VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB)/de: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 29. November 2008, 13:22 Uhr

VEB Glashütter Uhrenbetriebe GUB
später: VEB Uhrenwerk Glashütte im Kombinat Mikroelektronik

Zifferblattmarke ab 1967
Das ehemalige Fabrikationsgebäude der UROFA (Uhren- und Rohwerke- Fabrik Glashütte i.SA) wurde nach 1945 von den Glashütter Uhrenbetrieben genutzt. Es befindet sich am Weg zum Ochsenkopf und steht derzeit leer. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1992.
Das Fabrikgebäude "F1" der Firma VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) stand in der 2. Reihe direkt am Markt. Es wurde nach 1992 abgerissen. Heute befindet sich dort der Neubau eines Wohn- u. Geschäftshaus der Firma Zimmermann. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1992.

Die Entstehung des VEB GUB

Der VEB Glashütter Uhrenbetriebe wurde am 1. Juli 1951 durch Zusammenschluss der 1946 durch die sowjetische Besatzungsmacht in Volkseigentum überführten Glashütter Betriebe

VEB Lange Glashütte (vormals Lange & Söhne),
VEB UROFA mit UFAG und Basalt (Uhrsteinfertigung),
VEB Feintechnik (vormals Gössel & Co. bzw Burckhard),
VEB Meßtechnik (vormals Mühle & Sohn),
VEB Estler,
VEB Liwas (vormals Otto Lindig) und
Lehrkombinat Makarenko

gegründet.

1951 wurde Helmut Klemmer Leiter der Technik. Schon am 25. September 1951 konnte er der Betriebsleitung die Konstruktionspläne des ab 1952 produzierten Kalibers GUB 60 vorlegen. Gustav Gerstenberger war bis in's hohe Alter von 88 Jahren (1974) mit der Regulierarbeit bei den GUB beschäftigt.

Mit dem Zusammenschluß erfolgte eine Unterteilung in den Uhren- und Gerätebereich. Die Produktion von Kamin-, Tisch-, Wand- und Küchenuhren (VEB Feintechnik) wurde nach Sonneberg (VEB Feintechnik Sonneberg) verlagert.

Die ersten Uhrwerke

In den ersten Jahren wurden folgende Werke entwickelt/konstruktiv überarbeitet und produziert:

Datei:GUB 64-a.jpg
Chronograph Kaliber GUB 64
- Rundes Werk für Herrenarmbanduhren GUB 60 mit seinen Ausführungen GUB 60.1, GUB 60.2 und GUB 60.3
Dieses Werk (Laufwerk, Hemmung und Zeigerwerk von Urofa 613) löste noch 1951 das Werk Urofa 613 ab.

Die von Lange VEB übernommenen Q1 Kaliber 28 & 28.1 wurden als Q1 Güteuhren der GUB Kaliber 28 & 28.1 von September 1952 zuerst nur mit GUB Zifferblattsignatur und noch im selben Jahr, nach Auslieferung der letzten Werke mit dem Lange Signet, auch mit dem GUB Logo auf der Räderwerkbrücke bis 1957 weiter produziert.

- Formwerk für Herrenarmbanduhren GUB 62
Dieses Werk entsprach weitestgehend dem Kaliber Urofa 581
- Formwerk für Damenarmbanduhren GUB 63
Dieses Werk entsprach weitestgehend dem Kaliber Urofa 542
- Armband-Chronografen-Werk GUB 64
Dieses Werk wurde nach dem Vorbild Urofa 59 entwickelt.
- Stoppuhrwerk GUB 65 (unter Verwendung der Gangpartie von Lange 48)
Die Produktion wurde nach Abschluß der Konstruktion 1953 zum VEB Uhren und Maschinenfabrik Ruhla verlagert.
- 1954 wurde auf der Basis der Kaliber 60, 60.1 und 60.3 mit der Entwicklung einer neuen Generation von Armbanduhren mit Datums- und Wochentagsanzeige begonnen. Es entstanden aus dem Kaliber 60 das Kaliber 66 und aus dem Kaliber 60.1 das Kaliber 66.1. Beide Kaliber wurden ausschließlich in Doublegehäuse eingeschalt. Die geplante und bis zur Nullserie entwickelte Güteausführung des Kalibers 66.3, entwickelt aus dem Güteuhrkaliber 60.3, wurde nicht mehr in die Serienproduktion aufgenommen.

