Gebrüder Thiel GmbH Ruhla: Unterschied zwischen den Versionen

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(siehe auch: [[Thiel]])
 
(siehe auch: [[Thiel]])
  
Deutsche Taschenuhrfabrik
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Deutsche Uhrenfabrik
 
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[[Bild:Gebrüder Thiel 1873.jpg|400px|right|[[Gebrüder Thiel GmbH Ruhla]] 1879]]
 
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== Metallwarenfabrik Gebrüder Thiel ==
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== Gründung der Metallwarenfabrik Gebrüder Thiel ==
 
[[Bild:Thiel, Christian & Georg.jpg|thumb|Christian und Georg Thiel]]
 
[[Bild:Thiel, Christian & Georg.jpg|thumb|Christian und Georg Thiel]]
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[[Bild:Reinhold und Ernst Thiel.jpg|thumb|C. Reinhold und Ernst E. Thiel]]
 
[[Bild:Thiel Kinderuhr.gif|thumb|Kinderspieluhr von Thiel]]
 
[[Bild:Thiel Kinderuhr.gif|thumb|Kinderspieluhr von Thiel]]
[[Bild:Reinhold und Ernst Thiel.jpg|thumb|Reinhold und Ernst Thiel]]
 
  
Wann die Brüder [[Thiel, Christian|Christian Thiel]] und [[Thiel, Georg|Georg Thiel]] ihre Firma in [[Ruhla]]/Thüringen, Köhlergasse 29 gründeten ist nicht belegt. Der Zeitpunkt liegt zwischen dem 25.06.1861 (Hochzeit Christian THiel und dem 01.03.1862 (erste bekannte Inventur). Begonnen wurde mit einigen Arbeitskräften und einem Gründungskapital von 2452 Talern (eingeschlossen 5 Maschinen im Wert von 97 Talern) eine Metallwarenfabrik.
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Wann die Brüder [[Thiel, Christian |Christian]] und [[Thiel, Georg|Georg Thiel]] ihre Metallwarenfabrik in [[Ruhla]]/Thüringen, Köhlergasse 29 gründeten ist nicht belegt. Der Zeitpunkt liegt zwischen dem 25.06.[[1861/de|1861]] (Hochzeit Christians) und dem 01.03.[[1862/de|1862]] (erste bekannte Inventur). Die Inventur weist ein anfängliches Kapital von etwas mehr als 2450 Talern aus.
  
Ihr Rüstzeug hatten sich die Brüder bei ihrem Vater [[Thiel, Siegmund|Siegmund Thiel]] geholt, der Teilhaber der kleinen Pfeifenbeschlag-Fabrik '''Zimmermann, Hellmann & Thiel''' war. Während [[Thiel, Christian|Christian Thiel]] gelernter Kaufmann war, hatte [[Thiel, Georg|Georg Thiel]] das Metallbearbeitungsgewerbe erlernt.
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Ihr Rüstzeug hatten sich die Brüder bei ihrem Vater [[Thiel, Siegmund|Siegmund Thiel]] geholt, der Teilhaber der kleinen Pfeifenbeschlag-Fabrik ''Zimmermann, Hellmann & Thiel'' war. Während [[Thiel, Christian|Christian Thiel]] gelernter Kaufmann war, hatte [[Thiel, Georg|Georg Thiel]] das Metallbearbeitungsgewerbe erlernt.
  
 
Schon bald wurde die Herstellung von Pfeifenbeschlägen um kleinere Metallwaren wie Schutzgehäuse für Taschenuhren (Begmannskapseln), Gewichtshülsen aus Messing, Schaufensterhaken sowie, ab 1869, Absatzschoner und Stoßkappen für Schuhe erweitert.  
 
Schon bald wurde die Herstellung von Pfeifenbeschlägen um kleinere Metallwaren wie Schutzgehäuse für Taschenuhren (Begmannskapseln), Gewichtshülsen aus Messing, Schaufensterhaken sowie, ab 1869, Absatzschoner und Stoßkappen für Schuhe erweitert.  
  
[[Thiel, Georg|Georg Thiel]] schied im April 1867 aus dem Unternehmen aus und gründete eine eigene Fabrik, die später ''Thiel & Schuchardt'' hieß.  
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[[Thiel, Georg|Georg Thiel]] schied im 01. Mai [[1867/de|1867]] aus dem Unternehmen aus und gründete eine eigene Fabrik, die später ''Thiel & Schuchardt'' hieß. [[Thiel, Christian|Christian]] führte die Firma als Einzelunternehmen, unter dem Namen ''Gebrüder Thiel'', weiter.
  
Dafür traten die jüngeren Brüder [[Thiel, Ernst E.|Ernst]] (kaufmännischer Bereich) und [[Thiel, C. Reinhold|C. Reinhold Thiel]] (technischer Bereich) als Mitarbeiter in die Firma ein.
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Ca.[[1886/de|1886]] wurde das Grundstück in er Köhlergasse 29 gekauft und ein weiteres zweigeschossiges Fertigungsgebäude errichtet
  
[[1873/de|1873]] erwarb die Firma für 18.250 Thaler das größere Gelände der Reiß'schen Filzfabrik in der Nähe des Ruhlaer Bahnhofes. Dort konnte Wasserkraft zum Betreiben der Maschinen genutzt werden. Der Umzug erfolgte am 1. Dezember 1873. Zu dieser Zeit waren bereits mehr als 80 Mitarbeiter beschäftigt.  
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Am 22.09.[[1873/de|1873]] erwarb die Firma für 18.250 Taler das größere Gelände der Filzfabrik von Angeline Reiße in Ruhla. Dort konnte Wasserkraft zum Betreiben der Maschinen genutzt werden. Der Umzug erfolgte am 1. Dezember 1873. Zu dieser Zeit waren bereits mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigt. Das Gelände war verkehrsgünstig, an der Straße nach Wutha bzw. Eisenach, gelegen und nachdem Ruhla 1880 einen Eisenbahnanschluss erhielt, befand sich der Bahnhof in unmittelbarer Nähe.
  
[[1874/de|1874]] wurden die ersten Kinderspieluhren hergestellt, die zu großen Teilen in England verkauft wurden.  
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[[1874/de|1874]] wurden die ersten Kinderspieluhren hergestellt, die zu großen Teilen in England verkauft wurden. Die Unternehmer gingen daran, ein Messingwalzwerk zu errichten, das [[1875/de|1875]] den Betrieb aufnahm und durch Wasserkraft angetrieben wurde. Mehr als 150 Menschen waren nun in der Fabrik tätig.
  
[[1875/de|1875]] gingen die Unternehmer daran, ein Messingwalzwerk zu errichten und ab [[1878/de|1878]] wurde der Antrieb mit Wasserkraft durch eine Dampfmaschine ergänzt. Mehr als 200 Menschen waren nun in der Fabrik tätig.
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Der Umsatz stieg von 120.000 Mark (1873) auf 150.000 Mark im Jahr [[1876/de|1876]].  
  
Ende der 70-er Jahre wurden auch [[Thiel, Ernst E.|Ernst]] und [[Thiel, C. Reinhold|C. Reinhold Thiel]] zu Teilhabern. Christian Thiel behielt die Gesamtleitung.
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Ab [[1878/de|1878]] wurde auch eine Dampfmaschine als Energiequelle genutzt. Die Mitarbeiterzahl stieg auf 200.
  
Während [[Thiel, C. Reinhold|C. Reinhold Thiel]] als Betriebsleiter für die Produktion veranwortlich zeichnete, war [[Thiel, Ernst E.|Ernst Thiel]] als Vertriebsleiter tätig. In diesem Zusammenhang war Ernst Thiel im In- und Ausland unterwegs und hatte so einen entscheidenden Anteil am ständig steigenden Absatz der Produkte. 1879 war Ernst in Frankreich, Italien, Belgien und England unterwegs, um den Absatz der Kinderspieluhren anzukurbeln. Dieser Massenartikel verkaufte sich vor allem in Nordamerika und England prächtig.
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== Metallwarenfabrik Gebrüder Thiel OHG ==
  
Der Umsatz stieg von 150.000 Mark (1876) auf 500.000 Mark im Jahr [[1879/de|1879]].  
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Zwischen [[1878/de|1878]] und [[1879/de|1879]] wurden [[Thiel, Ernst E.|Ernst E.]] (kaufmännischer Bereich) und [[Thiel, C. Reinhold|C. Reinhold Thiel]] (technischer Bereich) zu Teilhabern. Christian Thiel behielt die Gesamtleitung. Die Firma ''Gebrüder Thiel'' wird jetzt als Offene Handelsgesellschaft (OHG) geführt.
  
Am 16. Februar 1879 stirbt [[Thiel, Christian|Christian Thiel]]. [[Thiel, Ernst E.|Ernst]] und [[Thiel, C. Reinhold|C. Reinhold Thiel]] führen den Betrieb gemeinsam weiter.
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Am 16. Februar [[1879/de|1879]] stirbt [[Thiel, Christian|Christian Thiel]]. [[Thiel, Ernst E.|Ernst E.]] und [[Thiel, C. Reinhold|C. Reinhold Thiel]] führen den Betrieb gemeinsam weiter. Christians fünf minderjährige Kinder übernehmen seine Firmenanteile.
  
Am 1. Juli 1880 erhält Ruhla den lang ersehnten Eisenbahnsnschluss in Normalspur, für dessen Realisierung sich [[Thiel, Christian|Christian Thiel]] besonders eingesetzt hatte.
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Eine eigene Galvanisierung wird [[1882/de|1882]] in Betrieb genommen.  
  
Eine eigene Galvanisierung wird 1882 in Betrieb genommen.  
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Am 1. Dezember [[1884/de|1884]] wird die Betriebskrankenkasse der Gebrüder Thiel gegründet.  
  
Mitte der 80-er Jahre kommt eine von [[Thiel, Reinhold|Reinhold Thiel]] konstruierte Maschine zur Herstellung von Ketten zum Einsatz. Wegen des gestiegenen Absatz werden Werkneubauten notwendig. Ebenso entstehen die ersten Werkswohnungen für Mitarbeiter.
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Mitte der 80-er Jahre beginnt die Firma unter Leitung von [[Thiel, C. Reinhold|C. Reinhold Thiel]] und dem Mitarbeiter Reinhold Fuchs
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mit der Konstruktion erster Werkzeugmaschinen. Die Abhängigkeit von Zulieferteilen aus der Schweiz sollte damit verringert werden. Ebenso entstehen die ersten Werkswohnungen für angeworbene Fachkräfte aus Frankreich und der Schweiz.<br>
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[[1886/de|1886]] Steigt die Mitarbeiterzahl auf 400.
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[[1889/de|1889]] sind in der Firma bereits 600 Leute beschäftigt. Diese Zahl verdoppelt sich bis Mitte der 1890er Jahre.
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[[1896/de|1896]] wird ein neues Maschinenhaus mit einer 100 PS starken Dampfmaschine errichtet - elektrisches Licht hielt Einzug in den Betrieb.
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Der Umsatz stieg von 215.000 Mark (1882) bis auf 1.7 Mio. Mark im Jahr [[1896/de|1896]]. Es arbeiten jetzt 1000 Menschen für die Gebrüder Thiel.  
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=== Der Anfang der Uhrenproduktion ===
  
== Der Anfang der Uhrenproduktion ==
 
 
[[Bild:Thiel TU mit Thiel Fearless Schneider.gif|thumb|Thiel Fearless<br>Schneider]]
 
[[Bild:Thiel TU mit Thiel Fearless Schneider.gif|thumb|Thiel Fearless<br>Schneider]]
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[[Datei:Thiel Damentaschenuhr Lady Fearless.jpg|thumb|Thiel Lady-Fearless]]
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Die Thiel-Brüder produzierten anfangs auch Scherzartikel. Bekannt war die sogenannte „Bieruhr“, die wohl der Ruhlaer "Mechanikus und Optikus" Oskar Schellhase erfunden hat. Aus dieser entwickelte die Firma eine Kinderspieluhr. Das war der Einstieg in die Uhren-Branche, denn diese neckische Spielerei wurde plötzlich zu einem echten Renner.
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Schon [[1878/de|1878]] entwickelte die Firma ''Gebr. Thiel'' auf Wunsch amerikanischer Kunden eine erste, gehende Kinderspieluhr. Diese Uhr lief mindestens eine Stunde lang. Durch den günstigen Preis erreichte man in kurzer Zeit quasi eine Monopolstellung bei diesen "Uhren". Die  wichtigsten Märkten für diese Artikel waren die USA, England, Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz. 
  
