Grossmann, Karl Moritz
(siehe auch: Grossmann)
Glashütter Uhrmacher
Biographie
Karl Moritz Grossmann wurde am 27. März 1826 als Sohn eines Briefsortierers in Dresden geboren. Er besuchte die Volksschule und wechselte später an eine Privatschule. Nach dem Abschluss dieser Ausbildung erhielt er ein zweijähriges Stipendium für den Besuch der Königlichen Polytechnischen Schule Dresden [1].
Mit 16 Jahren begann er 1842 eine Uhrmacherlehre bei Gottfried Friedrich Kumme senior [2]. Schon als Lehrling hat er als einer der ersten mit dem Handschwungrad gearbeitet, baute mehrere feinmechanische Instrumente, Messwerkzeuge, Tertienzähler und hielt Vorträge. Er entwarf den Glashütter Sekundenregulator, für dessen allgemeiner Einführung er fortan eintrat [3].
1846 nahm er in Altona bei Hamburg eine Stellung bei Friedrich-August Jansen und Moritz Krille Jansen & Krille ? an. Er besuchte auch Josef Biergans in München.
1848 meldete er sich als Freiwilliger zum Deutschen Heer und kehrte nach der Beendigung der Erhebung Schleswig- Holsteins (Frieden von Malmö) und Auflösung seines Korps nach Glashütte zurück und arbeitete 7 Monate bei Lange [4]. 1849 brach der Maiaufstand in Dresden aus und Grossmann wurde wieder zum Heer eingezogen (1850). Nach seiner Entlassung arbeitete er in La Chaux-de-Fonds, wurde aber im gleichen Jahr wieder einberufen. Sein Militärdienst endete 1852.
Danach arbeitete er ein Jahr in London und bereiste anschließend Frankreich, Spanien, Belgien und Schweden um sich als Uhrmacher weiterzubilden [5].
1854 gründet Grossmann seine Uhrenfabrik, die er bis zu seinem Tod leitete. Grossmanns Uhren unterscheiden sich im Grundaufbau nur unwesentlich von den Uhren anderer Glashütter Firmen. Typisch ist das 16-zähnige Ankerrad. Die meisten seiner Uhren sind auf der Werkplatte unter dem Zifferblatt gestempelt. Uhren mit Signatur auf der Dreiviertelplatine sind selten.
Neben Taschenuhren wurden bei Grossman Sekundenpendel-Uhren, Wächter-Kontrolluhren, Meßwerkzeuge, Drehstühle, Werkzeuge und Gangmodelle mit verschiedenen Hemmungen (auch Minuten-Tourbillons mit Chronometerhemmung und Wippe) hergestellt.
Karl Moritz Grossmann übergab 1865 dem British Horological Institute in London eine Studie nebst Atlas unter dem Titel "Der freie Ankergang für Uhren". 1866 erhielt er für dieses Werk den ersten Preis seitens des Horological Instituts und begründete damit seinen Ruf als Fachschriftsteller [6]. 1869 überreichte er der Handelskammer in Genf als Beitrag zu einem Preisausschreiben eine Studie unter dem Titel "Ueber die Konstruktion einer einfachen, aber mechanisch vollkommenen Uhr".
Von 1866 bis 1878 war Grossmann Bürgermeister der Stadt Glashütte und später Abgeordneter des königlich-sächsischen Landtages.
Grossmann, der neben seiner praktischen Tätigkeit auch als Fachschriftsteller hohe Anerkennung erfuhr, erkannte die dringende Notwendigkeit, eine Bildungsstätte zur Ausbildung von jungen Uhrmachern zu gründen. Auf der Tagung der deutschen Uhrmacher, die auf Einladung des "Vereins Berliner Uhrmacher" vom 5. bis 7. September 1876 in Harzburg stattfand, wurde auf seine Anregung hin in Punkt vier der Tagesordnung die Frage formuliert: "Würde die Gründung einer Deutschen Uhrmacherschule bzw. Fortbildungsanstalt in Glashütte machbar sein?" Auf dem Verbandstag Deutscher Uhrmacher vom 9. September bis 11. September 1877 wurde die Gründung entgültig beschlossen. Daraufhin unternahm Grossmann mit Staatsunterstützung Reisen zu schweizer und französischen Schulen. Er war zum Beispiel auch in Cluses wo er die Ecole d'Horlogerie Cluses besuchte. Zur zeit war Achille Benoit director dieser Schule.
