Familiengeschichte Beyer
Familiengeschichte Beyer
(siehe auch: Beyer)
Die Beyer Chronometrie an der Bahnhofstrasse Zürich ist das älteste Uhrengeschäft der Schweiz: Seit 250 Jahren und acht Generationen pflegt das Familienunternehmen die schönsten Seiten der Zeit.
Matthäus Beyer
Ursprünglich stammt die Familie Beyer aus dem deutschen Donaueschingen im Südwesten von Baden-Württemberg, wo die Beyers Matthäus Beyer und sein Sohn Martin Beyer, als Uhrmacher und Händler tätig waren. Der 23jährige Stephan Beyer bringt den Namen 1822 in die Schweiz: Auf seinen Lehr- und Wanderjahren arbeitet der gelernte Gross- und Kleinuhrenmacher zuerst in Basel, später in Schaffhausen beim Uhrmacher Johannes Wilderberger. Dort lernt er seine spätere Frau Katharina Gärtner kennen, mit der er die Schweizer Beyer-Dynastie begründet. Katharina Gärtner zuliebe bleibt Stephan Beyer in der Schweiz und bewirbt sich 1827 um das Schweizer Bürgerrecht. Nicht in ihrem Wohnort Feuerthalen. Dort wäre es aussichtslos: Stephan Beyer ist Katholik, Feuerthalen ist ein reformiertes Dorf. Also versucht er es in Rheinau, dem Bürgerort seiner Verlobten, auf der anderen Seite des Rheins. Es wird auch in diesem katholischen Ort knapp. Die Rheinauer Gemeindeversammlung spricht sich mit 30 gegen 27 Stimmen für die Einbürgerung aus. In seinem Einbürgerungsgesuch schreibt ihr Verlobter Stephan Beyer, er habe sich Katharina «zu Gefallen» entschlossen, das Schweizerische Bürgerrecht zu beantragen. Diese ist bereits im fünften Monat schwanger, damals nichts Ungewöhnliches. Sie wird ihrem Mann 13 Kinder gebären, wovon nur fünf das Erwachsenenalter erreichen. Der älteste, Theodor Beyer, wird später die Firma fortführen, die dank seiner Mutter in der Schweiz statt in Deutschland aufgebaut worden ist
Stephan Beyer
In Feuerthalen gründet Stephan Beyer um 1830 eine «Uhrenmacherei und Spezerei». Spezereien sind Gewürze; und vermutlich reist der Uhrmacher auch als Händler an die Märkte der näheren und weiteren Umgebung. Noch kann die Familie von der Uhrmacherei alleine nicht leben. 1845 heratet Theodor Beyer, Karoline Danioth, Tochter einer Hoteliersfamilie aus Andermatt. Karoline liess sich sogar, unüblich für eine Frau, zur Uhrmacherin ausbilden. Die Familie Beyer beweist früh ein Gespür für gute Geschäftslagen. Theodor und Karoline verlegten das Uhrmachergeschäft von Feuerthalen nach Zürich. Theodor Beyer, eröffnet 1860 ein Uhrengeschäft an der Niederdorfstrasse, schon damals eine der besten Lagen der Stadt. Das Haus liegt praktischerweise zwischen Niederdorfstrasse und Limmatquai: Als sich später das Geschäftsleben am Quai konzentriert, richtet Theodor Beyer seine Schaufenster einfach auf der anderen Seite ein.
Theodor Beyer
Ab 1863 führt Theodor Beyer das Geschäft gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Johann Gustav, man nennt sich «Gebrüder Beyer». Die Einigkeit ist allerdings von kurzer Dauer. 1867 eröffnet Johann Gustav ein eigenes Uhrengeschäft in Riesbach und Theodor Beyer ändert den Firmennamen in «Th. Beyer». Es ist Karoline Beyer Danioth die 1870 die noch junge Uhrendynastie rettet, nur 42 Jahren stirbt Theodor Beyer. Sohn Adelrich Beyer ist erst zwölf, aber Karoline Beyer-Danioth denkt nicht daran, aufzugeben. Sie übernimmt die Führung, baut das Geschäft aus und schafft es 1877, repräsentative Räumlichkeiten im neuerstellten Prachtsbau «Palais de Crédit Suisse» beim Paradeplatz, Bahnhofstrasse 25 zu mieten. (diesen Ort Anzeigen). 16 Jahre lang lenkt sie die Geschicke der Firma.
