SIHH 2007: LANGE 31 A. Lange & Söhne: Unterschied zwischen den Versionen

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Die LANGE 31: Schlüssel-Technologie mit Energie für einen Monat
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Die LANGE 31: Schlüssel-Technologie mit Energie für einen Monat<br>
Keine läuft länger: Die neue Handaufzugsuhr von A. Lange & Söhne erreicht eine
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Keine läuft länger: Die neue Handaufzugsuhr von [[Lange Uhren GmbH|A. Lange & Söhne]] erreicht eine Gangreserve von einem Monat. Deshalb heißt sie LANGE 31. Eine weitere Innovation – ein [[Nachspannwerk]] – sorgt für konstanten Antrieb über die gesamte Laufzeit. Und dazu lässt Lange den [[Schlüsselaufzug]] wieder aufleben.
Gangreserve von einem Monat. Deshalb heißt sie LANGE 31. Eine weitere Innovation
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– ein Nachspannwerk – sorgt für konstanten Antrieb über die gesamte Laufzeit. Und
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Der Lauf des zu- und abnehmenden Mondes hat die Menschen seit jeher fasziniert. So sehr, dass bereits die ältesten Kalendarien die Periode von Neumond zu Neumond zur Grundlage ihrer Zeitrechnung machten. Eine mechanische Armbanduhr mit einer Gangreserve von einem ganzen Kalendermonat zu bauen, die dazu über die gesamte Laufzeit gangstabil bleibt, ist einer der wenigen Rekorde, die in der Uhrmacherei noch nicht aufgestellt wurden. Jetzt ist diese Herausforderung gemeistert – mit der LANGE 31. Ein programmatischer Name für ein Kraftpaket mit der bisher unvorstellbaren Gangautonomie von 31 Tagen bei konstantem Antrieb. Mit ihr unterteilt sich das horologische Jahr in zwölf Aufzüge.
dazu lässt Lange den Schlüsselaufzug wieder aufleben.
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Der Lauf des zu- und abnehmenden Mondes hat die Menschen seit jeher fasziniert. So
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Um soviel Energie speichern zu können, besitzt die LANGE 31 zwei übereinander gelagerte [[Federhäuser]] mit einem Innendurchmesser von 25 Millimetern. Drei Viertel der Werkfläche nimmt das stattliche [[Doppelfederhaus]] ein. Die beiden Aufzugsfedern sind mit jeweils 1.850 Millimetern fünf bis zehn Mal so lang wie bei herkömmlichen mechanischen [[Armbanduhr]]werken. Die darin gespeicherte Energie würde ausreichen, um eine Tafel Schweizer Schokolade von 100 Gramm um 320 Zentimeter anzuheben. Das Aufziehen derart kräftiger Federn mit der feingliedrigen Mechanik eines [[Kronenaufzug]]s wäre eine mühsame Angelegenheit. Daher haben sich die Lange’schen Konstrukteure auf die „Schlüssel-Technologie“ früherer [[Taschenuhr]]en besonnen. Die Hebelkraft des Schlüssels erlaubt es, die Übersetzung kleiner zu wählen als bei einer Aufzugskrone. Mit Hilfe eines Vierkants am Schlüssel, der in einer Aussparung im [[Saphirglas]]boden angesetzt wird, gelangt die Aufzugsenergie in das [[Federhaus]]. Ein in den Kronenschlüssel integrierter Freilauf erlaubt eine flüssige Aufzugsbewegung wie bei einer herkömmlichen Krone, und ein Drehmomentbegrenzer vermeidet ein versehentliches Überziehen der Federn.
sehr, dass bereits die ältesten Kalendarien die Periode von Neumond zu Neumond zur
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Grundlage ihrer Zeitrechnung machten. Eine mechanische Armbanduhr mit einer
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== Gleichbleibende Energie für die Hemmung ==
Gangreserve von einem ganzen Kalendermonat zu bauen, die dazu über die gesamte
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[[Bild:Lange L034 Werkansicht Nachspannwerk Skizze.jpg|thumb|Lange L034<br>Skizze des Nachspannwerkes]]
Laufzeit gangstabil bleibt, ist einer der wenigen Rekorde, die in der Uhrmacherei noch