Die Thiel-Brüder produzierten anfangs auch Scherzartikel. Bekannt war die so genannte „Bieruhr“. Aus dieser entwickelte die Firma eine Kinderspieluhr. Das war der Einstieg in die Uhren-Branche, denn diese neckische Spielerei wurde plötzlich zu einem echten Renner.  
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Diese Kinderspieluhr war die Grundlage, [[1892/de|1892]] die erste industrielle Produktion einer [[Taschenuhr]] in Deutschland aufzunehmen. Die [[Thiel Fearless|Fearless]] war eine einfache und preiswerte Taschenuhr mit einer Gangdauer von 10-12 Stunden. Die Uhr wurde besonders im englischsprachigen Raum, mit einem Verkaufspreis von 3 Mark, ein Renner und blieb in diesem Segment fast ein Jahrzehnt konkurrenzlos. Um die Nachfrage zu bewältigen, wurden in der Schweiz 70 Uhrmacher angeworben.<br>
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Großen Anteil an der Entwicklung der ersten Uhren von Thiel hatte der von 1881 - 1934 für das Unternehmen tätige [[Dürer, Emil|Emil Dürer]] (ab 1916 als Betriebsdirektor).<br>
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So stellten die Mitarbeitern [[1897/de|1897]] 1500 bis 2000 [[Thiel Fearless|Fearless]] pro Tag her.<br> 
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Mit gleichartigem Werkaufbau kamen 1894 die [[Thiel Lady]] und 1898 der Fearless-Taschenwecker auf den Markt.
  
Ende der 80er Jahre arbeitete die Firma Gebr. Thiel auf Wunsch amerikanischer Kunden an einer Kinderspieluhr, die mindestens eine Stunde lang richtig gehen sollte. Das Resultat war eine Uhr mit zwölfstündiger Gangzeit, die im Laden 3 Reichsmark kostete.
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[[1892/de|1892]] streben die Brüder [[Thiel, C. Reinhold|C. Reinhold]] und [[Thiel, Ernst E.|Ernst E. Thiel]] den Verkauf der Firma für 3 Millionen Reichsmark an. Sie hatten das langfristige Potenzial ihrer neu entwickelten Taschenuhr nicht erkannt. Der Verkauf scheitert letztlich am Veto der fünf Erben von [[Thiel, Christian|Christian Thiel]].
  
[[1891/de|1891]] begann die erste industriellen Produktion einer [[Taschenuhr]] in Deutschland. Die [[Thiel Fearless|Fearless]] war eine einfache und preiswerte Taschenuhr, die hauptsächlich für den amerikanischen Markt bestimmt war.<br>
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Es folgte die Entwicklung weiter Taschenuhren, wie [[1895/de|1895]] die 18-linige Taschenuhr [[Thiel Stella]], die in verschiedene Versionen bis etwa [[1906/de|1906]] produziert wurde. [[Bley, Georg F.|Georg F. Bley]] der zwischen [[1896/de|1896]] und [[1899/de|1899]] von [[Thiel, Heinrich|Heinrich Thiel]] für die Firma gewonnen werden konnte, rüstete die einfache Stella mit einer [[Duplex-Hemmung]] auf.  
Großen Anteil an der Entwicklung der ersten Uhren von Thiel hatte der von 1881 - 1934 für das Unternehmen tätige [[Dürer, Emil|Emil Dürer]] (ab 1916 als Betriebsdirektor).<br>
 
Die Uhr wurde in Amerika ein voller Erfolg. So stellte man mit 1000 Mitarbeitern [[1897/de|1897]] schon 4000 [[Thiel Fearless|Fearless]] pro Tag her.<br> 
 
Mit gleichartigem Werkaufbau kamen 1894 die [[Thiel Lady]] und 1898 der Fearless-Taschenwecker auf den Markt.<br>
 
[[1895/de|1895]] folgte die 18-linige Taschenuhr [[Thiel Stella]], die in verschiedene Versionen (auch mit Duplexhemmung) bis bis etwa [[1906/de|1906]] produziert wurde. [[1904/de|1904]] erschien die 18-linige Taschenuhr [[Thiel Champion]] mit skelettierter Oberplatte und um [[1905/de|1905]] die [[Thiel Surprise]] ebenfalls mit 18 Linien und Kronen- oder Schlüsselaufzug.<br> 
 
Die [[Thiel Fearless]] wurde [[1901/de|1901]] mit dem Ziel der Gebrauchswerterhöhung (Gangreserve jetzt 30 Stunden, Aufzug) konstruktiv und optisch überarbeitet, so eroberte sie endlich auch in Deutschland den Markt.
 
  
[[1896/de|1896]] wird ein neues Maschinenhaus mit einer 100 PS starken Dampfmaschine errichtet - elektrisches Licht hielt Einzug in den Betrieb.
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[[1899/de|1899]] entsteht ein neues Walzwerk, hier sollte eine Rohrproduktion (Hauptabsatzgebiet Berlin) aufgebaut werden. Das Walzwerk war eine Fehlinvestition und brauchte nur in den Jahren des ersten Weltkrieges nennenswerte Gewinne. 1924 wurde das Werk geschlossen und das Gebäude von der Zentralwerkstatt übernommen.  
  
[[1899/de|1899]] entsteht ein neues Walzwerk.
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[[1900/de|1900]] wird der Neubau einer Fertigungsstätte für Kinderspieluhren in Seebach errichtet. Der Umsatz der ''Gebr. Thiel OHG'' liegt jetzt bei 2.6 Mio Mark.
  
 
== Gebrüder Thiel GmbH ==
 
== Gebrüder Thiel GmbH ==
[[Bild:Thiel TU mit Thiel Surprise A.jpg||thumb|Thiel Taschenuhr Modell 1904]][[Bild:GebrThiel Straße 1912img056.jpg|thumb|Gebrüder-Thiel-Straße Ruhla 1912]][[Datei:Thiel Surprise Cronograph Werkansicht.jpg|thumb|Thiel Surprise Chrongraphen-Werk]][[Datei:Thiel Taschenwecker mit Thiel Invincible II.jpg|thumb|Thiel Taschenwecker mit Thiel Invincible II]]
 
  
[[1901/de|1901]] traten Reinhold und Ernst Thiel aus gesundheitlichen Gründen von der Leitung des Unternehmens zurück.  
+
[[Bild:Thiel TU mit Thiel Surprise A.jpg||thumb|Thiel Taschenuhr Modell 1904]][[Datei:Thiel Herrenarmbanduhr mit Thiel Darling (alt).jpg|thumb|Erste deutsche Armbanduhr mit Thiel Darling ca. 1908]][[Bild:GebrThiel Straße 1912img056.jpg|thumb|Gebrüder-Thiel-Straße Ruhla 1912]][[Datei:Thiel Taschenwecker mit Thiel Invincible II.jpg|thumb|Thiel Taschenwecker mit Thiel Invincible II]]
  
Die Firma wurde von einer oHG in eine GmbH mit 3 Mio Reichsmark Stammkapital umgewandelt.  
+
Die Firma wird am 01.04.[[1901/de|1901]] in eine GmbH mit 3 Mio. Reichsmark Stammkapital umgewandelt. Das Stammkapital verbleibt im Besitz der Familie Thiel. Es gib sieben Gesellschafter, die fünf Kinder vom verstorbenen [[Thiel, Christian|Christian Thiel]] und seine Brüder [[Thiel, C. Reinhold|C. Reinhold]] und [[Thiel, Ernst E.|Ernst E. Thiel]].<br>
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Erster und alleiniger Geschäftsführer wird vorerst [[Thiel, Heinrich|Heinrich Thiel]] (techn. Leitung), ab Ende November wird [[Kühn, Albert|Albert Kühn]] zweiter (kaufmänischer) Geschäftsführer. Er verlässt schon [[1904/de|1904]], nach Unstimmigkeiten mit dem Aufsichtsrat, das Unternehmen wieder.
Das Stammkapital verblieb im Besitz der Familie Thiel.
 
  
Die kaufmännische Leitung der jungen GmbH übernahm:
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Ende [[1901/de|1901]] traten Reinhold und Ernst Thiel aus gesundheitlichen Gründen von der Leitung des Unternehmens zurück. Sie bilden aber weiter gemeinsam mit Dr. Brinkmann (Schwiegersohn von [[Thiel, Christian|Christian Thiel]]) den Aufsichtsrat der Firma.<br>Die [[Thiel Fearless]] wurde im selben Jahr mit dem Ziel der Gebrauchswerterhöhung (Gangreserve jetzt 30 Stunden, Aufzug) konstruktiv und optisch überarbeitet, so eroberte sie endlich auch in Deutschland den Markt.  
:1901 - 1905 [[Kühn, Albert|Albert Kühn]],
 
:1905 - 1910 Wilhelm Buchfeld,
 
:1910 - 1912 Karl Gunkel und
 
:ab 1912  [[Thiel, Reinhold (2)|Reinhold Thiel]] (Sohn von Ernst Tiehl d. Ä.)
 
  
Die weitere Unternehmensleitung übernahm:
+
Anfang [[1902/de|1902]] arbeiten 1.175 Menschen bei ''Thiel''.
  
:[[Thiel, Heinrich|Heinrich Thiel]] (Sohn von Christian T.) als Vorstand als Vorstand
+
[[1903/de|1903]] beginnt in Seebach die Kinderuhren-Herstellung.
  
:[[Thiel, Ernst R.|Ernst Thiel]] (Sohn von Reinhold T.) ab 1912.  
+
[[1904/de|1904]] erschien die 18-linige Taschenuhr [[Thiel Champion]] mit skelettierter Oberplatte. Verantwortlicher Konstrukteur war der Stellvertreter [[Dürer, Emil|Emil Dürers]], [[Gesing, Georg|Georg Gensig]].<br>
 +
Im selben Jahr wurde u.a. auf Wunsch englischer Kunden die Taschenuhr ''Modell 1904'' und die erste Damentaschenuhr [[Thiel Darling (alt)|Darling]] hergestellt.
  
Die Senioren [[Thiel, Reinhold|Reinhold]] und [[Thiel, Ernst E.|Ernst E. Thiel]] bildeten gemeinsam mit [[Dr. Brinkmann]] (Schwiegersohn von [[Thiel, Christian|Christian Thiel]]) den Aufsichtsrat der Firma.
+
[[1905/de|1905]] folgte die [[Thiel Surprise]] ebenfalls mit 18 Linien und Kronen- oder Schlüsselaufzug.<br>Im Januar diesen Jahres beginnt der Nachfolger von [[Kühn, Albert|Albert Kühn]] [[Buschfeld, Wilhelm|Wilhelm Buschfeld]] seine Arbeit als kaufmännischer Geschäftsführer.  
  
