Gebrüder Thiel GmbH Ruhla: Unterschied zwischen den Versionen

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Deutsche Taschenuhrfabrik
 
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== Metallwarenfabrik Gebrüder Thiel ==
 
== Metallwarenfabrik Gebrüder Thiel ==

Version vom 23. Mai 2012, 23:46 Uhr

Gebrüder Thiel GmbH Ruhla
(siehe auch: Thiel)

Siegmund Thiel

Deutsche Taschenuhrfabrik

Metallwarenfabrik Gebrüder Thiel

Christian und Georg Thiel
Ernst Thiel
Reinhold Thiel

Die Brüder Christian Thiel und Georg Thiel gründeten am 25. September 1862 in Ruhla/Thüringen, Köhlergasse 29, eine Metallwarenfabrik.

Ihr Rüstzeug hatten sich die Brüder bei ihrem Vater Siegmund Thiel geholt, der Teilhaber der kleinen Pfeifenbeschlag-Fabrik Zimmermann, Hellmann & Thiel war. Während Christian Thiel gelernter Kaufmann war, hatte Georg Thiel das Metallbearbeitungsgewerbe erlernt.

Schon bald wurde die Herstellung von Pfeifenbeschlägen um kleinere Metallwaren wie Schutzgehäuse für Taschenuhren (Begmannskapseln), Gewichtshülsen aus Messing, Schaufensterhaken sowie, ab 1869, Absatzschoner und Stoßkappen für Schuhe erweitert.

Georg Thiel schied im April 1867 aus dem Unternehmen aus und gründete eine eigene Fabrik, die später Thiel & Schuchardt hieß.

Dafür traten die jüngeren Brüder Ernst (kaufmännischer Bereich) und Reinhold Thiel (technischer Bereich) als Mitarbeiter in die Firma ein.

1873 erwarb die Firma für 18.250 Thaler das größere Gelände der Reiß'schen Filzfabrik in der Nähe des Ruhlaer Bahnhofes. Dort konnte Wasserkraft zum Betreiben der Maschinen genutzt werden. Der Umzug erfolgte am 1. Dezember 1873. Zu dieser Zeit waren bereits mehr als 80 Mitarbeiter beschäftigt.

1874 wurden die ersten Kinderspieluhren hergestellt.

1875 gingen die Unternehmer daran, ein Messingwalzwerk zu errichten und ab 1878 wurde der Antrieb mit Wasserkraft durch eine Dampfmaschine ergänzt. Mehr als 200 Menschen waren nun in der Fabrik tätig.

Ende der 70-er Jahre wurden auch Ernst und Reinhold Thiel zu Teilhabern. Christian Thiel behielt die Gesamtleitung


Während Reinhold Thiel als Betriebsleiterfür die Produktion veranwortlich zeichnete, war Ernst Thiel als Vertriebsleiter tätig. In diesem Zusammenhang war Ernst Thiel im In- und Ausland unterwegs und hatte so einen entscheidenden Anteil am ständig steigenden Absatz der Produkte. 1879 war Ernst in Frankreich, Italien, Belgien und England unterwegs, um den Absatz der Kinderspieluhren anzukurbeln. Dieser Massenartikel verkaufte sich vor allem in Nordamerika und England prächtig.

Der Umsatz stieg von 150.000 Mark (1876) auf 500.000 Mark im Jahr 1879.

Am 16. Februar 1879 stirbt Christian Thiel. Ernst und Reinhold Thiel führen den Betrieb gemeinsam weiter.

Am 1. Juli 1880 erhält Ruhla den lang ersehnten Eisenbahnsnschluß in Normalspur, für dessen Realisierung sich Christian Thiel besonders eingesetzt hatte.

Eine eigene Galvanisierung wird 1882 in Betrieb genommen.

Mitte der 80-er Jahre kommt eine von Reinhold Thiel konstruierte Maschine zur Herstellung von Ketten zum Einsatz. Wegen des gestiegenen Absatz werden Werkneubauten notwendig. Ebenso entstehen die ersten Werkswohnungen für Mitarbeiter.


Der Anfang der Uhrenproduktion

Die Thiel-Brüder produzierten anfangs auch Scherzartikel. Bekannt war die so genannte „Bieruhr“. Aus dieser entwickelte die Firma eine Kinderspieluhr. Das war der Einstieg in die Uhren-Branche, denn diese neckische Spielerei wurde plötzlich zu einem echten Renner.

Ende der 80er Jahre arbeitete die Firma Gebr. Thiel auf Wunsch amerikanischer Kunden an einer Kinderspieluhr, die mindestens eine Stunde lang richtig gehen sollte.

