A. Lange & Söhne / Glashütte i. Sa./de
A. Lange & Söhne / Glashütte i. Sa.
Deutscher Uhrenhersteller
Die Begründung der Glashütter Uhrenindustrie durch Ferdinand Adolph Lange
Durch das Versiegen des Silberbergbaus war die Region um das im sächsischen Erzgebirge bei Dresden gelegene Glashütte in die Gefahr völliger Verarmung geraten. Die Einwohner wendeten sich an die sächsische Staatsregierung mit der dringenden Bitte um Unterstützung.
1843 erließ die Landesregierung einen öffentlichen Aufruf, durch den bewährte Fachleute gesucht wurden, die bereit waren, in sächsischen Notstandsgebieten mit staatlicher Hilfe Industrien aufzubauen. Noch im gleichen Jahr meldete sich der Uhrmachermeister Ferdinand Adolph Lange aus Dresden, der einstige Teilhaber der Firma Gutkaes & Lange, mit dem Vorschlag, in Glashütte eine Uhrenindustrie aufzubauen.
Nach langen Verhandlungen mit dem königlich-sächsischen Ministerium des Innern kam am 31. Mai 1845 ein Vertrag zwischen F. A. Lange und der Landesregierung zustande, in dem sich Lange verpflichtete, 15 Lehrlinge innerhalb von drei Jahren zu Uhrmachern auszubilden, während Sachsen seinerseits einen rückzahlbaren Vorschuss von 7820 Talern als Unterstützung bereitstellte. Am 7. Dezember 1845 begann F. A. Lange in der Mansarde eines Glashütter Wohnhauses sein Vorhaben zu verwirklichen. [1]
Zusammen mit seinem Schwager, dem Meisteruhrmacher Adolf Schneider, und den 15 Lehrlingen (darunter Friedrich Weichold) begann Lange die Produktion von Glashütter Präzisionstaschenuhren. Kurze Zeit später verließ die erste Taschenuhr mit der Zifferblattaufschrift "A. Lange, Dresden" das Werk.
Die Initative Langes führte dazu, der Region im neuen Beschäftigungszweig der Uhrenfertigung endlich die lange ersehnten Arbeitsplätze zu erschließen. Durch sein unermüdliches Engagement und seinen Einsatz für die Ausbildung und Schulung von Beschäftigten erreichte es Lange in der Folgezeit außerdem, daß Werkstätten, Betriebe und Zulieferfirmen gegründet wurden und daß die Uhrenfertigung in Glashütte allmählich begann, sich einen Namen zu machen. Ferdinand Adolph Lange kommt also das Verdienst zu, den Anstoß gegeben zu haben, aus dem heraus Glashütte in Konkurrenz zu den etablierten Schweizer Herstellern schließlich zu einem Zentrum der deutschen Feinuhrmacherei wurde.
Aber auch zur Perfektionierung der Uhrmacherhandwerks trug Lange wesentlich bei. So ersann er völlig neue Präzisionswerkzeuge, Messinstrumente und Fertigungsmethoden. 1846 ersetzte er den Bogen als Antrieb der Drehstühle durch Schwungräder und bewirkte damit eine deutliche qualitative Verbesserung der Drehteile. 1864 führte er die Dreiviertelplatine ein, die für Glashütter Uhren typisch geworden ist. Erwähnenswert ist auch sein Wechsel vom komplizierten Pariser Linien-Maß zum metrischen System, bei dem er den Millimeter als kleinste Maßeinheit in die Uhrmacherei einführte.
Ergänzend zu seiner Tätigkeit im Uhrenbereich wurde Lange außerdem Bürgermeister der Stadt Glashütte und hatte diesen Posten 18 Jahre lang, zwischen 1848 und 1866, inne.
Entwicklung der Glashütter Taschenuhr von 1845 bis 1875
1845
- 2/3-Platine
- ein Kloben für Anker und Ankerrad
- Stiftanker mit langer Ankergabel und V-förmigen Gegengewicht
- Kompensationsunruh
- Bohrungen zur Überprüfung des Zahnrädereingriffs
1850
- Steinanker mit langer Ankergabel
- z.T. Kronenaufzug
1855
- Steinanker mit kurzer Ankergabel
- Anker und Ankerrad unter getrennten Kloben
1864
- 3/4-Platine
- Schwanenhalsfeinreglage
1875
- herausnehmbares Federhaus
A. Lange & Söhne, Glashütte
Ab 1868, mit dem Eintritt des Sohnes Richard Lange in die Firma, wurde die Firma in A. Lange & Söhne umbenannt. Die Erweiterung der Produktion und die wachsende Belegschaft erforderte die Errichtung eines neues Wohn- und Fabrikationsgebäudes, das als "Stammhaus" in die Familienchronik eingehen sollte. Das Gebäude wurde 1873 erbaut und im Jahre 2001 nach Renovierung wieder eingeweiht.
Als Ferdinand Adolph Lange 1875 im Alter von nur 60 Jahren starb, führten seine Söhne Richard und Emil die inzwischen hochangesehene Firma weiter. Ein dritter Sohn Adolf wurde später in der Firma Prokurist. Unter ihrer Leitung wurden viele technische Verbesserungen eingeführt. Die Firma Dürrstein & Comp. Dresden sicherte sich die Rechte für den Alleinvertrieb der Uhren von A. Lange & Söhne für das Deutsche Reich.
