Uhrenfabrik Junghans GmbH & Co. KG/de

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Uhrenfabrik Junghans GmbH & Co. KG

Datei:Junghans Logo.jpg
Firmenlogo der Uhrenfabrik Junghans GmbH & Co. KG
Die Junghans-Fabrik in Schramberg im 19. Jhdt.
Villa Junghans
Junghans-Werbung 1933

Deutscher Uhren- und Wehrtechnik-Hersteller

Die Anfänge

Am 15. April 1861 gründete Erhard Junghans gemeinsam mit seinem Schwager Jakob Zeller-Tobler in Schramberg die Firma „Junghans und Tobler“. Dank moderner Fabrikationstechniken begann Junghans damals auf kostengünstige Art mit der Herstellung von Uhrenteilen. 1866 wurden die ersten Uhren unter der Marke Junghans von eigenen Uhrmachermeistern konstruiert und gebaut.

Als Erhard Junghans 1870 starb, übernahm seine Frau Luise Junghans-Tobler für eine Übergangszeit die Leitung der Firma. 1872 führte Junghans die Akkordarbeit nach amerikanischem Vorbild ein. 1875 übernahmen die beiden Söhne Erhard und Arthur Junghans die Firmenleitung. Unter ihrer Führung nahm die Produktion schnell an Umfang zu. Arthur Junghans hatte sich auf seinen Reisen nach Amerika eingehend mit den neuen technischen Möglichkeiten einer rationellen Fertigung beschäftigt. So fanden viele produktionstechnische Neuerungen Einzug in das Unternehmen, deren Ideengeber, Konstrukteur und dessen technischer Leiter Arthur Junghans selbst war. Die Großserien-Uhrenproduktion fand großen Anklang, da die rationell hergestellten Uhren viel Gegenwert zu einem guten Preis boten. 1879 ging die Firma vollständig in den Besitz der Söhne Erhard und Arthur Junghans über. Von 1886 bis 1889 war auch der dritte Sohn von Erhard Junghans, Georg Junghans, in der Firma tätig.

Bei der 1886 aufgenommenen Produktion von Taschenuhren mußte die Firma mehrere Fehlschläge hinnehmen. Erst durch die Fusion mit der Firma Thomas Haller, Schwenningen, die bereits seit Ende der 1890er Jahre erfolgreich einfache Taschenuhren fertigte, wurde das Produktionsprogramm bei Junghans um diese Uhrensorte erweitert. Die Taschenuhrenfertigung der Firma Haller wurde nach wenigen Jahren von Schwenningen nach Schramberg verlegt. 1888 präsentierte das Unternehmen Junghans seine zweite Fabrikmarke, einen fünfstrahligen Stern, in dessen Mitte ein „J“ stand. 1890 bekam der Stern acht Zacken und blieb bis heute als Markenzeichen erhalten. Vier Jahre zuvor wurde das legendäre Kaliber 10 eingeführt, das als Standard-Weckerwerk über fünfzig Jahre unverändert Anwendung fand.

1891 wurde Erhard Junghans zum königl. Kommerzienrat ernannt und trat 1897 aus der Firma aus. Das Unternehmen ging somit auf seinen Bruder, den königl. Kommerzienrat Arthur Junghans über. Der Sohn von Arthur, Erwin Junghans, arbeitete ebenfalls im Unternehmen mit. Am 1. April 1900 entsteht aus den Firmen Gebrüder Junghans AG und Th. Haller AG die „Vereinigte Uhrenfabriken von Gebr. Junghans AG und Th. Haller AG, Schwenningen“.

1903 wurde die Vision von Arthur Junghans Realität: Junghans war größte Uhrenfabrik der Welt. Mit über 3.000 Beschäftigten stellte man mehr als 3 Millionen Uhren pro Jahr her. Eine räumliche Expansion am Fertigungsstandort wurde bald erforderlich. Es entstand der heute denkmalgeschützte Terrassenbau, der durch seinen stufenförmigen Aufbau jedem Arbeitsplatz in der Uhren-Fertigung Tageslicht bot.

Um 1912 entwickelte Junghans als eine der ersten Firmen eine radioaktive Leuchtfarbe für nachtleuchtende Zeiger von Taschenuhren und Weckern.