Im selben Jahr wird in Seebach ein Betrieb für die Kinderuhren-Herstellung eingerichtet.
+
[[1906/de|1906]]/[[1907/de|07]] wird ein neues Kraftwerk gebaut.
  
Ab dem Jahre [[1903/de|1903]] wurde in Zusammenarbeit mit der Friedrich Krupp AG an der Entwicklung mechanischer Zeitzünder gearbeitet.
+
=== Die ersten Armbanduhren ===
 
+
[[Datei:Fabrikansicht 1922.JPG|thumb|Betriebsansicht von 1922<br>mit den Betriebsteilen Apolda, Meinigen und Seebach]]
Ab [[1904/de|1904]] wurde u.a. auf Wunsch englischer Kunden die Taschenuhr ''Modell 1904'' und die erste Damentaschenuhr [[Thiel Darling (alt)|Darling]] hergestellt.
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[[Bild:Thiel Thiela 2 ZB.jpg|thumb|Thiel Taschenuhr Thiela]]
 +
[[Datei:Thiel TU mit Thiel Champion B Automat.gif|thumb|Thiel Taschenuhr Champion]]
 +
[[Datei:Thiel TW Champion mit Thiel 1-9.jpg|thumb|Thiel-Taschenwecker 1/9<br>für den englischprachigen Raum]]
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[[Bild:Gebrüder Thiel 1935.JPG||thumb|Gebrüder Thiel GmbH Ruhla um 1935]]
 +
[[Bild:Thiel TU Dienstuhr Heer mit Thiel Regular.jpg||thumb|als '''Dienstuhr Heer''' gelabelte Thiel Regular]]
  
Neben der Herstellung von Uhren wurden die dazu benötigten Maschinen und Werkzeuge entwickelt und auch für andere Firmen hergestellt. Dazu wird [[1905/de|1905]] die Zentralwerkstatt als Zentralschlosserei und Maschinenbauanstalt errichtet und [[1910/de|1910]] zum selbstständigen Betriebsteil erhoben - die Maschinenfabrik war "geboren". Zum Leiter wird Max Riedel bestimmt.
+
Die [[Gebrüder Thiel GmbH Ruhla]] muss zu den Pionieren der [[Armbanduhr]]enproduktion gezählt werden:<br>
 +
Schon ab [[1908/de|1908]]/[[1909/de|09]] fertigte ''Thiel'' neben der damals üblchen Produktpalette der Uhrenfabrikanten auch Armbanduhren vom Typ [[Thiel Darling|Darling]] und später auch [[Thiel Divina|Divina]]. Die dabei verfolgte Strategie der Firmenleitung ist einfach und gleichzeitig genial: Preiswerte Qualität lässt sich nur durch große Stückzahlen und rationelle Fertigung erzielen. Die weitere Geschichte des Unternehmens zeigt, dass dieses Konzept von Erfolg gekrönt war.
  
1906/07 wird ein neues Kraftwerk gebaut.
+
Bis etwa [[1910/de|1910]] entstanden einige neue Taschenuhrenmodelle, die sich aber nicht durchsetzen konnten. Die interessanteste ist wohl die [[Thiel Nova I|Nova]] mit einem 18½-linigen Zylinderwerk. Technisch ausgereifter und damit auch am Markt erfolgreicher war die 17-linige [[Thiel Record|Record]]. Diese Werke wurden wahlweise auch mit 3 Steinen angeboten, was die Lebensdauer wesentlich verbesserte.<br> Ab April diesen Jahres übernimmt [[Gunkel, Carl|Carl Gunkel]] die kaufmännische Geschäftsführung.
  
Bis etwa [[1910/de|1910]] entstanden einige neue Taschenuhrenmodelle, die sich aber nicht durchsetzten konnten. Die interessanteste ist wohl die [[Thiel Nova I|Nova]] mit einem 18½-linigen Zylinderwerk. Technisch ausgereifter und damit auch am Markt erfolgreicher war die 17-linige [[Thiel Record|Record]]. Diese Werke wurden wahlweise auch mit 3 Steinen angeboten, was die Lebensdauer wesentlich verbesserte.
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Ab Oktober [[1912/de|1912]] wird [[Thiel, Ernst R.|Ernst R. Thiel]] kaufmännischer Geschäftsführer bei ''Thiel'', seit ab April [[1901/de|1901]] war er Prokurist. Ab 01.01.[[1913/de|1913]] wird auch [[Thiel, Dr. Reinhold|Dr. Reinhold Thiel]] zum kaufm. Geschäftsführer bestellt. Er wird die [[Gebrüder Thiel GmbH Ruhla|Gebrüder Thiel GmbH]] bis zur Enteignung 1945 entscheidend prägen.  
  
Bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs erschien noch einige neue Taschenuhren z.B. die [[Thiel Vineta|Vineta]] mit Schlüsselaufzug und die 18½-linige Taschenuhr [[Thiel Chronos(alt)|Chronos]]. Letztere war erstmals mit Räderwerk- und Aufzugbrücke ausgestattet, die Ankerwellenlagerung erfolgte in einem verschraubten Futter.
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Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges erschienen noch einige neue Taschenuhren z.B. die [[Thiel Vineta|Vineta]] mit Schlüsselaufzug und die 18½-linige Taschenuhr [[Thiel Chronos(alt)|Chronos]]. Letztere war erstmals mit Räderwerk- und Aufzugbrücke ausgestattet, die Ankerwellenlagerung erfolgte in einem verschraubten Futter.
  
 
Nach dem Krieg entstanden eine Reihe von Varianten bestehender Modelle. So wurde die 18-linige [[Thiel Surprise|Surprise]] weiter entwickelt, es entstanden z.B. auch ein Chronograph und ein Modell mit [[Zentralsekunde]].  
 
Nach dem Krieg entstanden eine Reihe von Varianten bestehender Modelle. So wurde die 18-linige [[Thiel Surprise|Surprise]] weiter entwickelt, es entstanden z.B. auch ein Chronograph und ein Modell mit [[Zentralsekunde]].  
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Es folgte das kostengünstig konzipierte [[Thiel Primus|Primus]] mit Rastverbindungen zwischen der oberen Platine und den Pfeilern.
 
Es folgte das kostengünstig konzipierte [[Thiel Primus|Primus]] mit Rastverbindungen zwischen der oberen Platine und den Pfeilern.
  
Einen anderen Weg beschritt die Firma Thiel mit der Produktion der [[Thiel Thiela|Thiela]] und des Taschenweckers [[Thiel Invincible II|Invincible]]. Die hochwertige 17½-linige Thiela hatte ein massives Gestell, Palettenankerhemmung mit 7 oder 15 Steine, zum Teil eine [[Breguet-Spirale]] und war mit einem Kupplungsaufzug ausgerüstet. Auf diese Uhren gab es eine 10-jährige Garantie.<br>Der 18¾-linige, 11-steinige Invicible (Schweizer Ankerhemmung) war eine Weiterentwicklung des [[1913/de|1913]] entstanden 4-steinigen, 18½-linigen Taschenweckers [[Thiel Invincible|Invincvible]] der noch Stiftankerhemmung hatte und bis [[1933/de|1933]] als Etuiwecker ausgeliefert wurde.
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Einen anderen Weg beschritt die Firma Thiel mit der Produktion der [[Thiel Thiela|Thiela]] und des Taschenweckers [[Thiel Invincible II|Invincible]]. Die hochwertige 17½-linige Thiela hatte ein massives Gestell, Palettenankerhemmung mit 7 oder 15 Steine, zum Teil eine [[Breguet-Spirale]] und war mit einem Kupplungsaufzug ausgerüstet. Auf diese Uhren gab es eine 10-jährige Garantie.<br>Die 20-linige, 11-steinige Invicible (Schweizer Ankerhemmung) war eine Weiterentwicklung des [[1913/de|1913]] entstanden 4-steinigen Taschenweckers [[Thiel Invincible|Invincvible]] der noch Stiftankerhemmung hatte und bis [[1933/de|1933]] als Etuiwecker ausgeliefert wurde.
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Im Oktober [[1917/de|1917]] arbeiten 2.500 Mitarbeiter in der Gebrüder Thiel GmbH Ruhla.
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Der Umsatz stieg von 2,6 Mio. Mark (1900) auf 15,4 Mio Mark im Jahr [[1919/de|1919]].
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[[1920/de|1920]] tritt [[Thiel, Ernst R.|Ernst Thiel]] aus der Geschäftsleitung aus und übernimmt die Leitung der Berliner Vertretung der Firma.
  
 
[[1923/de|1923]] entstand die Taschenuhr [[Thiel Regular|Regular]], die fast unverändert ([[Werkfamilie Regular|wenige Änderungen]]) bis 1977 hergestellt wird. 1977 wird eine konstruktive Überarbeitung notwendig, damit das Werk auf Automaten montiert werden kann. Das robuste, steinlose Werk mit Wippenaufzug konnte kostengünstig produziert werden. Dies und seine Zuverlässigkeit bescherten dem Werk eine unglaubliche Produktionszeit bis 1990.  
 
[[1923/de|1923]] entstand die Taschenuhr [[Thiel Regular|Regular]], die fast unverändert ([[Werkfamilie Regular|wenige Änderungen]]) bis 1977 hergestellt wird. 1977 wird eine konstruktive Überarbeitung notwendig, damit das Werk auf Automaten montiert werden kann. Das robuste, steinlose Werk mit Wippenaufzug konnte kostengünstig produziert werden. Dies und seine Zuverlässigkeit bescherten dem Werk eine unglaubliche Produktionszeit bis 1990.  
  
Den Abschluss der Taschenuhrentwicklung bildete das [[1937/de|1937]] entwickelte 18-linige [[Thiel Saturn|Saturn]]. Diese 7-steinige Uhr mit Schweizer Ankerhemmung besaß einen Kupplungsaufzug, Anker- und Unruhkloben, Federhaus- und Räderwerkbrücke und, im Gegensatz zur Thiela, eine Kronenaufzug.
+
[[1928/de|1928]]/[[1929/de|29]] wird die Buchführung des Betriebes auf Hollerith-Lochkarten-System umgestellt.
  
