Glashütte: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Glashütte''' | '''Glashütte''' | ||
+ | [[Datei:Glashuette3.jpg|thumb|Glashütte in Sachsen]] | ||
+ | [[Bild:Glashütte historisch.jpg|thumb|Historischer Stich von Glashütte]] | ||
+ | Uhrenstadt in Sachsen, Nähe Dresden. | ||
− | Uhrenstadt in Sachsen, | + | Die Stadt Glashütte liegt im Müglitztal (Osterzgebirge). |
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+ | Auf einer Fläche von 95,56 km² lebten 2008 7.272 Einwohner in den Ortsteilen Glashütte, Bärenhecke, Börnchen, Cunnersdorf, Dittersdorf, Hausdorf, Hermsdorf a. W., Hirschbach, Johnsbach, Luchau, Neudörfel, Niederfrauendorf, Oberfrauendorf, Reinhardtsgrimma, Rückenhain und Schlottwitz. | ||
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+ | Kommunalpolitisch gehört Glashütte zum Landkreis "Sächsische Schweiz/Osterzgebirge" (Bundesland Sachsen). | ||
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+ | == Geschichte der Uhrenstadt Glashütte == | ||
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+ | Als im Jahre [[1168]] Silbererze im Gebiet der heutigen Stadt Freiberg entdeckt wurden, begann auch die bäuerliche Besiedlung des Erzgebirgskammes mit den für die Region typischen Waldhufendörfern. | ||
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+ | [[Glashütte]] wurde erstmalig in den Meißner Stiftsmatrikel von [[1346/de|1346]] urkundlich erwähnt: | ||
+ | Der Erzpriester von Dippoldiswalde hatte u.a. die Aufsicht über die Kirchen zu "Bernstein", "Jahnsbach", "Dittersdorf" und "Glashütte". Genannte Orte besaßen demnach bereits [[1346/de|1346]] eigene Kirchen bzw. Kapellen. | ||
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+ | Im Jahr [[1506/de|1506]] verlieh der sächsische Herzog ''Georg der Bärtige'' dem Ort [[Glashütte]] das Stadtrecht. | ||
+ | Erst nach der Stadtgründung erfolgte die Einrichtung einer eigenen Pfarrei, bisher war die Kommune Glashütte nach Johnsbach gepfarrt, unterhielt aber schon längere Zeit eine "Bergkapelle zur Glashütten". Alsbald begannen 1521 die Bauarbeiten zu einem eigenen Kirchenneubau. Die St. Wolfgangkirche entstand bis 1539 auf nun geweihtem Boden, der nun auch als [[Grabstätten Glashütte|Glashütter Gottesacker]] diente. Die Kirche erhielt von jeder Silber-Grube eine Kux. | ||
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+ | Die Ausbeuten im Bergbau blieben nicht konstant. Erzgänge mussten immer wieder mit neuen Schächten aufwändig erschlossen werden. | ||
+ | Der Bergbau kam im 30-jährigen Krieg gänzlich zum Erliegen, als am 3. November 1634 die Kaiserlichen Truppen die Stadt niederbrannten. | ||
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+ | [[1769/de|1769]] wurde Glashütte als ein "durch den gänzlichen Verfall des Bergbaues ganz verarmter Ort" bezeichnet, der "besonders durch den letzten verderblichen Krieg vollends gar zu Grunde gerichtet" worden sei. | ||
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+ | Der nach dem Siebenjährigen Krieg ab 1782 neu belebte Bergbau in Glashütte brachte nicht das erhoffte (wirtschaftliche) Bergglück. Mit hohem Aufwand wurde nur wenig Silber zu Tage gefördert. Immer mehr "Zubuße" für die Bergwerke waren notwendig. Neben den Bergarbeitern betraf solch eine Situation auch die ansässigen Gewerbetreibenden. | ||
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+ | In ehemals blühenden sächsichen Bergstädten stieg die soziale Not immens. Schon 1829 gründete eine gemeinnützige Stiftung in Carlsfeld eine [[Uhrenfabrik Carlsfeld|Fabrik für Schwarzwälder Uhren]]. | ||
+ | Die weiter anhaltende Notsituation in Städten im Erzgebirge bewegte die sächsische Staatsregierung Anfang der 1840er Jahre, einen Appell an Fachleute zu richten, in diesen Gebieten eine Industrie aufzubauen. | ||
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+ | Daraufhin gründete [[Ferdinand Adolph Lange]] im Dezember [[1845/de|1845]] mit Hilfe eines Darlehens der Königlich Sächsischen Regierung in Glashütte seine Firma und bildete die ersten Lehrlige in der Herstellung der einzelnen Uhrenkomponenten aus. Damit legte er den Grundstein für die gesamte Glashütter Uhrenindustrie. | ||
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+ | [[1895/de|1895]] fand die [[Bericht über die Jubiläums-Ausstellung der Uhrenindustrie in Glashütte|Jubiläumsausstellung aus Anlaß des 50jährigen Bestehens der Uhrenfertigung in Glashütte]] statt. Zu den Ausstellungsobjekten der [[DUS]] gehörte eine besonders aufwendige, perspektivische Darstellung des Chronometerganges mit zylindrischer Spirale von [[Hugo Müller]] aus dessen Schulzeit. | ||