Das Resultat war eine Uhr mit zwölfstündiger Gangzeit, die im Laden 3 Reichsmark kostete. 1892 begann die Firma mit der Produktion einfacher und preiswerter Taschenuhren in hohen Stückzahlen (1897 4.000 Stück am Tag/über 1.000 Beschäftigte) für den amerikanischen Markt unter dem Namen Fearless. Später wurde diese Uhr verbessert und auch in Deutschland verkauft. Großen Anteil an der Entwicklung der ersten Uhren von Thiel hatte der von 1881 - 1934 für das Unternehmen tätige Emil Dürer (ab 1916 Betriebsdirektor). 1901 traten Reinhold und Ernst Thiel aus gesundheitlichen Gründen von der Leitung des Unternehmens zurück. Die Firma wurde von einer oHG in eine GmbH mit 3 Mio Reichsmark Stammkapital umgewandelt. Die Unternehmensleitung übernahm die 2. Generation - Reinhold (Sohn von Ernst), Ernst (Sohn von Reinhold) und Heinrich Thiel (Sohn von Christian).

Ab 1904 wurde u. a. auf Wunsch englischer Kunden das Modell 1904 hergestellt.

Neben der Herstellung von Uhren wurden die dazu benötigten Maschinen und Werkzeuge entwickelt und auch für andere Firmen hergestellt.

Die ersten Armbanduhren

Garantieschein für Thiel Vineta

Die Gebrüder Thiel GmbH Ruhla muß zu den Pionieren der Armbanduhrenproduktion gezählt werden: Schon ab 1906 fertigte Thiel neben der damals üblchen Produktpalette der Uhrenfabrikanten auch Armbanduhren. Die dabei verfolgte Strategie der Firmenleitung ist einfach und gleichzeitig genial: Preiswerte Qualität läßt sich nur durch große Stückzahlen und rationale Fertigung erzielen. Die weitere Geschichte des Unternehmen zeigt, dass dieses Konzept von Erfolg gekrönt war. Thiel entwickelte zu diesem Zweck eigene Maschinen für die Uhrenproduktion. Reinhold Thiel gründete 1910 unter seinem Namen in London eine Verkaufsniederlassung. Ab 1910 entwickelte sich die Herstellung von Fertigungsmaschinen neben der eigenen Uhrenfertigung zu einem neuen Geschäftsfeld.

Auch in den USA gab es in den 20-er Jahren eine Niederlassung, The Thiel Watch Co., New York. Es wurden Uhren u.a. unter der Marke tru-tic vertrieben.

Von der Uhrenfabrikation zum Maschinenhersteller

Mit dem Ende des ersten Weltkrieges 1918 hatte die Mark bereits offiziell mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Eigentliche Ursache der ab 1919 schon beginnenden Hyperinflation war der Umgang mit der Geldpresse in den Anfangsjahren der Weimarer Republik: Die Staatsschulden sollten dadurch beseitigt werden.

Zur Verminderung der Krisenanfälligkeit begann die Firma Thiel mit der Produktion von Werkzeugen für die Uhrenindustrie und Werkzeugmaschinen für die Werkzeugfertigung.

1918 beschäftigte die Firma 4.000 Mitarbeiter.

1922 wurde die Tochtergesellschaft Gebrüder Thiel Seebach GmbH gegründet. Weitere 'Hilfswerke' befanden sich in Apolda, Meiningen und Ostheim.

Später entstanden weitere Betriebsteile in Mühlhausen, Waltershausen und Kassel. Während der beiden Weltkriege wurden Rüstungsgüter hergestellt.

1927 wird in London die Firma Thiel Brothers Ltd. gegeründet.

Der Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg

Im Juli 1945 beschlagnahmte das Land Thüringen den Thiel-Konzern. Die Nachkriegsproduktion begann mit einer Weckerentwicklung aus Materialbeständen von Zeitzündern aus der damaligen Rüstungsproduktion.

Ab 19. Juli 1946 gehörte die Firma zur sowjetischen Aktiengesellschaft für Präzisionsmaschinen Awtowelo SAG und wurde am 1. Mai 1952 zum VEB Uhrenwerk Ruhla. 1963 wird das robuste mechanische Stiftankeruhrwerk Kaliber 24 entwickelt.


Aus dem Großkonzern VEB Uhrenwerk Ruhla entstanden nach der Wende private, hochspezialisierte Klein- und Mittelbetriebe. Zu denen zählt auch der Firma Gardé Uhren und Feinmechanik Ruhla GmbH.

Weiterführende Informationen

Uhrenmodelle

Uhrwerke

Archiv

Literatur

Autoren: Artur Kamp, Klaus Mleinek, Rainer Paust
Herausgeber: Förderverein Uhrentradition Ruhla e. V.
ISBN 978-3-00-037522-4
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1. Auflage (2005): Herausgeber: Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e.V.; ISBN 3927987913 ISBN 978-3927987913
2. Auflage (2012): Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Chronometrie (DGC); ISBN 978-3-941539-99-0

Externe Links

Gardé Uhren und Feinmechanik Ruhla GmbH geschichte