== Die ersten Armbanduhren ==
+
Ab [[1928/de|1928]] werden die Uhrwerke in Fließfertigung montiert:
[[Bild:Thiel Armbanduhr.jpg|thumb|Armbanduhr]]
+
:Montage der Aufzugspartie und weiterer Teile auf der Grundplatine.
[[Datei:Fabrikansicht 1922.JPG|thumb|Betriebsansicht von 1922<br>mit den Betriebsteilen Apolda, Meinigen und Seebach]]
+
:Montage von Federhaus und Räderwerk
Die Gebrüder Thiel GmbH Ruhla muß zu den Pionieren der [[Armbanduhr]]enproduktion gezählt werden:
+
:Montage und Justage der Gangpartie
 +
:Reglage des Werkes
 +
:Montage des Zeigerwerkes
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Die Gebrüder Thiel GmbH war in der Zeit von [[1900/de|1900]] bis [[1930/de|1930]] der führende deutsche Hersteller für preiswerte Taschen- und später auch Armbanduhren. So lieferten die Thiels allein 60% der gesamtdeutschen Exporte in diesem Segment nach England.
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Alle ab [[1930/de|1930]] entwickelten Uhrwerke werden mit Winkelhebel und damit mit Zeigerstellung bei gezogener Krone ausgestattet.
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[[1932/de|1932]] stirbt [[Thiel, Heinrich|Heinrich Thiel]]. [[Thiel, Dr. Reinhold|Dr. h.c. Reinhold Thiel]] wird alleiniger Geschäftsführer.
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Die Gebrüder Thiel GmbH Ruhla lässt sich am [[19. November]] [[1935/de|1935]] den Markennamen [[Venus (Markenname)|Venus]] registrieren.
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Den Abschluss der Taschenuhrentwicklung bildete das [[1937/de|1937]] entwickelte 18-linige [[Thiel Saturn|Saturn]]. Diese 7-steinige Uhr mit Schweizer Ankerhemmung besaß einen Kupplungsaufzug mit Winkelhebel, Anker- und Unruhkloben sowie Federhaus- und Räderwerkbrücke.
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[[1938/de|1938]] wird mit der Produktion der Armbanduhr [[Thiel Start]] begonnen, die mit ([[Werkfamilie Start|mehreren Änderungen]]) bis 1961 hergestellt wird. Die [[Thiel Start]] ist ein wichtiger Vorläufer für die [[UMF M 24]].<br>Die jährliche Uhrenproduktion steigt von 900.000 Stück [[1924/de|1924]] auf 2 Mio. Stück im Jahr [[1938/de|1938]].
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Im April [[1939/de|1939]] wird [[Schmid, Dr. Ing. Kurt|Dr. Ing. Kurt Schmidt]] techn. Geschäftsführer und [[Eichel, Otto|Otto Eichel]] kaufmännischer Geschäftsführer bei ''Thiel''. Dr. Ing. Kurt Schmidt war der Leiter der Umbauarbeiten, die seit Mitte der 20-iger Jahre mit einer Vielzahl von Fabrik-Neubauten begonnen hatten. Es mussten die Produktionsbedingungen und -abläufe verbessert werden, um weiterhin rationell produzieren zu können.
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Mit Beginn des 2. Weltkrieges wird die Uhrenproduktion zugunsten der Zünderfertigung drastisch reduziert (1943 - nur noch 10% des Umsatzes). Von ca. 3.000 Beschäftigten ([[1940/de|1940]]) arbeiten noch 160 in der Uhrenproduktion.  Beim Heereswaffenamt wird das Kurzzeichen '''hhj''' für die Gebr. Thiel-Seebach GmbH., Ruhla, Thüringen registriert. [[1938/de|1938]] wird der "Betriebsführer" [[Thiel, Dr. Reinhold|Dr. h.c. Reinhold Thiel]] mit der Ernennung zum  Thüringischen Staatsrat und Wehrwirtschaftsführer, die höchste Auszeichnung der NSDAP zuteil. Zu der Zeit war die Firma Thiel NS-Musterbetrieb und wurde mit vielen sozialen Einrichtungen ausgestattet.
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=== Werkzeugmaschinenbau ===
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[[1905/de|1905]], die fünf Schlossereien der einzelnen Betriebsteile werden zu einer Z(C]entralwerkstatt (CW) zusammengefasst. Um die Abteilung auszulasten wurden nach und nach auch für Fremdfirmen, erst kleinere und später auch größere, Werkzeugmaschinen gefertigt.
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[[1910/de|1910]] wird die CW zum selbstständigen Betriebsteil erhoben - die Maschinenfabrik war "geboren". Zum Leiter wird Max Riedel bestimmt.
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Spätestens ab [[1912/de|1912]] gehörte die Zentralwerkstatt zu den produktivsten Abteilungen bei ''Thiel''. Es wurden u.a. Feilmaschinen, Bohr- und Ausdrehfutter, mehrspindlige Bohrköpfe, Schnellbohrmaschinen, Gewindeschneidmaschinen, Vertikalfräsmaschinen, Blockschnitte, Stanzwerkzeuge und Werkzeug-Nass-Schleifmaschinen hergestellt.
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[[1939/de|1939]] wurden von ca. 400 Mitarbeitern 1718 Maschinen hergestellt. Beim Verkauf liegt der Exportanteil bei 45%. Der Auslandsumsatz betrug in diesem Jahr 1,3 Mio. Reichsmark.
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Ein großer Erfolg war die, seit Anfang der 30er Jahre produzierte, Universal-Werkzeug-Fräsmaschine ''Thiel-Duplex-58''. Sie wurde bis 1970 10.000 mal verkauft. Bis [[1945/de|1945]] war Thiel zum Weltmarktführer für Universal- Fräs- und Bohrmaschinen aufgestiegen.
  
Schon ab 1908/09 fertigte ''Thiel'' neben der damals üblchen Produktpalette der Uhrenfabrikanten auch Armbanduhren vom Typ [[Thiel Darling|Darling]] und [[Thiel Divina|Divina]]. Die dabei verfolgte Strategie der Firmenleitung ist einfach und gleichzeitig genial: Preiswerte Qualität läßt sich nur durch große Stückzahlen und rationale Fertigung erzielen.
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== Gebrüder Thiel Seebach GmbH ==
  
Die weitere Geschichte des Unternehmen zeigt, dass dieses Konzept von Erfolg gekrönt war. ''Thiel'' entwickelte zu diesem Zweck eigene Maschinen für die Uhrenproduktion.  
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Die Geschäftsführer der '''Gebrüder Thiel Seebach GmbH''':
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:Juli 1922 bis Juni 1932 - [[Thiel, Heinrich|Heinrich Thiel]],
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: ab Juli 1922 - [[Thiel, Dr. Reinhold|Dr. Reinhold Thiel]],
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:ab April 1939 - [[Eichel, Otto|Otto Eichel]],
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:ab April 1939 - [[Liebergeld, Paul|Paul Liebergeld]]
  
Entsprechend der Bedeutung des England-Geschäfts wurde 1910 die Londoner Verkaufsniederlassung geschlossen und stattdessen eine Zweigstelle der Gebrüder Thiel GmbH gegründet. Die Leitung wurde [[Thiel, Reinhold (2)|Reinhold Thiel]] übertragen.
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[[1908/de|1908]] wurde in der Zentralwerkstatt der "Krupp-Thiel-Zünder", ein mechanischer Zeitzünder, entwickelt, der aber große Zuverlässigkeitssprobleme hatte und daher nicht in großen Stückzahlen produziert wurde. Erst mit dem Beginn des ersten Weltkrieges und eines neuen Vertages mit der Friedrich Krupp AG (18.08.1915), stieg Thiel mit einem weiterentwickelten Modell in die Produktion ein.
  
== Uhren- und Werkzeugmaschinenfabrik ==
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Im Herbst [[1917/de|1917]] wird für die Herstellung von Zünderteilen und die Montage in Apolda eine Fabrik gemietet und ein Jahr später gekauft. Hier arbeiteten zu Spitzenzeiten bis zu 500 Arbeiter. [[1920/de|1920]] kommt der Standort Meinigen (bis zu 150 Beschäftigte) dazu.
[[Bild:Thiel Thiela 2 ZB.jpg|thumb|Thiel Taschenuhr Thiela]]
 
[[Datei:Thiel TU mit Thiel Champion B Automat.gif|thumb|Thiel Taschenuhr Champion]]
 
[[Bild:Thiel USA Garantieschein.jpg|thumb|Garantieschein für Thiel Vineta]]
 
[[Datei:Thiel TW Champion mit Thiel 1-9.jpg|thumb|Thiel-Taschenwecker 1/9<br>für den englischprachigen Raum]]
 
[[Bild:Gebrüder Thiel 1935.JPG||thumb|Gebrüder Thiel GmbH Ruhla um 1935]]
 
[[Bild:Thiel TU Dienstuhr Heer mit Thiel Regular.jpg||thumb|als '''Dienstuhr Heer''' gelabelte Thiel Regular]]
 
  
Ab [[1912/de|1912]] entwickelte sich die Herstellung von Fertigungsmaschinen neben der eigenen Uhrenfertigung zu einem neuen Geschäftsfeld. In der Zentralwerkstatt wurden Werkzeuge und Maschinen für die eigene Produktion hergestellt. Die Maschinen wurden nicht nur für die Uhrenherstellung benötigt. Schnell fanden sich Interessenten dafür.  
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Um die Zünderfertigung rechtlich von dem Rest der Firma zu trennen wird [[1922/de|1922]] die Abteilung ''Apparatebau/Zünder'' abgespalten und die '''Gebrüder Thiel Seebach GmbH''' gegründet. So konnten man auch unerwünschte Einblicke der Interalliierte Militär-Kontrollkommission in die Uhren- und Maschinenfertigung ausschließen. Diese Kommission hatte laut Versailler Vertrag bis Januar [[1927/de|1927]] das Recht, die Produktion der Zünder zu überwachen.
  
Mit Beginn des 1. Weltkrieges wurde fast die gesamte Produktion auf die Herstellung eines neu entwickelten Zünders umgestellt. 72 Betriebsangehörige verloren im Krieg ihr Leben.
+
[[1924/de|1924]] kehrte [[Liebergeld, Paul|Paul Liebergeld]], einer der Entwickler des Zünders, zu Thiel zurück und übernahm die Leitung in Seebach.
  
1918 arbeiten 4.000 Mitarbeiter in der Gebrüder Thiel GmbH Ruhla.
+
[[1925/de|1925]] waren 55 Arbeiter und Angestellte in der ''Gebr. Thiel Seebach GmbH'' beschäftigt. In fünf Jahren stieg diese Zahl auf 675.  
  
1919 wurden neben den weiter entwickelten Feil- und Sägemaschinen in unterschiedlichen Größen u.a. auch:
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[[1927/de|1927]] stellte die Reichswehr 1,3 Mio. RM für den Ausbau der Produktion zur Verfügung und so konnten jetzt monatlich 100.000 Uhrwerkszünder hergestellt werden.
:kleine Vertikalfräsmaschinen,
 
:Universalfräsmaschinen mit Teilvorrichtung und 90 Grad Schwenkschlitten
 
:Fräsmaschine 'Duplex' mit schwenkbarem Spindelkopf zum Einsatz als Horizontal- und Vertikalfräsmaschine
 
:Bohrmaschinen mit bis zu 6 nebeneinander liegenden Spindeln
 
:Präzisions-Innengewinde Schneidmaschinen
 
:Präzisions Dreh- und Schraubenautomaten
 
hergestellt.
 
  
1920 tritt [[Thiel, Ernst R.|Ernst Thiel]] aus der Geschäftsleitung aus und übernimmt die Leitung der Berliner Vertretung der Firma.
+
[[1928/de|1928]] wird die (Rüstungs-)Produktionsstätte in Seebach erweitert. Später kommen Standorte in Waltershausen ([[1929/de|1929]]), Mühlhausen ([[1934/de|1934]]), Kassel ([[1939/de|1939]]) und Eisenach hinzu.
  
[[1922/de|1922]] wurde die Tochtergesellschaft Gebrüder Thiel Seebach GmbH gegründet. Weitere 'Hilfswerke' befanden sich in Apolda, Meiningen und Ostheim.
+
[[1935/de|1935]] waren 4994 Arbeiter und Angestellte in der ''Gebr. Thiel Seebach GmbH'' beschäftigt.
  