Deutsche Uhrenfabrikation, Glashütte, A. Lange & Söhne
Dürrstein bewog die Firma Lange zur Einführung einer zweiten, preiswerteren Taschenuhren-Qualität. Ende 1878 bot Dürrstein die ersten Lange-Uhren der DUF-Qualität an.
1886 zog sich Richard Lange aus der Firmenleitung zurück und Emil Lange führte die Firma bis zum Eintritt seiner Söhne, Rudolf, Otto und Gerhard in den Jahren 1919/20 alleine weiter.
1895, zum 50-jährigen Jubiläum der Firma, errichtete die Stadt Glashütte ein Denkmal für Ferdinand Adolph Lange.
Emil Lange begann mit der Fertigung von Marinechronometern. Diese Präzisions-Zeitmesser waren bei den Prüfungen der Deutschen Seewarte in Hamburg sehr erfolgreich. 1897 wurde eine eigene Abteilung zur Herstellung von Marinechronometern eingerichtet.
1900 stellte Emil Lange auf der Weltausstellung in Paris sein berühmtes Jahrhundert-Tourbillon vor und erhielt zwei Jahre später das Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion verliehen. Die Lange Grande Complication erregte als uhrmacherische Gipfelleistung Aufsehen.
Original Lange Internationales Werk
Unter der Leitung der drei Söhne von Emil Lange entstand 1922 die noch preiswertere Qualitätsgruppe OLIW, mit der die Firma auf die schwierigen Zeiten nach dem 1. Weltkrieg reagierte.
1924 wurde die Einfuhrsperre für Schweizer Uhren aufgehoben. Es wurden Schweizer Brückenwerke mit vereinfachter Ankerhemmung (sichtbare Steine) eingeführt. Der Weg einer gemeinsamen Produktentwicklung der Firmen A. Lange & Söhne, Montres Altus S.A. (Schweiz) und der UROFA wurde dadurch ermöglicht.
Ab 1928 wurden wieder eigene Taschenuhrwerke produziert. Sie hatten 2/3-Platinen (Federhaus bis Sekundenrad) oder Federhausbrücke und Räderwerkbrücke.
Ab 1935 wurden Armbanduhren mit Schweizer Rohwerken und später mit Rohwerken der UROFA hergestellt.
Während des 2. Weltkrieges fertigte die Firma vorwiegend Marinechronometer, Beobachtungs- und Fliegeruhren für die Deutsche Wehrmacht.
Kurz vor dem 2. Weltkrieg folgte auch Walter Lange, der 1924 geborene Urenkel von Ferdinand Adolph Lange, der Familientradition und begann seine Ausbildung zum Uhrmacher. Er mußte jedoch am 8. Mai 1945, dem letzten Kriegstag, mit ansehen, wie russische Fliegerbomben das Haupt-Fabrikationsgebäude des Unternehmens trafen und es fast vollständig zerstörten.
Enteignung und Umbenennung in Lange VEB
Am 20. April 1948 wurde die Firma A. Lange & Söhne von der sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und entschädigungslos enteignet und in Lange VEB, Glashütte umbenannt, obwohl kein Mitglied der Familie Lange Mitglied der Nazipartei gewesen war. Damit verschwand auch der traditionsreiche Schriftzug "A. Lange & Söhne" von den Zifferblättern der Uhren.
Neubeginn nach der 'Wende' als Lange Uhren GmbH, Glashütte
Walter Lange, der Urenkel von Ferdinand Adolph Lange, gründet am 7. Dezember 1990, auf den Tag genau 145 Jahre nach der Gründung der Firma Lange, mit Unterstützung durch IWC und deren Leiter Günter Blümlein die Lange Uhren GmbH als neue Firma. Die Marke "A.Lange & Söhne" war durch die Enteignung von 1948 durch die sowjetische Besatzungsmacht an Lange VEB, Glashütte und später an den VEB Glashütter Uhrenbetriebe gefallen. Die neu gegründete Lange Uhren GmbH muß daher die Rechte an der Marke "A. Lange & Söhne" von der Treuhandanstalt erwerben und führt diese Bezeichnung auch wieder auf den Zifferblättern ihrer Uhren.
1994 werden im Dresdner Schloss die ersten neuen Lange-Uhren präsentiert: die Lange 1, das Tourbillon „Pour le Mérite“, die Arkade und die Saxonia. Alles weitere zu den seit 1990 erschienenen Modellen und zum Fortbestand der Marke "A. Lange & Söhne" ist im Beitrag zu Lange Uhren GmbH zu finden.
Weiterführende Informationen
- 1845 bis 1990:
- seit 1990:
- Archiv A. Lange & Söhne - mit Links zu weiteren Beiträgen im Watch-Wiki und Abbildungen
Literatur
- Als die Zeit nach Hause kam. Erinnerungen; Autor: Walter Lange; ISBN 3430159768
- CD Faszination Glashütte
- A. Lange und Söhne. Eine Uhrmacher-Dynastie aus Dresden; Autor: Reinhard Meis; ISBN 3766712861
- Die Uhren von A. Lange und Söhne, Glashütte / Sachsen Bilderl. englisch / deutsch; von Martin Huber; ISBN 3766708880
- Armbanduhren Spezial A. Lange und Söhne. Geschichte - Design - Technik. Mit großer Modellübersicht; Autor: Peter Braun; ISBN 3898805522
Weblinks
- A. Lange & Söhne (Lange Uhren GmbH)
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Quellen
- ↑ Chronik von Glashütte, Webseite der Stadtverwaltung Glashütte (Stand 27.12.2007)