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Natürlich könnte ein Uhrwerk mit einer so außergewöhnlich großen Leistungsreserve ohne weitere technische Vorkehrungen nicht über einen derart langen Zeitraum mit stabilem Gang laufen. Denn vor eine gleichmäßige Energieabgabe haben die Gesetze der Physik die Tatsache gestellt, dass eine Feder, die sich entspannt, immer mehr von ihrem Anfangsdrehmoment verliert. Mit nachlassendem Drehmoment nimmt die Schwingungsweite (Amplitude) der Unruh ab und die Genauigkeit lässt nach. Gegen dieses eherne Gesetz hat bereits Leonardo da Vinci vor 500 Jahren das Prinzip von Schnur und [[Schnecke]] erfunden. Es bedient sich der Hebelwirkung, die das nachlassende Drehmoment der Feder weitgehend ausgleicht. Als Antrieb über Kette und [[Schnecke]] ist dieses Prinzip in zwei Lange-Uhren der Neuzeit zum Einsatz gekommen: dem [[Lange Tourbillon „Pour le Mérite“|Tourbillon „Pour le Mérite“]] und dem [[TOURBOGRAPH „Pour le Mérite“]]. Aber bei 31 Tagen Gangreserve wäre diese Konstruktion allein schon von den Dimensionen der dafür benötigten Teile her nicht möglich gewesen. Also haben die Lange’schen Konstrukteure einen anderen Weg gesucht – und gefunden. Die Lösung ist ein Nachspannwerk zwischen Doppelfederhaus und Hemmung. Eine aufwändige Konstruktion, die dafür sorgt, dass immer – das heißt unabhängig davon, wie weit die Feder entspannt ist – gleich viel Energie an die Hemmpartie abgegeben wird.
nicht aufgestellt wurden. Jetzt ist diese Herausforderung gemeistert – mit der
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LANGE 31. Ein programmatischer Name für ein Kraftpaket mit der bisher unvorstellbaren
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Der Mechanismus bewirkt, dass eine vorgespannte Antriebsspirale auf der Sekundenradwelle beim Entspannen eine immer gleiche Energiemenge an das Ankerrad weitergibt. Alle zehn Sekunden wird diese an einem Spiralklötzchen befestigte Spiralfeder an ihrem äußeren Ende wieder um 60 Grad nachgespannt. Nun muss es noch eine Vorrichtung geben, die diesen Bewegungsablauf zuverlässig und präzise steuert. Diese Aufgabe übernimmt die Unruh. Sie bewirkt nicht nur den gleichmäßigen Lauf der Sekundenwelle, durch die die genaue Zeit angezeigt wird, sondern zugleich auch den zyklischen Aufzug des Nachspannwerks. Dies geschieht über ein Reuleaux-Dreieck, eine Kurvenscheibe in Form eines gleichseitigen Dreiecks mit konvexen Seiten, die auf der Sekundenradwelle befestigt ist. Alle zehn Sekunden, das heißt nach jeder Drehung von 60 Grad, bewegt es einen raffiniert konstruierten Schwenkhebel. An seiner Innenseite greifen zwei Paletten abwechselnd in ein Rad mit nur einem Zahn, das über ein Räderwerk mit dem Federhaus verbunden ist, und hemmen dessen Lauf nach jeder 180-Grad-Drehung. Mit jeder Drehung wird die zuvor beschriebene Antriebsspirale blitzschnell wieder ein Stück nachgespannt und die dabei aufgenommene Energie über die nächsten zehn Sekunden an das Ankerrad abgegeben. Zwar schwankt der Drehmomentverlauf innerhalb dieser zehn Sekunden minimal, im Durchschnitt jedoch bleibt
Gangautonomie von 31 Tagen bei konstantem Antrieb. Mit ihr unterteilt sich das
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die Energieabgabe konstant – 31 Tage lang. Der Bewegungsablauf des Nachspannwerks, der äußerlich dem einer Hemmung gleicht, kann durch den [[Saphirglas]]boden beobachtet werden. Ein transparenter [[Saphir]]lager[[stein]] gibt den Blick frei auf das spannende Zusammenspiel von dreieckiger Kurvenscheibe und Schwenkhebel. Das Nachspannwerk verhindert also, dass das nachlassende Drehmoment aus dem [[Doppelfederhaus]] den Gang der Uhr negativ beeinflusst. Das Ergebnis: gleiche Energieabgabe, gleiche Amplitude, gleiche Ganggenauigkeit bis zum 31. Tag. Dann stoppt ein Abschaltmechanismus das Uhrwerk. Theoretisch könnte das Werk also noch weiter laufen. Doch dann fiele die Kraft der [[Zugfeder]] unter das Drehmoment der Zusatz[[spirale]] und das Nachspannwerk könnte seine Funktion nicht mehr zuverlässig erfüllen.
horologische Jahr in zwölf Aufzüge.
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Um soviel Energie speichern zu können, besitzt die LANGE 31 zwei übereinander
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== Historische Kontinuität ==
gelagerte Federhäuser mit einem Innendurchmesser von 25 Millimetern. Drei Viertel