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+ | [[Mittheilungen über die Entwickelung der Uhren-Industrie zu Glashütte (Sachsen)|Die zu diesem Ereignis verfasste Schrift]] bildet die Grundlage für die folgenden Abschnitte. | ||
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+ | Auf Grund der topographischen Lage der ehemaligen Bergstadt ereigneten sich bis in die heutige Zeit dramatische [[Naturkatastrophen in Glashütte/Sa.|Naturkatastrophen]] mit existentiellen Auswirkungen für die Uhrenindustrie und Feinwerktechnik. | ||
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+ | == Entwicklung der Glashütter Uhren-Industrie in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts == | ||
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+ | Die Entwicklung der Glashütter Uhren-Industrie ist auf's Engste verbunden mit [[Lange, Ferdinand Adolph (18.02.1815 - 03.12.1875)|Ferdinand Adolph Lange]]. | ||
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+ | Lange erhielt von der sächsische Staatsregierung ein rückzahlbares Darlehen in Höhe von 6.700 Talern, um 15 Lehrlinge 3 Jahre theoretisch und praktisch auszubilden. Die Lehrlinge wurden verpflichtet nach ihrer 3-jährigen Lehrzeit für mindestens fünf Jahre bei einem Wochenlohn von 3 bis 6 Talern ausschließlich für Lange zu arbeiten. In dieser Zeit mußten dann die Ausbildungskosten und die Kosten für Werkzeug zurückgezahlt werden. Gleichzeitig förderte Lange die Bestrebungen seiner ehemaligen Lehrlinge sich nach der Lehre selbstständig zu machen. So entstand das '''Glashütter Verlagswesen''' als Zulieferindustrie für die Uhrenhersteller. | ||
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+ | === Hersteller von Einzelteilen und Baugruppen === | ||
+ | Die '''Glashütter Hausindustrie''' umfasste die folgenden Gewerke: | ||
+ | *Aufzugmacher | ||
+ | :erst [[Braune]], dann Sommer (Neffe von Lange) - beide Mitarbeiter von Lange (nicht selbstständig) | ||
+ | :später '''Glauch''' - auch selbstständig | ||
+ | :später '''William Estler''' - selbstständig seit 1891- u.a. Umbauten von Schlüssel- auf Kronenaufzug | ||
+ | *Edelsteinschleifer | ||
+ | :erst '''Dietrich''', | ||
+ | :dann [[Kretzschmar, Gustav Leberecht|Kretzschmar]], später Sohn '''G. Kretzschmar''', 1900 an ehem. Mitarbeiter von Kretzschmar [[Streller, Bruno|Bruno Streller]] (1914 Verkauf an '''Erwin Grahle''', 1919 Verkauf an DPUG) | ||
+ | :'''Fritz Kuhnt''' (+1902) | ||
+ | :'''Otto Naumann''' | ||
+ | *Federhausmacher | ||
+ | :[[Jungnickel, Gustav|Gustav Jungnickel]], (Lehrling von Lange) 1848 selbstständig, Hauptstr.113 (Zahnräder, Meßwerkzeuge) - fertigte in der Selbstständigkeit Räder und Federhäuser | ||
+ | :Sein ehemaliger Mitarbeiter Herr '''Streller''' machte sich mit der Federhausherstellung selbstständig. | ||
+ | *Gangmacher | ||
+ | :erst [[Weicholdt, Friedrich (1)|Carl Friedrich Weicholdt]], Lehrling von Lange 1848 selbstständig(Hemmungsteile u. Steinarbeiten) | ||
+ | :dann Sohn [[Weicholdt, Friedrich (2)|Friedrich Weicholdt (jun.)]], zwischenzeitlich auch Triebmacher | ||
+ | :dann dessen Sohn [[Weicholdt, William|William Weicholdt]] | ||
+ | :ab 1895 auch [[Winkler, Max|Max Winkler]] | ||
+ | *Gehäusemacher | ||
+ | :Der ehemalige Mitarbeiter Lange's,[[Gutkaes, Max|Max Gutkäs]], eröffnet 1889 eine eigene Werkstatt zur Herstellung von Taschenuhrgehäusen. | ||
+ | :[[Vogel, Oskar|Oskar Vogel]] | ||
+ | *Gehäusemacher (Holz) | ||
+ | :[[Kunsttischlerei Guricke|Gebrüder Guricke]] - Holzgehäuse für astronomische Pendeluhren und Seechronometer | ||
+ | *Gestellmacher | ||
+ | :erst [[Goldsche]] (Lehrling von Lange), dann [[Knauthe]] (Lehrling von Lange), später [[Bock, ---]] (tätig noch 1895) | ||
+ | *Graveure | ||
+ | :Bis 1865 wurden die Gravuren in Dresden ausgeführt. | ||
+ | :Ab 1865 erfolgten Gravierungen durch den zugezogenen [[Zeidler, Franz|Franz Zeidler]]. | ||
+ | :1875 kam der Graveur [[Gessner, Gustav|Gustav Gessner]] aus Silberberg nach Glashütte. | ||
+ | :'''Emil Gessner''' | ||
+ | *Guillocheure | ||
+ | :Guillochierung der Gehäuse erst Mechaniker [[Schneider, Hermann|Hermann Schneider]] | ||
+ | :dann [[Wolf|Ernst Wolf]] | ||
+ | :später (um 1895) [[Hohnsbein, Wilhelm|Wilhelm Hohnsbein]]. | ||
+ | *Hebelsteinschleifer | ||
+ | :'''Dietrich''' (tätig noch 1895) | ||
+ | *Laufwerke | ||
+ | :[[C. H. Wolf & Söhne/Glashütte|Carl-Heinrich Wolf]] (ab 1868 Uhrenfabrik & mechanische Werkstatt) | ||
+ | *Radmacher | ||
+ | :[[Junknickel|Gustav Jungnickel]] (Lehrling von Lange) 1848 selbstständig, Hauptstr.113 (Zahnräder, Meßwerkzeuge) - fertigte in der Selbstständigkeit Räder und Federhäuser - tätig noch 1895 | ||