Adelrich Beyer
Karoline Beyer-Danioth, schickt ihren Sohn Adelrich für ein Volontariat zu Patek Philippe nach Genf. Dort lernt der junge Adelrich die gleichaltrige Berufskollegin Marie Valentine Meylan kennen. Sie stammt aus einer bekannten Uhrmacherfamilie. Ihr Urgroßvater Philippe Samuel Meylan, und Großvater Charles Louis Meylan hatte die Meylan-Uhren gefertigt, die zu den feinsten ihrer Zeit gehörten. Die Liebe scheint im Himmel geschlossen, aber die Kirche ist dagegen. Denn Marie Valentine ist reformiert. Adelrich heiratet sie 1883 trotzdem, worauf die gesamte Familie Beyer aus der katholischen Kirche ausgeschlossen wird und zum reformierten Glauben übertritt. 1887 kommt Sohn Theodor Julius zur Welt. Er hat zwei Schwestern. Mit nur 34 Jahren stirbt Marie Valentine im Kindsbett. Adelrich heiratet nochmals und bekommt zwei Söhne: Adelrich junior wird sich leider später mit seinem Halbbruder Theodor Julius zerstreiten. Seit jahren gilt bei Beyer der Grundsatz: Gutes Handwerk will gelernt sein. Sämtliche Inhaber absolvieren eine gründliche Lehre. So schickt auch Adelrich Beyer Sohn Theodor Julius an die berühmte Uhrmacher-Schule in Genf und zu den besten Uhrmachern in London, Brüssel und Paris. 1911, mit 24 Jahren, steigt Theodor Julius ins väterliche Geschäft ein.
Theodor Julius Beyer
Ab 1915 führen zwei Halbbrüder die Firma, die Zusammenarbeit funktioniert nicht. Theodor Julius führt von 1920 bis 1922 einen Prozess gegen seinen jüngeren Bruder. Die Klage wird schliesslich zurückgezogen, die Brüder einigen sich aussergerichtlich. Adelrich lässt sich auszahlen. Theodor Julius führt das Geschäft ab 1922 alleine und nennt es «Chronometrie Beyer, Zürich», er war bereits Präsident des Uhrmacher-Verbandes. Er heiratet im Gleichen Jahr Emilie Mathys, Sie ist erst 22 Jahre alt, aber eine starke Persönlichkeit. Trotz kleiner Kinder hilft sie tatkräftig im Geschäft mit. Mit ihrer selbstbewussten Art ist sie der Zeit voraus und schafft sich nicht nur Freunde. Aber sie hält den Betrieb aufrecht, wenn ihr Mann in Zermatt als Gasttrompeter von Jazzorchestern auftritt. Auch pflegt Emilie Beyer-Mathys einen regen Austausch mit Freunden im Ausland, etwa mit dem berühmten Komponisten Franz Lehar und seiner Gattin Sophie, und schickt während der Kriegsjahre Pakete mit Kaffee, Schokolade und Butter in alle Welt.
Fünfzig Jahre lang geschäftete die Firma Beyer im «Palais de Crédit Suisse» an der Bahnhofstrasse, einem Prunkbau von Alfred Escher. Doch 1927 braucht die Schweizerische Kreditanstalt mehr Platz und kündigt den Vertrag. Das kommt Beyer nicht ungelegen. Im brandneuen Orell Füssli-Hof an der Bahnhofstrasse 31 (diesen Ort anzeigen) können endlich grössere Räume gemietet werden. Beyer ist bis heute an dieser exklusiven Adresse ansässig.
