IWC - International Watch Co. Schaffhausen/de

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Schweizer Uhrenhersteller

Firmenlogo
IWC, Fabrikgebäude (historischer Stich des 19. Jhdts.)
IWC Katalog von 1895, Machinelle Teilefertigung
frühes Jones-Werk, um1870
IWC Tschopp Kaliber Boston 20 Linien, 1882/3
IWC Digitaluhr um 1890 mit Pallweber Patent
Pieces of Time.
J. Rauschenbachs Erben
International Watch Co IWC Probus-Scafusia Werk Nr. 529938 Geh. Nr. 776613
Internattional Watch Co. Schaffhausener Goldemail Savonnette, ca. 1996 Rheinfall ein Wahrzeichen Schaffhausens
IWC Armbanduhr nach einem Entwurf von Léon Hatot
Große IWC Fliegeruhr
von Siegfried Heindorf (in Berlin ansässig) im Auftrag der Deutschen Luftwaffe am 4. November 1940 angekauft
IWC Destriero Scafusia
IWC Destriero Scafusia Rückseite
IWC GST Deep One - weltweit erste mechanische Taucheruhr mit Tiefenmesser

Unverwechselbare Originale der Zeitmessung, das ist unbestritten die Spezialität der nordostschweizerischen Uhrenmanufaktur IWC Schaffhausen: Die berühmte Da Vinci mit ewigem Kalender zählt ebenso dazu wie die Grande Complication, wohlgemerkt die erste fürs Handgelenk. Aber auch die super-antimagnetische Ingenieur oder Taucheruhren, die sogar dem Druck von 2000 Meter Wassertiefe standhalten und die GST Deep One als erste Taucheruhr mit mechanischem Tiefenmesser seien hier genannt. Von IWC kommen seit Jahrzehnten professionelle Fliegeruhren. Und seit dem Gründungsjahr 1868: die unübertroffenen, hochfeinen Taschenuhren von IWC.


Die Erfolgsgeschichte der IWC

Firmengründung durch einen Amerikaner - International Watch Co.

Dass ein amerikanischer Ingenieur aus Boston, Florentine Ariosto Jones, im Jahre 1868 die "International Watch Co." ausgerechnet in Schaffhausen gründete, war kein Zufall. Den Namen und die Existenz verdankt die Manufaktur am Rhein — also weit weg von den Uhrenzentren der Westschweiz — diesem Amerikaner. Er fand dort, unweit des berühmten Rheinfalls, ein neu errichtetes Wasserkraftwerk für seine Maschinen: ideale Bedingungen für seine Passion, perfekte mechanische Uhrwerke für einen internationalen Markt zu bauen. Bei seinem Vorhaben lernte er, vermutlich in Le Locle, den Uhrenfabrikant und Industriellen Johann Heinrich Moser kennen. Und er fand in Schaffhausen Uhrmacher, deren Beruf bereits eine lange Tradition hatte. Denn im Staatsarchiv Schaffhausen findet sich eine vom 29. Januar 1583 datierte Eingabe der Zunft der Feuerwerker, Büchsenschmiede, Uhren- und Windenmacher an den Rat der Stadt. Sie beweist, dass es in Schaffhausen schon damals das Handwerk der Uhrmacher gegeben haben muss. Wobei sich die Anfänge der Schaffhauser Uhrmacherkunst sogar noch weiter zurückverlegen ließen, bis ins Jahr 1409, in dem ein Mönch aus dem nahegelegenen Kloster Rheinau die Schlaguhr der Kirche St. Johann baute.

Nach zweimaligem Konkurs auf der Straße des Erfolgs

Im Dezember 1875 mußte die Firma Bankrott anmelden. Jones scheiterte, unter anderem wegen der hohen amerikanischen Einfuhrzölle, mit seinem Versuch, die in seinem Unternehmen hergestellten Uhren in sein Heimatland zu exportieren. Insgesamt wurden in der Zeit von 1868 bis 1875 7.667 Uhrwerke in 31 Kalibern hergestellt.

Auch der darauffolgende Inhaber, die Schaffhauser Handelsbank, mit einem weiteren Amerikaner namens Frederik Frank Seeland als neuem Direktor, mußte kapitulieren.

1874 wurde die IWC in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Nach zweimaligem Konkurs wurde IWC 1880 durch den Schaffhauser Landmaschinenfabrikanten Johannes Rauschenbach übernommen. Der neue Mitarbeiter Urs Haenggi aus Nunningen, der im Jahre 1883 in das Unternehmen eintrat, erwies sich als wichtige Stütze, indem er auf Geschäftsreisen wertvolle Kontakte knüpfte. Urs war Meisteruhrmacher und sein Handwerk aus Frankreich und der französischsprachigen Schweiz verfeinert hatte. Herr Haenggi war über ein halbes Jahrhundert lang für IWC tätig und hat dabei die Interessen der Rauschenbachs und die herausragende Tradition des Unternehmens geschützt. Ein weiterer Angestellter, der für die technische Leitung zuständige Johann Vogel aus Wangen an der Aare, sorgte für den reibungslosen Ablauf der Uhrenproduktion, die nun stetig anstieg. Er war es auch jener, der ein neues Nummernsystem für die IWC-Kaliber einführte. Ihm wird auch die Gründung der IWC-Kaliber bis 1919 zugeschrieben, was den Ruf des Unternehmens als Hüter der Genauigkeit seit 1868 festigte. „Chef régleur“ Johann Häberli "Jean" hat vor mehr als einem Jahrhundert Goldmedaillen für IWC gewonnen Er kam 1893 nach IWC. Eine Ur-Ur-Enkelin von Häberli arbeitet heute (2010) im Werk in Schaffhausen.