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[[Bild:Lange L034 Werkansicht Nachspannwerk.jpg|thumb|Lange L034<br>Werkansicht Nachspannwerk<br>A. Lange & Söhne]]
der Werkfläche nimmt das stattliche Doppelfederhaus ein. Die beiden Aufzugsfedern
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sind mit jeweils 1.850 Millimetern fünf bis zehn Mal so lang wie bei herkömmlichen
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Das Prinzip des konstanten Antriebs beschäftigte bereits [[Ferdinand Adolph Lange]]. Für seine Präzisions-[[Taschenuhr]]en erfand er um [[1866/de|1866]] eine [[Konstantkraft-Hemmung]] mit [[Sekunde|springender Sekunde]], ein so genanntes „[[Sekunde]]n-Remontoir“. Eine verwandte Konstruktion entwickelte er später für die große Hausuhr im Lange-Stammhaus, die mit ihrem fast zehn Meter langen [[Pendel]] noch heute den Lange-Mitarbeitern und Glashüttern die genaue Zeit anzeigt. Rund 140 Jahre später haben seine uhrmacherischen Nachfahren mit dem neu konstruierten Uhrwerk [[Kaliber]] [[Lange L034.1|L034.1]] und der 31-tägigen Gangreserve diesen Weg erfolgreich fortgesetzt. Herausgekommen ist ein außergewöhnlicher Zeitmesser für den täglichen Gebrauch, dessen praktischer Nutzen auf der Hand liegt. Er zeigt die genaue Zeit länger als jede andere mechanische Handaufzugsuhr – auch dann, wenn man ihn zwischendurch ein paar Tage oder sogar Wochen nicht trägt. Die Uhr reiht sich damit in die Lange’sche Tradition nützlicher Innovationen ein. Das [[Platin]]gehäuse der LANGE 31 erreicht den beachtlichen Durchmesser von 46 Millimetern und eine Bauhöhe von 15,9 Millimetern. Denn so viel gespeicherte Zeit braucht Platz. Raum benötigt auch die runde 31-Tage-Gangreserve-Anzeige, die fast die gesamte rechte Hälfte des massiv silbernen Zifferblatts in Anspruch nimmt. Sie ist das prägnante Erkennungszeichen einer bahnbrechenden uhrentechnischen Spezialität. Ihr letztes Segment in Rot erinnert daran, dass es nach Ablauf eines ganzen Monats endlich wieder an der Zeit ist, die Uhr aufzuziehen. Das Lange-Großdatum auf der linken Seite bildet dazu ein harmonisches Gegengewicht. Und natürlich trägt auch die LANGE 31 unter dem [[Saphirglas]]boden alle sichtbaren Qualitätsmerkmale, die die Uhren von [[Lange Uhren GmbH|A. Lange & Söhne]] weltweit so begehrt machen: [[Schraubenunruh]], Schwanenhals-Feinregulierung auf dem von Hand gravierten Unruhkloben, verschraubte [[Goldchaton]]s und eine vollendete Uhrwerksdekoration im klassischen Lange-Stil.
mechanischen Armbanduhrwerken. Die darin gespeicherte Energie würde ausreichen,
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um eine Tafel Schweizer Schokolade von 100 Gramm um 320 Zentimeter anzuheben.
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== Literatur ==
Das Aufziehen derart kräftiger Federn mit der feingliedrigen Mechanik eines Kronenaufzugs
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*[[Als die Zeit nach Hause kam. Erinnerungen]]; Autor: [[Walter Lange]]; ISBN 3430159768
wäre eine mühsame Angelegenheit. Daher haben sich die Lange’schen
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*[[A. Lange und Söhne. Eine Uhrmacher-Dynastie aus Dresden]]; Autor: [[Reinhard Meis]]; ISBN 3766712861
Konstrukteure auf die „Schlüssel-Technologie“ früherer Taschenuhren besonnen. Die
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*[[Die Uhren von A. Lange und Söhne, Glashütte / Sachsen]]; Autor: [[Martin Huber]]; ISBN 3766708880
Hebelkraft des Schlüssels erlaubt es, die Übersetzung kleiner zu wählen als bei einer
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*[[Armbanduhren Spezial A. Lange und Söhne. Geschichte - Design - Technik. Mit großer Modellübersicht]]; Autor: [[Peter Braun]]; ISBN 3898805522
Aufzugskrone. Mit Hilfe eines Vierkants am Schlüssel, der in einer Aussparung im
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Saphirglasboden angesetzt wird, gelangt die Aufzugsenergie in das Federhaus. Ein in
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[[Kategorie:Nachrichten 2007 Lange Uhren GmbH]]
den Kronenschlüssel integrierter Freilauf erlaubt eine flüssige Aufzugsbewegung wie
 
