VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB)/de
VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB)
Deutscher Uhrenhersteller
.
Die Entstehung der GUB
Die Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) wurden am 1. Juli 1951 durch Zusammenschluss des größten Teils der in der damaligen sowjetisch besetzten Zone Deutschlands (SBZ) enteigneten und in "Volkseigentum" überführten Glashütter Uhren- und Feinmechanischen Betriebe, gegründet. Auch die erst 1948 zu VEB Mechanik Lange & Söhne verstaatlichte Firma VEB Mechanik Lange & Söhne wurde in den neu gegründeten Betrieb integriert.
Dazu gehörten weiterhin die vormaligen Betriebe:
- VEB UROFA und UFAG mit der Abteilung Basalt (Uhrsteinfertigung)
- VEB Feintechnik (vormals Gössel & Co. Bzw. Burckhard)
- VEB Meßtechnik (vormals Mühle & Sohn)
- VEB Estler (Gehäusefertigung)
- VEB Liwas (vormals Otto Lindig)
- Lehrkombinat „Makarenko“
Mit dem Zusammenschluss erfolgte eine Unterteilung in einen Uhren- und einen Gerätesektor. Parallel dazu erfolgte eine Bereinigung des Produktionssortimentes.
Während der Uhren- und der Gerätebau einschließlich der Schiffsuhrenproduktion in Glashütte verblieben, wurde die Produktion von Messgeräten, Tachometern und Kraftstoffpumpen in andere Spezialbetriebe verlagert.
Die Produktion von Kamin-, Tisch-, Wand- und Küchenuhren, die bisher vom VEB Feintechnik in Glashütte gebaut wurden, wurde dem VEB Feintechnik Sonneberg übertragen.
Zu den Pionieren der ersten Zeit gehörten u.a. der technische Leiter Ing. Helmut Klemmer, der Glashütter Regleur- und Chronometermacher Gustav Gerstenberger sowie der Werkzeugmacher und Konstrukteur Ing. Karl Nitsche. Neben der laufenden Produktion der neu eingegliederten Betriebe, lagen bereits im September 1951 die maßgeblich von Helmut Klemmer entwickelten Konstruktionsunterlagen für eine neue 12 ½ linige Armbanduhrwerkfamilie (Kaliber 60 bis 60.3) vor.
Die ersten Uhrwerke
In den ersten Jahren wurden folgende Werke entwickelt/konstruktiv überarbeitet und produziert:
Die von VEB Mechanik Lange & Söhne übernommenen Q1 Kaliber 28 & 28.1 wurden als Q1 Güteuhren der GUB Kaliber 28 & 28.1 von September 1951 zuerst nur mit GUB Zifferblattsignatur und noch im selben Jahr, nach Auslieferung der letzten Werke mit dem Lange Signet, auch mit dem GUB Logo auf der Räderwerkbrücke bis 1957 weiter produziert.
- Formwerk für Herrenarmbanduhren GUB 62
- Dieses Werk entsprach weitestgehend dem Kaliber Urofa 581
- Formwerk für Damenarmbanduhren GUB 63
- Dieses Werk entsprach weitestgehend dem Kaliber Urofa 542
Armband-Chronografen-Werk GUB 64
Dieses Werk wurde nach dem Vorbild Urofa 59 entwickelt.
Stoppuhrwerk GUB 65 (unter Verwendung der Gangpartie von Lange 48) Die Produktion wurde nach Abschluß der Konstruktion 1953 zum VEB Uhren und Maschinenfabrik Ruhla verlagert.
1954 wurde auf der Basis der Kaliber 60, 60.1 und 60.3 mit der Entwicklung einer neuen Generation von Armbanduhren mit Datum- und Wochentaganzeige begonnen. Es entstanden aus dem Kaliber 60 das Kaliber 66 und aus dem Kaliber 60.1 das Kaliber 66.1. Beide Kaliber wurden ausschließlich in Doublegehäuse eingeschalt. 1957 wurden beide Kaliber vor ihrer Markteinführung ausführlich in einem Artikel des Ingenieurs der VEB Glashütter Uhrenbetriebe Ernst Frankenstein in der Fachzeitschrift Feinmechanik und Optik beschrieben. Die geplante und bis zur Nullserie entwickelte Güteausführung des Kalibers 66.3, entwickelt aus dem Güteuhrkaliber 60.3, wurde nicht mehr in die Serienproduktion aufgenommen.
Von Anfang an wurde entsprechend der Glashütter Tradition ein hohes Qualitätsniveau bei der Armbanduhrenherstellung vorgegeben und bei allen Uhrwerksentwicklungen durchgehalten. Bei den mechanischen Armbanduhren wurden ausschließlich vielsteinige Werke entwickelt und hergestellt. Die Werke haben sehr gute Gangeigenschaften, sind servicefreundlich aufgebaut und äußerst langlebig. Viel Werke aus den 50-er Jahren haben eine höhere Lebensdauer als die meist aus verchromtem oder vergoldetem Messing bestehenden Gehäuse erreicht. In der DDR waren die Glashütter Uhren die Spitzenqualität und verglichen mit den Einkommen recht teuer. Auch die verwendeten Gehäuse – zunächst in großem Maße in Süddeutschland und vom französischen Hersteller Le Bélier zugekauft, später in Weimar und Zwickau hergestellt – hatten ein hohes Qualitätsniveau. Interessanterweise wurde das bereits bei Lange & Söhne kurz nach der Zwangsverstaaatlichung zum VEB Lange eingeführte Gütezeichen Q1 von den Glashütter Uhrenbetrieben für die sogenannten Güteuhren und Chronometer weiter genutzt, später wurde es dann in der DDR zum Gütezeichen für international konkurrenzfähige Spitzenprodukte und wurde auch für andere Industriegüter mit bester Qualität verwendet.
Die Uhrwerksentwicklung in den Folgejahren
In den folgenden Jahren wurden nachfolgende Werke entwickelt und produziert:
- Rundes Werk für Herrenarmbanduhren GUB 67/68 mit automatischem Aufzug (Automat) und GUB 69/70 mit Handaufzug sowie GUB 70.1 sowie GUB 70.1 & GUB 70.3 als Güteuhren oder Chronometer
- Präzisionsmehrzweckuhrwerk GUB 71
- Das Werk kam als Flugzeugborduhr zum Einsatz.
- Formwerk für Damenarmbanduhren GUB 72
- Dieses Werk erhielt später die Bezeichnung Kaliber GUB 08-20, die Weiterentwicklung ist das Kaliber GUB 09-20
- Der auch für dieses Werk verwendete Name Spezimatic ist eine Abkürzung für Spezialautomatic.
- Der auch für dieses Werk verwendete Name ist Spezichron .