+ | *Repetitions- bzw. Chronografenmacher | ||
+ | :'''Sommer''' (Neffe von Lange) - Mitarbeiter von Lange (nicht selbstständig) | ||
+ | :später [[Jentsch, C.|C. Jentsch]] und der von ihm ausgebildete [[Gasch, H.|H. Gasch]] - beide Mitarbeiter von Lange (später selbstständig) | ||
+ | *Schraubenmacher | ||
+ | :erst [[Lissner]] (Lehrling von Lange) 1848 selbstständig, später '''Kohl sen.''' und ab 1893 [[Rehme, Georg|Georg Rehme]] | ||
+ | *Steinfasser | ||
+ | :'''A. Gollmann''' (ehemaliger Mitarbeiter von [[Kretzschmar, Gustav Leberecht|Kretzschmar]]) '''mit Frau und Sohn (Paul?)''' | ||
+ | *Triebmacher | ||
+ | :In die Herstellung der Triebe wurden um 1845 [[Kunath]] und um 1855 '''Reichelt''' eingearbeitet. | ||
+ | :1855 eröffnete [[Lindig, Otto|Otto Lindig]] eine Feinmechanische Werkstatt zur Herstellung von Trieben und Rädern für Taschenuhren, sowie für Spezialapparate. Außerdem wurden Laufwerke, Zahnstangen und Pendeluhrwerke hergestellt. | ||
+ | :Nach dem Weggang von Kunath wurde der Gangmacher [[Weicholdt, Friedrich (1)|Friedrich Weicholdt]] erfolgreich auf die Triebfertigung angelernt. Dieser gab sein Wissen an seinen Bruder [[Weicholdt, Gottlieb|Gottlieb Weicholdt]] weiter. Gottlieb Weicholdt, ab 1859 selbstständig, stellte neben Trieben für Taschenuhren auch Windfangtriebe und Laufwerke für wissenschaftliche Zwecke her. Nach seinem Tod 1892 übernahm sein Schwiegersohn [[Trapp, Ludwig|Ludwig Trapp]] die Firma. | ||
+ | :um 1895 [[Reichel, Karl Friedrich]] (früherer Mitarbeiter von [[Weicholdt]]) | ||
+ | *Unruhmacher | ||
+ | :[[Kohl, Carl|Carl Kohl]], Lehrling von Lange (Kompensationsunruhen, 1849 selbstständig) | ||
+ | :Seine beiden Söhne [[Kohl, Edmund|Edmund]] und [[Kohl, Otto|Otto]] traten 1902 ein die Firma ein, die seither unter dem Namen "Carl Kohl & Söhne" firmierte. | ||
+ | *Vergolder | ||
+ | :'''M. Mertsching''', erlernte um 1845 die Galvanotechnik bei der Firma Lange. Ab 1856 mit eigener Vergoldungswerkstatt selbstständig. | ||
+ | *Zeigermacher | ||
+ | :[[Glaeser, August|August Glaeser]], Lehrling von Lange 1848 selbstständig, später Sohn [[Glaeser, Paul|Paul Glaeser]] (Schrauben, Triebe, Zeiger) | ||
+ | |||
+ | *Werkzeug- und Vorrichtungsmacher | ||
+ | :In der mechanischen (Lehr)Werkstatt(1846 gegründet unter Leitung von '''Hennik'''s und unter Mithilfe des Mechanikers [[Schneider, Hermann|Hermann Schneider]]) von A. Lange wurden zunächst die von Lange bereits in Dresden entworfenen Dreh- und Polierstühle mit Schwungradantrieb für jeden Lehrling hergestellt. | ||
+ | :Später wurden von den Lehrlingen Schieblehren, Zehntelmaße und Mikrometer hergestellt. Diese Meßgeräte wurden später von [[M. Grossmann/Glashütte|Moritz Grossmann]] fabrikmäßig hergestellt. Nach dem Tod von Großmann wurden die Meßgeräte von [[Mühle, Albert Robert|Robert Mühle]] und [[Strasser & Rohde|Mechanische Werkstätten Strasser & Rohde]] hergestellt. | ||
+ | :Ebenso wurden Räderschneidmaschinen hergestellt. Zur Herstellung der dazu benötigten Fräser wurde Herr [[Junknickel|Gustav Jungnickel]] ausgebildet, der sich 1848 mit der Herstellung von Rädern und Federhäusern selbstständig machte. | ||
+ | |||
+ | === Uhrenhersteller === | ||
+ | |||
+ | Die Uhrenhersteller führten folgende Arbeiten im eigenen Hause aus: | ||
+ | *Federhaus gehängt | ||
+ | *Eingriffe gestellt | ||
+ | *Triebe gedreht | ||
+ | *Räder aufgepaßt und geschenkelt | ||
+ | *Zapfen gedreht | ||
+ | *Gesperr- und Zeigerwerkteile hergestellt | ||
+ | *Repassage (Platinen und Kloben in Form gefeilt) | ||
+ | *Gehäusepassung | ||
+ | *Gang gesetzt | ||
+ | *Werk reguliert | ||
+ | *Werk vergoldet | ||
+ | *Werk vollendet | ||
+ | *Uhr fertig reguliert | ||
+ | |||
+ | Im Laufe der Jahre entstanden folgende Uhrenhersteller: | ||
+ | *[[A. Lange & Söhne|A. Lange & Söhne / Glashütte i. Sa./de]] (gegr. 1845) | ||
+ | *[[A. Schneider Glashütte bei Dresden/Sachsen|Adolf Schneider]] (gegr. 1851) | ||
+ | *[[J. Assmann/Glashütte i.SA, Deutsche Anker-Uhren-Fabrik|Julius Assmann - Deutsche Anker-Uhren-Fabrik]](gegr. 1852) | ||
+ | *[[M. Grossmann/Glashütte|Moritz Grossmann]] (gegr. 1854) | ||
+ | *[[Deutsche Ankeruhrenfabrik Richard Glaeser]] (gegr. 1885) | ||
+ | *[[B. Junge & Söhne]] (gegr. 1891) | ||
+ | *[[Union Glashütte/Sa./de|Dürrstein & Comp. - Fabrik zur Herstellung Glashütter Präzisions-Taschenuhren]] (gegr. 1893) | ||
+ | *[[RONDA Uhrenfabrik GmbH Glashütte i. Sa.]] | ||
+ | *[[Stübner, Paul Conrad|Paul Conrad Stübner]] Chronometer | ||
+ | ''Repasseure, Aufzugmacher, Finiseure, Repetitions- bzw. Chronografenmacher, Visiteure und Regleure.'' | ||
+ | |||