bei einer herkömmlichen Krone, und ein Drehmomentbegrenzer vermeidet ein
 
versehentliches Überziehen der Federn.
 
Gleichbleibende Energie für die Hemmung
 
Natürlich könnte ein Uhrwerk mit einer so außergewöhnlich großen Leistungsreserve
 
ohne weitere technische Vorkehrungen nicht über einen derart langen Zeitraum mit
 
stabilem Gang laufen. Denn vor eine gleichmäßige Energieabgabe haben die Gesetze
 
der Physik die Tatsache gestellt, dass eine Feder, die sich entspannt, immer mehr von
 
Die LANGE 31: Schlüssel-Technologie mit Energie für einen Monat, Seite 2
 
ihrem Anfangsdrehmoment verliert. Mit nachlassendem Drehmoment nimmt die
 
Schwingungsweite (Amplitude) der Unruh ab und die Genauigkeit lässt nach. Gegen
 
dieses eherne Gesetz hat bereits Leonardo da Vinci vor 500 Jahren das Prinzip von
 
Schnur und Schnecke erfunden. Es bedient sich der Hebelwirkung, die das nachlassende
 
Drehmoment der Feder weitgehend ausgleicht. Als Antrieb über Kette und
 
Schnecke ist dieses Prinzip in zwei Lange-Uhren der Neuzeit zum Einsatz gekommen:
 
dem TOURBILLON „Pour le Mérite“ und dem TOURBOGRAPH „Pour le Mérite“. Aber
 
bei 31 Tagen Gangreserve wäre diese Konstruktion allein schon von den Dimensionen
 
der dafür benötigten Teile her nicht möglich gewesen. Also haben die Lange’schen
 
Konstrukteure einen anderen Weg gesucht – und gefunden. Die Lösung ist ein Nachspannwerk
 
zwischen Doppelfederhaus und Hemmung. Eine aufwändige Konstruktion,
 
die dafür sorgt, dass immer – das heißt unabhängig davon, wie weit die Feder
 
entspannt ist – gleich viel Energie an die Hemmpartie abgegeben wird.
 