Am 1. Juli 1926 wurde eine Interessengemeinschaft zwischen der Firma Junghans, der Uhrenfabrik Hamburg-Amerika und der Vereinigten Freiburger Uhrenfabrik A.G. gegründet. Die Signatur der Uhren erfolgte weiterhin mit dem jeweiligen Markenzeichen dieser drei Firmen. Am 1. Juli 1930 fusionierten die Unternehmen unter dem Namen „Uhrenfabriken Gebrüder Junghans AG“. 1927 begann Junghans mit der Produktion von Armbanduhren. Anfangs wurden zugekaufte Werke aus Ruhla eingebaut, aber bereits ab 1930 verwendete das Unternehmen eigene Kaliber unter dem neuen Firmennamen „Uhrenfabriken Gebrüder Junghans A.G.“ für seine Damen- und Herrenarmbanduhren.

Gemeinsam mit den Firmen Pforzheimer Uhren-Rohwerke GmbH (P.U.W) und UROFA Glashütte arbeitete man in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre an der Entwicklung eines modernen Herrenarmbanduhrkalibers mit Zentralsekunde. Durch den Beginn des zweiten Weltkrieges kam es aber nur bis zum Musterbau.

Junghans orientierte sich auch an den weiteren Entwicklungen der öffentlichen Uhren: Bei der Junghans Elektronom aus den 30er Jahren wurde eine Art des Pressluftsystems nach Viktor Popp zur Steuerung der Nebenuhren, kombiniert mit dem Aufzug der Zugfeder der Hauptuhr (Deutsches Patent Nr. 440.825), angewendet. Der elektrische Kontakt wird einmal pro Minute geschlossen und erzeugt über die Heizlampe einen Druck, der zum Aufziehen der Zugfeder und zur Weiterschaltung der Nebenuhren genutzt werden kann. Die Nebenuhren besitzen dazu wie die Hauptuhr einen Kolben, der dann einmal pro Minute das Zeigerwerk weiterschaltet. Bis zu 6 pneumatische Nebenuhren und bis zu 60m Druckluftleitung konnten an eine Elektronom Hauptuhr angeschlossen werden.

1928 ließ sich Junghans mehrere Markennamen für Uhrenanlagen u.a. auch mit pneumatischem System eintragen:

  • Elektra hora Junghans
  • Electronom
  • Thermochron
  • Pneu-Electra
  • Pneulectra
  • Radiochron
  • Aerotherm
  • Electora

Selbst nach dem zweiten Weltkrieg war der Erfindergeist der Junghans-Uhrmachermeister trotz Demontage der Fabrikanlagen ungebrochen. Bereits 1945 wurde das erste Armband-Chronographenwerk, das legendäre J88, entwickelt. Die von Junghans selbst entwickelten und produzierten Kaliber der J-Serie mit Hand- bzw. automatischem Aufzug gehörten zu den besten der fünfziger Jahre.

Innovation durch Quarz-, Solar- und Funksteuerungstechnologie

Junghans-Armbanduhr
gestaltet von Max Bill

Am 15. Dezember 1956 wurde Junghans von der Diehl-Gruppe übernommen. Von 1956 an kreierte der Schweizer Künstler Max Bill für die Firma Wand-, Tisch- und Armbanduhren in schlichtem, zeitlosem Bauhaus-Design, die sich noch heute größter Beliebtheit erfreuen und inzwischen als Serie "max bill by junghans" wiederaufgelegt wurden.

1962 kam die erste elektromechanische Armbanduhr der Firma auf den Markt. 1967 folgte die erste Großquarzuhr Astro-Chron und 1970 die erste deutsche Quarzarmbanduhr Astro-Quarz. Diese Pionierarbeit im Bereich der modernen Zeitmessung brachte der Firma internationale Anerkennung: 1972 war das Unternehmen offizieller Zeitnehmer der Olympischen Spiele in München; erstmals wurden dabei farbige Zielfotos aufgenommen, und die Genauigkeit der Messungen betrug 1/100 Sekunden. 1976 wurde die Herstellung mechanischer Uhrwerke komplett eingestellt, und der Schwerpunkt aller Entwicklungsanstrengungen wurde fortan vollständig auf die Perfektionierung der Quarzuhr verlagert.