1936 hängt die Existenz von Beyer an einem dünnen Faden, ein Schicksal, das man während der Weltwirtschaftskrise mit vielen Firmen teilt. Der Sturz diverser Fremdwährungen, das Fernbleiben deutscher Kundschaft und die Warenentwertung machen dem Geschäft zu schaffen. Doch zahlen sich die guten und langjährigen Beziehungen aus: Banken springen ein, der Vermieter reduziert den Mietzins. Und da Beyer in der Vergangenheit Lieferanten wie Rolex und Patek Philippe in schwierigen Zeiten unterstützt hat, revanchieren sich diese nun für die Hilfe. Gemeinsam schafft man es, das Geschäft durch die schweren Jahre zu bringen. 1948 folgte ein umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Die Aktien befinden sich vollumfänglich in Familienbesitz.
Theodor R. Beyer
Als Patek Philippe mit der Produktion von elektrischen Uhren beginnt folgt ihr Beyer 1968 in diesen Branchenzweig. Die Abteilung für elektronische Zeitmessung und Akustik existiert bis 1993. Von der Treffpunktuhr im Hauptbahnhof Zürich über die Anzeigen der Forchbahn bis zur Blumenuhr am Bürckliplatz prägen Beyer-Uhren auch heute noch den öffenliche Raum.
Über die Jahre hat sich in der Familie Beyer ein enormes Wissen über die Zeitmessung angesammelt. Auch offizielle Stellen wie das Landesmuseum greifen gerne auf die Beyers zurück. 1971 reicht der Ruhm bis nach Istanbul. Theodor R. Beyer und Gattin Annette Beyer Wild werden ins Museum des Topkapi Palasts eingeladen, um die Uhrensammlung zu inventarisieren. Aus der Reise entsteht eine lebenslange Verbundenheit mit dem Museum und seinen Machern. Die private Uhrensammlung von Theodor R. Beyer ist inzwischen sehr umfangreich und das grosse Untergeschoss des Geschäftes an der Bahnhofstrasse ungenutzt. Zwei Tatsachen, eine Idee: Die Sammlung wird dem breiten Publikum zugänglich gemacht, 1971 öffnet das Uhrenmuseum Beyer Zürich im Untergeschoss seine Tore. 1986 erleidet Theodor R. Beyer einen Herzinfarkt. René Beyer bricht seine Lehr- und Wanderjahre in den USA ab und übernimmt die Führung des Familienbetriebs zusammen mit seiner Mutter Annette Beyer.
René Beyer
1996 geht die operative Leitung ganz an den damals 33-Jährigen René Beyer über – und damit die achten Generation. Beyer verordnet dem Geschäft innen wie aussen ein Total-Lifting. Auf Initiative von Annette Beyer führt das Familienunternehmen 1989 den Verkauf von Schmuck ein, mit grossem Erfolg. 2002 entscheidet man sich, ein eigenes Schmuckatelier aufzubauen. Seit 2003 feilen verschiedene Goldschmiede erfolgreich an Träumen in Gold und Juwelen.
Muriel Zahn-Beyer (1964), die Schwester von René Beyer, kehrt 1994 aus den USA zurück und übernimmt im Familienbetrieb Personalwesen und Marketing. Sie entwickelt das neue Museumskonzept sowie die Strategie für das Schmuckatelier. 2003 verlässt sie das Unternehmen, um sich mit einer Personalagentur selbständig zu machen.
Muriel Zahn, René Beyer und Dr. Peter Max Gutzwiller bilden mit Annette Beyer als Ehrenmitglied den Verwaltungsrat der Beyer Chronometrie. 2006 eröffnete das Uhrenmuseum Beyer die Abteilung «Elektronische Uhren».
250 Jahre
Im Jahre 2010 feiert die Firma sein 250-jähriges Jubiläum mit exklusiven Events und lanciert Uhren sowie eine neue Schmucklinie speziell zu diesem Jubiläum. Die Geschichte wird in einem Jubiläumsmagazin aufgearbeitet. 2011 werden die Räumlichkeiten renoviert und umgebaut, ein neuer Rolex-Corner und ein separates Diamond-Center wurde eröffnet. Eröffnung der Patek Philippe Boutique gleich nebenan. Dies ist die erste händlergeführte Patek Philippe Boutique in der Schweiz. Heute beschäftigt Beyer 46 Mitarbeiter, welche im Verkauf (Beyer Uhren & Schmuck sowie Patek Philippe Boutique), im Service, der Administration sowie im Uhrenatelier tätig sind.