+ | === Hersteller von Werkzeugen, Maschinen, Meßtechnik === | ||
+ | |||
+ | *mechanische (Lehr-)Werkstatt(1846 gegründet) | ||
+ | :später von [[M. Grossmann/Glashütte|Großmann]] fabrikmäßig hergestellt | ||
+ | *[[Mühle, Albert Robert|Robert Mühle]] (Messwerkzeuge, 1868) | ||
+ | *[[Lehmann, Emil|Emil Lehmann]] (Werkzeuge, um 1868) | ||
+ | *[[Kreissig, Ernst|Ernst Kreissig]] (Mechanische Werkstatt, 1868) | ||
+ | *[[C. H. Wolf & Söhne/Glashütte|Carl-Heinrich Wolf]] (Uhren und Laufwerke, 1868) | ||
+ | *[[Thalheim, Emil|Emil Thalheim]] (Werkzeuge, 1873) | ||
+ | *[[Strasser & Rohde|Mechanische Werkstätten Strasser & Rohde]] (1875) | ||
+ | *[[Dietzschold, Curt|Curt Dietscholdt]] (Rechenmaschinen, 1877) | ||
+ | :1878 von [[Burkhardt, Arthur|Ing. Arthur Burkhardt]] übernommen | ||
+ | *[[Karl Renner & Sohn|Carl Renner]] (Werkzeuge, 1894) | ||
+ | *'''[[Zacharias, Julius|J. Zacharias]]''' (Werkzeuge, 1879) | ||
+ | *[[Reissig & Uhlmann]], Meßwerkzeugfabrik und Feinmechanik. | ||
+ | Um 1895 umfaßte die Glashütter Uhrenindustrie ca. 50 Unternehmen mit etwa 250 Personen. | ||
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+ | === Der I. Weltkrieg === | ||
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+ | Mit Beginn des I. Weltkrieges änderte sich die Lage für die Uhren- und feinmechanische Industrie in [[Glashütte]]. Namenhafte Produzenten, wie z.B. die Fa. [[A. Lange & Söhne]], kündigten vorerst der gesamten Belegschaft, weitere Uhrenfirmen schlossen sich an. | ||
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+ | Zulieferer aus Klein- und Kleinstbetrieben, sowie Fachkräfte kamen arg in Bedrängnis. Man suchte Beschäftigung in und für auswärtige Heereslieferungsbetriebe. Weiterhin entwickelte sich die Rohstoffversorgung im andauernden Kriegsverlauf zu einem Problem. | ||
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+ | Eine notwendige Aufgabe der Stadtverwaltung Glashütte war es, Maßnahmen gegen Beschäftigungslosigkeit und zum Erhalt der Fachkräfte und Spezialisten zu ergreifen. Bürgermeister [[Opitz, Bruno|Bruno Opitz]] und [[Wolf, Georg|Georg Wolf]] gelang es, z.B. Arbeiten der Artilleriewerkstatt Dresden nach Glashütte zu verlagern. Die Stadtverwaltung übernahm die Auftragsverteilung der Heeresaufträge, sowie die Rohstoffbeschaffung für die Uhren- und feinmechanische Industrie der Stadt. 1915 bekam diese Einrichtung die Bezeichnung Kriegsindustrie-Zentrale. Im Jahr 1917 waren 42 Betriebe mit über 1000 Werktätigen mit Arbeit versorgt. | ||
+ | |||
+ | Während des Krieges entstand in Deutschland ein Bedarf an preiswerten Gebrauchsuhren, der nun nicht mehr durch Auslandsimporte gedeckt werden konnte. Der schon zu Ende des 19. Jh. in Glashütte begründete konservative Weg zur handwerklichen Manufaktur-Fertigung von Uhren, brachte für ansässige Betriebe keine wirtschaftlichen Vorteile. | ||
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+ | Nach Kriegsende konnte die vorhandene Rüstungsproduktion nicht sofort auf die Herstellung von Gütern unter Friedensverhältnissen umgestellt werden. Um die hiesige Industrie weiterhin mit lohnenden Aufträgen zu versorgen und die Rohstoffbeschaffung zu ermöglichen, wurde u.a. die bisherige Kriegsindustrie-Zentrale im April 1918 in eine [[Städtische Industrie-Zentrale Glashütte|Industriezentrale GmbH]] umgewandelt. Mit beträchtlichen Mitteln wurde u.a. eine Schreibmaschinen-Industrie auf genossenschaftlicher Grundlage ins Leben gerufen, damit Fachkräfte weiterhin mit Arbeit versorgt werden konnten. | ||
+ | Auch die in Selbsthilfe der deutschen Uhrmacher 1918 gegründete [[Deutsche Präzisionsuhrenfabrik Glashütte e.G.m.b.H.|DPUG]] brachte für die alteingesessenen Uhrenbetriebe vorerst eine bedeutende Konkurrenz. | ||
+ | Diese Unternehmen scheiterten allerdings mit den Erscheinungen der Inflation. | ||
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+ | === Die Glashütter Uhrenindustrie heute === | ||
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+ | Unter anderem sind zur Zeit folgende Unternehmen in Glashütte im Bereich der Uhr tätig: | ||
+ | *[[A. Lange & Söhne]] - Uhrenfertigung. | ||
+ | *[[Glashütte Original]] - Uhrenfertigung. | ||
+ | *[[Nomos]] - Uhrenfertigung. | ||
+ | *[[Union]] Uhrenfabrik GmbH - Uhrenfertigung. | ||
+ | *[[Mühle]] - Fertigung von Uhren und Nautischen Instrumenten. | ||
+ | *[[Hemess]] - Uhrenfertigung, Uhrenrestauration, galvanische Veredelung (Existiert nich mehr). | ||
+ | *[[SUG]] - Gehäusefertigung. | ||
+ | *[[Bruno Söhnle]] - Uhrenatelier. | ||
+ | *[[Grossmann Uhren GmbH]] | ||
+ | *[[Wempe Chronometerwerke Glashütte i/SA]] - Uhrenfertigung und Chronometerprüfstelle | ||