Von Anfang an wurde entsprechend der Glashütter Tradition ein hohes Qualitätsniveau bei der Armbanduhrenherstellung vorgegeben und bei allen Uhrwerksentwicklungen durchgehalten. Bei den mechanischen Armbanduhren wurden ausschließlich vielsteinige Werke entwickelt und hergestellt. Die Werke haben sehr gute Gangeigenschaften, sind servicefreundlich aufgebaut und äußerst langlebig. Viel Werke aus den 50-er Jahren haben eine höhere Lebensdauer als die meist aus verchromtem oder vergoldetem Messing bestehenden Gehäuse erreicht. In der DDR waren die Glashütter Uhren die Spitzenqualität und verglichen mit den Einkommen recht teuer. Auch die verwendeten Gehäuse – zunächst in großem Maße in Süddeutschland zugekauft, später in Weimar und Zwickau hergestellt – hatten ein hohes Qualitätsniveau. Interessanterweise wurde das bereits bei Lange & Söhne kurz nach der Zwangsverstaaatlichung zum VEB Lange eingeführte Gütezeichen Q1 von den Glashütter Uhrenbetrieben für die sogenannten Güteuhren und Chronometer weiter genutzt, später wurde es dann in der DDR zum Gütezeichen für international konkurrenzfähige Spitzenprodukte und wurde auch für andere Industriegüter mit bester Qualität verwendet.

Die Uhrwerksentwicklung in den Folgejahren

Datei:GUB Spezimatic mit GUB 75.jpg
GUB Spezimatic Kal. GUB 75 in Bison-Ausführung

In den folgenden Jahren wurden nachfolgende Werke entwickelt und produziert:

Das Werk kam als Flugzeugborduhr zum Einsatz.
  • Formwerk für Damenarmbanduhren GUB 72
Dieses Werk erhielt später die Bezeichnung Kaliber GUB 08-20, die Weiterentwicklung ist das Kaliber GUB 09-20
  • Rundes Werk für Herrenarmbanduhren GUB 74/75 (Spezimatic" mit automatischem Aufzug.
Der auch für dieses Werk verwendete Name Spezimatic ist eine Abkürzung für Spezialautomatic.
  • Rundes Werk für Herrenarmbanduhren GUB 11-25/26/27 mit automatischem Aufzug.
Der auch für dieses Werk verwendete Name ist Spezichron .

Der Zusammenschluß zum Kombinat

Im März 1967 erfolgte der Zusammenschluß der bedeutendsten Uhrenhersteller der DDR

VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB)
VEB Uhren und Maschinenfabrik Ruhla (UMF)
VEB Uhrenwerk Weimar

zum VEB Uhrenkombinat Ruhla mit zusammen ca. 8.000 Beschäftigten. Die Kombinatsbetriebe blieben wirtschaftlich eigenständig.

Der Konzentrationsprozess zum Großkombinat Mikroelektronik Erfurt unter Einbeziehung der Glashütter Betriebe wurde bis 1985 fortgesetzt. So wurde beispielsweise die 1946 von Hans Mühle nach der ersten Enteignung neu gegründete Firma Hans Mühle Glashütte 1980 erneut faktisch enteignet und in die Glashütter Uhrenbetriebe eingegliedert.

Während der historisch bedeutsamen Zeit der Wiedervereinigung Deutschlands äußerte sich der damalige Vertriebsleiter, Hans-Jürgen Mühle, über die hohe Bedeutung der Glashütter Tradition und deren bekannten Markenzeichen. In der Betriebszeitung vom 21. Mai 1990 schrieb er: "...Wir müssen davon ausgehen, daß perspektivisch in der freien Marktwirtschaft alle Uhrenproduzenten unsere Konkurrenten sind, unabhängig von dem Standort, wo sich die Fertigungsstelle befindet. Wenn wir wieder den Namen Glashütte mit unserem bekannten Warenzeichen einsetzen, müssen wir uns darüber im klaren sein, daß wir damit auch bestimmte Verpflichtungen eingehen. Es wird erwartet, daß mit einem Warenzeichen eine hohe Qualität, eine Liefertreue und ein gut funktionierender Service verbunden ist. ..."

Die Entflechtung und Privatisierung

Herrenarmbanduhr mit Kaliber GUB 10 - 30, signiert:
Glashütte original AUTOMATIK/Germany

Aus dem VEB Glashütter Uhrenbetriebe GUB entstand 1990 die Glashütter Uhrenbetrieb GmbH. In dieser Zeit entstand das Kaliber GUB 10 - 30 (signiert: "Glashütte original/Germany" oder "Glashütte original Spezimat/Germany") sowie ein neues Warensortiment mechanischer Automatikuhren unter Verwendung von Schweizer Eta-Werken.

Herrenarmbanduhr mit Kaliber GUB 10 - 30, signiert:
Glashütte original Spezimat/Germany

Das außerordentlich bewährte Damenuhr-Kaliber 09-20 wurde weiter hergestellt und auch in Herrenuhren eingesetzt, die guten Gangeigenschaften ließen dies zu. Die Glashütter Uhrenbetriebe sind damit weltweit einer der ganz wenigen Hersteller, die auch in der Quarz-Ära immer mechanische Werke hergestellt haben, die entsprechenden Fähigkeiten gingen nicht verloren, was sich heute in der Ära mechanischer Luxusuhrenproduktion bezahlt macht. In der Quarzuhrenproduktion wurden nach 1990 zeitweilig neben den eigenen Werken auch Schweizer Quarz-Longlife-Werke verwendet.

Weiterführende Informationen

Literatur

Weblinks