Güteuhren der Glashütter Uhrenbetriebe VEB
Das Sortiment der Güteuhren umfasste bereits bei Gründung der Glashütter Uhrenbetriebe im Juli 1951 besonders ganggenaue Chronometer, Beobachtungsuhren sowie zwei Armbanduhrvarianten. Es handelt sich dabei im Einzelnen um das Einheitschronometer Kaliber 100, die Beobachtungsuhr Kaliber 48 und die beiden Armbanduhrkaliber 28 & 28.1, die das Nachkriegssortiment der 1948 verstaatlichten Firma A. Lange & Söhne, des VEB Mechanik Lange & Söhne, darstellten.
Mit der Eingliederung des VEB Mechanik Lange & Söhne
in die GUB wurde auch die gesamte Güteuhrenproduktion übernommen und mit dem Signet „GUB“
der neu entstandenen Firma, zuerst nur auf den Zifferblättern und nach Verbrauch der vorproduzierten Halbfabrikate auch auf den Werken, ausgestattet.
Ob es sich bei dem bereits vor der Gründung der DDR (07.10.1949) bis 01.06.1951 von der Firma VEB Mechanik Lange & Söhne verwendeten Q1 Zeichen auf den Zifferblättern der Armbanduhren 28 & 28.1 um ein firmeneigenes Logo für diese Uhren gehandelt hat, oder bereits um ein z. B. vom Land Sachsen genehmigtes Gütezeichen handeln könnte, ist derzeit noch Gegenstand von Recherchen (siehe Diskussion).
Diese Güteuhren haben alle eine auf der Platine unterhalb der Unruh geprägte und in noch vorhandenen Verkaufsbüchern nachweisbare Werknummer.
Aufgrund dieser Tatsache lässt sich heute noch sowohl die Echtheit als auch das Verkaufsdatum nachweisen. Eingeschalt waren diese Güteuhren in der Regel in verchromten oder vergoldeten Messinggehäusen. Eine geringe Stückzahl wurde auch in aus Pforzheim zugekauften Goldgehäusen eingeschalt, was ebenfalls mittels der Verkaufsbücher nachweisbar ist. Bis zum Auslaufen der Produktion der Güteuhren dieser Kaliber konnte das hohe Qualitätsniveau der Produkte trotzt Schwierigkeiten in der Materialversorgung gehalten werden.
Von dem auf der Basis der Urofa Herrenarmbanduhr Kaliber 581 serienmäßig hergestellten 15 steinigen Kaliber 62.2 der GUB wurde 1952 eine 18 steinige stoßgesicherte Güteausführung mit vergoldeter, nicht geschlitzter Gewichtsunruh mit 16 Schrauben und dezentraler Sekunde entwickelt, aber nicht in die Serienproduktion übernommen. So wurden, wie auch schon bei Kurt Herkner und Werner Heinrich beschrieben, davon nur zwischen 40 und 50 Stück im Musterbau gefertigt. Diese Uhren, die sich werkseitig durch die vergoldete Gewichtsunruh und vor allem durch das Steinlager des Minutenrades deutlich von der Serienproduktion des Kalibers 62.2 unterscheiden lassen, sind auch nicht in den Handel gekommen.
Mit der 1952 eingeführten Neuentwicklung der GUB Armbanduhr Kaliber 60 in den Ausführungen dezentrale Sekunde (Kaliber 60) und Zentralsekunde bei der Variante 60.1, war die Basis für eine neue Generation Güteuhren der GUB gelegt. 1954 wurden aufbauend auf der neuen Kalibergeneration 60 die veredelten Gütewerke 60.2 mit dezentraler und 60.3 mit Zentralsekunde, jeweils in den Ausführungsvarianten mit 16 oder 18 Steinen, mit und ohne Stoßsicherung, zu einem Preis von ca. 200,- Mark in mit 20 Mikron vergoldeten Importgehäusen oder auch in einheimischen verchromten Gehäusen serienmäßig auf den Markt gebracht.
Um den Anforderungen des Gütezeichen Q1 zu entsprechen, waren neben dem Erreichen einer hohen Ganggenauigkeit die Gütewerke auch noch weiter technisch & optisch aufgewertet worden. Neben der teilweisen Verwendung gepresster Goldchatons und einer vergoldeten Gewichtsunruh mit 16 Schrauben, wurden auch, nach alter Glashütter Tradition, Kron- und Sperrrad mit dem Glashütter Sonnenschliff versehen. Während man die Produktion der von A. Lange & Söhne entwickelten Güteuhren Kaliber 28 & 28.1 1957 eingestellt hat, wurden die der Kaliber 60.2 & 60.3 noch bis 1960/61 weiter produziert. Siehe dazu auch Werkfamilie GUB 60.
Aus den 1956 aus dem Grundkaliber 60 heraus entwickelten Armbanduhren mit Datum- und Wochentagsanzeige, den Kalibern 66 & 66.1, war ebenfalls die Produktion einer Güteuhrvariante geplant. Dieses Kaliber 66.3 ist zwar bis zur Nullserienreife entwickelt und im Musterbau sind auch wenige Exemplare gefertigt worden, aber in die Serienproduktion wurde dieses Kaliber nicht übernommen.
1959 war auch die Entwicklung des Präzisionsmehrzweckuhrwerkes GUB 71, einer 22 steinigen Flugzeugborduhr mit Chronogaphenfunktion und einem beheizbaren
8-Tage Laufwerk, abgeschlossen.
Neben den bis 1976 gebauten mechanischen Schiffschronometern ist auch dieses Bordinstument aufgrund seiner höchsten Anforderungen genügenden Gangeigenschaften als Güteuhr anzusehen.
Inzwischen war mit den Kalibern 67.1 bis 70.3 die Entwicklung der nächsten, noch weiter standardisierten Armbanduhrgeneration der GUB abgeschlossen und stand vor der Einführung in die Serienproduktion.
Dabei ist zu beachten, dass es sich bei dem für einen speziellen Exportauftrag mit zwei zusätzlichen Decksteinen versehenen Werkkaliber 68.1 - welches dann die Kaliberbezeichnung 68.4 erhielt und nur in einer geringen Stückzahl für diesen einen Exportauftrag gefertigt wurde - um keine echte neue Werksentwicklung und auch nicht, wie gelegentlich beschrieben, um eine Güteuhr im herkömmlichen Sinne handelt.