Der Mechanismus bewirkt, dass eine vorgespannte Antriebsspirale auf der Sekundenradwelle
 
beim Entspannen eine immer gleiche Energiemenge an das Ankerrad weitergibt.
 
Alle zehn Sekunden wird diese an einem Spiralklötzchen befestigte Spiralfeder an
 
ihrem äußeren Ende wieder um 60 Grad nachgespannt. Nun muss es noch eine
 
Vorrichtung geben, die diesen Bewegungsablauf zuverlässig und präzise steuert.
 
Diese Aufgabe übernimmt die Unruh. Sie bewirkt nicht nur den gleichmäßigen Lauf der
 
Sekundenwelle, durch die die genaue Zeit angezeigt wird, sondern zugleich auch den
 
zyklischen Aufzug des Nachspannwerks. Dies geschieht über ein Reuleaux-Dreieck,
 
eine Kurvenscheibe in Form eines gleichseitigen Dreiecks mit konvexen Seiten, die auf
 
der Sekundenradwelle befestigt ist. Alle zehn Sekunden, das heißt nach jeder Drehung
 
von 60 Grad, bewegt es einen raffiniert konstruierten Schwenkhebel. An seiner Innenseite
 
greifen zwei Paletten abwechselnd in ein Rad mit nur einem Zahn, das über ein
 
Räderwerk mit dem Federhaus verbunden ist, und hemmen dessen Lauf nach jeder
 
180-Grad-Drehung. Mit jeder Drehung wird die zuvor beschriebene Antriebsspirale
 
blitzschnell wieder ein Stück nachgespannt und die dabei aufgenommene Energie über
 
die nächsten zehn Sekunden an das Ankerrad abgegeben. Zwar schwankt der Drehmomentverlauf
 
innerhalb dieser zehn Sekunden minimal, im Durchschnitt jedoch bleibt
 
die Energieabgabe konstant – 31 Tage lang. Der Bewegungsablauf des Nachspannwerks,
 
der äußerlich dem einer Hemmung gleicht, kann durch den Saphirglasboden
 
beobachtet werden. Ein transparenter Saphirlagerstein gibt den Blick frei auf das
 
spannende Zusammenspiel von dreieckiger Kurvenscheibe und Schwenkhebel.
 
Das Nachspannwerk verhindert also, dass das nachlassende Drehmoment aus dem
 
Doppelfederhaus den Gang der Uhr negativ beeinflusst. Das Ergebnis: gleiche
 
Energieabgabe, gleiche Amplitude, gleiche Ganggenauigkeit bis zum 31. Tag. Dann
 
stoppt ein Abschaltmechanismus das Uhrwerk. Theoretisch könnte das Werk also noch
 
weiter laufen. Doch dann fiele die Kraft der Zugfeder unter das Drehmoment der
 
Zusatzspirale und das Nachspannwerk könnte seine Funktion nicht mehr zuverlässig
 
erfüllen.
 
Historische Kontinuität
 
Das Prinzip des konstanten Antriebs beschäftigte bereits Ferdinand Adolph Lange. Für
 
seine Präzisions-Taschenuhren erfand er um 1866 eine Konstantkraft-Hemmung mit
 
springender Sekunde, ein so genanntes „Sekunden-Remontoir“. Eine verwandte
 
Konstruktion entwickelte er später für die große Hausuhr im Lange-Stammhaus, die mit
 
ihrem fast zehn Meter langen Pendel noch heute den Lange-Mitarbeitern und
 
Glashüttern die genaue Zeit anzeigt. Rund 140 Jahre später haben seine uhrmacherischen
 