Unter Grossmanns Leitung bildete bildete sich am 12. Oktober 1877 in Glashütte ein Ortsausschuß zur Einrichtung und Vorbereitung der Schule. Am 1. Mai 1878 eröffnete Moritz Grossmann im Namen des Zentralverbandes der Deutschen Uhrmacher die Deutsche Uhrmacherschule Glashütte. Ab 1883 war Grossmann auch Redakteur bei der niederländischen Fachzeitschrift Vakblad voor horlogemakers. Er platzierte auch eine Anzeige für die Schule, auf der in den folgenden Jahren auch Holländer für ihre Ausbildung zur Schule gingen.
Karl Moritz Grossmann verstarb am 23. Januar 1885 in Leipzig, nachdem er ebenda einen Vortrag über Die Einführung der Weltzeit gehalten hatte [7].
In eine Annonce im Allgemeinen Journal der Uhrmacherkunst vom März 1885 heißt es:
- Geschäfts-Verkauf.
- Die Fabrik von Ankeruhren,
- Chronometern, Sekundenzählern,
- Messinstrumenten u. Gangmodellen
- des verstorbenen
- Moritz Grossmann
- in Glashütte i/S.
- soll ehebaldigst freihändig verkauft u.
- kann das dazu eingerichtete Grundstück
- mit übernommen werden. Für die vorhan-
- denen Maschinen, Werkzeuge und Vorräthe
- liegt eine sehr mässige gerichtliche Taxe
- vor. Reflekt. werden gebeten ....
Am 1. Mai 1885 wurde vom Zentralverband der Deutschen Uhrmacher die Grossmann-Stiftung ins Leben gerufen.
Weiterführende Informationen
- Bildgalerie Uhrenmodelle Grossmann, Karl Moritz
- Bildgalerie Uhrwerke Grossann, Karl Moritz
- Bildgalerie Archiv Grossmann, Karl Moritz
- Grossmann Uhren GmbH, Glashütte
Werke
- Abhandlung über die Konstruktion einer einfachen, aber mechanisch vollkommenen Uhr nebst einer Abhandlung über das Regulieren der Uhren; Autor: Karl Moritz Grossmann (Reprint); ISBN 3766706497
- Der freie Ankergang für Uhren Preis- Schrift. Praktische und theoretische Abhandlung; Autor: Karl Moritz Grossmann (Reprint); ISBN 3766705822
- Der freie Ankergang für Uhren. Praktische und theoretische Abhandlung; Autor: Karl Moritz Grossmann (Reprint); ISBN 3746315093
- Das Regulieren der Uhren
Literatur
- Watchmakers & Clockmakers of the World; Autor: Baillie, G. H.; ISBN 140679113X
- 16 Bildnisse hervorragender Uhrmacher nebst deren Lebensbeschreibungen; Autor: Curt Dietzschold; Verlag: C. Dietzscholds Verlag, Krems an der Donau, Nieder-Österreich, 1908
- CD Faszination Glashütte
- Die ersten 25 Jahre Glashütter Uhrenindustrie 1845 -- 1870; Autor: Jürgen Peter; Selbstverlag des Autors; 2020
Quellen
- ↑ 16 Bildnisse hervorragender Uhrmacher nebst deren Lebensbeschreibungen; Autor: Curt Dietzschold; Verlag: C. Dietzscholds Verlag, Krems an der Donau, Nieder-Österreich, 1908
- ↑ http://saebi.isgv.de/biografie/Moritz_Gro%C3%9Fmann_(1826-1885)
- ↑ 16 Bildnisse hervorragender Uhrmacher nebst deren Lebensbeschreibungen; Autor: Curt Dietzschold; Verlag: C. Dietzscholds Verlag, Krems an der Donau, Nieder-Österreich, 1908
- ↑ 16 Bildnisse hervorragender Uhrmacher nebst deren Lebensbeschreibungen; Autor: Curt Dietzschold; Verlag: C. Dietzscholds Verlag, Krems an der Donau, Nieder-Österreich, 1908
- ↑ 16 Bildnisse hervorragender Uhrmacher nebst deren Lebensbeschreibungen; Autor: Curt Dietzschold; Verlag: C. Dietzscholds Verlag, Krems an der Donau, Nieder-Österreich, 1908
- ↑ 16 Bildnisse hervorragender Uhrmacher nebst deren Lebensbeschreibungen; Autor: Curt Dietzschold; Verlag: C. Dietzscholds Verlag, Krems an der Donau, Nieder-Österreich, 1908
- ↑ 16 Bildnisse hervorragender Uhrmacher nebst deren Lebensbeschreibungen; Autor: Curt Dietzschold; Verlag: C. Dietzscholds Verlag, Krems an der Donau, Nieder-Österreich, 1908