Friedberger Uhrmacher

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Friedberger Uhrmacher

Friedberg war einst eine Hochburg der Uhrmacher. In Dutzenden Häusern lebten und arbeiteten die Handwerker dort, viele Gebäude sind heute mit Plaketten gekennzeichnet oder lassen sich bei einer Lauschtour entdecken. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ware nvon 1800 Bewohnern über 80 Uhrmacher und noch mehr Zulieferer. Der Zahl der Uhrmacher toppte Friedberg einst sogar Augsburg. In Augsburg sei es derart schwer gewesen, Meister zu werden, dass so mancher die paar Kilometer abwanderte. Schwierige Zeiten erlebte jedoch auch dieses Handwerk während des 30-jährigen Kriegs. Damals griffen die Friedberger zu einem Trick, den sie später nochmals anwandten, als sie gegen den Niedergang kämpften: Sie fälschten den Herstellungsort: Benannten sie ihn anfangs in Augsburg um, waren es im 19. Jahrhundert London und Paris. Denn Friedberg, das bis in die Türkei und die Niederlande exportiert hatte, war nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Die Koalitionskriege hatten ihm zugesetzt. Andernorts waren Uhrmacher innovativer, auch die Anfänge der Industrialisierung, gerade in der Schweiz, sorgten für Konkurrenz. Friedberger schrieben sogar ihre Namen rückwärts, damit sie englisch klangen. Die Letzten von ihnen mussten nebenbei eine Wirtschaft betreiben, um zu überleben. Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts gaben sie ihr Handwerk auf. Die Zeit der Uhrmacher war abgelaufen. 350 Namen von Friedberger Uhrmacher sind bekannt, ganze Familien widmeten sich dem Arbeitsprozess. Heute finden sich Friedberger Uhren in allen bedeutenden Museen Europas und bringen in Auktionen Höchstpreise.

Der Benediktinerpater Konstantin Stampfer hatte 1784 in einer Reisebeschreibung über Friedberger Uhren und Uhrmacher angemerkt: Friedberg hat 63 Werkstätten, woraus viele hundert Uhren nach Paris und London geschickt und dann wieder, nachdem sie Namen London oder Paris in der Fronte tragen, wiederum nach Deutschland zurück rollieren. Der Pater hatte also gemerkt, dass viele Friedberger Uhren eine fremde Herkunftsbezeichnung trugen. Er hatte aber wohl den Sinn nicht verstanden. Im 18. Jahrhundert hatten zunehmend ausländische Produkte den bayerischen, vermutlich auch deutschen Markt überschwemmt. Die einheimischen Meister gerieten in Schwierigkeiten. Auch Forderungen beim Kurfürsten nach einer Begrenzung der Einfuhr ausländischer Erzeugnisse und Hilfe für den einheimischen Markt halfen wenig. Deshalb kamen die Friedberger Uhrmacher auf den Gedanken, ihre Uhren „ausländisch zu machen“, indem sie ein Ananym ihres Namens wählten und die Herkunft London oder Paris eingravierten. So drehte z.B. der Uhrmacher Joseph Spiegel seinen Namen einfach um, als würde er in einen Spiegel sehen und schrieb (also "spiegel"-verkehrt) auf seine Uhren „Joseph Legeips, London“. Französisch bezeichnete er sich auch als Joseph Miroir Paris. Andere Friedberger Meister machten es ihm nach und schrieben auf ihre Uhren Ysorb statt Brosy, Drakrup Paris statt Burckhard, Leir Momis statt Riel Simon, Reheappah London statt Happacher, Rellahel statt Schaller, Rengaw statt Wagner oder einfach Eckert London. Wie der Pater angemerkt hatte, verkauften sie alle Unmengen von Uhren. Allein der Uhrmacher Happacher lieferte 1792 Uhren für 100 000 Gulden in viele europäische Städte, nach Salzburg, Amsterdam, München, Berlin, Prag, Wien, Bern, Frankfurt, Warschau, Danzig, Laibach und Eger, wie er in einem Tagebuch aufschrieb. Trotzdem konnte der Untergang des Friedberger Gewerbes nicht aufgehalten werden. Viele junge Friedberger Uhrmacher wanderten ab, vor allem Richtung Osten und Südosten. Wir finden sie mit ihren Uhren in Wien, Prag, Ofen, Raab (Ungarn), Brünn, Pest, Graz, Tholnau (Ungarn), Mautern (Steiermark) und vielen weiteren Orten.

© Hubert Raab, Friedberg erleben, Mering 2010

Von verschiedene Uhrmacher befinden sich Uhren im "Museum im Wittelsbacher Schloss - Heimatmuseum Friedberg"

Mehrfachnennung

Automatisierte Singvogel-Reiseuhr, ca. 1870



https://youtu.be/OYERBK3O8HY?si=SovDc7JoBieiaCxA

Quelle

  • Augsburger Allegemeine.
  • Gemeinde Friedberg.
  • Museum im Wittelsbacher Schloss.
  • Alphabetisches verzeichnis der Grazer Neubürger von 1720–1819.

Externe Links