Ziel war es bei der Entwicklung der neuen Werkfamilie unter anderem auch mit den geplanten Güteausführungen, erstmalig ein chronometerfähiges Armbanduhrwerk der DDR aus Eigenproduktion auf den Markt zu bringen, welches auch auf dem nicht sozialistischen Markt Absatzchancen haben sollte. Erreicht wurde diese Zielstellung erstmalig Anfang der 1960er Jahre mit der 17-steinigen Güteausführung des Kalibers 70.1. In der höchsten Qualitätsstufe Q1 ebenfalls mit vergoldeter Gewichtsunruh mit 16 Schrauben gefertigt und in 5 Lagen geprüft, wurden die für Chronometerwerke geforderten Werte bei einem Teil der Werke erreicht. Der überwiegende Teil dieser Güteproduktion wurde an das Versandhaus Quelle in die Bundesrepublik Deutschland geliefert. Von in den größerer Stückzahl meist auch in den größeren & moderneren Gehäusen (36 mm) verbauten Güteuhren des baugleichen Kalibers 70.3, die ebenfalls das Gütezeichen Q1 und jetzt teilweise auch den Zifferblattaufdruck „Chronometer“ trugen, kamen auch wieder mehr Güteuhren auf den heimischen Markt. Allerdings kann man nur den Teil der Güteuhren des Kalibers 70.3 als Chronometer bezeichnen, die neben dem Zifferblattaufdruck auch die entsprechende Bodenprägung des DAMW aufweisen (ringförmiger 2-facher Schriftzug "Chronometer staatlich geprüft"), was beim Verkauf mit einem entsprechenden Chronometerzertifikat dokumentiert wurde. Das Zertifikat wurde vom Hersteller ausgestellt. Die Werte der Gangprüfung (Gangschein) konnte der Käufer gegen Kostenerstattung anfordern und erhielt dann eine amtliche Kopie vom DAMW. Siehe dazu auch Werkfamilie GUB 70.
Mit der Einstellung der Produktion des Kalibers 70.3 endete 1970 die in der bisher üblichen Form aus der Serienproduktion herausgehobene, begrenzte Fertigung von Güteuhren bei den Herrenarmbanduhrkalibern. Mit den 1965 auf der Leipziger Messe vorgestellten und ausgezeichneten Automatikwerken vom Kaliber 74 & 75 war es der GUB erstmals gelungen ein mit seinen sehr guten Gangeigenschaften weltmarktfähiges Spitzenprodukt auf den Markt zu bringen, das schon in der Standardserienproduktion den hohen Ansprüchen, die man an eine Güteuhr stellte, gerecht wurde. Bei der Markteinführung war es immerhin das flachste Automatikwerk weltweit. Nicht zuletzt seinen guten Qualitätseigenschaften ist es geschuldet, dass „Spezimatic“ auch heute noch ein bekannter Begriff auf dem Uhrensektor ist. Das Gütezeichen Q1 wurde jetzt nicht mehr auf Zifferblatt oder Werk gezeigt, sondern war nur noch auf den Garantieurkunden ersichtlich. Gleiches gilt auch für die letzte Innovation der GUB bei den mechanischen Herrenarmbanduhren, dem Kaliber 11 „Spezichron“ mit automatischem Aufzug in den Ausführungen 11-25, 11-26 und 11-27.
Auch bei den Damenarmbanduhren gab es bei den GUB Bestrebungen zu einer Produktion von Güteuhren. Basierend auf dem Damenarmbanduhrwerk Kaliber 542 der Urofa bestand seit 1951 die Serienproduktion des Kalibers 63. Eine Güteausführung bei der die Lagersteine teilweise chatoniert waren, wurde zwar unter der Kaliberbezeichnung 63.2 entwickelt und im Musterbau bis 1959 auch wenige Werke gefertigt, aber nicht in die Serienproduktion überführt.
Erst 1971 kam es über die Werksinnovationen 08-20 und 09-20 zu der Serienproduktion eines Güteuhrkalibers mit der Bezeichnung 09-60. Von diesem 5 ½ linigen, 19 steinigen Gütewerk mit Ringunruh und Stoßsicherung wurden dann in den Jahren bis 1990 nur ca. 2000 Stück produziert.
In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre, den letzten der DDR, aber nicht der Produktion mechanischer Herrenarmbanduhren in Glashütte, wurde nochmals an der Entwicklung einer höchsten Ansprüchen genügenden Güteuhr, diesmal zeitgemäß mit automatischem Aufzug, gearbeitet.
Zur Produktion dieser Uhr des Kalibers GUB 10-30 kam es dann aber erst 1990, nach der Umwandlung des VEB Glashütter Uhrenbetriebe in die Glashütter Uhrenbetrieb GmbH.
Dieses auch wieder mit dem Glashütter Sonnenschliff veredelte Werk wurde dann bis zur endgültigen Privatisierung 1994 gebaut.
Das Werk wurde in zwei Qualitätsstufen gefertigt und in verschiedene Gehäuse eingeschalt.
Darunter befanden auch auf 999 Stück limitierte Sondereditionen in 18 Karätigen Goldgehäusen.
Prüfungsarbeiten zur Gesellen- & Meisterprüfung des Uhrmacherhandwerks in der ehemaligen DDR
In den 1950 Jahren, der Hochzeit der mechanischen Armbanduhr, war der Uhrmacher noch integraler Bestandteil des Alltagslebens in jeder Stadt und jedem größerem Ort.
Der anspruchsvolle und interessante Beruf des Uhrmachers war der Wunsch so manchen Kindes und Jugendlichen, welches oft staunend im Geschäft des Uhrmachers dem Ticken und schlagen unzähliger Uhren an den Wänden und in den Auslagen lauschte.
Nach einer dreijährigen Lehrzeit hatte man in diesem Beruf lange noch nicht „ausgelernt“ und bis zu einer Meisterprüfung vor der Prüfungskommission der Handwerkskammer war es noch ein langer Weg.
In der ehemaligen DDR waren es zum Beispiel die Uhrwerke der Kalibergruppe 60 aus der Produktion der Glashütter Uhrenbetriebe, die beliebte Objekte zum Anfertigen von Prüfungsarbeiten waren.
Die gezeigten Arbeiten sollen ausschnittsweise verdeutlichen, welches Potential und welche Innovationsfähigkeiten bei den angehenden Gesellen und Meistern vorhanden waren, die sich aber in den engen Grenzen eines planwirtschaftlichen Systems leider nicht voll entfalten konnten.
Heute gibt es nur noch wenige von diesen Spezialisten. Doch diese sind wieder sehr gefragt.
Erst kürzlich wurde in der Bundesrepublik Deutschland das Berufsbild des Uhrmachers um den Beruf des Uhrenrestaurators erweitert worden (Siehe dazu das PDF der Agentur für Arbeit mit der Tätigkeitsbeschreibung eines Uhrenrestaurators/-restauratorin vom 31.10.2005). Nach Lehre und praktischer Erfahrung oder Meisterprüfung kann man durch eine nochmalige Weiterbildung den Abschluss eines Uhrenrestaurators erwerben und ausüben. Im Zuge der Harmonisierung des Europäischen Rechts musste 2006 allerdings auf den Großen Befähigungsnachweis (Meister) als Grundlage für die Ausübung des Uhrmacherhandwerks verzichtet werden.