Nachfahren mit dem neu konstruierten Uhrwerk Kaliber L034.1 und der 31-
 
tägigen Gangreserve diesen Weg erfolgreich fortgesetzt. Herausgekommen ist ein
 
außergewöhnlicher Zeitmesser für den täglichen Gebrauch, dessen praktischer Nutzen
 
auf der Hand liegt. Er zeigt die genaue Zeit länger als jede andere mechanische Handaufzugsuhr
 
– auch dann, wenn man ihn zwischendurch ein paar Tage oder sogar
 
Wochen nicht trägt. Die Uhr reiht sich damit in die Lange’sche Tradition nützlicher
 
Innovationen ein.
 
Das Platingehäuse der LANGE 31 erreicht den beachtlichen Durchmesser von 46 Millimetern
 
und eine Bauhöhe von 15,9 Millimetern. Denn so viel gespeicherte Zeit braucht
 
Platz. Raum benötigt auch die runde 31-Tage-Gangreserve-Anzeige, die fast die
 
gesamte rechte Hälfte des massiv silbernen Zifferblatts in Anspruch nimmt. Sie ist das
 
prägnante Erkennungszeichen einer bahnbrechenden uhrentechnischen Spezialität. Ihr
 
letztes Segment in Rot erinnert daran, dass es nach Ablauf eines ganzen Monats
 
endlich wieder an der Zeit ist, die Uhr aufzuziehen. Das Lange-Großdatum auf der
 
linken Seite bildet dazu ein harmonisches Gegengewicht. Und natürlich trägt auch die
 
LANGE 31 unter dem Saphirglasboden alle sichtbaren Qualitätsmerkmale, die die
 
Uhren von A. Lange & Söhne weltweit so begehrt machen: Schraubenunruh,
 
Schwanenhals-Feinregulierung auf dem von Hand gravierten Unruhkloben,
 
verschraubte Goldchatons und eine vollendete Uhrwerksdekoration im klassischen
 
Lange-Stil.
 

Aktuelle Version vom 10. Dezember 2014, 12:46 Uhr

Lange 31
A. Lange & Söhne
Ref. 130 025

SIHH 2007: LANGE 31 A. Lange & Söhne

Die LANGE 31: Schlüssel-Technologie mit Energie für einen Monat
Keine läuft länger: Die neue Handaufzugsuhr von A. Lange & Söhne erreicht eine Gangreserve von einem Monat. Deshalb heißt sie LANGE 31. Eine weitere Innovation – ein Nachspannwerk – sorgt für konstanten Antrieb über die gesamte Laufzeit. Und dazu lässt Lange den Schlüsselaufzug wieder aufleben.

Der Lauf des zu- und abnehmenden Mondes hat die Menschen seit jeher fasziniert. So sehr, dass bereits die ältesten Kalendarien die Periode von Neumond zu Neumond zur Grundlage ihrer Zeitrechnung machten. Eine mechanische Armbanduhr mit einer Gangreserve von einem ganzen Kalendermonat zu bauen, die dazu über die gesamte Laufzeit gangstabil bleibt, ist einer der wenigen Rekorde, die in der Uhrmacherei noch nicht aufgestellt wurden. Jetzt ist diese Herausforderung gemeistert – mit der LANGE 31. Ein programmatischer Name für ein Kraftpaket mit der bisher unvorstellbaren Gangautonomie von 31 Tagen bei konstantem Antrieb. Mit ihr unterteilt sich das horologische Jahr in zwölf Aufzüge.

