklung Genfs zum Uhrenzentrum. Die wirtschaftlichen Konkurrenz zu Lyon und die gespannten politischen Beziehungen zu Frankreich und Savoyen drängten Genfs Popularität als Messestadt allmählich zurück.
Im Jahre 1541 verfasste der Reformator Johannes Calvin (geb. am 12. Juli 1509 in Noyon, Picardie; gestorben am 27. Mai 1564 in Genf) den sog. Genfer Katechismus: Eine Kirchenordnung mit strenger Kirchenzucht. Diese Verordnung verbot die öffentliche Zurschaustellung von "Luxusgütern", also auch das Tragen dekorativer Schmuckstücke aus Gold und Edelsteinen.
Mitte des 16. Jahrhunderts war Genf jedoch stark geprägt durch das Handwerk der Goldschmiede und Juweliere. Johannes Calvin forderte diese Zunft auf, sich neu zu orientieren und sich dem Handwerk der Uhrmacher zuzuwenden. Der Reformator stellte somit die Weichen für die heutige Uhrenindustrie der Schweiz. Unter dem Einfluss der huguenotischen Flüchtlinge - ein grosser Teil von ihnen waren Uhrenmacher - entwickelte sich Genf zum ausgehenden 16. Jahrhundert zu einer der wichtigsten Uhrenproduktionsstätten in der Region.
Schon zum Ende des 16. Jahrhunderts galten Uhren mit der Herkunftsbezeichnung "Genf" international als besonders qualitätvoll. Das Entstehen der ersten Körperschaft von Uhrmachern im Jahre 1601, der „Meisterschaft der Uhrmacher von Genf“, bildete den Grundstein einer Tradition und einer nationalen Industrie in der Schweiz.
Nach der Aufhebung des Edikt´s von Nantes im Jahre 1685 kamen erneut huguenotische Flüchtlinge nach Genf, welche die weitere Entwicklung der Uhrenindustrie in der Schweiz positiv beeinflußten.
1771 wird in Genf die erste Sternwarte der Schweiz unter der Direktion von Jacques-André Mallet gegründet. Den Schwerpunkt bilden die meteorologischen Beobachtungen. Ab 1790 werden in dem Institut die ersten Chronometer-Wettbewerbe durchgeführt. 1830 wird die neue Sternwarte auf der Bastion de Saint-Antoine erbaut, einer der bedeutendsten Direktoren des neuen Observatoriums war Emile Plantamour.
Georges Agassiz gründet 1876 in Genf die Schweizer Uhrenmanufaktur Agassiz Watch Co.
Bei dem Chronometerwettbewerb des Observatoriums Genf konnte Schoof mit einem seiner Chronometer 1884 den zweiten Platz belegen.
Duret & Colonnaz war in Genf ansässig.
Hans Wilsdorf gründet 1920 in Genf die Uhrenfirma „Montres Rolex SA“.
G. Leon Breitling S.A. war in Genf ansässig.
1985 wird die Academie Horlogere des Createurs Independants (AHCI) in Genf gegründet.
Am 8. November 2001 wird in Genf das Patek Philippe Museum eröffnet.
Heute
Jährlich findet hier die wichtige Uhrenmesse SIHH statt (siehe auch SIHH 2007).
Stichworte
Literatur
- Horlogers de lanarchisme: Emergence dun mouvement : la Fédération jurassienne; Autor: Mario Vuilleumier; ISBN 2601030429 ISBN 978-2601030426
- Picard, Jacques: Swiss Made oder Jüdische Uhrenfabrikanten im Räderwerk von Politik und technischem Fortschritt. Einige Notizen über einen zeit- und Grenzgeschichtlichen Forschungsgegenstand. In: Allmende Nr. 36/37, 13. Jahrgang; ISBN 386142004X ISBN 978-3861420040
- Eva-Maria Faber: Symphonie von Gott und Mensch. Die responsorische Struktur von Vermittlung in der Theologie Johannes Calvins. Neukirchener Verl., Neukirchen-Vluyn 1999 ISBN 3-7887-1722-X
- Marijn de Kroon: Martin Bucer und Johannes Calvin. Reformatorische Perspektiven. Einl. und Texte. Aus dem Niederländ. übers. von Hartmut Rudolph. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1991 ISBN 3-525-55337-4
- Heiko A. Oberman: Zwei Reformationen. Luther und Calvin – alte und neue Welt. Siedler, Berlin 2003 ISBN 3-88680-793-2
- Peter Opitz: Calvins theologische Hermeneutik. Neukirchener Verl., Neukirchen-Vluyn 1994 ISBN 3-7887-1489-1
- Peter Opitz (Hrsg.): Calvin im Kontext der Schweizer Reformation. Historische und theologische Beiträge zur Calvinforschung. Theol. Verlag, Zürich 2003 ISBN 3-290-17252-X
- Stefan Zweig: Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt (1936). Fischer-Taschenbuch-Verl., Frankfurt a.M. 1996 ISBN 3-596-22295-8