+ | *[[Tutima]] - Uhrenfertigung. | ||
+ | |||
+ | Auch die [[Sternwarte Glashütte]] ist zu einer wichtigen Uhrenadresse im Ort geworden: Nachdem sie vom Hamburger Familienunternehmen [[Wempe]] saniert worden war, befindet sich dort seit dem [[24. Januar]] [[2005/de|2005]] eine Betriebsstätte für Uhren sowie eine unabhängige Chronometerprüfstelle, die dem Landesamt für Mess- und Eichwesen Thüringen (LMET) unterstellt ist. | ||
+ | |||
+ | == Weitere interessante Informationen zur Geschichte der Uhrenstadt enthalten die Artikel: == | ||
+ | *[[A. Lange & Söhne / Glashütte i. Sa./de|A. Lange & Söhne]] | ||
+ | *[[J. Assmann/Glashütte i.SA, Deutsche Anker-Uhren-Fabrik]] | ||
+ | *[[Präzisions-Uhren-Fabrik A.G.]] | ||
+ | *[[Deutsche Präzisionsuhrenfabrik Glashütte e.G.m.b.H]] | ||
+ | *[[UFAG]] | ||
+ | *[[UROFA]] | ||
+ | *[[Precis|Produktionsgemeinschaft Precis Glashütte]] | ||
+ | *[[VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB)]] | ||
+ | *[[Glashütter Uhrenbetrieb GmbH/de|Glashütter Uhrenbetrieb GmbH]] | ||
+ | *[[RONDA Uhrenfabrik GmbH Glashütte i. Sa.]] | ||
+ | *[[Grabstätten Glashütte]] | ||
+ | |||
+ | == Weiterführende Informationen == | ||
+ | *[[:Kategorie:Bildgalerie Archiv Glashütte|Bildgalerie Archiv Glashütte]] | ||
+ | *[[:Kategorie:Archiv Glashütte|Archiv Glashütte]] | ||
+ | |||
+ | === Videos === | ||
+ | <center> | ||
+ | {{Vorlage:Video|As3FtjII27E|Zeit - Das Diktat der Uhr (3/3)}} | ||
+ | </center> | ||
+ | |||
+ | == Literatur == | ||
+ | *[[Glashütte und seine Uhren]] | ||
+ | *[[A. Lange & Söhne – Feine Uhren aus Sachsen]] 100 Jahre Uhrenindustrie in Glashütte von 1845 bis 1945, Autor: [[Reinhard Meis]], Band I + II, München 2011 | ||
+ | *[[Die ersten 25 Jahre Glashütter Uhrenindustrie 1845 -- 1870]]; Autor: Jürgen Peter; Selbstverlag des Autors; 2020 | ||
+ | *Glashütte/Sachsen 1506 bis 2006 , 500 Jahre Stadtgeschichte, Herausgeber: Stadtverwaltung Glashütte, ISBN 3-937951-31-8 | ||
+ | |||
+ | == Externe Links == | ||
+ | *[https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/90627/32/0/ Adreßbuch für den Bezirk der K. S. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde nebst Inserenten-Anhang für Dresden und Umgegend 1887/1888] | ||
+ | *[https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/105205/39/0/ Adressbuch für den Bezirk der Königl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, enthaltend die Einwohner-Verzeichnisse von Dippoldiswalde, Altenberg, Bärenstein, Frauenstein, Geising, Glashütte und Lauenstein, sowie der zum Bezirk gehörenden Landgemeinden 1903/04] | ||
+ | *[http://www.gleibs.net/Hochwasser/Glashuette.htm Jahrhundertflut in Glashütte am 12.8.2002] | ||
+ | *[http://www.disco-ulli-und-co.de/fotos_neu.htm Weitere Fotos von Glashütte] | ||
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[[Kategorie:Uhrenstadt]] | [[Kategorie:Uhrenstadt]] | ||
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+ | [[de:Glashütte]] | ||
+ | [[ru:Гласхютте (Саксония)]] |
Aktuelle Version vom 18. November 2021, 17:42 Uhr
Glashütte
Uhrenstadt in Sachsen, Nähe Dresden.
Die Stadt Glashütte liegt im Müglitztal (Osterzgebirge).
Auf einer Fläche von 95,56 km² lebten 2008 7.272 Einwohner in den Ortsteilen Glashütte, Bärenhecke, Börnchen, Cunnersdorf, Dittersdorf, Hausdorf, Hermsdorf a. W., Hirschbach, Johnsbach, Luchau, Neudörfel, Niederfrauendorf, Oberfrauendorf, Reinhardtsgrimma, Rückenhain und Schlottwitz.
Kommunalpolitisch gehört Glashütte zum Landkreis "Sächsische Schweiz/Osterzgebirge" (Bundesland Sachsen).
Geschichte der Uhrenstadt Glashütte
Als im Jahre 1168 Silbererze im Gebiet der heutigen Stadt Freiberg entdeckt wurden, begann auch die bäuerliche Besiedlung des Erzgebirgskammes mit den für die Region typischen Waldhufendörfern.
Glashütte wurde erstmalig in den Meißner Stiftsmatrikel von 1346 urkundlich erwähnt: Der Erzpriester von Dippoldiswalde hatte u.a. die Aufsicht über die Kirchen zu "Bernstein", "Jahnsbach", "Dittersdorf" und "Glashütte". Genannte Orte besaßen demnach bereits 1346 eigene Kirchen bzw. Kapellen.
Im Jahr 1506 verlieh der sächsische Herzog Georg der Bärtige dem Ort Glashütte das Stadtrecht. Erst nach der Stadtgründung erfolgte die Einrichtung einer eigenen Pfarrei, bisher war die Kommune Glashütte nach Johnsbach gepfarrt, unterhielt aber schon längere Zeit eine "Bergkapelle zur Glashütten". Alsbald begannen 1521 die Bauarbeiten zu einem eigenen Kirchenneubau. Die St. Wolfgangkirche entstand bis 1539 auf nun geweihtem Boden, der nun auch als Glashütter Gottesacker diente. Die Kirche erhielt von jeder Silber-Grube eine Kux.