Im Jahre 1889 hatte die Fabrik 104 Beschäftigte, und im Jahre 1901 waren es bereits 190.

J. Rauschenbachs Erben

Nach dem Tod von Rauschenbachs Sohn im Jahre 1905 wurde die IWC unter anderen an Ernst Homberger-Rauschenbach sowie zu 25% an den Psychoanalytiker Carl Gustav Jung und dessen Frau Emma Marie Rauschenbach-Jung vererbt und firmierte unter J. Rauschenbachs Erben.

Uhrenfabrik von Ernst Homberger Rauschenbach

Ernst Jacob Homberger-Rauschenbach übernahm die IWC 1929 im Alleinbesitz und führte sie bis 1955. Während dieser Zeit trug das Unternehmen den Namen "Uhrenfabrik von Ernst Homberger Rauschenbach". In den 30er Jahren fertigt IWC eine Armbanduhr nach Entwürfen von Leon Hatot. 1940 fertigte IWC 1200 große IWC Fliegeruhren mit den Werknummern 1013801 bis 1015000 des Kaliber 52 T-19''', H 6 S.C. für die Deutsche Luftwaffe. 1000 Stück der großen Fliegeruhren mit den Gehäusenummern 1033201-1034200 wurden an Siegfried Heindorf Berlin geliefert. Während des 2. Weltkriegs, am 1. April 1944, entging das IWC-Fabrikgelände nur knapp der völligen Zerstörung. Die von einem amerikanischen Piloten abgeworfene Bombe schlug genau im angrenzende Gebäude ein und setzte dieses in Brand.

Ernst Homberger wurde im Jahre 1952 durch Verleihung eines Ehrendoktors der Hochschule St. Gallen für seine Verdienste geehrt. Er starb 1955 im Alter von 85 Jahren.

H. E. Homberger AG

Hans Ernst Homberger, der Sohn von Ernst Jacob Homberger-Rauschenbach, übernahm nach dessen Tod die Firma seines Vaters.

Von der H. E. Homberger AG zu Mannesmann

Hans Ernst Homberger, Sohn von Ernst Homberger-Rauschenbach, verkaufte das durch die Goldpreiserhöhung und Dollarsturz angeschlagene Familienunternehmen 1978 an die deutsche VDO Adolf Schindling AG, der außerdem die traditionsreiche Manufaktur Jaeger-LeCoultre gehörte. Beide Uhrenmarken kamen zusammen mit Lange Uhren GmbH 1994 zu Mannesmann. Hans Ernst Homberger starb 1986 im Alter von 77 Jahren.

Die Ära Günter Blümlein

In den schweren Turbulenzen der Schweizer Uhrenindustrie Ende der siebziger Jahre wurden in Schaffhausen unter ihrem begnadeten Patron Günter Blümlein die Weichen — gegen den elektronischen Zeitgeist — auf Mechanik, auf Innovation und auf die technisch anspruchsvolle Männeruhr gestellt. Aus diesem Selbstverständnis entwickelte sich die augenzwinkernde Werbebotschaft: "IWC - seit 1868. Und solange es noch Männer gibt." Denn längst ist die Männeruhr auch ein Frauenthema geworden.

Zu einem Klassiker wird das Modell Ingenieur, das 1955 erstmals erschienen war und 1975, von dem bekannten Uhrendesigner Gérald Genta neu gestaltet, wieder aufgelegt wird. Weitere bekannte Modelle sind die 1948 vorgestellte Fliegeruhr Mark XI, die 25 Jahre lang als Dienstuhr der britischen Luftwaffe in Gebrauch war, sowie ihre sukzessive erscheinenden Nachfolger (Mark XII, Mark XV, Mark XVI), der Flieger-Chronograph und natürlich die von Ferdinand Alexander Porsche gestaltete Reihe Porsche Design by IWC. Diese umfaßt Titanuhren wie die Ocean 2000 und die berühmte, 1978 erschienene Kompaßuhr.

1985 kommt die Da Vinci auf den Markt, ein hochkomplizierter und patentierter Chronograph mit ewigem Kalender und Mondphasenanzeige. Zum 125-jährigen Firmenjubiläum erscheint 1993 die Destriero Scafusia (auf deutsch: Schaffhausener Schlachtross), die ganze 22 hochkomplexe Funktionen in sich vereint. Sie ist auf 125 Stück limitiert und bald ausverkauft.