Später entstanden weitere Betriebsteile in Mühlhausen, Waltershausen und Kassel.  
+
Nach Ende des Krieges wurden die Anlagen und Maschinen demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion gebracht. Der Rest der ''Gebr. Thiel Seebach GmbH'' wurde dem Land Thüringen übergeben. Die Löschung im Handelsregister erfolgte am 24.07.[[1948/de|1948]].
  
Auch in den USA gab es in den 20-er Jahren eine Niederlassung, The Thiel Watch Co., New York. Es wurden Uhren u.a. unter der Marke tru-tic vertrieben.
+
==Gerätebau GmbH==
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Am 11.12.[[1937/de|1937]] wird unter dem Dach der '''Gebrüder Thiel Seebach GmbH''' die ''Gerätebau GmbH'' gegründet. Ziel der neuen Gesellschaft war die massenhafte Produktion von Kriegsmaterial (Zünder) in Mühlhausen (und auch in Kassel). Unter den ca. 4600 Arbeitern und  Angestellten der Firma, arbeiteten auch bis zu 1000 Fremd- und Zwangsarbeiter, sowie bis zu 700 Häftlinge des KZ-Buchenwald. Es wurde extra das KZ-Außenlager Martha II errichtet.
  
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Das Werk in Kassel wird schon [[1940/de|1940]] wieder geschlossen und geht an die Junkers-Werke, Mühlhausen beendet die Zünderproduktion mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen Anfang April [[1945/de|1945]]. Einige Maschinen wurden abtransportiert und die Gebäude der ''Gerätebau GmbH'' vollständig gesprengt.
  
[[1927/de|1927]] wird in [[London]] die Firma Thiel Brothers Ltd. gegeründet.
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== Gebrüder Thiel GmbH im Ausland ==
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[[Bild:Thiel USA Garantieschein.jpg|thumb|US-Garantieschein für Thiel Vineta]]
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[[Datei:Gebr. Thiel Wien.jpg|thumb|Thiel-Katalogseite für Östereich-Ungarn ca. 1907]]
  
1928/29 wird die Buchführung des Betriebes auf Hollerith-Lochkarten-System umgestellt.
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[[1908/de|1908]] wird die sogenannte Montagehalle in Wien gegründet. Hier werden Platinen hergestellt und mit Teilen aus Ruhla komplettiert. So konnte man die hohen Einfuhrzölle in Österreich für Taschenuhren vermeiden. Ähnliche Filialen gab es in Paris und im polnischen Czenstochau.  
  
Ab 1928 werden die Uhrwerke in Fließfertigung montiert:
 
:Montage der Aufzugspartie und weiterer Teile auf der Grundplatine.
 
:Montage von Federhaus und Räderwerk
 
:Montage und Justage der Gangpartie
 
:Reglage des Werkes
 
:Montage des Zeigerwerkes
 
  
Mit der Produktion von Werkzeugen für die Uhrenindustrie und Werkzeugmaschinen für die Werkzeugfertigung erfolgte eine bedeutende Verminderung der Krisenanfälligkeit der Gebrüder Thiel GmbH. Während sich der Gesamtumsatz der Firma von 1930 bis 1932 um 40% verminderte, stieg die Maschinenproduktion in diesem Zeitraum leicht an.
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Den englische Vertrieb der Ruhlaer Uhrenproduktion hatte bisher die Firma ''Stahlecker´s Agency'' übernommen. Da die Thiels mit den Umsätzen, auf den für sie sehr wichtigen englischen Markt, nicht zufrieden waren, gründeten sie im Frühjahr [[1911/de|1911]] in London die Firma ''R. Thiel & Co. Ltd.''. Gesellschafter waren [[Thiel, Dr. Reinhold|Dr. Reinhold Thiel]] und die Gebrüder Thiel GmbH. Da [[Thiel, Dr. Reinhold|Dr. Reinhold Thiel]] ab 01.01.[[1913/de|1913]] die Geschäftsführung in Ruhla übernimmt, leitet Mr. Cooke, er war bisher Handelsvertreter für Thiel-Uhren in England, bis zur Beginn des ersten Weltkrieges die Firma. Nach der Enteignung führt Cooke die Geschäfte auf eigenen Namen weiter. Er war den Thiels gegenüber loyal und so versiegte dieser Vertriebsweg nie ganz.<br>
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Nach dem ersten Weltkrieg lief alles weiter über die Firma Cookes. Erst dessen angeschlagene Gesundheit veranlasste die Thiels am 01.06.[[1927/de|1927]] wieder eine eigene Niederlassung zu gründen, die '''Thiel Brothers Ltd.'''. Die Leitung dieser Firma übernahm ein Herr Rauch, ab 1930 Franz Ackenhausen und ab 1938 Carl Gustav Elteste.<br>
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[[1933/de|1933]] war das umsatzstärkste Jahr der Londoner Filiale. Es wurden 700.000 Uhren verkauft. Allein durch die beiden Großkunden ([[Ingersoll]] und [[Services Watch Company Ltd.|Services]]) wurden in der Spitze bis zu 1000 Thiel-Uhren am Tag verkauft.<br>
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Mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges kam die Firma unter die Leitung eines englischen Regierungskommissars und wurde von der Gebrüder Thiel GmbH [[1941/de|1941]] in der Bilanz abgeschrieben.
  
Alle ab 1930 entwickelten Uhrwerke werden mit Winkelhebel und damit mit Zeigerstellung bei gezogener Krone ausgestattet.
 
  
1932 stirbt [[Thiel, Heinrich|Heinrich Thiel]]. [[Thiel, Reinhold (2)|Dr. h.c. Reinhold Thiel]] wird alleiniger Geschäftsführer.
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Am 13.11.[[1923/de|1923]] wird in der Schweiz (Schaffhausen) die '''Geteru AG''' zum Zweck des An- und Verkaufes von Erzeugnissen der Metallindustrie ins Handelsregister eingetragen. Die Firma bestand bis zum 27.11.[[1936/de|1936]]  
  
Die Gebrüder Thiel GmbH Ruhla lässt sich am [[19. November]] [[1935/de|1935]] den Markennamen [[Venus (Markenname)|Venus]] registrieren.
 
  
[[1938/de|1938]] wird mit der Produktion der Armbanduhr [[Thiel Start]] begonnen, die mit ([[Werkfamilie Start|mehreren Änderungen]]) bis 1961 hergestellt wird. Die [[Thiel Start]] ist wichtiger Vorläufer für [[UMF M 24]].
+
Auch in den USA gab es in den 20-er Jahren eine Niederlassung, The Thiel Watch Co., New York. Es wurden Uhren u.a. unter der Marke ''"tru-tic"'' vertrieben.
  
Die jährliche Uhrenproduktion steigt von 900.000 Stück 1924 auf 1.930.000 Stück 1939.
+
==Enteignung==
  
Mit Beginn des 2. Weltkrieges wird die Uhrenproduktion zugunsten der Zünderfertigung drastisch reduziert (1943 - 10% des Umsatzes). Beim Heereswaffenamt wird das Kurzzeichen '''hhj''' für die Gebr. Thiel-Seebach GmbH., Ruhla, Thüringen registriert. [[1938/de|1938]] wird der "Betriebsführer" [[Thiel, Reinhold (2)|Dr. h.c. Reinhold Thiel]] mit der Ernennung zum  Thüringischen Staatsrat und Wehrwirtschaftsführer, die höchste Auszeichnung der NSDAP zuteil. Zu der Zeit war die Firma Thiel NS-Musterbetrieb und wurde mit vielen sozialen Einrichtungen ausgestattet.  
+
Am 8. April [[1945/de|1945]] wird Ruhla von der US-Army besetzt. Am 10. Mai werden alle Mitarbeiter entlassen.
  
Am 8. April 1945 wird Ruhla von der US-Army besetzt.  
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Am 6. Juli [[1945/de|1945]] marschiert die Rote Armee in Ruhla ein.
  
Am 10. Mai werden alle Mitarbeiter entlassen. Die amerikanische Militärverwaltung gestattet die Wiederaufnahme der Uhrenproduktion. Aus Vorkriegsbeständen wurden bis Ende Mai 16.367 Uhren montiert und an die amerikanische Armee verkauft.
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Auf Grundlage der ''Polizeiverordnung über die Beschlagnahme des Vermögens ehemaliger Mitglieder der NSDAP'' vom 06.07. erfolgte am 10.07.[[1945/de|1945]] die entsprechende Polizeiverordnung über die Beschlagnahmung der Vermögen der ''Gebrüder Thiel GmbH Ruhla'', der ''Gebrüder Thiel Seebach GmbH'' und deren Gesellschafter.  
  
Am 6. Juli 1945 marschiert die Rote Armee in Ruhla ein.  
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Am 13.07.[[1945/de|1945]] werden Max Dittus, als kaufmännischer, und [[Thiel, Heinz|Heinz Thiel]] als technischer Geschäftsführer kommissarisch, vom Bevollmächtigten des Regierungspräsidenten Thüringens, eingesetzt. Franz Wolz wird Treuhänder. Die Arbeit dieser Geschäftsführung beginnt am folgenden Tag um 8 Uhr.
  
'''Am 12. Juli 1945 ergeht der Beschluss des Regierungspräsidenten der Provinz Thüringen zur Beschlagnahme der Werke in Ruhla und Seebach.'''
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Auf Grundlage des Befehls Nr. 311 des Verwaltungschefs der Sowjetischem Militäradministration für Thüringen vom 18.07.[[1946/de|1946]] erfolgte die Übertragung der ''Uhren- und Maschinenfabrik Gebrüder Thiel'' mit Standorten in Ruhla und Apolda, als Reparationsleistung an die [[Awtowelo SAG|Sowjetische Aktiengesellschaft für Präzisionsmaschinen Awtowelo]]. Die Übergabe wurde für den 28.07.[[1946/de|1946]] angeordnet. Der Wert des übergebenen Vermögens wurde auf 12.367.742,55 RM beziffert.
  
Mit Wirkung vom 14. Juli 1945 werden Max Dittus und [[Heinz Thiel]] als Geschäftsführer, sowie Franz Wolz als Treuhänder eingesetzt.
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'''>>> [[Awtowelo SAG|weiter]] >>>'''
  
 
== Der Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg ==
 
== Der Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg ==
  
Bereits im Juli [[1945/de|1945]] wurden durch 320 Mitarbeiter wöchentlich 1075 Taschenuhren, 893 Arnbanduhren und eine 1 Maschine Duplex 58 produziert. ''(Quelle: "Moskau-Ruhla-Minsk in unverbrüderlicher Freundschaft verbunden" DDR 1985)''
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Der Neustart in Thüringen erfolgte unter der Regie der [[Awtowelo SAG|Awtowelo SAG]] und später als [[VEB Uhren und Maschinenfabrik Ruhla|VEB Uhren- und Maschinenfabrik Ruhla]].
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In der westlichen Besatzungszone erfolgte der Neustart mit Hilfe von Artur Metzke (1890 - 1972) und dessen ''Fabrik für Messtechnik'' in Kassel-Niederzwehren. Metzke war mit Susanne Metzke geb. Deußing (1889 - 1971) verheiratet. Sie ist die Enkelin von [[Thiel, Christian|Christian Thiel]], einem der Gründer der ''Gebrüder Thiel GmbH''. So wurde am 09.06.[[1948/de|1948]] die '''Uhrenfabrik GmbH'''
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gegründet. Gesellschafter waren: Artur Metzke und dessen Tochter Dorothea, [[Liebergeld, Paul|Paul Liebergeld]] und Constantin Rößler (Schwiegersohn von [[Thiel, Dr. Reinhold|Dr. Reinhold Thiel]]). Die ersten Produktionsstätten befanden sich in Sand bei Kassel, im Stall und dem darüber liegenden Tanzsaal der Gastwirtschaft Wachsmuth.<br>
  
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[[Thiel, Dr. Reinhold|Dr. Reinhold Thiel]] selbst und sein Sohn [[Thiel, Edwin|Edwin]] wirkten zunächst nur im Hintergrund, da sie noch auf ihre Entnazifizierung-Prozesse warteten.<br>
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Ab November [[1948/de|1948]] hieß die Firma '''Thiel-Uhrenfabrik GmbH''', die Räumlichkeiten in Sand wurden von der Firma ''Metzke'' übernommen. Mit Hilfe von [[Junghans]] wurde eine Uhrenkapsel- und Weckerfertigung aufgebaut. Reinhold und Edwin Thiel waren nun auch Gesellschafter der jungen Firma.
  