Die Ausbeuten im Bergbau blieben nicht konstant. Erzgänge mussten immer wieder mit neuen Schächten aufwändig erschlossen werden. Der Bergbau kam im 30-jährigen Krieg gänzlich zum Erliegen, als am 3. November 1634 die Kaiserlichen Truppen die Stadt niederbrannten.
1769 wurde Glashütte als ein "durch den gänzlichen Verfall des Bergbaues ganz verarmter Ort" bezeichnet, der "besonders durch den letzten verderblichen Krieg vollends gar zu Grunde gerichtet" worden sei.
Der nach dem Siebenjährigen Krieg ab 1782 neu belebte Bergbau in Glashütte brachte nicht das erhoffte (wirtschaftliche) Bergglück. Mit hohem Aufwand wurde nur wenig Silber zu Tage gefördert. Immer mehr "Zubuße" für die Bergwerke waren notwendig. Neben den Bergarbeitern betraf solch eine Situation auch die ansässigen Gewerbetreibenden.
In ehemals blühenden sächsichen Bergstädten stieg die soziale Not immens. Schon 1829 gründete eine gemeinnützige Stiftung in Carlsfeld eine Fabrik für Schwarzwälder Uhren. Die weiter anhaltende Notsituation in Städten im Erzgebirge bewegte die sächsische Staatsregierung Anfang der 1840er Jahre, einen Appell an Fachleute zu richten, in diesen Gebieten eine Industrie aufzubauen.
Daraufhin gründete Ferdinand Adolph Lange im Dezember 1845 mit Hilfe eines Darlehens der Königlich Sächsischen Regierung in Glashütte seine Firma und bildete die ersten Lehrlige in der Herstellung der einzelnen Uhrenkomponenten aus. Damit legte er den Grundstein für die gesamte Glashütter Uhrenindustrie.
1895 fand die Jubiläumsausstellung aus Anlaß des 50jährigen Bestehens der Uhrenfertigung in Glashütte statt. Zu den Ausstellungsobjekten der DUS gehörte eine besonders aufwendige, perspektivische Darstellung des Chronometerganges mit zylindrischer Spirale von Hugo Müller aus dessen Schulzeit.
Die zu diesem Ereignis verfasste Schrift bildet die Grundlage für die folgenden Abschnitte.
Auf Grund der topographischen Lage der ehemaligen Bergstadt ereigneten sich bis in die heutige Zeit dramatische Naturkatastrophen mit existentiellen Auswirkungen für die Uhrenindustrie und Feinwerktechnik.
Entwicklung der Glashütter Uhren-Industrie in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
Die Entwicklung der Glashütter Uhren-Industrie ist auf's Engste verbunden mit Ferdinand Adolph Lange.
Lange erhielt von der sächsische Staatsregierung ein rückzahlbares Darlehen in Höhe von 6.700 Talern, um 15 Lehrlinge 3 Jahre theoretisch und praktisch auszubilden. Die Lehrlinge wurden verpflichtet nach ihrer 3-jährigen Lehrzeit für mindestens fünf Jahre bei einem Wochenlohn von 3 bis 6 Talern ausschließlich für Lange zu arbeiten. In dieser Zeit mußten dann die Ausbildungskosten und die Kosten für Werkzeug zurückgezahlt werden. Gleichzeitig förderte Lange die Bestrebungen seiner ehemaligen Lehrlinge sich nach der Lehre selbstständig zu machen. So entstand das Glashütter Verlagswesen als Zulieferindustrie für die Uhrenhersteller.
Hersteller von Einzelteilen und Baugruppen
Die Glashütter Hausindustrie umfasste die folgenden Gewerke:
- Aufzugmacher
- erst Braune, dann Sommer (Neffe von Lange) - beide Mitarbeiter von Lange (nicht selbstständig)
- später Glauch - auch selbstständig
- später William Estler - selbstständig seit 1891- u.a. Umbauten von Schlüssel- auf Kronenaufzug
- Edelsteinschleifer
- erst Dietrich,
- dann Kretzschmar, später Sohn G. Kretzschmar, 1900 an ehem. Mitarbeiter von Kretzschmar Bruno Streller (1914 Verkauf an Erwin Grahle, 1919 Verkauf an DPUG)
- Fritz Kuhnt (+1902)
- Otto Naumann
- Federhausmacher
- Gustav Jungnickel, (Lehrling von Lange) 1848 selbstständig, Hauptstr.113 (Zahnräder, Meßwerkzeuge) - fertigte in der Selbstständigkeit Räder und Federhäuser
- Sein ehemaliger Mitarbeiter Herr Streller machte sich mit der Federhausherstellung selbstständig.
- Gangmacher
- erst Carl Friedrich Weicholdt, Lehrling von Lange 1848 selbstständig(Hemmungsteile u. Steinarbeiten)
- dann Sohn Friedrich Weicholdt (jun.), zwischenzeitlich auch Triebmacher
- dann dessen Sohn William Weicholdt
- ab 1895 auch Max Winkler
- Gehäusemacher
- Der ehemalige Mitarbeiter Lange's,Max Gutkäs, eröffnet 1889 eine eigene Werkstatt zur Herstellung von Taschenuhrgehäusen.
- Oskar Vogel
- Gehäusemacher (Holz)
- Gebrüder Guricke - Holzgehäuse für astronomische Pendeluhren und Seechronometer
- Gestellmacher
- erst Goldsche (Lehrling von Lange), dann Knauthe (Lehrling von Lange), später Bock, --- (tätig noch 1895)
- Graveure
- Bis 1865 wurden die Gravuren in Dresden ausgeführt.
- Ab 1865 erfolgten Gravierungen durch den zugezogenen Franz Zeidler.
- 1875 kam der Graveur Gustav Gessner aus Silberberg nach Glashütte.
- Emil Gessner
- Guillocheure
- Guillochierung der Gehäuse erst Mechaniker Hermann Schneider
- dann Ernst Wolf
- später (um 1895) Wilhelm Hohnsbein.