Auszüge aus dem 1953 in der damaligen DDR gültigen Berufsbildes für Uhrmacher
Diese Auszüge verdeutlichen, wie anspruchsvoll eine Ausbildung zum Uhrmacher war und auch heute wieder ist.[3]
Die Arbeitsgebiete eines Uhrmachers beinhalten:
Reparaturarbeiten an Hakenganguhren mit Geh-, Schlag-, Kuckuck- und Wachtelwerken.
Weckeruhren von der billigsten bis zur besten Qualität. Hausuhren, Pendulen, Regulatoren mit l/2 und 1/4 Schlag. Antike Uhren mit astronomischen Laufwerken.
Taschenuhren von Massenfabrikation bis zur feinsten Glashütter Präzisionsuhr. Armbanduhren von 13 bis 5 1/4" in allen technischen Ausführungen. Stoppuhren von 1/5 bis 1/1oo Sekunde.
Erwünscht war weiterhin die Reparaturen an elektrischen Uhren, Kontroll- und Signalanlagen mit Stark- und Schwachstrom sowie an feinsten Präzisionstaschenuhren mit Schlagwerk und besonderen Hemmungsteilen, Chronografen, Telemetern und Armbanduhren unter 5 1/4".
Die folgenden Kenntnisse und Fertigkeiten sollten in der Lehrzeit vermittelt werden:
Feilen, Bohren, Drehen, Richten, Biegen, Absägen, Senken, Nieten, Trennen, Gewindeschneiden, Messen, Anreißen, Einpassen, Schleifen, Polieren, Härten.
Weich- und Hartlöten. Wälzen von Rädern aller Art.
Anfertigen von Teilen aus Roh- bzw. Halbfabrikaten. Füttern von Lagern bei Großuhren, Ersetzen von Lagersteinen durch Einpressen und Fassen bei Taschen- und Armbanduhren.
Eindrehen von Zylindern- und Unruhwellen. Anfertigen von Aufzugwellen, Stellhebeln und Auslösungshebeln aus Rohmaterial bei Groß- und Kleinuhren.
Anfertigung kleiner Werkzeuge, wie Bohrer, Gewindeschneideisen und Fassonstichel
Pflege und Instandhaltung der Werkzeuge, Präzisionsmaschinen und der Einrichtungen.
Lesen und Anfertigen von Zeichnungen und Werkstattskizzen. Regulieren an Uhren aller Art.
Lehrplan für das Uhrmacherhandwerk 1. Lehrjahr:
a) Grundforderungen:
1. und 2. Vierteljahr: Kenntnisse der Werkzeuge. Einführung in die Metallkunde. Flach- und Rundfeilen, Bohren, Schleifen, Drehen.
3. Vierteljahr: Polieren. Härten der Metalle. Messen
nach 1/1oo mm.
4. Vierteljahr: Anfertigung von Schrauben. Schleifen
und Polieren.
b) Praktische Arbeiten:
1. Vierteljahr: Reparatur einer einfachen Uhr mit
Hakenhemmung. Erklärung der Hakenhemmung.
2. Vierteljahr: Reparatur am Babywecker. Erklärung
der Stiften- und der Grahamhemmung.
3. Vierteljahr: Reparatur an Schlaguhren mit Graham-
hemmung.
4. Vierteljahr: Spiralarbeiten. Einstellen von Graham-Hemmung.
c) Kundendienst:
1. Vierteljahr: Uhrenarten und Warenkenntnisse.
2. Vierteljahr: Postabfertigung. Mithilfe bei Bestellungen.
3.Vierteljahr: Dekorieren des Schaufensters. Reklamevorschläge.
4. Vierteljahr: Aufstellen von Uhren beim Kunden.
Lehrplan für das Uhrmacherhandwerk 2. Lehrjahr:
a) Grundforderungen:
1. Vierteljahr: Dreharbeiten mit Support und Wiederholungsarbeiten.
2. Vierteljahr: Bohrarbeiten (feine Löcher) und Wiederholungsarbeiten.
3. Vierteljahr: Arbeiten an Aufzugwellen und Wiederholungsarbeiten.
4. Vierteljahr: Anfertigung von Zeigestellhebeln.
Eindrehen eines Triebes.
b) Praktische Arbeiten:
1. Vierteljahr: Einführung zur Stiluhr. Einsteckweckeruhr.
2. Vierteljahr: Reparaturen an Bavariaweckern und Wiederholung an allen Großuhren.
3. Vierteljahr: Einführung in die Zylindertaschenuhr.
4. Vierteljahr: Einführung zur Ankertaschenuhr.
Reparatur von Reiseuhren mit Schlagwerk.
c) Kundendienst:
1. und 2. Vierteljahr: Berechnungen der Reparaturpreise.
3. Vierteljahr: Ladentätigkeit — Kundendienst.
4. Vierteljahr: Eintragung in die Reparaturbücher.
Lehrplan für das Uhrmacherhandwerk 3. Lehrjahr:
a) Grundforderungen:
1. Vierteljahr: Anfertigung von Hebelfedern aller Art.
Eindrehen eines Tampons.
2. Vierteljahr: Eindrehen von Unruhwellen und Wiederholungsarbeiten.
3. Vierteljahr: Setzen neuer Eingriffe und Wiederholungsarbeiten.
4. Vierteljahr: Vertiefung der erworbenen Kenntnisse
und Fertigkeiten.
b) Praktische Arbeiten:
1. Vierteljahr: Spiralarbeiten. Ersetzen von Lagersteinen.
2. Vierteljahr: Reparaturarbeiten an besseren Taschenuhren.
3. Vierteljahr: Aufsetzen neuer Spiralen. Einführung
zur 10 1/2" Uhr, erwünscht 8 3/4" Uhr. Einführung in die
Regulage.
4. Vierteljahr: Vertiefung der erworbenen Kenntnisse
und Fertigkeiten und Wiederholungsarbeiten.
c) Kundendienst:
1. Vierteljahr: Einführung in die Buchführung
2. Vierteljahr: Vertiefung der Buchführungskenntnisse
3. Vierteljahr: Kalkulation der Reparaturarbeiten an
Taschen- und Armbanduhren.
4. Vierteljahr: Vertiefung der erworbenen Kenntnisse
und Fertigkeiten und Wiederholungsarbeiten.
Die Bereiche Zeichnen, Berechnungen sowie Fachkunde sind im Lehrplan der Berufsschule enthalten.
Präsentation der Meisterarbeit von Uhrmacher Meister Horst Orthmann / Neustadt-Glewe
Die hier vorgestellte sehr aufwendige Überarbeitung & Verfeinerung einer Armbanduhr der Glashütter Uhrenbetriebe vom Kaliber 60 war Bestandteil der Prüfungsarbeit von Uhrmacher Meister Horst Orthmann zum Ablegen der Meisterprüfung vor der Prüfungskommission der Handwerkskammer des Bezirkes Schwerin (Land Mecklenburg) im Jahr 1957.