1985 präsentierte das Unternehmen die erste seriengefertigte funkgesteuerte Tischuhr. Sie war in der Lage, sich selbständig mit der Atomuhr der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig abzugleichen. Schon ein Jahr darauf, 1986, konnte die weltweit erste funkgesteuerte Solaruhr, die RCS1, vorgestellt werden. Die weltweit erste funkgesteuerte Armbanduhr folgte mit dem Modell MEGA 1 im Jahr 1990. Seither ist die Marke bekannt für Quarzuhren mit Solarantrieb in Verbindung mit Funksteuerung.

Zum 15-jährigen Jubiläum der MEGA 1 brachte Junghans 2005 die Mega 1000 als eine Hommage an den Klassiker auf den Markt.

Neuorientierung in der Holding EganaGoldpfeil

Die Uhrensparte wurde 2000 von der EganaGoldpfeil Holding übernommen, wo sie nun der bekannte Uhrenfachmann Heinz W. Pfeifer betreut; die Wehrtechnik verblieb bei der Diehl-Gruppe. War von der früheren Unternehmensleitung noch an der fortgesetzten Distanzierung von der traditionellen, seit den 80er Jahren aber wiedererstarkten Mechanik festgehalten worden, so setzte sich Pfeifer, der schon die Marken Glashütte Original und Union zu spektakulärem Neuerfolg geführt hatte, für eine grundlegende Neuausrichtung der Junghans-Kollektion in Richtung auf die Mechanikuhr ein. Unter dem Motto „Aus der Tradition in die Zukunft“ wurde die Kollektion grundlegend neu geordnet. Klar strukturiert basierte sie auf drei Säulen und spiegelt damit die entsprechenden Hauptmerkmale der Marke wieder: "Tradition, Innovation und Kontinuität".

So präsentierte das Unternehmen auf der Baselworld 2006 die nach dem Firmengründer benannte Premiummarke Erhard Junghans. Das Ergebnis sind reservierte Kaliber, deren Brückenlayout und Oberflächenfinish Erhard Junghans gestaltet beziehungsweise festlegt. Die solchermaßen modifizierten Werke werden in Schramberg kontrolliert, mit gebläuten Schrauben versehen, reguliert und schließlich eingeschalt. Schrittweise vertieft Erhard Junghans die Entwicklung und Wertschöpfung im eigenen Haus, um den Begriff „Made in Germany“ immer mehr mit Bedeutung zu füllen. So wurde 2008 das erste eigene Handaufzugskaliber J325, welches in der Erhard Junghans 1 Verwendung findet, vorgestellt. In Schramberg erhielt das Kaliber mit 18 Lagersteinen, vier Hertz Unruhfrequenz und 48 Stunden Gangautonomie nicht nur eine eigens entworfene Räderwerksbrücke: Hier entstand auch eine individuell geformte, handgravierte Unruhbrücke, die eine historisch inspirierte Feinregulierung mit verzahntem Regulierhebel und Rückerzeiger sowie hauseigener Gegenfeder und Reguliernocken trägt. Neue Aufzugsräder und das zugehörige Gesperr werten das Kaliber ebenso auf wie das selbst konstruierte Federhaus. Zu guter Letzt wurden die verschraubten Goldchatons bei Erhard Junghans von Hand gedreht. 2011 folgt die Erhard Junghans 2, ebenfalls auf 12 Erxemplare limitiert, mit dem Chronometerwerk J330.

Insolvenz und Übernahme

Der Frankfurter Insolvenzverwalter Dr. Georg Bernsau hat die Junghans Uhren GmbH an einen Investor verkauft. Dr. Hans-Jochem Steim übernimmt gemeinsam mit seinem Sohn Hannes Steim zum 1. Februar 2009 den gesamten Geschäftsbetrieb und alle Sparten der Junghans Uhren GmbH. Mit der übertragenden Sanierung ist die vollständige Herauslösung der Junghans Uhren GmbH aus dem Egana-Konzern abgeschlossen. Es war die Rettung der Junghans Uhren GmbH.


Uhrenmuseum

Literatur

Weiterführende Informationen

Anschrift

Uhrenfabrik Junghans GmbH & Co. KG
Geißhaldenstrasse 49
D-78713 Schramberg
Telefon: +49 (0) 74 22 / 18-0
Telefax: +49 (0) 74 22 / 18-666
Mail: [email protected]

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