- Hebelsteinschleifer
- Dietrich (tätig noch 1895)
- Laufwerke
- Carl-Heinrich Wolf (ab 1868 Uhrenfabrik & mechanische Werkstatt)
- Radmacher
- Gustav Jungnickel (Lehrling von Lange) 1848 selbstständig, Hauptstr.113 (Zahnräder, Meßwerkzeuge) - fertigte in der Selbstständigkeit Räder und Federhäuser - tätig noch 1895
- Repetitions- bzw. Chronografenmacher
- Sommer (Neffe von Lange) - Mitarbeiter von Lange (nicht selbstständig)
- später C. Jentsch und der von ihm ausgebildete H. Gasch - beide Mitarbeiter von Lange (später selbstständig)
- Schraubenmacher
- erst Lissner (Lehrling von Lange) 1848 selbstständig, später Kohl sen. und ab 1893 Georg Rehme
- Steinfasser
- A. Gollmann (ehemaliger Mitarbeiter von Kretzschmar) mit Frau und Sohn (Paul?)
- Triebmacher
- In die Herstellung der Triebe wurden um 1845 Kunath und um 1855 Reichelt eingearbeitet.
- 1855 eröffnete Otto Lindig eine Feinmechanische Werkstatt zur Herstellung von Trieben und Rädern für Taschenuhren, sowie für Spezialapparate. Außerdem wurden Laufwerke, Zahnstangen und Pendeluhrwerke hergestellt.
- Nach dem Weggang von Kunath wurde der Gangmacher Friedrich Weicholdt erfolgreich auf die Triebfertigung angelernt. Dieser gab sein Wissen an seinen Bruder Gottlieb Weicholdt weiter. Gottlieb Weicholdt, ab 1859 selbstständig, stellte neben Trieben für Taschenuhren auch Windfangtriebe und Laufwerke für wissenschaftliche Zwecke her. Nach seinem Tod 1892 übernahm sein Schwiegersohn Ludwig Trapp die Firma.
- um 1895 Reichel, Karl Friedrich (früherer Mitarbeiter von Weicholdt)
- Unruhmacher
- Carl Kohl, Lehrling von Lange (Kompensationsunruhen, 1849 selbstständig)
- Seine beiden Söhne Edmund und Otto traten 1902 ein die Firma ein, die seither unter dem Namen "Carl Kohl & Söhne" firmierte.
- Vergolder
- M. Mertsching, erlernte um 1845 die Galvanotechnik bei der Firma Lange. Ab 1856 mit eigener Vergoldungswerkstatt selbstständig.
- Zeigermacher
- August Glaeser, Lehrling von Lange 1848 selbstständig, später Sohn Paul Glaeser (Schrauben, Triebe, Zeiger)
- Werkzeug- und Vorrichtungsmacher
- In der mechanischen (Lehr)Werkstatt(1846 gegründet unter Leitung von Henniks und unter Mithilfe des Mechanikers Hermann Schneider) von A. Lange wurden zunächst die von Lange bereits in Dresden entworfenen Dreh- und Polierstühle mit Schwungradantrieb für jeden Lehrling hergestellt.
- Später wurden von den Lehrlingen Schieblehren, Zehntelmaße und Mikrometer hergestellt. Diese Meßgeräte wurden später von Moritz Grossmann fabrikmäßig hergestellt. Nach dem Tod von Großmann wurden die Meßgeräte von Robert Mühle und Mechanische Werkstätten Strasser & Rohde hergestellt.
- Ebenso wurden Räderschneidmaschinen hergestellt. Zur Herstellung der dazu benötigten Fräser wurde Herr Gustav Jungnickel ausgebildet, der sich 1848 mit der Herstellung von Rädern und Federhäusern selbstständig machte.
Uhrenhersteller
Die Uhrenhersteller führten folgende Arbeiten im eigenen Hause aus:
- Federhaus gehängt
- Eingriffe gestellt
- Triebe gedreht
- Räder aufgepaßt und geschenkelt
- Zapfen gedreht
- Gesperr- und Zeigerwerkteile hergestellt
- Repassage (Platinen und Kloben in Form gefeilt)
- Gehäusepassung
- Gang gesetzt
- Werk reguliert
- Werk vergoldet
- Werk vollendet
- Uhr fertig reguliert
Im Laufe der Jahre entstanden folgende Uhrenhersteller:
- A. Lange & Söhne / Glashütte i. Sa./de (gegr. 1845)
- Adolf Schneider (gegr. 1851)
- Julius Assmann - Deutsche Anker-Uhren-Fabrik(gegr. 1852)
- Moritz Grossmann (gegr. 1854)
- Deutsche Ankeruhrenfabrik Richard Glaeser (gegr. 1885)
- B. Junge & Söhne (gegr. 1891)
- Dürrstein & Comp. - Fabrik zur Herstellung Glashütter Präzisions-Taschenuhren (gegr. 1893)
- RONDA Uhrenfabrik GmbH Glashütte i. Sa.
- Paul Conrad Stübner Chronometer
Repasseure, Aufzugmacher, Finiseure, Repetitions- bzw. Chronografenmacher, Visiteure und Regleure.
Hersteller von Werkzeugen, Maschinen, Meßtechnik
- mechanische (Lehr-)Werkstatt(1846 gegründet)
- später von Großmann fabrikmäßig hergestellt
- Robert Mühle (Messwerkzeuge, 1868)
- Emil Lehmann (Werkzeuge, um 1868)
- Ernst Kreissig (Mechanische Werkstatt, 1868)
- Carl-Heinrich Wolf (Uhren und Laufwerke, 1868)
- Emil Thalheim (Werkzeuge, 1873)
- Mechanische Werkstätten Strasser & Rohde (1875)
- Curt Dietscholdt (Rechenmaschinen, 1877)
- 1878 von Ing. Arthur Burkhardt übernommen
- Carl Renner (Werkzeuge, 1894)
- J. Zacharias (Werkzeuge, 1879)
- Reissig & Uhlmann, Meßwerkzeugfabrik und Feinmechanik.
Um 1895 umfaßte die Glashütter Uhrenindustrie ca. 50 Unternehmen mit etwa 250 Personen.