Bei diesem Meisterstück vom Kaliber 60 waren folgende Aufgabenstellungen zu lösen:
Anfertigung und Montage verschraubter Chatons auf der Räderwerkbrücke
Anfertigen und Montage einer Unruhwelle mit Hebelscheibe
Anfertigung und Montage einer Ankerbrücke
Anfertigung und Montage eines Rückerzeigers
Anfertigung und Montage des oberen Minutenradlagers
Anfertigung und Montage eines Federkerns mit verlängerten Vierkant und verschraubten Sperrrad
Durch die bereits Anfang der 1950er Jahre erfolgte Umstrukturierung der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte zur Ingenieurschule für Feinwerktechnik, waren die Uhrmachermeister sozusagen die Letzten ihres Standes, die noch Gesellen ausbildeten. Eine hohe Verantwortung für den altehrwürdigen Berufsstand, auch wenn sich zu Ende der 1950er Jahre die Zukunft der elektischen und später der Quarzuhr, mit den bekannten Folgen für den Berufsstand, bereits am Zeithorizont abzuzeichnen begann. Die hier gezeigten Arbeiten stellen nur einen kleinen Ausschnitt aus dem viel breiteren Spektrum der bei den Handwerkskammern der 14 Bezirke der ehemaligen DDR, vorgelegten Prüfungsarbeiten dar. Sie alle sind Beleg für die Fähigkeiten der Uhrmacher, die heute wieder sehr gefagt sind.
Sondereditionen der Glashütter Uhrenbetriebe VEB
Zur Klärung, was gemeinhin unter diesen so genannten Sondereditionen zu verstehen sein sollte, erscheint es angebracht den Begriff Sonderedition, der ja aus anderen Bereichen wie zum Beispiel aus dem Verlagswesen entlehnt wurde, im Hinblick auf diese Uhren der GUB zu definieren. Aus dem lateinischen stammend, bezeichnet er eine eingeschränkte Ausgabe einer Serie mit besonderen Merkmalen gegenüber der größeren Standardausgabe. Im konkreten Falle sind Uhren der GUB gemeint, die von Seiten des Herstellers her, gegenüber der jeweiligen Standardserie Besonderheiten aufweisen.
Dabei ist es unerheblich, ob es sich im Einzelnen um Ausstattungen des Uhrwerkes, Oberflächenveredelungen, Sonderzifferblätter, besondere Gehäuse oder eine Kombination dieser Merkmale handelt.
Zu trennen davon sind jedoch GUB Uhren, die von Institutionen oder Betrieben der DDR aus der normalen Serienproduktion heraus zu Auszeichnungszwecken erworben und im Nachhinein mit den verschiedensten auf den Anlass bezogenen Gravuren oder Prägungen des Deckels versehen wurden.
Streng davon zu trennen sind auch Einzelstücke von Werksausführungen, besonders bei der Kalibergruppe 60, mit diversen Sonderausstattungen, wie z.B. Feinregulierung, gepresste bzw. geschraubte Chatons oder entsprechende Oberflächenveredelungen von Werken bzw. Gehäusen, die nicht dem Werkstandard entsprachen & nicht speziell von den GUB gefertigt wurden (siehe Bild).
In der Regel handelt es sich dabei um Prüfungsarbeiten für die Gesellen- oder Meisterprüfung.
Bereits in den 1950er Jahren gab es bei verschiedenen Kalibern Editionen, die man aus heutiger Sicht in die Rubrik Sondereditionen einordnen sollte.
- So existieren z.B. beim Kaliber GUB 28 & GUB 28.1 eine Reihe mit Werk- und Gehäusenummern aufgelisteter Uhren in 14 Karat Goldgehäusen.
- In der Kalibergruppe 60 existiert eine nicht genau bekannte, kleine Anzahl von signierten und unsignierten, fein mit Streifenschliff auf Brücken und Kloben dekorierten Werken, wo bisher weder der Zweck noch der Anlass der Produktion bekannt ist, die man per Definition durchaus dazu zählen sollte.
- Die 18-steinige Ausgabe des Kalibers 62.2 und die mit Chatons versehene Edition des Damenuhrkalibers GUB 63.2 wären ebenfalls als Sondereditionen zu betrachten.
Eigentlich sollte man auch die lediglich für einen Exportauftrag mit zwei zusätzlichen Decksteinen versehene Edition des Kaliber GUB 68.4 dazuzählen, da es sich bei dieser einmaligen Auflage streng genommen nicht um ein neues Kaliber im eigentlichen Sinne, sondern eher um eine Modifikation des Kalibers GUB 68.1 handelt.
In den 1960er und 1970er Jahre werden mit den in verschiedenen Goldgehäusen eingeschalten Spezimatik Werken der Kaliber GUB 74 & GUB 75 wiederum Sondereditionen gefertigt, deren genaue Anzahl bisher genau so wenig bekannt ist, wie die Zahl ihrer Variationen. Auch die vergoldete Ausführung der Spezimatik Kaliber GUB 75 (auch Goldfuchs genannt), die mit 06-66 signiert wurde, ist mit ihrer geringen Auflage aus dem 1. Quartal 1977 den Sondereditionen zu zurechnen.
Ebenfalls zu den Sondereditionen zu zählen sind die zu einem besonderen Anlass von Institutionen des Staates, der Parteien oder gesellschaftlichen Organisationen zu Auszeichnungszwecken bei den GUB mit einer festgelegten Auflage in Auftrag gegebenen und komplett von den GUB gefertigten Uhren. Dazu zählen z.B. die Uhren aus der Spezimatikreihe für die Erbauer des „Palastes der Republik“ 1975, die Uhren zum 20. Jahrestag der NVA (Nationale Volksarmee) 1976, die Uhren "30 Jahre DBD" (Demokratische Bauernpartei Deutschlands) 1978 und die Uhren zu verschiedenen Parteitagen der SED, für die aber grundsätzlich keine speziellen Werkausführungen verwendet wurden. Bei diesen Aufträgen war in der Regel, außer der Auflagenhöhe, auch die Gehäuseform, die Gestaltung des Zifferblattes & damit in Zusammenhang stehend teilweise auch eine spezielle Deckelprägung oder Deckelgravur vorgegeben.
Wie schon erwähnt, würden demnach per Definition die aus der Serienproduktion stammenden Uhren, die zu den verschiedensten Anlässen von den vorgenannten Institutionen bezogen wurden und nachträglich mit einer auf den jeweiligen Anlass verweisenden Deckelgravur oder Prägung allein versehen worden sind, nicht zu den Sondereditionen der GUB zählen.
Die Beispiele dafür reichen von den Deckelprägungen „Ehrengeschenk des ZK der SED“ bis zu Deckelgravuren „Tabakkontor Dresden 1970“ oder „Zum Tag des Bauarbeiters 1973“.