Im Oktober 1945 beginnt die Demontage der Werke in Seebach und Waltershausen. Das Werk in Mühlhausen wird komplett eingeebnet. Das Stammwerk in Ruhla und das Werk in Apolda bleiben erhalten.
+
Am 25.04.[[1949/de|1949]] übernimmt [[Thiel, Dr. Reinhold|Dr. Reinhold Thiel]] von Artur Metzke die Geschäftsführung.  
  
'''Am 28. Juli 1946 werden die Uhren- und Werkzeugmaschinenfabriken mit allen Vermögenswerten als Reparationsleistung an die [[Awtowelo SAG|Sowjetische Aktiengesellschaft für Präzisionsmaschinen Awtowelo]] übergeben.'''
+
Im Jahr [[1950/de|1950]] umfasste das Lieferprogramm Reise-, Stil- und Kleinwecker, eine 13-linige Herrenarmbanduhr und zwei verschiedene Uhrenschutzkapseln. Für die Armbanduhren wurden schweizer Uhren und Rohwerke eingekauft. In diesem Jahr wird die Weckerfertigung wieder eingestellt und eine Kinderspieluhrenfertigung aufgebaut.
  
'''>>> [[Awtowelo SAG|weiter]] >>>'''
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Im Mai [[1951/de|1951]] fusionierte die ''Thiel-Uhrenfabrik GmbH'' mit den Altgesellschaften der ''Gebr. Thiel Seebach GmbH (Göttingen)'' und der ''Gebr. Thiel GmbH (Göttingen)'' zur '''Gebrüder Thiel GmbH Sand'''.
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Ab [[1952/de|1952]] wurden mit Hilfe von [[Junghans]] wieder Thiel-Universalfräsmaschinen DUPLEX 158 gebaut. Die Fertigung fand in Schramberg statt. Im gleichen Jahr begann der Ausbau der eigenen Fabrik in Sand und die Produktion neuer Werkzeugmaschinen.
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[[1955/de|1955]] verkaufte Thiel seine Metallwarensparte und verabschiedete sich damit auch vom seinen Vorhaben wieder Uhren herzustellen.
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[[1972/de|1972]] wird die ''Gebr. Thiel GmbH'' an die Firma ''MAHO Werkzeugmaschinenbau Babel & Co.'' aus Pfronten für ca. 6 Mio DM verkauft. Der Name ''Thiel'' verschwindet endgültig [[1981/de|1981]], nachdem die Firma umbenannt wird.
  
 
== Weiterführende Informationen ==
 
== Weiterführende Informationen ==

Aktuelle Version vom 17. Januar 2023, 11:25 Uhr

(siehe auch: Thiel)

Deutsche Uhrenfabrik

Gebrüder Thiel GmbH Ruhla 1879
Bildmarke der Gebrüder Thiel GmbH Ruhla


Gründung der Metallwarenfabrik Gebrüder Thiel

Christian und Georg Thiel
C. Reinhold und Ernst E. Thiel
Kinderspieluhr von Thiel

Wann die Brüder Christian und Georg Thiel ihre Metallwarenfabrik in Ruhla/Thüringen, Köhlergasse 29 gründeten ist nicht belegt. Der Zeitpunkt liegt zwischen dem 25.06.1861 (Hochzeit Christians) und dem 01.03.1862 (erste bekannte Inventur). Die Inventur weist ein anfängliches Kapital von etwas mehr als 2450 Talern aus.

Ihr Rüstzeug hatten sich die Brüder bei ihrem Vater Siegmund Thiel geholt, der Teilhaber der kleinen Pfeifenbeschlag-Fabrik Zimmermann, Hellmann & Thiel war. Während Christian Thiel gelernter Kaufmann war, hatte Georg Thiel das Metallbearbeitungsgewerbe erlernt.

Schon bald wurde die Herstellung von Pfeifenbeschlägen um kleinere Metallwaren wie Schutzgehäuse für Taschenuhren (Begmannskapseln), Gewichtshülsen aus Messing, Schaufensterhaken sowie, ab 1869, Absatzschoner und Stoßkappen für Schuhe erweitert.

Georg Thiel schied im 01. Mai 1867 aus dem Unternehmen aus und gründete eine eigene Fabrik, die später Thiel & Schuchardt hieß. Christian führte die Firma als Einzelunternehmen, unter dem Namen Gebrüder Thiel, weiter.

Ca.1886 wurde das Grundstück in er Köhlergasse 29 gekauft und ein weiteres zweigeschossiges Fertigungsgebäude errichtet

Am 22.09.1873 erwarb die Firma für 18.250 Taler das größere Gelände der Filzfabrik von Angeline Reiße in Ruhla. Dort konnte Wasserkraft zum Betreiben der Maschinen genutzt werden. Der Umzug erfolgte am 1. Dezember 1873. Zu dieser Zeit waren bereits mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigt. Das Gelände war verkehrsgünstig, an der Straße nach Wutha bzw. Eisenach, gelegen und nachdem Ruhla 1880 einen Eisenbahnanschluss erhielt, befand sich der Bahnhof in unmittelbarer Nähe.

1874 wurden die ersten Kinderspieluhren hergestellt, die zu großen Teilen in England verkauft wurden. Die Unternehmer gingen daran, ein Messingwalzwerk zu errichten, das 1875 den Betrieb aufnahm und durch Wasserkraft angetrieben wurde. Mehr als 150 Menschen waren nun in der Fabrik tätig.

Der Umsatz stieg von 120.000 Mark (1873) auf 150.000 Mark im Jahr 1876.

Ab 1878 wurde auch eine Dampfmaschine als Energiequelle genutzt. Die Mitarbeiterzahl stieg auf 200.

Metallwarenfabrik Gebrüder Thiel OHG

Zwischen 1878 und 1879 wurden Ernst E. (kaufmännischer Bereich) und C. Reinhold Thiel (technischer Bereich) zu Teilhabern. Christian Thiel behielt die Gesamtleitung. Die Firma Gebrüder Thiel wird jetzt als Offene Handelsgesellschaft (OHG) geführt.

Am 16. Februar 1879 stirbt Christian Thiel. Ernst E. und C. Reinhold Thiel führen den Betrieb gemeinsam weiter. Christians fünf minderjährige Kinder übernehmen seine Firmenanteile.

Eine eigene Galvanisierung wird 1882 in Betrieb genommen.

Am 1. Dezember 1884 wird die Betriebskrankenkasse der Gebrüder Thiel gegründet.

Mitte der 80-er Jahre beginnt die Firma unter Leitung von C. Reinhold Thiel und dem Mitarbeiter Reinhold Fuchs mit der Konstruktion erster Werkzeugmaschinen. Die Abhängigkeit von Zulieferteilen aus der Schweiz sollte damit verringert werden. Ebenso entstehen die ersten Werkswohnungen für angeworbene Fachkräfte aus Frankreich und der Schweiz.

1886 Steigt die Mitarbeiterzahl auf 400.

1889 sind in der Firma bereits 600 Leute beschäftigt. Diese Zahl verdoppelt sich bis Mitte der 1890er Jahre.

1896 wird ein neues Maschinenhaus mit einer 100 PS starken Dampfmaschine errichtet - elektrisches Licht hielt Einzug in den Betrieb.

Der Umsatz stieg von 215.000 Mark (1882) bis auf 1.7 Mio. Mark im Jahr 1896. Es arbeiten jetzt 1000 Menschen für die Gebrüder Thiel.

Der Anfang der Uhrenproduktion

Thiel Fearless
Schneider
Thiel Lady-Fearless

Die Thiel-Brüder produzierten anfangs auch Scherzartikel. Bekannt war die sogenannte „Bieruhr“, die wohl der Ruhlaer "Mechanikus und Optikus" Oskar Schellhase erfunden hat. Aus dieser entwickelte die Firma eine Kinderspieluhr. Das war der Einstieg in die Uhren-Branche, denn diese neckische Spielerei wurde plötzlich zu einem echten Renner.

Schon 1878 entwickelte die Firma Gebr. Thiel auf Wunsch amerikanischer Kunden eine erste, gehende Kinderspieluhr. Diese Uhr lief mindestens eine Stunde lang. Durch den günstigen Preis erreichte man in kurzer Zeit quasi eine Monopolstellung bei diesen "Uhren". Die wichtigsten Märkten für diese Artikel waren die USA, England, Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz.

Diese Kinderspieluhr war die Grundlage, 1892 die erste industrielle Produktion einer Taschenuhr in Deutschland aufzunehmen. Die Fearless war eine einfache und preiswerte Taschenuhr mit einer Gangdauer von 10-12 Stunden. Die Uhr wurde besonders im englischsprachigen Raum, mit einem Verkaufspreis von 3 Mark, ein Renner und blieb in diesem Segment fast ein Jahrzehnt konkurrenzlos. Um die Nachfrage zu bewältigen, wurden in der Schweiz 70 Uhrmacher angeworben.
Großen Anteil an der Entwicklung der ersten Uhren von Thiel hatte der von 1881 - 1934 für das Unternehmen tätige Emil Dürer (ab 1916 als Betriebsdirektor).
So stellten die Mitarbeitern 1897 1500 bis 2000 Fearless pro Tag her.
Mit gleichartigem Werkaufbau kamen 1894 die Thiel Lady und 1898 der Fearless-Taschenwecker auf den Markt.

1892 streben die Brüder C. Reinhold und Ernst E. Thiel den Verkauf der Firma für 3 Millionen Reichsmark an. Sie hatten das langfristige Potenzial ihrer neu entwickelten Taschenuhr nicht erkannt. Der Verkauf scheitert letztlich am Veto der fünf Erben von Christian Thiel.

Es folgte die Entwicklung weiter Taschenuhren, wie 1895 die 18-linige Taschenuhr Thiel Stella, die in verschiedene Versionen bis etwa 1906 produziert wurde. Georg F. Bley der zwischen 1896 und 1899 von Heinrich Thiel für die Firma gewonnen werden konnte, rüstete die einfache Stella mit einer Duplex-Hemmung auf.

1899 entsteht ein neues Walzwerk, hier sollte eine Rohrproduktion (Hauptabsatzgebiet Berlin) aufgebaut werden. Das Walzwerk war eine Fehlinvestition und brauchte nur in den Jahren des ersten Weltkrieges nennenswerte Gewinne. 1924 wurde das Werk geschlossen und das Gebäude von der Zentralwerkstatt übernommen.

1900 wird der Neubau einer Fertigungsstätte für Kinderspieluhren in Seebach errichtet. Der Umsatz der Gebr. Thiel OHG liegt jetzt bei 2.6 Mio Mark.