Der I. Weltkrieg
Mit Beginn des I. Weltkrieges änderte sich die Lage für die Uhren- und feinmechanische Industrie in Glashütte. Namenhafte Produzenten, wie z.B. die Fa. A. Lange & Söhne, kündigten vorerst der gesamten Belegschaft, weitere Uhrenfirmen schlossen sich an.
Zulieferer aus Klein- und Kleinstbetrieben, sowie Fachkräfte kamen arg in Bedrängnis. Man suchte Beschäftigung in und für auswärtige Heereslieferungsbetriebe. Weiterhin entwickelte sich die Rohstoffversorgung im andauernden Kriegsverlauf zu einem Problem.
Eine notwendige Aufgabe der Stadtverwaltung Glashütte war es, Maßnahmen gegen Beschäftigungslosigkeit und zum Erhalt der Fachkräfte und Spezialisten zu ergreifen. Bürgermeister Bruno Opitz und Georg Wolf gelang es, z.B. Arbeiten der Artilleriewerkstatt Dresden nach Glashütte zu verlagern. Die Stadtverwaltung übernahm die Auftragsverteilung der Heeresaufträge, sowie die Rohstoffbeschaffung für die Uhren- und feinmechanische Industrie der Stadt. 1915 bekam diese Einrichtung die Bezeichnung Kriegsindustrie-Zentrale. Im Jahr 1917 waren 42 Betriebe mit über 1000 Werktätigen mit Arbeit versorgt.
Während des Krieges entstand in Deutschland ein Bedarf an preiswerten Gebrauchsuhren, der nun nicht mehr durch Auslandsimporte gedeckt werden konnte. Der schon zu Ende des 19. Jh. in Glashütte begründete konservative Weg zur handwerklichen Manufaktur-Fertigung von Uhren, brachte für ansässige Betriebe keine wirtschaftlichen Vorteile.
Nach Kriegsende konnte die vorhandene Rüstungsproduktion nicht sofort auf die Herstellung von Gütern unter Friedensverhältnissen umgestellt werden. Um die hiesige Industrie weiterhin mit lohnenden Aufträgen zu versorgen und die Rohstoffbeschaffung zu ermöglichen, wurde u.a. die bisherige Kriegsindustrie-Zentrale im April 1918 in eine Industriezentrale GmbH umgewandelt. Mit beträchtlichen Mitteln wurde u.a. eine Schreibmaschinen-Industrie auf genossenschaftlicher Grundlage ins Leben gerufen, damit Fachkräfte weiterhin mit Arbeit versorgt werden konnten. Auch die in Selbsthilfe der deutschen Uhrmacher 1918 gegründete DPUG brachte für die alteingesessenen Uhrenbetriebe vorerst eine bedeutende Konkurrenz. Diese Unternehmen scheiterten allerdings mit den Erscheinungen der Inflation.
Die Glashütter Uhrenindustrie heute
Unter anderem sind zur Zeit folgende Unternehmen in Glashütte im Bereich der Uhr tätig:
- A. Lange & Söhne - Uhrenfertigung.
- Glashütte Original - Uhrenfertigung.
- Nomos - Uhrenfertigung.
- Union Uhrenfabrik GmbH - Uhrenfertigung.
- Mühle - Fertigung von Uhren und Nautischen Instrumenten.
- Hemess - Uhrenfertigung, Uhrenrestauration, galvanische Veredelung (Existiert nich mehr).
- SUG - Gehäusefertigung.
- Bruno Söhnle - Uhrenatelier.
- Grossmann Uhren GmbH
- Wempe Chronometerwerke Glashütte i/SA - Uhrenfertigung und Chronometerprüfstelle
- Tutima - Uhrenfertigung.
Auch die Sternwarte Glashütte ist zu einer wichtigen Uhrenadresse im Ort geworden: Nachdem sie vom Hamburger Familienunternehmen Wempe saniert worden war, befindet sich dort seit dem 24. Januar 2005 eine Betriebsstätte für Uhren sowie eine unabhängige Chronometerprüfstelle, die dem Landesamt für Mess- und Eichwesen Thüringen (LMET) unterstellt ist.
Weitere interessante Informationen zur Geschichte der Uhrenstadt enthalten die Artikel:
- A. Lange & Söhne
- J. Assmann/Glashütte i.SA, Deutsche Anker-Uhren-Fabrik
- Präzisions-Uhren-Fabrik A.G.
- Deutsche Präzisionsuhrenfabrik Glashütte e.G.m.b.H
- UFAG
- UROFA
- Produktionsgemeinschaft Precis Glashütte
- VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB)
- Glashütter Uhrenbetrieb GmbH
- RONDA Uhrenfabrik GmbH Glashütte i. Sa.
- Grabstätten Glashütte
Weiterführende Informationen
Videos
Zeit - Das Diktat der Uhr (3/3)
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Literatur
- Glashütte und seine Uhren
- A. Lange & Söhne – Feine Uhren aus Sachsen 100 Jahre Uhrenindustrie in Glashütte von 1845 bis 1945, Autor: Reinhard Meis, Band I + II, München 2011
- Die ersten 25 Jahre Glashütter Uhrenindustrie 1845 -- 1870; Autor: Jürgen Peter; Selbstverlag des Autors; 2020
- Glashütte/Sachsen 1506 bis 2006 , 500 Jahre Stadtgeschichte, Herausgeber: Stadtverwaltung Glashütte, ISBN 3-937951-31-8
Externe Links
- Adreßbuch für den Bezirk der K. S. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde nebst Inserenten-Anhang für Dresden und Umgegend 1887/1888
- Adressbuch für den Bezirk der Königl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, enthaltend die Einwohner-Verzeichnisse von Dippoldiswalde, Altenberg, Bärenstein, Frauenstein, Geising, Glashütte und Lauenstein, sowie der zum Bezirk gehörenden Landgemeinden 1903/04
- Jahrhundertflut in Glashütte am 12.8.2002
- Weitere Fotos von Glashütte