Wie bei den Uhren der Spezimatikreihe mit dem Kaliber 75, so sind auch bei den Automatikuhren der Spezichronreihe mit dem Kaliber GUB 11-27 mit Datum- & Wochentagsanzeige eine ganze Reihe solcher Deckelprägungen bekannt. Am bekanntesten sind zum Beispiel die, die für verschiedene Ausführungen von Auszeichnungsuhren des Ministerium des Inneren der DDR Verwendung fanden und nicht mit denen des Ministerium für Staatssicherheit verwechselt werden sollten, die weitaus seltener zu finden sind.
Auflistung der nach vorgenannter Definition bisher bekannten & nachgewiesenen Sondereditionen der VEB Glashütter Uhrenbetriebe:
- GUB 28 im Goldgehäuse
- GUB 28.1 im Goldgehäuse
- GUB 60 mit Streifenschliff
- GUB 62.2 mit 18 Steinen
- GUB 63.2 mit Chatons
- GUB 68.4 mit 25 Steinen
- GUB 74 in verschiedenen Goldgehäusen
- GUB 75 in verschiedenen Goldgehäusen
- GUB 06-66 vergoldetes Werk in importierten Stahlgehäusen
- GUB 06-66 in Goldgehäusen
- GUB 75 mit Zifferblatt Palast der Republik & Deckelprägung
- GUB 75 mit Zifferblatt IX. Parteitag der SED & Deckelprägung
- GUB 75 mit Zifferblatt 20 Jahre NVA
- GUB 75 mit Zifferblatt 30 Jahre DBD
- GUB 11-27 "Palästine"
- GUB 1-30 (Quarzwerk) zum 12. Parteitag der SED (fand 1989 nicht mehr statt)
GUB Auszeichnungsuhren
Uhren aus der Serienproduktion der Glashütter Uhrenbetriebe, die zu Auszeichnungszwecken verwendet wurden.
Schon bevor in den 1970er & 1980er Jahren die Auszeichnungen, auch in Form von Uhrenpräsenten, massenhaften Charakter annahmen, gab es bereits im engeren Rahmen, so zum Beispiel für langjährige Betriebszugehörigkeit oder besondere Leistungen verdienter Mitarbeiter, Ehrungen & Auszeichnungen, die mit Uhrenpräsenten besonderer Ausführungen verbunden waren.
Das waren dann allerdings in der Regel Uhren, die per Definition zu den Sondereditionen zu zählen sind, wie z. B. eine 18-steinige Ausführung der 62.2 für Helmut Klemmer oder die 63.2 für 10-jährige Betriebszugehörigkeit der GUB.
Einen völlig anderen Charakter haben dann mit Beginn der 1970er Jahre aber die Uhren, die aus der laufenden Serienproduktion stammten oder zum Teil sogar aus bereits in den Handelsorganisationen befindlichen Uhrenkontingenten „abgezweigt“ wurden, um sie aus den unterschiedlichsten Anlässen heraus für Auszeichnungszwecke mit Deckelprägungen oder Gravuren zu versehen.
Dabei ist es unerheblich, ob es sich um Institutionen des Staatsapparates, der SED, der Blockparteien oder der gesellschaftlichen Massenorganisationen handelte.
Mit „Sondereditionen“ im für Uhrenhersteller und Sammler üblichen Sinne haben diese Uhren der Serienproduktion nichts gemein.
Gegen das Sammeln solcher Uhren gibt es natürlich nichts einzuwenden, es sollte aber nicht unter dem Begriff „Sonderedition“ geschehen.
Auszeichnungsuhren wäre da wohl eher die passende Bezeichnung.
Da die GUB oftmals weder die Art der Deckelgestaltung noch den Umfang der Emission kannten und auch keinen Einfluss darauf hatten, wäre es schlichtweg irreführend dabei von Sondereditionen der GUB zu sprechen.
Auch bei den Ausführungen, wo die GUB, z. B. von staatlicher Seite oder auch von Seiten der zuständigen Abteilung des Zentralkommites der SED, immer wiederkehrende Aufträge erhielt, deren Umfang davon abhängig war, wie viele Präsente an Uhren aus der Serienproduktion im Jahr u. a. zu Auszeichnungszwecken verteilt werden sollten, sollte man nicht von Sondereditionen im herkömmlichen Sinne sprechen.
Beispiele hierfür sind die GUB Spezimatik 75 und Spezichron 11-27 mit der Deckelgravur „Ehrengeschenk des ZK der SED“ und „Für 30 jährige Dienstzeit in den Organen des Ministeriums des Inneren“.
Auch eine entsprechend dazugehörige, mehr oder weniger geschmackvoll gestaltete Schmuckschatulle und eine Uhrkunde mit Mappe unterstreichen eher den wirklichen Sachverhalt, nämlich den einer Ehrung, der eine Uhr als Präsent beigefügt war, als das es sich hierbei um eine spezielle Modellausführung einer Glashütter Uhr mit einer limitierten Auflage handelt, was die wesentlichen Merkmale einer Sonderedition sind.
Die hier gezeigten Beispiele können nur eine Auswahl des wesentlich breiteren Sortiments an speziellen Deckelprägungen oder Gravuren darstellen.
Aus den vorgenannten Gründen ist mangels einer entsprechenden Dokumentation ein vollständiger Überblick bisher nicht möglich.
Fälschungen (?) von Uhren der Glashütter Uhrenbetriebe VEB (GUB)
An dieser Stelle soll dem Sammler, aber auch anderen Interessierten, an Hand von Beispielen aufgezeigt werden, in wie vielfältiger Form verfälschte Uhren aus der Großserienproduktion der GUB als vermeintliche Besonderheiten angeboten werden.
Gleichzeitig sollen die Erläuterungen dazu dienen, besser zu erkennen was verfälscht worden ist und unter welchen Voraussetzungen, so ein Angebot den Straftatbestand der arglistigen Täuschung erfüllt.
Das ist in der Regel immer dann der Fall, wenn vorsätzlich eine Eigenschaft zugesichert wird, die so nicht gegeben ist, wie z.B. „Lagerware“, „original belassen“ oder „ungetragen“.
Dabei ist zu beachten, dass die meisten Gebrauchsuhren der GUB, die gegenüber ihrem Originalzustand Veränderungen aufweisen, keine gefälschten Uhren sind. Dazu werden sie erst, wenn sie als Original angeboten werden. Im Laufe der Zeit sind oft auch auf Kundenwunsch oder aus Gründen von Ersatzteilknappheit ohne Betrugsabsicht aus rein pragmatischen Gründen technische oder optische Veränderungen vorgenommen worden. Das sind dann, aber richtig beschrieben, für den Sammler erst mal nur relativ uninteressante, verfälschte und damit meist im Wert geminderte Uhren.