Gebrüder Thiel GmbH

Thiel Taschenuhr Modell 1904
Erste deutsche Armbanduhr mit Thiel Darling ca. 1908
Gebrüder-Thiel-Straße Ruhla 1912
Thiel Taschenwecker mit Thiel Invincible II

Die Firma wird am 01.04.1901 in eine GmbH mit 3 Mio. Reichsmark Stammkapital umgewandelt. Das Stammkapital verbleibt im Besitz der Familie Thiel. Es gib sieben Gesellschafter, die fünf Kinder vom verstorbenen Christian Thiel und seine Brüder C. Reinhold und Ernst E. Thiel.
Erster und alleiniger Geschäftsführer wird vorerst Heinrich Thiel (techn. Leitung), ab Ende November wird Albert Kühn zweiter (kaufmänischer) Geschäftsführer. Er verlässt schon 1904, nach Unstimmigkeiten mit dem Aufsichtsrat, das Unternehmen wieder.

Ende 1901 traten Reinhold und Ernst Thiel aus gesundheitlichen Gründen von der Leitung des Unternehmens zurück. Sie bilden aber weiter gemeinsam mit Dr. Brinkmann (Schwiegersohn von Christian Thiel) den Aufsichtsrat der Firma.
Die Thiel Fearless wurde im selben Jahr mit dem Ziel der Gebrauchswerterhöhung (Gangreserve jetzt 30 Stunden, Aufzug) konstruktiv und optisch überarbeitet, so eroberte sie endlich auch in Deutschland den Markt.

Anfang 1902 arbeiten 1.175 Menschen bei Thiel.

1903 beginnt in Seebach die Kinderuhren-Herstellung.

1904 erschien die 18-linige Taschenuhr Thiel Champion mit skelettierter Oberplatte. Verantwortlicher Konstrukteur war der Stellvertreter Emil Dürers, Georg Gensig.
Im selben Jahr wurde u.a. auf Wunsch englischer Kunden die Taschenuhr Modell 1904 und die erste Damentaschenuhr Darling hergestellt.

1905 folgte die Thiel Surprise ebenfalls mit 18 Linien und Kronen- oder Schlüsselaufzug.
Im Januar diesen Jahres beginnt der Nachfolger von Albert Kühn Wilhelm Buschfeld seine Arbeit als kaufmännischer Geschäftsführer.

1906/07 wird ein neues Kraftwerk gebaut.

Die ersten Armbanduhren

Betriebsansicht von 1922
mit den Betriebsteilen Apolda, Meinigen und Seebach
Thiel Taschenuhr Thiela
Thiel Taschenuhr Champion
Thiel-Taschenwecker 1/9
für den englischprachigen Raum
Gebrüder Thiel GmbH Ruhla um 1935
als Dienstuhr Heer gelabelte Thiel Regular

Die Gebrüder Thiel GmbH Ruhla muss zu den Pionieren der Armbanduhrenproduktion gezählt werden:
Schon ab 1908/09 fertigte Thiel neben der damals üblchen Produktpalette der Uhrenfabrikanten auch Armbanduhren vom Typ Darling und später auch Divina. Die dabei verfolgte Strategie der Firmenleitung ist einfach und gleichzeitig genial: Preiswerte Qualität lässt sich nur durch große Stückzahlen und rationelle Fertigung erzielen. Die weitere Geschichte des Unternehmens zeigt, dass dieses Konzept von Erfolg gekrönt war.

Bis etwa 1910 entstanden einige neue Taschenuhrenmodelle, die sich aber nicht durchsetzen konnten. Die interessanteste ist wohl die Nova mit einem 18½-linigen Zylinderwerk. Technisch ausgereifter und damit auch am Markt erfolgreicher war die 17-linige Record. Diese Werke wurden wahlweise auch mit 3 Steinen angeboten, was die Lebensdauer wesentlich verbesserte.
Ab April diesen Jahres übernimmt Carl Gunkel die kaufmännische Geschäftsführung.

Ab Oktober 1912 wird Ernst R. Thiel kaufmännischer Geschäftsführer bei Thiel, seit ab April 1901 war er Prokurist. Ab 01.01.1913 wird auch Dr. Reinhold Thiel zum kaufm. Geschäftsführer bestellt. Er wird die Gebrüder Thiel GmbH bis zur Enteignung 1945 entscheidend prägen.

Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges erschienen noch einige neue Taschenuhren z.B. die Vineta mit Schlüsselaufzug und die 18½-linige Taschenuhr Chronos. Letztere war erstmals mit Räderwerk- und Aufzugbrücke ausgestattet, die Ankerwellenlagerung erfolgte in einem verschraubten Futter.

Nach dem Krieg entstanden eine Reihe von Varianten bestehender Modelle. So wurde die 18-linige Surprise weiter entwickelt, es entstanden z.B. auch ein Chronograph und ein Modell mit Zentralsekunde.

Es folgte das kostengünstig konzipierte Primus mit Rastverbindungen zwischen der oberen Platine und den Pfeilern.

Einen anderen Weg beschritt die Firma Thiel mit der Produktion der Thiela und des Taschenweckers Invincible. Die hochwertige 17½-linige Thiela hatte ein massives Gestell, Palettenankerhemmung mit 7 oder 15 Steine, zum Teil eine Breguet-Spirale und war mit einem Kupplungsaufzug ausgerüstet. Auf diese Uhren gab es eine 10-jährige Garantie.
Die 20-linige, 11-steinige Invicible (Schweizer Ankerhemmung) war eine Weiterentwicklung des 1913 entstanden 4-steinigen Taschenweckers Invincvible der noch Stiftankerhemmung hatte und bis 1933 als Etuiwecker ausgeliefert wurde.

Im Oktober 1917 arbeiten 2.500 Mitarbeiter in der Gebrüder Thiel GmbH Ruhla.

Der Umsatz stieg von 2,6 Mio. Mark (1900) auf 15,4 Mio Mark im Jahr 1919.

1920 tritt Ernst Thiel aus der Geschäftsleitung aus und übernimmt die Leitung der Berliner Vertretung der Firma.

1923 entstand die Taschenuhr Regular, die fast unverändert (wenige Änderungen) bis 1977 hergestellt wird. 1977 wird eine konstruktive Überarbeitung notwendig, damit das Werk auf Automaten montiert werden kann. Das robuste, steinlose Werk mit Wippenaufzug konnte kostengünstig produziert werden. Dies und seine Zuverlässigkeit bescherten dem Werk eine unglaubliche Produktionszeit bis 1990.

1928/29 wird die Buchführung des Betriebes auf Hollerith-Lochkarten-System umgestellt.

Ab 1928 werden die Uhrwerke in Fließfertigung montiert:

Montage der Aufzugspartie und weiterer Teile auf der Grundplatine.
Montage von Federhaus und Räderwerk
Montage und Justage der Gangpartie
Reglage des Werkes
Montage des Zeigerwerkes

Die Gebrüder Thiel GmbH war in der Zeit von 1900 bis 1930 der führende deutsche Hersteller für preiswerte Taschen- und später auch Armbanduhren. So lieferten die Thiels allein 60% der gesamtdeutschen Exporte in diesem Segment nach England.

Alle ab 1930 entwickelten Uhrwerke werden mit Winkelhebel und damit mit Zeigerstellung bei gezogener Krone ausgestattet.

1932 stirbt Heinrich Thiel. Dr. h.c. Reinhold Thiel wird alleiniger Geschäftsführer.

Die Gebrüder Thiel GmbH Ruhla lässt sich am 19. November 1935 den Markennamen Venus registrieren.

Den Abschluss der Taschenuhrentwicklung bildete das 1937 entwickelte 18-linige Saturn. Diese 7-steinige Uhr mit Schweizer Ankerhemmung besaß einen Kupplungsaufzug mit Winkelhebel, Anker- und Unruhkloben sowie Federhaus- und Räderwerkbrücke.

1938 wird mit der Produktion der Armbanduhr Thiel Start begonnen, die mit (mehreren Änderungen) bis 1961 hergestellt wird. Die Thiel Start ist ein wichtiger Vorläufer für die UMF M 24.
Die jährliche Uhrenproduktion steigt von 900.000 Stück 1924 auf 2 Mio. Stück im Jahr 1938.

Im April 1939 wird Dr. Ing. Kurt Schmidt techn. Geschäftsführer und Otto Eichel kaufmännischer Geschäftsführer bei Thiel. Dr. Ing. Kurt Schmidt war der Leiter der Umbauarbeiten, die seit Mitte der 20-iger Jahre mit einer Vielzahl von Fabrik-Neubauten begonnen hatten. Es mussten die Produktionsbedingungen und -abläufe verbessert werden, um weiterhin rationell produzieren zu können.

Mit Beginn des 2. Weltkrieges wird die Uhrenproduktion zugunsten der Zünderfertigung drastisch reduziert (1943 - nur noch 10% des Umsatzes). Von ca. 3.000 Beschäftigten (1940) arbeiten noch 160 in der Uhrenproduktion. Beim Heereswaffenamt wird das Kurzzeichen hhj für die Gebr. Thiel-Seebach GmbH., Ruhla, Thüringen registriert. 1938 wird der "Betriebsführer" Dr. h.c. Reinhold Thiel mit der Ernennung zum Thüringischen Staatsrat und Wehrwirtschaftsführer, die höchste Auszeichnung der NSDAP zuteil. Zu der Zeit war die Firma Thiel NS-Musterbetrieb und wurde mit vielen sozialen Einrichtungen ausgestattet.

Werkzeugmaschinenbau

1905, die fünf Schlossereien der einzelnen Betriebsteile werden zu einer Z(C]entralwerkstatt (CW) zusammengefasst. Um die Abteilung auszulasten wurden nach und nach auch für Fremdfirmen, erst kleinere und später auch größere, Werkzeugmaschinen gefertigt.

1910 wird die CW zum selbstständigen Betriebsteil erhoben - die Maschinenfabrik war "geboren". Zum Leiter wird Max Riedel bestimmt.

Spätestens ab 1912 gehörte die Zentralwerkstatt zu den produktivsten Abteilungen bei Thiel. Es wurden u.a. Feilmaschinen, Bohr- und Ausdrehfutter, mehrspindlige Bohrköpfe, Schnellbohrmaschinen, Gewindeschneidmaschinen, Vertikalfräsmaschinen, Blockschnitte, Stanzwerkzeuge und Werkzeug-Nass-Schleifmaschinen hergestellt.

1939 wurden von ca. 400 Mitarbeitern 1718 Maschinen hergestellt. Beim Verkauf liegt der Exportanteil bei 45%. Der Auslandsumsatz betrug in diesem Jahr 1,3 Mio. Reichsmark.

Ein großer Erfolg war die, seit Anfang der 30er Jahre produzierte, Universal-Werkzeug-Fräsmaschine Thiel-Duplex-58. Sie wurde bis 1970 10.000 mal verkauft. Bis 1945 war Thiel zum Weltmarktführer für Universal- Fräs- und Bohrmaschinen aufgestiegen.