Um soviel Energie speichern zu können, besitzt die LANGE 31 zwei übereinander gelagerte Federhäuser mit einem Innendurchmesser von 25 Millimetern. Drei Viertel der Werkfläche nimmt das stattliche Doppelfederhaus ein. Die beiden Aufzugsfedern sind mit jeweils 1.850 Millimetern fünf bis zehn Mal so lang wie bei herkömmlichen mechanischen Armbanduhrwerken. Die darin gespeicherte Energie würde ausreichen, um eine Tafel Schweizer Schokolade von 100 Gramm um 320 Zentimeter anzuheben. Das Aufziehen derart kräftiger Federn mit der feingliedrigen Mechanik eines Kronenaufzugs wäre eine mühsame Angelegenheit. Daher haben sich die Lange’schen Konstrukteure auf die „Schlüssel-Technologie“ früherer Taschenuhren besonnen. Die Hebelkraft des Schlüssels erlaubt es, die Übersetzung kleiner zu wählen als bei einer Aufzugskrone. Mit Hilfe eines Vierkants am Schlüssel, der in einer Aussparung im Saphirglasboden angesetzt wird, gelangt die Aufzugsenergie in das Federhaus. Ein in den Kronenschlüssel integrierter Freilauf erlaubt eine flüssige Aufzugsbewegung wie bei einer herkömmlichen Krone, und ein Drehmomentbegrenzer vermeidet ein versehentliches Überziehen der Federn.

Gleichbleibende Energie für die Hemmung

Lange L034
Skizze des Nachspannwerkes

Natürlich könnte ein Uhrwerk mit einer so außergewöhnlich großen Leistungsreserve ohne weitere technische Vorkehrungen nicht über einen derart langen Zeitraum mit stabilem Gang laufen. Denn vor eine gleichmäßige Energieabgabe haben die Gesetze der Physik die Tatsache gestellt, dass eine Feder, die sich entspannt, immer mehr von ihrem Anfangsdrehmoment verliert. Mit nachlassendem Drehmoment nimmt die Schwingungsweite (Amplitude) der Unruh ab und die Genauigkeit lässt nach. Gegen dieses eherne Gesetz hat bereits Leonardo da Vinci vor 500 Jahren das Prinzip von Schnur und Schnecke erfunden. Es bedient sich der Hebelwirkung, die das nachlassende Drehmoment der Feder weitgehend ausgleicht. Als Antrieb über Kette und Schnecke ist dieses Prinzip in zwei Lange-Uhren der Neuzeit zum Einsatz gekommen: dem Tourbillon „Pour le Mérite“ und dem TOURBOGRAPH „Pour le Mérite“. Aber bei 31 Tagen Gangreserve wäre diese Konstruktion allein schon von den Dimensionen der dafür benötigten Teile her nicht möglich gewesen. Also haben die Lange’schen Konstrukteure einen anderen Weg gesucht – und gefunden. Die Lösung ist ein Nachspannwerk zwischen Doppelfederhaus und Hemmung. Eine aufwändige Konstruktion, die dafür sorgt, dass immer – das heißt unabhängig davon, wie weit die Feder entspannt ist – gleich viel Energie an die Hemmpartie abgegeben wird.