Übersicht & Ansichten
Worauf konzentrieren sich nun die Anstrengungen derer, die mit ihrem manipulierten Angeboten bzw. Beschreibungen einen ungerechtfertigten Gewinn erzielen wollen?
Es sind vorwiegend die Uhren, die sich von der normalen Serienfertigung wegen einer geringen Auflage und/oder anderen Besonderheiten hervorheben und dadurch einen höheren Verkaufserlös versprechen.
Dabei handelt es sich oft um Uhren, die Güteuhren der folgenden Kaliber vortäuschen sollen:
GUB 60.2
GUB 60.3
GUB 62.2 (18 Steine)
GUB 70.3 und 70.3 Chronometer
GUB 11-25 Spezichron
sowie auch um die GUB Sondereditionen mit Kaliber:
GUB 68.4
GUB 75 (z.B. Taucheruhren)
GUB 06-66 (vergoldete Ausführung des Spezimatik Werkes Kaliber 75)
Hier soll dann meist durch Manipulationen der Eindruck entstehem als wenn es sich um originale Stücke handelt.
Aber auch bei Auszeichnungsuhren mit den folgenden Kalibern gibt es „interessante Interpretationsversuche“:
GUB 74
GUB 75
GUB 11-26
GUB 11-27
Da es sich bei den folgenden beiden Kalibern von Haus aus um Gütewerke handelt, wird hauptsächlich das äußere Erscheinungsbild verändert:
GUB 74
GUB 75
Bildbeispiele & Erläuterungen
Welche speziellen Veränderungen an GUB Uhren bekannt sind, soll, so weit das möglich ist, anhand von Bildbeispielen gezeigt bzw. erläutert werden.
Sehr oft findet man Gehäuse, die durch den Gebrauch unansehnlich geworden waren und durch Ausschleifen von Scharten und neuer Vergoldung bzw. Verchromung ihre Originalität verloren haben. Durch diese Prozesse werden die ursprünglichen Oberflächenbeschaffenheiten, wie Strahlenschliff, Winkel, Kanten und Maße unwiederbringlich zerstört. Es finden sich dabei auch verchromte Gehäuse, bei denen der Deckel noch verrät, dass sie eigentlich mit 20 my vergoldet waren.(Siehe:linkes Deckelbild)
Es werden auch gar nicht so selten Uhren mit angeblich echten Phantasiezifferblättern angeboten.
Meist erkennt man dies an ihrer plumpen Gestaltung und einem viel zu breiten Schriftzug „Glashütte“ auf dem Zifferblatt.
Zifferblätter die nachträglich mit dem Q1, dem Logo für die Güteuhren der GUB, ausgestattet werden, wenn nicht auch das entsprechend Werk in der Uhr ist, sollen ebenfalls einen höheren Wert vortäuschen.
Da die Positionen der Befestigungsfüße der Zifferblätter innerhalb der Kalibergruppe 60 und auch innerhalb der Kalibergruppe 70 gleich sind, sind sie auch untereinander austauschbar.
So kommt es dann auch zu Angeboten, bei denen das Zifferblatt nicht zu dem Werk gehört mit dem es angeboten wird.
Es kommt auch vor, dass nicht passgenaue Zifferblattfüße abgebrochen werden und das Zifferblatt mit Kleber auf dem Werk befestigt wird.
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Wichtige Indizien zum Erkennen der Werke der Güteuhren der Kalibergruppe 60 sind, neben dem Q1 Aufdruck auf dem Zifferblatt, vor allem die vergoldete Schraubenunruh und der auf Kron- und Sperrrad befindliche Glashütter Sonnenschliff.
In die Räderwerkbrücke muss die für die Güteuhr zutreffende Kaliberangabe mit einer Zählnummer eingepägt sein.
Bei dem gezeigten Bild die 60.3.
Nachweisbare Werknummern haben nur die Güteuhren GUB 28 & GUB 28.1 und die Chronometer GUB 70.1 und GUB 70.3 soweit bei letzteren die dazugehörigen Papiere, Garantie- und Gangschein noch vorhanden sind.
Werknummern der GUB Uhren befinden sich,soweit sie vorhanden sind, grundsätzlich auf der Platine unterhalb der Unruh.
Bei der Kalibergruppe 70 kommt es vor, dass ein Zifferblatt mit dem Aufdruck Chronometer und dem Q1 Gütezeichen auf das baugleiche Standardwerk 70.3 montiert und das ganze dann als Chronometer angeboten wird.
Das Chronometer sollte zumindest eine entsprechende Deckelprägung haben.
Sicher ist man aber nur mit dem entsprechenden Zertifikat, bei dem Werk- und Deckelnummer erfasst sind.
Die missbräuchliche Verwendung von originalen Ersatzteilen höherwertiger Güteuhren für den Einbau in die einfachen Kaliber der Grosserienproduktion ist ebenfalls bekannt.
Zum Beispiel beim Einbau einer Räderwerkbrücke mit der Kaliberprägung GUB 60.2 oder GUB 68.4 in Werke der Kaliber 60 und 68.1. Das kann dann schon mal Profit von 300% und mehr einbringen, wenn der Käufer gutgläubig genug ist.
Da bei diese Kalibergruppe, genau wie bei der Kalibergruppe 60, alle Werke in fast alle Gehäuse passen (Ausnahmen bilden da nur die Automaten 67.1, 68.1 und 68.4, kann man sich in etwa ein Bild über die vielfältigen „Gestaltungsmöglichkeiten“ machen.
Bei einer Prüfung der Echtheit der Sonderedition GUB Automat 68.4 ist der in der vergleichenden Werkansicht gezeigte untere Deckstein, das einzig sichere Indiz für die Echtheit des Werkes. Zifferblätter mit dem Aufdruck Automat 25 Rubis oder aber auch die Kaliberprägung 68.4 allein sind keine Gewähr dafür.
Da die GUB die diesbezüglichen Ersatzteile in den Handel gebracht hatte,
tauchen hin und wieder Uhren mit diesen Teilen auf, ohne das die entsprechende Uhr zur Sonderedition GUB Automat 68.4 gehört.
Ein Ersatzzifferblatt für eine relativ teure, weil seltene Taucheruhr der GUB (Navimatik) ist ohne großen Aufwand mit dem entsprechenden Werk verbunden, in ein dafür nicht vorgesehenes und damit falsches Gehäuse gesteckt.
Bei den Kalibern, die oft für Auszeichnugszwecke genutzt wurden, wie Kaliber 75 und 11-27, wird auch schon mal eine Urkunde, die nicht mit einer Uhr überreicht wurde, mit einer Solchen drapiert und damit eine Verbindung hergestellt, die so nicht bestanden hat.