Gebrüder Thiel Seebach GmbH

Die Geschäftsführer der Gebrüder Thiel Seebach GmbH:

Juli 1922 bis Juni 1932 - Heinrich Thiel,
ab Juli 1922 - Dr. Reinhold Thiel,
ab April 1939 - Otto Eichel,
ab April 1939 - Paul Liebergeld

1908 wurde in der Zentralwerkstatt der "Krupp-Thiel-Zünder", ein mechanischer Zeitzünder, entwickelt, der aber große Zuverlässigkeitssprobleme hatte und daher nicht in großen Stückzahlen produziert wurde. Erst mit dem Beginn des ersten Weltkrieges und eines neuen Vertages mit der Friedrich Krupp AG (18.08.1915), stieg Thiel mit einem weiterentwickelten Modell in die Produktion ein.

Im Herbst 1917 wird für die Herstellung von Zünderteilen und die Montage in Apolda eine Fabrik gemietet und ein Jahr später gekauft. Hier arbeiteten zu Spitzenzeiten bis zu 500 Arbeiter. 1920 kommt der Standort Meinigen (bis zu 150 Beschäftigte) dazu.

Um die Zünderfertigung rechtlich von dem Rest der Firma zu trennen wird 1922 die Abteilung Apparatebau/Zünder abgespalten und die Gebrüder Thiel Seebach GmbH gegründet. So konnten man auch unerwünschte Einblicke der Interalliierte Militär-Kontrollkommission in die Uhren- und Maschinenfertigung ausschließen. Diese Kommission hatte laut Versailler Vertrag bis Januar 1927 das Recht, die Produktion der Zünder zu überwachen.

1924 kehrte Paul Liebergeld, einer der Entwickler des Zünders, zu Thiel zurück und übernahm die Leitung in Seebach.

1925 waren 55 Arbeiter und Angestellte in der Gebr. Thiel Seebach GmbH beschäftigt. In fünf Jahren stieg diese Zahl auf 675.

1927 stellte die Reichswehr 1,3 Mio. RM für den Ausbau der Produktion zur Verfügung und so konnten jetzt monatlich 100.000 Uhrwerkszünder hergestellt werden.

1928 wird die (Rüstungs-)Produktionsstätte in Seebach erweitert. Später kommen Standorte in Waltershausen (1929), Mühlhausen (1934), Kassel (1939) und Eisenach hinzu.

1935 waren 4994 Arbeiter und Angestellte in der Gebr. Thiel Seebach GmbH beschäftigt.

Nach Ende des Krieges wurden die Anlagen und Maschinen demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion gebracht. Der Rest der Gebr. Thiel Seebach GmbH wurde dem Land Thüringen übergeben. Die Löschung im Handelsregister erfolgte am 24.07.1948.

Gerätebau GmbH

Am 11.12.1937 wird unter dem Dach der Gebrüder Thiel Seebach GmbH die Gerätebau GmbH gegründet. Ziel der neuen Gesellschaft war die massenhafte Produktion von Kriegsmaterial (Zünder) in Mühlhausen (und auch in Kassel). Unter den ca. 4600 Arbeitern und Angestellten der Firma, arbeiteten auch bis zu 1000 Fremd- und Zwangsarbeiter, sowie bis zu 700 Häftlinge des KZ-Buchenwald. Es wurde extra das KZ-Außenlager Martha II errichtet.

Das Werk in Kassel wird schon 1940 wieder geschlossen und geht an die Junkers-Werke, Mühlhausen beendet die Zünderproduktion mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen Anfang April 1945. Einige Maschinen wurden abtransportiert und die Gebäude der Gerätebau GmbH vollständig gesprengt.

Gebrüder Thiel GmbH im Ausland

US-Garantieschein für Thiel Vineta
Thiel-Katalogseite für Östereich-Ungarn ca. 1907

1908 wird die sogenannte Montagehalle in Wien gegründet. Hier werden Platinen hergestellt und mit Teilen aus Ruhla komplettiert. So konnte man die hohen Einfuhrzölle in Österreich für Taschenuhren vermeiden. Ähnliche Filialen gab es in Paris und im polnischen Czenstochau.


Den englische Vertrieb der Ruhlaer Uhrenproduktion hatte bisher die Firma Stahlecker´s Agency übernommen. Da die Thiels mit den Umsätzen, auf den für sie sehr wichtigen englischen Markt, nicht zufrieden waren, gründeten sie im Frühjahr 1911 in London die Firma R. Thiel & Co. Ltd.. Gesellschafter waren Dr. Reinhold Thiel und die Gebrüder Thiel GmbH. Da Dr. Reinhold Thiel ab 01.01.1913 die Geschäftsführung in Ruhla übernimmt, leitet Mr. Cooke, er war bisher Handelsvertreter für Thiel-Uhren in England, bis zur Beginn des ersten Weltkrieges die Firma. Nach der Enteignung führt Cooke die Geschäfte auf eigenen Namen weiter. Er war den Thiels gegenüber loyal und so versiegte dieser Vertriebsweg nie ganz.
Nach dem ersten Weltkrieg lief alles weiter über die Firma Cookes. Erst dessen angeschlagene Gesundheit veranlasste die Thiels am 01.06.1927 wieder eine eigene Niederlassung zu gründen, die Thiel Brothers Ltd.. Die Leitung dieser Firma übernahm ein Herr Rauch, ab 1930 Franz Ackenhausen und ab 1938 Carl Gustav Elteste.
1933 war das umsatzstärkste Jahr der Londoner Filiale. Es wurden 700.000 Uhren verkauft. Allein durch die beiden Großkunden (Ingersoll und Services) wurden in der Spitze bis zu 1000 Thiel-Uhren am Tag verkauft.
Mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges kam die Firma unter die Leitung eines englischen Regierungskommissars und wurde von der Gebrüder Thiel GmbH 1941 in der Bilanz abgeschrieben.


Am 13.11.1923 wird in der Schweiz (Schaffhausen) die Geteru AG zum Zweck des An- und Verkaufes von Erzeugnissen der Metallindustrie ins Handelsregister eingetragen. Die Firma bestand bis zum 27.11.1936


Auch in den USA gab es in den 20-er Jahren eine Niederlassung, The Thiel Watch Co., New York. Es wurden Uhren u.a. unter der Marke "tru-tic" vertrieben.

Enteignung

Am 8. April 1945 wird Ruhla von der US-Army besetzt. Am 10. Mai werden alle Mitarbeiter entlassen.

Am 6. Juli 1945 marschiert die Rote Armee in Ruhla ein.

Auf Grundlage der Polizeiverordnung über die Beschlagnahme des Vermögens ehemaliger Mitglieder der NSDAP vom 06.07. erfolgte am 10.07.1945 die entsprechende Polizeiverordnung über die Beschlagnahmung der Vermögen der Gebrüder Thiel GmbH Ruhla, der Gebrüder Thiel Seebach GmbH und deren Gesellschafter.

Am 13.07.1945 werden Max Dittus, als kaufmännischer, und Heinz Thiel als technischer Geschäftsführer kommissarisch, vom Bevollmächtigten des Regierungspräsidenten Thüringens, eingesetzt. Franz Wolz wird Treuhänder. Die Arbeit dieser Geschäftsführung beginnt am folgenden Tag um 8 Uhr.

Auf Grundlage des Befehls Nr. 311 des Verwaltungschefs der Sowjetischem Militäradministration für Thüringen vom 18.07.1946 erfolgte die Übertragung der Uhren- und Maschinenfabrik Gebrüder Thiel mit Standorten in Ruhla und Apolda, als Reparationsleistung an die Sowjetische Aktiengesellschaft für Präzisionsmaschinen Awtowelo. Die Übergabe wurde für den 28.07.1946 angeordnet. Der Wert des übergebenen Vermögens wurde auf 12.367.742,55 RM beziffert.

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Der Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg

Der Neustart in Thüringen erfolgte unter der Regie der Awtowelo SAG und später als VEB Uhren- und Maschinenfabrik Ruhla.


In der westlichen Besatzungszone erfolgte der Neustart mit Hilfe von Artur Metzke (1890 - 1972) und dessen Fabrik für Messtechnik in Kassel-Niederzwehren. Metzke war mit Susanne Metzke geb. Deußing (1889 - 1971) verheiratet. Sie ist die Enkelin von Christian Thiel, einem der Gründer der Gebrüder Thiel GmbH. So wurde am 09.06.1948 die Uhrenfabrik GmbH gegründet. Gesellschafter waren: Artur Metzke und dessen Tochter Dorothea, Paul Liebergeld und Constantin Rößler (Schwiegersohn von Dr. Reinhold Thiel). Die ersten Produktionsstätten befanden sich in Sand bei Kassel, im Stall und dem darüber liegenden Tanzsaal der Gastwirtschaft Wachsmuth.

Dr. Reinhold Thiel selbst und sein Sohn Edwin wirkten zunächst nur im Hintergrund, da sie noch auf ihre Entnazifizierung-Prozesse warteten.
Ab November 1948 hieß die Firma Thiel-Uhrenfabrik GmbH, die Räumlichkeiten in Sand wurden von der Firma Metzke übernommen. Mit Hilfe von Junghans wurde eine Uhrenkapsel- und Weckerfertigung aufgebaut. Reinhold und Edwin Thiel waren nun auch Gesellschafter der jungen Firma.

Am 25.04.1949 übernimmt Dr. Reinhold Thiel von Artur Metzke die Geschäftsführung.

Im Jahr 1950 umfasste das Lieferprogramm Reise-, Stil- und Kleinwecker, eine 13-linige Herrenarmbanduhr und zwei verschiedene Uhrenschutzkapseln. Für die Armbanduhren wurden schweizer Uhren und Rohwerke eingekauft. In diesem Jahr wird die Weckerfertigung wieder eingestellt und eine Kinderspieluhrenfertigung aufgebaut.

Im Mai 1951 fusionierte die Thiel-Uhrenfabrik GmbH mit den Altgesellschaften der Gebr. Thiel Seebach GmbH (Göttingen) und der Gebr. Thiel GmbH (Göttingen) zur Gebrüder Thiel GmbH Sand.

Ab 1952 wurden mit Hilfe von Junghans wieder Thiel-Universalfräsmaschinen DUPLEX 158 gebaut. Die Fertigung fand in Schramberg statt. Im gleichen Jahr begann der Ausbau der eigenen Fabrik in Sand und die Produktion neuer Werkzeugmaschinen.

1955 verkaufte Thiel seine Metallwarensparte und verabschiedete sich damit auch vom seinen Vorhaben wieder Uhren herzustellen.

1972 wird die Gebr. Thiel GmbH an die Firma MAHO Werkzeugmaschinenbau Babel & Co. aus Pfronten für ca. 6 Mio DM verkauft. Der Name Thiel verschwindet endgültig 1981, nachdem die Firma umbenannt wird.

Weiterführende Informationen

Uhrenmodelle

Uhrwerke

Archiv

Literatur

Autoren: Artur Kamp, Klaus Mleinek, Rainer Paust
Herausgeber: Förderverein Uhrentradition Ruhla e.V.
ISBN 978-3-00-037522-4
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Autor: Friedrich Bauer
Verlag: J.J. Arnd, Verlag Übersee-Post, Leipzig; 1938
1. Auflage (2005): Herausgeber: Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e.V.; ISBN 3927987913 ISBN 978-3927987913
2. Auflage (2012): Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Chronometrie (DGC); ISBN 978-3-941539-99-0
  • Moskau-Ruhla-Minsk in unverbrüderlicher Freundschaft verbunden;
    Autor: Harald Korhardt;
    Herausgeber: SED-Parteileitung VEB Uhrenwerke Ruhla; DDR; 1985
  • DDR-Fachzeitschrift: Uhren und Schmuck

Externe Links

Gardé Uhren und Feinmechanik Ruhla GmbH geschichte