1978 übernimmt die deutsche VDO Adolf Schindling AG die Aktienmehrheit der IWC. 1991 gründet der IWC-Direktor Günter Blümlein die LMH-Gruppe mit Sitz in Schaffhausen. Sie hält 100% an der IWC, 60% an der traditionsreichen Manufaktur Jaeger-LeCoultre und 90% an der wiederbelebten sächsischen Uhrenfabrik A. Lange & Söhne und beschäftigt insgesamt rund 1440 Mitarbeiter.

Im Jahr 2000 wird Mannesmann an die britische Vodafone verkauft. Anschließend übernimmt die südafrikanische Richemont-Konzern (Fam. Rupert) die Mannesmann-Uhrengruppe LMH zu einem Preis von 2.8 Milliarden Franken[1]. Durch die Übernahme wird die Eigenständigkeit und Kontinuität der LMH-Marken als geschlossene Einheit unter dem bestehenden Management weiterhin gewährleistet. 2001 hat IWC 400 Beschäftigte und eine Jahresproduktion von rund 44.000 Uhren.

Technische Innovationen

Originale der Zeitmessung sind schon bald nach der Firmengründung entstanden, wie beispielsweise die Pallweber-Taschenuhr mit digitaler Anzeige, heute ein gesuchtes Sammlerstück. Als einer der ersten Uhrenhersteller erkannte IWC Ende des 19. Jahrhunderts das große Potential der aufkommenden Armbanduhr, für die ganz neue Werke entwickelt wurden. Aber andererseits baute sie auch Original-Taschenuhrwerke in Armbanduhren ein, als der Markt in den dreißiger Jahren große Präzisionsarmbanduhren verlangte. So entstand die Portugieserlinie — Trendsetter der Armbanduhr im "Kingsize"-Format bis heute.

IWC war dabei, als die Uhren mit den Pionieren der Luftfahrt fliegen lernten — und verfügt heute über ein umfangreiches Programm professioneller Fliegeruhren, die mit einem besonderen Magnetfeldschutz ausgerüstet sind. Und in den fünfziger Jahren hielt sie beim Wettlauf um die ersten Automatikwerke nicht nur an der Spitze mit, sondern entwickelte mit dem sogenannten Pellatonaufzug ein unübertroffenes Aufzugssystem, das heute wieder exklusiv in ihren großen Automatik-Manufakturwerken arbeitet.

Die Sonderstellung der IWC

Die Sonderstellung der IWC hat ihren Grund nicht allein in der Geschichte, sondern auch in der Geographie. So ist sie auch heute noch die einzige Uhrenmanufaktur in der Ostschweiz, und gerade deshalb ist es für die Manufaktur Verpflichtung und Passion zugleich, selbst für qualifizierten Nachwuchs in der Herstellung mechanischer Uhren zu sorgen. Die Lehrlingsausbildung mit dem eidgenössischen Abschlussdiplom eines Horloger complet ist bei IWC Leistungsstandard seit 1950. Das führte 1968 zur Gründung eines eigenen Ausbildungszentrums mit 15 Lehrstellen und zwei Weiterbildungsplätzen. 2001 trat ein neues Ausbildungsreglement in Kraft, das angehenden Uhrmachern und Uhrmacherinnen flexiblere Möglichkeiten bietet.

Die handwerkliche Perfektion, die Ausbildung ihrer Fachleute, der Verzicht auf die Herstellung von Massenprodukten: das alles entspricht dem alten Grundsatz der IWC, Uhren für Wenige zu machen, aber dafür von höchster Qualität. Das ist auch der Grund, weshalb die Uhren bei sorgfältiger Pflege Jahrzehnte überdauern. Und weshalb sie heute Sammlerraritäten sind, die auf der ganzen Welt Liebhaberpreise erzielen.

Seit Bestehen der Firma kommen von IWC immer wieder bedeutende Impulse für die mechanische Uhr. Mit ca. 500 Mitarbeitern fertigt die Manufaktur die begehrten Stücke und legt trotz einer beachtlichen Jahresproduktion von ca. 70.000 Uhren mehr Wert auf klassischen und hochwertigen Uhrenbau als auf hohe Stückzahlen.

Weiterführende Informationen

Uhrenmodelle

Uhrwerke

Archiv

Literatur

David Seyffer

Christian Pfeiffer-Belli

Reinhard Meis

Hans-F. Tölke

Jörg Michael Mehltretter

Rüdiger Bucher

Gerd-Lothar Reschke

Jürgen King

  • IWC, Autor: Jürgen King, April 2001

Anschrift

International Watch Co.
Baumgartenstr. 15
CH-8200 Schaffhausen
Tel. +41 (0) 52/635 65 65

Externe Links

Quellen

  1. siehe Bericht vom 21. Juli 2000 in www.news.ch: Richemont übernimmt LMH-Uhren für 3 Mrd. Franken (Stand: 26.1.2008)