Die Aufzählung der Möglichkeiten ließe sich bestimmt noch weiter fortsetzen, aber vielleicht ist es besser darauf hinzuweisen, sich vor dem Erwerb mit der Materie intensiver auseinander zusetzen und sich zum Beispiel auf den entsprechenden Watch Wiki Seiten zu informieren um vor dem Schaden klug zu sein. Aus Platzgründen können auf dieser Seite nicht alle spezifischen Besonderheiten der einzelnen Uhren und Werke beschrieben werden, die dann oft auf den entsprechenden Spezialseiten zu erkennen sind.
Die blauen Links & die Weiterführenden Informationen sollen dabei eine Hilfestellung sein.
Legitime Veränderungen
Da es auch heute noch eine nicht unerhebliche Zahl von mechanischen, mehr oder weniger intakten Uhrwerken der GUB gibt, aber nicht mehr genügend tragbare Gehäuse, haben sich findige Köpfe daran gemacht, formschöne und strapazierfähige Gehäuse dafür anfertigen zulassen und diese mit den verwaisten Werken zu einer so genannten Mariage zusammen zu führen.
Wenn diese Gebrauchsuhren auch als solche beschrieben und nicht als originale GUB Uhren angeboten werden bzw. durch eine entsprechende Deckelprägung als solche beworben & ausgewiesen werden, so ist nichts dagegen einzuwenden.
Es ist lediglich der Gebrauchsgegenstand Uhr, der wieder seiner eigentlichen Bestimmung, nämlich die Zeit möglichst präzise anzuzeigen, zugeführt worden ist und der vom Fleiß & Geschick der Menschen zeugt, die ihn einstmals vor 30, 40 Jahren, oder gar vor einem halben Jahrhundert gefertigt haben. Denn dagegen, dass man dokumentiert, dass ein GUB Werk im einem neuen Gewand zuverlässig seinen Dienst tut, ist ganz und gar nichts einzuwenden. Nur eines ist es eben nicht mehr, nämlich eine originale GUB Uhr.
Wem dies gefällt, der sollte sie auch tragen. Zumal man die schönen Werke, wer es denn will, heute auch durch einen Glasdeckel bestaunen kann.
Die Kombinatsbildung
Die Zuordnung der Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) in das von staatlicher Seite entsprechend planwirtschaftlicher Direktiven neu gegründete Uhrenkombinat Ruhla VEB, dem auch das Uhrenwerk Weimar, welches u.a. Gehäuse für die GUB fertigte angehörte, erfolgte 1967. In einem weiteren Schritt bei der von „Partei (SED) und Regierung“ beschlossenen Bildung von Großkombinaten in der damaligen DDR erfolgte mit Beginn des Jahres 1978 die Integration des Uhrenkombinates Ruhla in das Kombinat Mikroelektronik Erfurt. Die wirtschaftliche Selbstständigkeit wurde im Laufe dieses Prozesses immer stärker von den staatlichen Planvorgaben überlagert, was sich mehr und mehr hemmend auf die eigene Innovationskraft des Betriebes und seiner Mitarbeiter auswirkte. Wozu die hoch qualifizierten Fachkräfte des Uhrenstädtchens Glashütte fähig und in der Lage gewesen wären, kann man heute an Hand der weltweiten Nachfrage nach ihren Qualitätsprodukten ermessen. Mit der Wende 1990 wurde der ehemals volkseigene Betrieb durch die Treuhand in eine GmbH überführt und 1994 endgültig privatisiert.
Hier noch einmal eine chronologische Auflistung der Namens- und Zugehörigkeitsveränderungen zu übergeordneten Wirtschaftsstrukturen:
- ab 1967 - VEB Uhrenwerk Glashütte im VEB Uhren- und Maschinenkombinat Ruhla
- ab 1978 - VEB Uhrenwerk Glashütte im VEB Kombinat Mikroelektronik „Karl Marx“ Erfurt
- ab 1990 - Glashütter Uhrenbetrieb GmbH als Unternehmen der Treuhandanstalt
- ab 1994 - Uhrenmanufaktur Glashütte Original
- ab 2000 - Uhrenmanufaktur Glashütte Original als Unternehmen der Swatch Group
Die Entflechtung und Privatisierung
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Aus dem VEB Glashütter Uhrenbetriebe GUB entstand 1990 der Glashütter Uhrenbetrieb GmbH. In dieser Zeit wurde das Kaliber GUB 10 - 30 (signiert: "Glashütte original/Germany" oder "Glashütte original Spezimat/Germany") sowie ein neues Warensortiment mechanischer Automatikuhren unter Verwendung von Schweizer ETA-Werken verschiedener Qualitätsstufen produziert.
In der Quarzuhrenproduktion wurden nach 1990 zeitweilig, neben den eigenen Werken, auch GUB Glashütte TTC Longlife mit Schweizer Ronda Quarz-Longlife-Werke verwendet.
Das außerordentlich bewährte Damenuhr-Kaliber 09-20 wurde weiter hergestellt und wie auch schon in den 1980er Jahren in Herrenuhren eingesetzt. Die guten Gangeigenschaften des Damenwerkes gestatteten dies. Die Glashütter Uhrenbetriebe waren damit weltweit einer der ganz wenigen Hersteller, die auch in der Quarz-Ära immer mechanische Werke hergestellt haben. Die entsprechenden Fähigkeiten und Kenntnisse gingen nicht verloren, was sich heute bei der Produktion mechanischer Uhren im "Luxussegment" auszahlt.
1994 erfolgte die engültige Privatisierung, Vertriebsmarke ist ausschließlich "Glashütte Original"
Quellen
Weiterführende Informationen
- Fälschung
- Bildgalerie Uhrenmodelle VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB)
- Artikel über Uhren des VEB Glashütter Uhrenbetriebe
- Werkfamilie GUB 60
- Werkfamilie GUB 62
- Werkfamilie GUB 70
- Bilder von Uhrwerken des VEB Glashütter Uhrenbetriebe
- Artikel über Uhrwerke des VEB Glashütter Uhrenbetriebe
- Archiv VEB Glashütter Uhrenbetriebe
- Kategorie:Sondereditionen der VEB Glashütter Uhrenbetriebe
- Kategorie:Auszeichnungsuhren der VEB Glashütter Uhrenbetriebe
- Kategorie:VEB Glashütter Uhrenbetriebe Modelle
Literatur
- Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850 - 1980 : Firmenadressen, Fertigungsprogramm, Firmenzeichen, Markennamen, Firmengeschichten.; Autor: Schmid, Hans Heinrich; Herausgeber: Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e.V.; ISBN 3927987913
- CD Faszination Glashütte
- Mechanische Armbanduhren aus Glashütte 1950 - 1980; Autor: Werner Heinrich; Herausgeber: Callwey; Auflage: 1 (September 2007); ISBN 3766717197
- "Die Entwicklung der Glashütter Uhrenindustrie"; Autor: Ing. Helmut Klemmer & Edith Klemmer; Zeitschrift "Uhren und Schmuck" 1979/1980; Verlag Technik Berlin