Der Mechanismus bewirkt, dass eine vorgespannte Antriebsspirale auf der Sekundenradwelle beim Entspannen eine immer gleiche Energiemenge an das Ankerrad weitergibt. Alle zehn Sekunden wird diese an einem Spiralklötzchen befestigte Spiralfeder an ihrem äußeren Ende wieder um 60 Grad nachgespannt. Nun muss es noch eine Vorrichtung geben, die diesen Bewegungsablauf zuverlässig und präzise steuert. Diese Aufgabe übernimmt die Unruh. Sie bewirkt nicht nur den gleichmäßigen Lauf der Sekundenwelle, durch die die genaue Zeit angezeigt wird, sondern zugleich auch den zyklischen Aufzug des Nachspannwerks. Dies geschieht über ein Reuleaux-Dreieck, eine Kurvenscheibe in Form eines gleichseitigen Dreiecks mit konvexen Seiten, die auf der Sekundenradwelle befestigt ist. Alle zehn Sekunden, das heißt nach jeder Drehung von 60 Grad, bewegt es einen raffiniert konstruierten Schwenkhebel. An seiner Innenseite greifen zwei Paletten abwechselnd in ein Rad mit nur einem Zahn, das über ein Räderwerk mit dem Federhaus verbunden ist, und hemmen dessen Lauf nach jeder 180-Grad-Drehung. Mit jeder Drehung wird die zuvor beschriebene Antriebsspirale blitzschnell wieder ein Stück nachgespannt und die dabei aufgenommene Energie über die nächsten zehn Sekunden an das Ankerrad abgegeben. Zwar schwankt der Drehmomentverlauf innerhalb dieser zehn Sekunden minimal, im Durchschnitt jedoch bleibt die Energieabgabe konstant – 31 Tage lang. Der Bewegungsablauf des Nachspannwerks, der äußerlich dem einer Hemmung gleicht, kann durch den Saphirglasboden beobachtet werden. Ein transparenter Saphirlagerstein gibt den Blick frei auf das spannende Zusammenspiel von dreieckiger Kurvenscheibe und Schwenkhebel. Das Nachspannwerk verhindert also, dass das nachlassende Drehmoment aus dem Doppelfederhaus den Gang der Uhr negativ beeinflusst. Das Ergebnis: gleiche Energieabgabe, gleiche Amplitude, gleiche Ganggenauigkeit bis zum 31. Tag. Dann stoppt ein Abschaltmechanismus das Uhrwerk. Theoretisch könnte das Werk also noch weiter laufen. Doch dann fiele die Kraft der Zugfeder unter das Drehmoment der Zusatzspirale und das Nachspannwerk könnte seine Funktion nicht mehr zuverlässig erfüllen.

Historische Kontinuität

Lange L034
Werkansicht Nachspannwerk
A. Lange & Söhne

Das Prinzip des konstanten Antriebs beschäftigte bereits Ferdinand Adolph Lange. Für seine Präzisions-Taschenuhren erfand er um 1866 eine Konstantkraft-Hemmung mit springender Sekunde, ein so genanntes „Sekunden-Remontoir“. Eine verwandte Konstruktion entwickelte er später für die große Hausuhr im Lange-Stammhaus, die mit ihrem fast zehn Meter langen Pendel noch heute den Lange-Mitarbeitern und Glashüttern die genaue Zeit anzeigt. Rund 140 Jahre später haben seine uhrmacherischen Nachfahren mit dem neu konstruierten Uhrwerk Kaliber L034.1 und der 31-tägigen Gangreserve diesen Weg erfolgreich fortgesetzt. Herausgekommen ist ein außergewöhnlicher Zeitmesser für den täglichen Gebrauch, dessen praktischer Nutzen auf der Hand liegt. Er zeigt die genaue Zeit länger als jede andere mechanische Handaufzugsuhr – auch dann, wenn man ihn zwischendurch ein paar Tage oder sogar Wochen nicht trägt. Die Uhr reiht sich damit in die Lange’sche Tradition nützlicher Innovationen ein. Das Platingehäuse der LANGE 31 erreicht den beachtlichen Durchmesser von 46 Millimetern und eine Bauhöhe von 15,9 Millimetern. Denn so viel gespeicherte Zeit braucht Platz. Raum benötigt auch die runde 31-Tage-Gangreserve-Anzeige, die fast die gesamte rechte Hälfte des massiv silbernen Zifferblatts in Anspruch nimmt. Sie ist das prägnante Erkennungszeichen einer bahnbrechenden uhrentechnischen Spezialität. Ihr letztes Segment in Rot erinnert daran, dass es nach Ablauf eines ganzen Monats endlich wieder an der Zeit ist, die Uhr aufzuziehen. Das Lange-Großdatum auf der linken Seite bildet dazu ein harmonisches Gegengewicht. Und natürlich trägt auch die LANGE 31 unter dem Saphirglasboden alle sichtbaren Qualitätsmerkmale, die die Uhren von A. Lange & Söhne weltweit so begehrt machen: Schraubenunruh, Schwanenhals-Feinregulierung auf dem von Hand gravierten Unruhkloben, verschraubte Goldchatons und eine vollendete Uhrwerksdekoration im klassischen Lange-Stil.

Literatur